Die Aussetzungsvereinbarung ist ein rechtlicher Rahmen, der es Vertragsparteien ermöglicht, vorübergehende Änderungen in ihren Rechten und Pflichten während eines bestehenden Vertragsverhältnisses oder Vorgangs zu vereinbaren. Erfahren Sie mehr über rechtliche Bestimmungen und Empfehlungen für die Formulierung solcher Vereinbarungen.

Inhaltsverzeichnis

Definition und Grundlagen

Eine Aussetzungsvereinbarung ist ein Vertrag, der zwischen Vertragsparteien geschlossen wird, um bestimmte Vertragsbedingungen vorübergehend auszusetzen oder aufzuheben. Diese Vereinbarung kann in verschiedenen Kontexten angewendet werden, wie z. B. bei der Aussetzung einer Arbeit, einer Leistungsverpflichtung oder einer Frist.

Eine Aussetzungsvereinbarung kann auch verwendet werden, um die Verpflichtungen, die sich aus einem Schiedsverfahren ergeben, auszusetzen, oder sie kann dazu dienen, einen zeitlichen Aufschub in Bezug auf bestimmte vertraglich vereinbarte Leistungen oder Forderungen zu gewähren. In jedem Fall ermöglicht eine Aussetzungsvereinbarung den Parteien, ihre Rechte und Pflichten vorübergehend zu ändern, ohne den Grundvertrag zu kündigen oder zu ändern.

Modelle einer Aussetzungsvereinbarung

Es gibt keine einheitliche oder standardisierte Gestaltung für Aussetzungsvereinbarungen, da ihre Form und Bedingungen von den spezifischen Umständen jedes Falls abhängen. Dennoch können Aussetzungsvereinbarungen häufig in drei grundlegende Modelle eingeteilt werden:

  • Vollständige Aussetzung: Bei diesem Modell werden alle Vertragsverpflichtungen der beteiligten Parteien vorübergehend ausgesetzt.
  • Teilweise Aussetzung: Hierbei werden nur bestimmte Vertragsverpflichtungen ausgesetzt, während andere weiterhin in Kraft bleiben.
  • Aussetzung mit Bedingungen: Bei diesem Modell wird die Aussetzung an bestimmte Bedingungen geknüpft, wie z. B. Leistungen, die vor der Aussetzung erbracht werden müssen.

Vorteile einer Aussetzungsvereinbarung

Eine Aussetzungsvereinbarung kann verschiedene Vorteile für die Vertragsparteien bieten, darunter:

  • Flexibilität: Vertragsparteien können ihre Vereinbarungen an wechselnde Umstände anpassen, ohne den bestehenden Vertrag zu ändern oder aufzulösen.
  • Kosteneinsparungen: Eine Aussetzung kann den Parteien ermöglichen, Kosten zu sparen, indem sie bestimmte Verpflichtungen oder Aufwendungen vorübergehend reduzieren.
  • Zeitgewinn: Eine Aussetzungsvereinbarung kann den Parteien helfen, Zeit zu gewinnen, um weitere Informationen zu sammeln, Verhandlungen fortzuführen oder andere Maßnahmen zu ergreifen, bevor sie ihre Verpflichtungen fortsetzen.
  • Risikomanagement: Durch die Aussetzung eines Vertrags können Parteien potenzielle Risiken erkennen und bewältigen, bevor sie sich weiter verpflichten.
  • Erhaltung von Geschäftsbeziehungen: Eine Aussetzungsvereinbarung kann dazu beitragen, die Zusammenarbeit zwischen den Parteien aufrechtzuerhalten und mögliche Streitigkeiten zu verhindern.

Rechtliche Anforderungen und Verfahrensgarantien

Eine Aussetzungsvereinbarung muss bestimmten rechtlichen Anforderungen und Verfahrensgarantien entsprechen, um wirksam zu sein. Dazu gehören:

  • Verhandlungs- und Abschlussfähigkeit der Parteien: Die Parteien müssen rechtsfähig sein und die rechtliche Autorität haben, eine Aussetzungsvereinbarung abzuschließen.
  • Gültigkeit des Grundvertrags: Die Aussetzungsvereinbarung darf nicht im Widerspruch zu den wesentlichen Bedingungen des Grundvertrags stehen und muss die Gültigkeit des Grundvertrags respektieren.
  • Vertragsmäßige Zustimmung: Die Parteien müssen sich über die Aussetzungsbedingungen einig sein und ihre Zustimmung zum Vertrag ausdrücken.
  • Rechtliche Beratung: Die Parteien sollten rechtliche Beratung in Anspruch nehmen, um sicherzustellen, dass die Aussetzungsvereinbarung den geltenden Gesetzen und Regelungen entspricht.
  • Schriftliche Vereinbarung und Benachrichtigung: Die Aussetzungsvereinbarung sollte schriftlich festgehalten werden und alle erforderlichen Mitteilungen und Benachrichtigungen, die im Grundvertrag vorgesehen sind, sollten eingehalten werden.
  • Befristung und Reaktivierung der Verpflichtungen: Die Aussetzungsvereinbarung sollte einen klaren Zeitrahmen für die Aussetzung festlegen und die Bedingungen für die Wiederaufnahme der Verpflichtungen klar definieren.

Tipps zur Formulierung

Um eine rechtlich effektive und klare Aussetzungsvereinbarung zu erstellen, sollten Sie die folgenden Empfehlungen beachten:

  • Einleitung und Hintergrund: Führen Sie die beteiligten Parteien ein und geben Sie eine kurze Zusammenfassung des Grundvertrags und des Grundes für die Aussetzung an.
  • Aussetzungsbedingungen: Definieren Sie, welche Verpflichtungen ausgesetzt werden, für welchen Zeitraum und unter welchen Bedingungen.
  • Verfahren zur Aussetzung und Wiederaufnahme: Legen Sie fest, wie und wann die Aussetzung beginnt und endet, sowie die Schritte, die erforderlich sind, um die Verpflichtungen wieder aufzunehmen.
  • Haftung und Schadensersatz: Klären Sie, wie eventuelle Haftungs- oder Schadenersatzansprüche während der Aussetzung behandelt werden.
  • Vertraulichkeit: Stellen Sie sicher, dass alle Parteien während der Aussetzung verpflichtet sind, vertrauliche Informationen und Materialien zu schützen.
  • Fortbestehende Verpflichtungen: Identifizieren Sie alle Verpflichtungen, die während der Aussetzung weiterhin gelten, wie beispielsweise die Erfüllung von Gewährleistungsansprüchen.
  • Auflösung und Streitbeilegung: Legen Sie fest, wie eventuelle Streitigkeiten, die sich aus der Aussetzungsvereinbarung ergeben, beigelegt werden sollen, z. B. durch Schlichtung oder Gerichtsverfahren.
  • Anwendbares Recht und Gerichtsstand: Benennen Sie das anwendbare Recht und den Gerichtsstand für die Aussetzungsvereinbarung.
  • Unterzeichnung und Datum: Beide Parteien sollten die Vereinbarung unterzeichnen und das Datum angeben, um ihre Zustimmung zu den Bedingungen der Aussetzung zu bestätigen.

Beispiel einer Aussetzungsvereinbarung

Ein Beispiel für eine mögliche Aussetzungsvereinbarung könnte wie folgt aussehen:

Aussetzungsvereinbarung zwischen Musterfirma GmbH (im Folgenden „Musterfirma“) und Beispielunternehmen AG (im Folgenden „Beispielunternehmen“) zur vorübergehenden Aussetzung der aus dem Grundvertrag vom TT.MM.JJJJ resultierenden Verpflichtungen (im Folgenden „Grundvertrag“).

1. Einleitung und Hintergrund

1.1. Musterfirma und Beispielunternehmen haben am TT.MM.JJJJ einen Grundvertrag über die Lieferung von Waren und Dienstleistungen abgeschlossen.

1.2. Aufgrund von [Grund für die Aussetzung, z. B. unvorhergesehene Umstände, Verzögerungen bei der Erfüllung von Verpflichtungen usw.] haben sich die Parteien darauf geeinigt, bestimmte Verpflichtungen aus dem Grundvertrag vorübergehend auszusetzen.

2. Aussetzungsbedingungen

2.1. Die Parteien vereinbaren, dass die folgenden Verpflichtungen aus dem Grundvertrag ab dem TT.MM.JJJJ bis zum TT.MM.JJJJ ausgesetzt werden:

  • [Auflistung der auszusetzenden Verpflichtungen]

2.2. Während der Aussetzung haben die Parteien keine Rechte und Pflichten in Bezug auf die ausgesetzten Verpflichtungen, es sei denn, dies ist in dieser Aussetzungsvereinbarung ausdrücklich festgelegt.

3. Verfahren zur Aussetzung und Wiederaufnahme

3.1. Die Aussetzung beginnt am TT.MM.JJJJ und endet am TT.MM.JJJJ, es sei denn, die Parteien einigen sich schriftlich auf eine Verlängerung oder Verkürzung dieses Zeitraums.

3.2. Nach Ablauf der Aussetzung werden die ausgesetzten Verpflichtungen wieder aufgenommen, und die Parteien sind verpflichtet, die Erfüllung ihrer Verpflichtungen aus dem Grundvertrag fortzusetzen.

4. Haftung und Schadensersatz

Die Parteien vereinbaren, dass während der Aussetzung keine weiteren Schadensersatzansprüche aus den ausgesetzten Verpflichtungen entstehen. Die Haftung für Schäden, die vor der Aussetzung entstanden sind, bleibt hiervon unberührt.

5. Vertraulichkeit

Die Parteien verpflichten sich, während der Aussetzung und nach der Wiederaufnahme der Verpflichtungen alle vertraulichen Informationen, die im Rahmen des Grundvertrags oder dieser Aussetzungsvereinbarung ausgetauscht wurden, vertraulich zu behandeln.

6. Fortbestehende Verpflichtungen

Ungeachtet der Aussetzung gelten die folgenden Verpflichtungen aus dem Grundvertrag weiterhin:

  • [Auflistung der fortbestehenden Verpflichtungen]

7. Auflösung und Streitbeilegung

7.1. Im Falle von Streitigkeiten über die Aussetzungsvereinbarung oder deren Folgen verpflichten sich die Parteien, zunächst eine gütliche Einigung anzustreben.

7.2. Sollte keine gütliche Einigung erreicht werden, können die Parteien das Streitverfahren nach Maßgabe des Grundvertrags einleiten.

8. Anwendbares Recht und Gerichtsstand

Die Aussetzungsvereinbarung unterliegt dem inländischen Recht und Gerichtsstand des Grundvertrags.

9. Unterzeichnung und Datum

Diese Aussetzungsvereinbarung wurde im Beisein beider Parteien am TT.MM.JJJJ unterzeichnet:

Musterfirma GmbH

__________________

Vertreter der Musterfirma

Beispielunternehmen AG

__________________

Vertreter des Beispielunternehmens

Häufig gestellte Fragen zum Thema

Hier finden Sie die meistgestellten Fragen auf einen Blick zusammengefasst.

Kann eine Aussetzungsvereinbarung rückwirkend gelten?

Grundsätzlich ist eine rückwirkende Geltung rechtlich nicht empfohlen, da dies zu Unsicherheit und potenziellen Missverständnissen führen kann. Eine vorübergehende Vertragsaussetzung sollte immer nur für zukünftige Verpflichtungen gelten.

Was passiert, wenn eine Partei während der Aussetzung ihren Verpflichtungen nicht nachkommt?

Sollte eine der Parteien während der Aussetzung ihren Verpflichtungen nicht nachkommen, kann die andere Partei rechtliche Schritte einleiten, um Schadensersatz oder die Erfüllung der ausstehenden Verpflichtungen zu erreichen. Dabei ist zu beachten, dass die während der Aussetzung entstandenen Schäden je nach Vertragsbedingungen geltend gemacht werden müssen.

Wie kann eine Aussetzungsvereinbarung aufgehoben oder geändert werden?

Sobald eine Aussetzungsvereinbarung unterzeichnet wurde, kann sie nur durch eine schriftliche Vereinbarung beider Parteien aufgehoben oder geändert werden. Die Parteien sollten rechtliche Beratung in Anspruch nehmen, um die notwendigen Schritte und Auswirkungen einer Aufhebung oder Änderung der Aussetzungsvereinbarung zu klären.

Ist eine Aussetzungsvereinbarung auch bei langfristigen Verträgen anwendbar?

Ja, eine Aussetzungsvereinbarung kann bei langfristigen Verträgen zur vorübergehenden Aussetzung von Vertragsverpflichtungen verwendet werden. Dabei müssen jedoch die spezifischen Umstände des Vertrags sowie die gesetzlichen Rahmenbedingungen beachtet werden.

Dieser Beitrag bietet einen umfassenden Überblick über die rechtlichen Grundlagen und praktischen Aspekte der Aussetzungsvereinbarung. Für eine individuelle Rechtsberatung im Zusammenhang mit Aussetzungsvereinbarungen empfiehlt es sich jedoch, einen erfahrenen Rechtsanwalt zu Rate zu ziehen, der die spezifischen Umstände des Falles und die gesetzlichen Regelungen im jeweiligen Rechtsgebiet berücksichtigen kann.

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