Im Rahmen eines Gerichtsverfahrens ist die Präsentation von Beweismitteln entscheidend für den Erfolg einer Partei. Doch was genau zählt als Beweis und welche Kriterien müssen erfüllt sein, damit ein Beweisstück vor Gericht verwendet werden darf? Als erfahrener Rechtsanwalt möchte ich Ihnen in diesem ausführlichen Blog-Beitrag alles Wissenswerte rund um das Thema Beweismittel im Gerichtsverfahren näherbringen. Hierzu zählen unter anderem die verschiedenen Arten von Beweismitteln, die Rechtsgrundlagen für ihre Verwendung und aktuelle Gerichtsurteile, die zum besseren Verständnis beitragen.
Inhaltsverzeichnis
- Arten von Beweismitteln
- Zulässigkeit von Beweismitteln
- Beweiswürdigung und Beweismaß
- Rechtlicher Rahmen für Beweismittel
- Aktuelle Gerichtsurteile
- FAQ zum Thema Beweismittel
Arten von Beweismitteln
Grundsätzlich lassen sich Beweismittel in verschiedene Kategorien einteilen. Hierzu zählen:
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Urkundenbeweis
Der Urkundenbeweis umfasst alle schriftlichen Dokumente, die zur Begründung von Tatsachen dienen. Hierzu zählen beispielsweise Verträge, Rechnungen, E-Mails, SMS oder auch amtliche Bescheinigungen.
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Augenschein
Der Augenschein ist die unmittelbare sinnliche Wahrnehmung des Gerichts von Tatsachen, die für das Verfahren von Bedeutung sind. Beispielhaft hierfür sind die Besichtigung eines Unfallorts oder die Präsentation eines beschädigten Gegenstands.
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Zeugenbeweis
Der Zeugenbeweis besteht aus der mündlichen Aussage einer Person, die über ihre Wahrnehmungen in Bezug auf die streitigen Tatsachen berichtet. Zeugen können sowohl sachverständige als auch nicht-sachverständige Personen sein.
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Sachverständigenbeweis
Der Sachverständigenbeweis dient dazu, dem Gericht bei der Beurteilung von Tatsachen, die besondere Fachkenntnisse erfordern, behilflich zu sein. Hierzu zählen beispielsweise medizinische Gutachten oder technische Stellungnahmen.
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Parteivernehmung
Die Parteivernehmung ist die Befragung einer Prozesspartei durch das Gericht. Sie dient der Aufklärung und Ergänzung des Sachverhalts und kann sowohl den Kläger als auch den Beklagten betreffen.
Zulässigkeit von Beweismitteln
Nicht jedes Beweisstück ist vor Gericht zulässig. Damit ein Beweis vor Gericht verwendet werden darf, muss er bestimmte Kriterien erfüllen. Hierzu zählen unter anderem:
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Relevanz
Ein Beweismittel muss für die Entscheidungsfindung des Gerichts relevant sein, das heißt, es muss sich auf eine streitige und erhebliche Tatsache beziehen.
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Beweisnot
Ein Beweisantrag ist nur zulässig, wenn die Partei, die den Beweis anbietet, sich in Beweisnot befindet. Das bedeutet, dass sie ohne den angebotenen Beweis keine Möglichkeit hat, ihre Behauptungen zu beweisen.
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Verfahrensordnungsgemäßheit
Ein Beweismittel muss in der gesetzlich vorgeschriebenen Form und innerhalb der gesetzlichen Fristen angeboten werden. Beispielsweise müssen Beweisanträge in der Regel spätestens bis zum Ende der mündlichen Verhandlung gestellt werden.
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Rechtsmissbräuchlichkeit
Ein Beweismittel darf nicht rechtsmissbräuchlich angeboten werden, beispielsweise um das Verfahren mutwillig in die Länge zu ziehen oder die Gegenseite zu schikanieren.
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Verbotene Beweismittel
Einige Beweismittel sind generell unzulässig, weil ihre Nutzung gegen gesetzliche Vorschriften oder Grundrechte verstößt. Hierzu zählen beispielsweise das heimliche Abhören von Telefonaten oder die Verwertung von Beweisen, die durch Folter erlangt wurden.
Beweiswürdigung und Beweismaß
Ein weiterer wichtiger Aspekt im Zusammenhang mit Beweismitteln ist ihre Bewertung durch das Gericht. Hierbei spielen zwei Begriffe eine zentrale Rolle:
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Beweiswürdigung
Die Beweiswürdigung ist der Prozess, in dem das Gericht die vorgelegten Beweismittel hinsichtlich ihrer Glaubhaftigkeit und Überzeugungskraft beurteilt. Dabei hat das Gericht einen weiten Entscheidungsspielraum und kann seine Entscheidung aufgrund der freien Beweiswürdigung treffen (§ 261 StPO, § 286 ZPO).
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Beweismaß
Das Beweismaß bezeichnet den Grad der Überzeugung, den das Gericht von der Wahrheit oder Unwahrheit einer Tatsache haben muss, um eine Entscheidung zu treffen. Es gibt verschiedene Beweismaße, die je nach Rechtsgebiet und Sachverhalt gelten. Die wichtigsten sind:
- Vollbeweis: Das Gericht ist von der Wahrheit einer Tatsache vollständig überzeugt. Dieses Beweismaß gilt in der Regel im Zivilrecht (§ 286 ZPO) und im Strafrecht (§ 261 StPO).
- Wahrscheinlichkeitsbeweis: Das Gericht hält eine Tatsache für wahrscheinlich, aber nicht für vollständig bewiesen. Dieses Beweismaß findet beispielsweise im Rahmen von Schadensersatzansprüchen im Zivilrecht Anwendung.
- Glaubhaftigkeitsbeweis: Das Gericht hält eine Tatsache für glaubhaft, das heißt, es gibt keine konkreten Anhaltspunkte, die gegen ihre Richtigkeit sprechen. Dieses Beweismaß kommt beispielsweise im sozialrechtlichen Verfahren zur Anwendung.
Rechtlicher Rahmen für Beweismittel
Die Verwendung von Beweismitteln im Gerichtsverfahren unterliegt gesetzlichen Regelungen, die je nach Rechtsgebiet variieren können. Die wichtigsten Rechtsgrundlagen sind:
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Zivilprozessrecht
Im Zivilprozess sind die Regelungen zur Beweisaufnahme und Beweiswürdigung in den §§ 355-373, 402-494 ZPO (Zivilprozessordnung) enthalten. Hierzu gehören unter anderem Vorschriften zur Beweislastverteilung, zur Beweisführung und zur Verwertung von Beweismitteln.
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Strafprozessrecht
Im Strafprozess sind die Regelungen zur Beweisaufnahme und Beweiswürdigung in den §§ 244-250, 261-275 StPO (Strafprozessordnung) enthalten. Diese bestimmen beispielsweise, welche Beweismittel zulässig sind, wie Beweisanträge gestellt werden müssen und welche Beweisverbote gelten.
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Verwaltungsprozessrecht
Im Verwaltungsprozess sind die Regelungen zur Beweisaufnahme und Beweiswürdigung in den §§ 86-99 VwGO (Verwaltungsgerichtsordnung) enthalten. Hierzu zählen insbesondere Vorschriften zur Amtsermittlungspflicht, zur Beweislastverteilung und zur Beweiswürdigung.
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Sozialgerichtsbarkeit
Im sozialgerichtlichen Verfahren sind die Regelungen zur Beweisaufnahme und Beweiswürdigung in den §§ 103-128 SGG (Sozialgerichtsgesetz) enthalten. Diese betreffen unter anderem die Amtsermittlungspflicht, die Beweislastverteilung und die Glaubhaftigkeitsbewertung.
Aktuelle Gerichtsurteile
Gerichtsurteile können einen wichtigen Einfluss auf die Handhabung von Beweismitteln im Gerichtsverfahren haben. Im Folgenden stelle ich Ihnen einige aktuelle Entscheidungen vor, die für das Verständnis der Thematik von Bedeutung sind:
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Bundesgerichtshof: Verwertung von Dashcam-Aufnahmen
In einer Entscheidung vom 15. Mai 2018 (Az. VI ZR 233/17) hat der Bundesgerichtshof entschieden, dass Dashcam-Aufnahmen im Zivilprozess grundsätzlich als Beweismittel verwertet werden dürfen. Zwar wurde die Frage der Verwertbarkeit solcher Aufnahmen im Strafprozess nicht ausdrücklich geklärt, aber es ist davon auszugehen, dass die Entscheidung auch hier richtungsweisend ist.
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Bundesverfassungsgericht: Beweiserhebungsverbote bei Grundrechtsverletzungen
In einer Entscheidung vom 27. April 2016 (Az. 2 BvR 2194/15) hat das Bundesverfassungsgericht klargestellt, dass Beweiserhebungsverbote gelten, wenn die Beweiserhebung zu einer Verletzung von Grundrechten führt. Im konkreten Fall wurde die Verwertung von Abhörprotokollen untersagt, die ohne die erforderliche richterliche Anordnung erstellt worden waren.
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Bundesarbeitsgericht: Beweisverwertungsverbot bei rechtswidriger Videoüberwachung
In einer Entscheidung vom 23. August 2018 (Az. 2 AZR 133/18) hat das Bundesarbeitsgericht entschieden, dass die heimliche Videoüberwachung von Arbeitnehmern grundsätzlich unzulässig ist und die dabei gewonnenen Erkenntnisse nicht als Beweismittel im Kündigungsschutzprozess verwertet werden dürfen.
FAQ zum Thema Beweismittel
Zum Abschluss möchte ich Ihnen einige häufig gestellte Fragen zum Thema Beweismittel im Gerichtsverfahren beantworten:
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Kann ich meine eigenen Aufnahmen als Beweis verwenden?
Grundsätzlich können eigene Aufnahmen, wie Fotos oder Videos, als Beweismittel verwendet werden, solange sie relevant, zulässig und rechtmäßig erlangt wurden. In bestimmten Fällen, wie bei Dashcam-Aufnahmen, kann die Verwertung jedoch eingeschränkt sein.
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Was ist ein Beweisverwertungsverbot?
Ein Beweisverwertungsverbot liegt vor, wenn ein Beweismittel zwar grundsätzlich zulässig ist, aber aufgrund bestimmter Umstände, wie beispielsweise einer Grundrechtsverletzung, nicht im Gerichtsverfahren verwendet werden darf.
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Wie lange können Beweismittel aufbewahrt werden?
Die Aufbewahrungsfrist für Beweismittel hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie der Art des Beweismittels und der Rechtsmaterie. In der Regel gelten jedoch gesetzliche Aufbewahrungsfristen, die beispielsweise für Geschäftsunterlagen bei sechs oder zehn Jahren liegen können.
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Wie kann ich meine Beweismittel vor Gericht präsentieren?
Die Präsentation von Beweismitteln vor Gericht erfolgt in der Regel durch das Einreichen von Schriftsätzen, das Vorlegen von Dokumenten oder Gegenständen oder das Vorführen von Zeugen oder Sachverständigen. Wichtig ist, dass die Beweismittel rechtzeitig und in der gesetzlich vorgeschriebenen Form angeboten werden.
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Was passiert, wenn ein Beweismittel später als unzulässig eingestuft wird?
Wird ein Beweismittel im Nachhinein als unzulässig eingestuft, kann dies zu einer Aufhebung oder Änderung der gerichtlichen Entscheidung führen. In diesem Fall kann das Gericht die Beweismittel erneut würdigen und gegebenenfalls eine andere Entscheidung treffen.
Fazit
Die Verwendung von Beweismitteln im Gerichtsverfahren ist von großer Bedeutung für den Erfolg einer Partei. Umso wichtiger ist es, die verschiedenen Arten von Beweismitteln, ihre Zulässigkeit und die rechtlichen Rahmenbedingungen zu kennen. Aktuelle Gerichtsurteile können dabei helfen, das Verständnis für die Handhabung von Beweismitteln im Gerichtsverfahren zu vertiefen und mögliche Fallstricke zu vermeiden. Als erfahrener Rechtsanwalt kann ich Ihnen bei der Aufbereitung und Präsentation Ihrer Beweismittel vor Gericht zur Seite stehen und Ihnen dabei helfen, Ihre Interessen bestmöglich zu vertreten.
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Wolfgang Herfurtner | Rechtsanwalt | Geschäftsführer | Gesellschafter

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