In der komplexen Welt des Rechts kann es Situationen geben, die uns vor Herausforderungen stellen. Eine der verblüffendsten kann sein: Ihr Anwalt wechselt die Seite und beginnt, für die Gegenseite zu arbeiten. Dieser Artikel bietet einen detaillierten Leitfaden, wie Sie in einer solchen Situation professionell navigieren können.

Einleitung: Was bedeutet es, wenn der Anwalt die Seite wechselt?

Wenn wir sagen, „der Anwalt wechselt die Seite“, bedeutet dies, dass er von seiner Position als Ihr Rechtsvertreter abrückt und beginnt, für die Gegenseite zu arbeiten. Dies kann geschehen, wenn er glaubt, dass Ihr Fall nicht gewinnbar ist, oder wenn er aus anderen Gründen davon überzeugt ist, dass es im besten Interesse aller Beteiligten ist.

Es ist wichtig zu beachten, dass ein Anwalt in den meisten Jurisdiktionen ethische Standards einzuhalten hat, die es ihm verbieten, in direktem Konflikt zu seinem früheren Mandanten oder einem aktuellen Mandanten zu stehen. Dieser Grundsatz wird von der anwaltlichen Berufsordnung (BORA) in Deutschland und dem Rule of Professional Conduct (RPC) in den USA verankert.

Das berufliche Verbot des Seitenwechsels

Nach § 43a Abs. 4 BORA darf ein Rechtsanwalt nicht tätig werden, wenn er dadurch in einen Interessenkonflikt gerät. Er darf also nicht gleichzeitig für zwei Parteien tätig sein, die gegensätzliche Interessen haben.

Darüber hinaus legt § 45 BORA fest, dass er nach der Beendigung des Mandats nicht gegen die Interessen seines früheren Mandanten arbeiten darf, wenn er dabei Informationen verwendet, die ihm im Rahmen des Mandatsverhältnisses anvertraut oder bekannt geworden sind. In den USA lässt auch die Regel 1.9 des Model Rules of Professional Conduct eine solche „Seitenwechsel“ nicht zu.

Was können Sie nun tun, wenn Ihr Anwalt die Seite wechselt?

Sollte sich Ihr Anwalt entschließen, die Seiten zu wechseln, haben Sie als Mandant mehrere Möglichkeiten, um Ihre Interessen zu wahren:

  • Versuchen Sie zuerst, das Problem mit Ihrem Anwalt zu besprechen und zu klären
  • Beenden Sie das Mandatsverhältnis, wenn ein direkter Interessenkonflikt besteht
  • Suchen Sie umgehend nach einem neuen Anwalt
  • Melden Sie den Fall der zuständigen Anwaltskammer

Gespräch mit dem Anwalt führen

Bevor Sie irgendwelche radikalen Schritte unternehmen, sollten Sie das direkte Gespräch mit Ihrem Anwalt suchen. Wenn Sie den Verdacht hegen oder Beweise dafür haben, dass Ihr Anwalt die Seiten wechseln möchte, sollten Sie ihn offen und ehrlich darauf ansprechen.

Beenden des Mandatsverhältnisses

Wenn klar ist, dass Ihr Anwalt Ihre Interessen nicht mehr angemessen vertritt, sollten Sie das Mandatsverhältnis beenden. Sie können dies schriftlich oder mündlich tun; eine schriftliche Kündigung ist jedoch empfehlenswert, um späteren Streit zu vermeiden.

Suchen Sie einen neuen Anwalt

Ist das Mandatsverhältnis beendet, wird es dringend empfohlen, einen neuen Anwalt zu suchen, um Ihre rechtlichen Interessen weiterhin zu gewährleisten.

Melden Sie den Fall der Anwaltskammer

Sollte Ihr Anwalt tatsächlich die Seite wechseln und damit gegen berufsrechtliche Pflichten verstoßen, haben Sie das Recht, den Fall der Anwaltskammer zu melden.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Nachfolgend die häufigsten Fragen für Sie auf einen Blick.

Ist es legal, wenn ein Anwalt die Seite wechselt?

Nein, in den meisten Rechtsprechungen ist es gegen das berufsrechtliche Verbot, wenn ein Anwalt die Seite wechselt und seine bisherige Arbeit zugunsten eines früheren Mandanten aufgibt.

Was kann ich tun, wenn mein Anwalt die Seite wechselt?

Sie sollten zuerst das Gespräch mit Ihrem Rechtsbeistand suchen. Wenn sich der Verdacht erhärtet, beenden Sie das Mandat und suchen Sie nach einem neuen Anwalt. In einigen Fällen kann es sinnvoll sein, den Fall der zuständigen Anwaltskammer zu melden.

Welche Pflichten hat ein Anwalt gegenüber seinem Mandanten?

Ein Anwalt hat eine Treuepflicht gegenüber seinem Mandanten und sollte dessen Interessen bestmöglich vertreten. Er hat die Pflicht, vertraulich mit den ihm anvertrauten Informationen umzugehen und darf keine Interessenkonflikte zulassen.

Kann ein Anwalt gleichzeitig für zwei Parteien arbeiten?

Nein, das wäre ein klarer Interessenkonflikt und widerspricht den beruflichen Verpflichtungen, die in der BORA und den RPC festgelegt sind.

Abschließende Gedanken zum Thema „Anwalt wechselt Seite“

Die Entscheidung eines Anwalts, die Seiten zu wechseln, kann ein Schock sein und das Gefühl von Verrat auslösen. Dennoch ist es wichtig zu wissen, dass Sie Rechte haben und Maßnahmen ergreifen können, um Ihre Interessen zu schützen.

Das Wichtigste bei dem schwierigen Thema „Anwalt wechselt Seite“ ist, ruhig zu bleiben und Ihre Rechte zu kennen. Mit dem in diesem Beitrag vorgestellten Leitfaden sind Sie gut darauf vorbereitet, angemessen auf eine solche Situation zu reagieren.

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Wolfgang Herfurtner | Rechtsanwalt | Geschäftsführer | Gesellschafter

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