Abhängigkeitsbericht – Transparenz bei Verflechtungen zwischen Unternehmen: In der heutigen Wirtschaftslandschaft sind Verflechtungen zwischen verschiedenen Unternehmen keine Seltenheit. In den meisten Fällen ist dies vorteilhaft, da es Unternehmen ermöglicht, gemeinsam Synergien zu nutzen, Ressourcen zu teilen und ihr Wachstums- und Innovationspotenzial zu steigern.

Dennoch können solche Verknüpfungen auch zu Konflikten, Rechtsstreitigkeiten und Transparenzproblemen führen. Daher ist es unerlässlich, dass Unternehmen durch einen Abhängigkeitsbericht ihre Verflechtungen offenlegen. Im Folgenden erfahren Sie, wie solche Berichte erstellt werden, welche rechtlichen Rahmenbedingungen es gibt und welche Risiken bei Nichtbeachtung drohen könnten.

Inhaltsverzeichnis:

  • Warum ist der Abhängigkeitsbericht so wichtig?
  • Rechtliche Grundlagen und Anforderungen an den Abhängigkeitsbericht
  • Die Erstellung eines Abhängigkeitsberichts: Ein Leitfaden
  • Risiken bei Nichtbeachtung und wie Sie sich davor schützen können
  • Tücken und Fallstricke, die Sie vermeiden sollten
  • Best Practices und Beispiele aus der Praxis
  • Häufig gestellte Fragen (FAQ)
  • Fazit: Der Abhängigkeitsbericht als Instrument für mehr Transparenz und Sicherheit

Warum ist der Abhängigkeitsbericht so wichtig?

Ein Abhängigkeitsbericht ist ein wichtiges Instrument, um potenzielle Interessenkonflikte und Risiken bei Verflechtungen zwischen Unternehmen aufzudecken und zu minimieren. Er macht erforderlich, dass Unternehmen ihre Abhängigkeit von anderen Unternehmen offenlegen, insbesondere wenn sie wirtschaftlich oder organisatorisch voneinander abhängig sind.

Der Bericht ist somit ein Element guter Corporate Governance und fördert die Transparenz und Glaubwürdigkeit von Unternehmen gegenüber ihren Aktionären, Investoren und der Öffentlichkeit.

Rechtliche Grundlagen und Anforderungen an den Abhängigkeitsbericht

Die rechtlichen Grundlagen für den Abhängigkeitsbericht finden sich im Aktiengesetz (AktG) und im Handelsgesetzbuch (HGB). Gemäß § 312 AktG sind verschiedene Unternehmen, wie zum Beispiel Aktiengesellschaften und Kommanditgesellschaften auf Aktien, dazu verpflichtet, einen Abhängigkeitsbericht zu erstellen, wenn sie von einem herrschenden Unternehmen abhängig sind.

Dies ist der Fall, wenn das herrschende Unternehmen die Mehrheit der Stimmrechte besitzt oder das abhängige Unternehmen im Sinne von § 17 Abs. 2 HGB als Tochterunternehmen gilt.

Zu den gesetzlich geforderten Inhalten des Abhängigkeitsberichts gehören Angaben zu:

  • den mit dem herrschenden Unternehmen und dessen verbundenen Unternehmen abgeschlossenen Rechtsgeschäften,
  • die Gründe für diese Geschäfte,
  • die Vorteile oder Nachteile, die sich daraus für das abhängige Unternehmen ergeben,
  • Haftungen und Verpflichtungen gegenüber dem herrschenden Unternehmen und seinen verbundenen Unternehmen,
  • die Bewertung der Konditionen und
  • die Wahrung wirtschaftlicher Unabhängigkeit.

Die Erstellung eines Abhängigkeitsberichts: Ein Leitfaden

Die Erstellung eines Abhängigkeitsberichts kann in mehreren Schritten erfolgen:

  1. Analyse der Abhängigkeiten: Als ersten Schritt sollten alle bestehenden Abhängigkeiten zwischen dem verpflichteten Unternehmen und dem herrschenden Unternehmen, sowie dessen verbundenen Unternehmen, identifiziert werden. Hierzu ist es erforderlich, alle relevanten Verträge, Vereinbarungen und Organisationsstrukturen zu prüfen.
  2. Aufbereitung der Informationen: Nach der Identifizierung der Abhängigkeiten gilt es, die benötigten Informationen und Daten systematisch zu sammeln, zu ordnen und aufzubereiten. Dies kann beispielsweise durch Tabellen, Diagramme oder Aufstellungen erfolgen, die den Umfang und den Wert der Verflechtungen veranschaulichen.
  3. Ausarbeitung des Berichts: Im nächsten Schritt wird der Abhängigkeitsbericht selbst erstellt. Dabei ist es wichtig, die gesetzlichen Vorgaben hinsichtlich der Inhalte zu beachten und möglichst präzise, klar und verständlich zu formulieren. Für jede identifizierte Abhängigkeit müssen die entsprechenden Angaben gemacht und bewertet werden.
  4. Prüfung und Freigabe: Vor der Veröffentlichung sollte der Bericht von internen oder externen Experten, wie beispielsweise Rechtsanwälten oder Wirtschaftsprüfern, geprüft und freigegeben werden. Damit wird sichergestellt, dass alle gesetzlichen Anforderungen erfüllt sind und keine relevanten Informationen fehlen.
  5. Veröffentlichung: Schließlich erfolgt die Veröffentlichung des Abhängigkeitsberichts. Dieser sollte im Rahmen der jährlichen Berichterstattung (z. B. im Lagebericht oder Geschäftsbericht) veröffentlicht und allen interessierten Parteien (z. B. Investoren, Geschäftspartnern und Mitarbeitern) zugänglich gemacht werden.

Risiken bei Nichtbeachtung und wie Sie sich davor schützen können

Unternehmen, die ihrer gesetzlichen Verpflichtung zur Erstellung und Veröffentlichung eines Abhängigkeitsberichts nicht nachkommen, können mit erheblichen Risiken konfrontiert werden. Dazu gehören unter anderem:

  • Rechtliche Konsequenzen: Unternehmen, die ihren Pflichten nicht nachkommen, können haftungsrechtliche Konsequenzen tragen müssen. Im schlimmsten Fall kann es zu Schadensersatzansprüchen von Aktionären, Investoren oder Geschäftspartnern kommen.
  • Reputationsrisiken: Ein fehlender oder mangelhafter Abhängigkeitsbericht kann das Vertrauen in das Unternehmen bei Investoren und Geschäftspartnern beeinträchtigen. In Zeiten von Corporate-Governance-Skandalen und einer zunehmenden Sensibilisierung für unternehmerische Verantwortung kann dies erhebliche negative Folgen haben.
  • Wirtschaftliche Risiken: Ungenügende Transparenz kann dazu führen, dass Unternehmen möglicherweise unwirtschaftliche Geschäfte oder Verträge eingehen. Ohne einen vollständigen Überblick über die Abhängigkeiten besteht zudem die Gefahr, potenzielle Synergien nicht zu erkennen und zu nutzen.

Um diese Risiken zu vermeiden, sollte das Unternehmen einerseits die rechtlichen Anforderungen sorgfältig beachten und andererseits das Thema Abhängigkeitsbericht als Teil der unternehmerischen Governance und Risikomanagement betrachten. Hier sind beispielsweise regelmäßige Überprüfungen, Aktualisierungen und interne Schulungen hilfreich.

Tücken und Fallstricke, die Sie vermeiden sollten

Bei der Erstellung des Abhängigkeitsberichts gibt es einige Fallstricke, die Sie vermeiden sollten:

  • Unklare Formulierungen: Die Informationen in Ihrem Abhängigkeitsbericht sollten klar und verständlich formuliert sein, um Missverständnisse und Interpretationsspielräume zu vermeiden.
  • Mangelnde Vollständigkeit: Achten Sie darauf, dass Ihr Bericht alle gesetzlich erforderlichen Angaben enthält und alle relevanten Abhängigkeiten berücksichtigt. Vergessen Sie nicht, auch Verflechtungen auf globaler Ebene oder innerhalb von Tochterunternehmen einzubeziehen.
  • Fehlende Dokumentation: Stellen Sie sicher, dass die Informationen und Daten in Ihrem Abhängigkeitsbericht auf einer soliden Dokumentation basieren. Dafür sollten Sie beispielsweise Verträge, Vereinbarungen und Organisationsstrukturen sorgfältig analysieren.
  • Unzureichende Aktualisierung: Da sich Geschäftsbeziehungen und Verflechtungen im Laufe der Zeit ändern können, ist es wichtig, den Abhängigkeitsbericht regelmäßig zu überprüfen und bei Bedarf zu aktualisieren.
  • Kein Fokus auf Wahrung der wirtschaftlichen Unabhängigkeit: Der Abhängigkeitsbericht sollte auch darlegen, wie das verpflichtete Unternehmen seine wirtschaftliche Unabhängigkeit gegenüber dem herrschenden Unternehmen wahrt und welche Maßnahmen hierfür ergriffen werden.

Best Practices und Beispiele aus der Praxis

In der Praxis gibt es verschiedene Ansätze und Best Practices, die Ihnen bei der Erstellung eines aussagekräftigen und umfassenden Abhängigkeitsberichts helfen können:

  • Einbindung von Experten: Ziehen Sie bei der Erstellung des Berichts interne oder externe Experten wie Rechtsanwälte oder Wirtschaftsprüfer hinzu, um sicherzustellen, dass alle gesetzlichen Vorgaben erfüllt sind und keine wesentlichen Informationen oder Sachverhalte fehlen.
  • Interdisziplinäre Zusammenarbeit: Die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Abteilungen wie Recht, Finanzen oder Risikomanagement kann dazu beitragen, ein umfassendes Verständnis der Abhängigkeiten und ihrer Auswirkungen auf das Unternehmen zu gewinnen und potenzielle Risiken frühzeitig zu identifizieren.
  • Benchmarking: Durch den Vergleich Ihres Abhängigkeitsberichts mit Berichten anderer Unternehmen aus Ihrer Branche oder mit ähnlichen Geschäftsmodellen können Sie Erkenntnisse gewinnen und Verbesserungspotenziale identifizieren.
  • Klare Kommunikation nach innen und außen: Stellen Sie sicher, dass alle wichtigen internen Stakeholder über den Abhängigkeitsbericht informiert sind und verstehen, welche Rolle dieser für das Unternehmen spielt. Eine klare und offene Kommunikation nach außen trägt dazu bei, das Vertrauen von Investoren und Geschäftspartnern zu stärken.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Lassen Sie uns Ihnen mit den häufigsten Fragen und ihren Antworten weiterhelfen.

In welchen Fällen müssen Unternehmen einen Abhängigkeitsbericht erstellen und veröffentlichen?

Unternehmen, wie beispielsweise Aktiengesellschaften und Kommanditgesellschaften auf Aktien, müssen einen Abhängigkeitsbericht erstellen und veröffentlichen, wenn sie von einem herrschenden Unternehmen abhängig sind. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn das herrschende Unternehmen die Mehrheit der Stimmrechte besitzt oder das abhängige Unternehmen ein Tochterunternehmen im Sinne von § 17 Abs. 2 HGB ist.

Was sind die gesetzlichen Grundlagen für den Abhängigkeitsbericht?

Die gesetzlichen Grundlagen für den Abhängigkeitsbericht finden sich im Aktiengesetz (AktG) und im Handelsgesetzbuch (HGB), insbesondere in § 312 AktG.

Welche Informationen müssen im Abhängigkeitsbericht enthalten sein?

Der Abhängigkeitsbericht muss Angaben zu den mit dem herrschenden Unternehmen und dessen verbundenen Unternehmen abgeschlossenen Rechtsgeschäften, den Gründen für diese Geschäfte, den Vorteilen oder Nachteilen für das abhängige Unternehmen sowie Haftungen und Verpflichtungen gegenüber dem herrschenden Unternehmen und seinen verbundenen Unternehmen enthalten. Außerdem müssen Informationen zur Bewertung der Konditionen und zur Wahrung wirtschaftlicher Unabhängigkeit dargelegt werden.

Was passiert, wenn ein Unternehmen die Erstellung und Veröffentlichung eines Abhängigkeitsberichts versäumt oder dieser unvollständig ist?

Unternehmen, die ihren Pflichten in Bezug auf den Abhängigkeitsbericht nicht nachkommen, können mit rechtlichen Konsequenzen, Reputationsrisiken und wirtschaftlichen Risiken konfrontiert werden.

Fazit: Der Abhängigkeitsbericht als Instrument für mehr Transparenz und Sicherheit

Der Abhängigkeitsbericht ist ein bedeutendes Instrument, um Transparenz bei Verflechtungen zwischen Unternehmen zu schaffen und potenzielle Risiken zu minimieren. Eine sorgfältige Erstellung und Veröffentlichung des Berichts, unter Berücksichtigung der gesetzlichen Rahmenbedingungen und der Empfehlungen in diesem Artikel, kann dazu beitragen, das Vertrauen von Investoren, Geschäftspartnern und der Öffentlichkeit in Ihr Unternehmen zu stärken.

Vergessen Sie nicht, den Abhängigkeitsbericht als Teil der unternehmerischen Governance und Risikomanagement zu betrachten und diesen regelmäßig zu überprüfen und zu aktualisieren.

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Wolfgang Herfurtner | Rechtsanwalt | Geschäftsführer | Gesellschafter

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