Deezer, einer der weltweit führenden Musikstreaming-Anbieter, war kürzlich von einer Datenpanne betroffen. Diese umfangreiche Panne hat möglicherweise Millionen von Nutzerdaten offengelegt. Als erfahrener Rechtsanwalt im Datenschutzrecht möchte ich Ihnen in diesem Blogbeitrag wichtige Informationen zur Verfügung stellen, um Ihnen bei der Wahrnehmung Ihrer Rechte zu helfen.

Ich werde die rechtlichen Grundlagen erläutern, auf denen Schadensersatzansprüche basieren, und aktuelle Gerichtsurteile und Gesetze untersuchen, die für den Deezer-Fall relevant sind. Zusätzlich werde ich Ihnen Tipps und Ratschläge geben, wie Sie vorgehen können, wenn Sie von der Datenpanne betroffen sind.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Deezer-Datenpanne?

Die Deezer-Datenpanne ist ein Sicherheitsvorfall, bei dem Unbekannte auf die persönlichen Informationen von Millionen von Deezer-Nutzern zugreifen konnten. Dabei wurden unter anderem E-Mail-Adressen, Passwörter, Zahlungsinformationen und andere sensible Daten kompromittiert.

Die Datenpanne wurde von Deezer selbst entdeckt und gemeldet. Das Unternehmen hat daraufhin umgehend Maßnahmen ergriffen, um die Sicherheitslücke zu schließen und die betroffenen Nutzer zu informieren. Trotz dieser Bemühungen bleibt die Gefahr, dass die gestohlenen Daten von Cyberkriminellen missbraucht werden könnten.

Rechtliche Grundlagen für Schadensersatzansprüche

Die rechtlichen Grundlagen für Schadensersatzansprüche im Zusammenhang mit Datenschutzverletzungen sind in verschiedenen Gesetzen und Vorschriften verankert. Die wichtigsten davon sind:

Die DSGVO ist die zentrale Datenschutzregelung in der Europäischen Union. Sie legt fest, dass Unternehmen für Datenschutzverletzungen haftbar gemacht werden können und schreibt vor, dass betroffene Personen Anspruch auf Schadensersatz haben (Art. 82 DSGVO).

Das BDSG konkretisiert und ergänzt die Vorschriften der DSGVO für den nationalen Rechtsrahmen in Deutschland. Es enthält ebenfalls Bestimmungen zur Haftung von Unternehmen für Datenschutzverletzungen (§ 25 BDSG).

Das BGB enthält allgemeine Regelungen zur Haftung für Schäden, die durch die Verletzung von Rechten oder Pflichten entstehen. Insbesondere § 823 BGB (unerlaubte Handlung) und § 831 BGB (Haftung für Erfüllungsgehilfen) sind für Datenschutzverletzungen von Bedeutung.

Aktuelle Gerichtsurteile und deren Bedeutung für den Deezer-Fall

Es gibt mehrere Gerichtsurteile, die für den Deezer-Fall relevant sind und die Rechtsprechung im Bereich des Datenschutzrechts prägen. Dazu gehören unter anderem:

  • EuGH, Urteil vom 25. Mai 2018, Az. C-210/16 (Wirtschaftsakademie Schleswig-Holstein)
  • BGH, Urteil vom 28. November 2019, Az. III ZR 14/18 (Videoload)
  • OLG Frankfurt, Urteil vom 27. September 2018, Az. 13 U 165/17 (Deutsche Bahn)

Das Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) im Fall Wirtschaftsakademie Schleswig-Holstein befasst sich insbesondere mit der Frage der gemeinsamen Verantwortlichkeit von Unternehmen für Datenschutzverletzungen. Der EuGH entschied, dass beide Unternehmen, die an der Verarbeitung von personenbezogenen Daten beteiligt sind, gemeinsam verantwortlich sein können und somit auch gemeinsam haftbar gemacht werden können. Dies könnte im Deezer-Fall relevant sein, wenn das Unternehmen mit Dritten zusammengearbeitet hat, um die betroffenen Daten zu verarbeiten.

Das Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) im Fall Videoload ist ein wegweisendes Urteil im Bereich des Datenschutzrechts. Der BGH entschied, dass Betroffene Anspruch auf Schadensersatz für immaterielle Schäden (z.B. Persönlichkeitsrechtsverletzungen) haben, wenn ihre Daten ohne ihre Zustimmung verarbeitet wurden. Dieses Urteil stärkt die Position von Betroffenen, die aufgrund der Deezer-Datenpanne Schadensersatzansprüche geltend machen möchten.

Das Urteil des Oberlandesgerichts (OLG) Frankfurt im Fall Deutsche Bahn ist ebenfalls von Bedeutung für den Deezer-Fall. Das OLG Frankfurt entschied, dass Unternehmen, die personenbezogene Daten verarbeiten, dafür Sorge tragen müssen, dass diese Daten vor unberechtigtem Zugriff geschützt sind. Andernfalls können sie für daraus entstandene Schäden haftbar gemacht werden. Im Deezer-Fall könnte dies bedeuten, dass das Unternehmen für die entstandenen Schäden aufkommen muss, wenn es nicht ausreichend für den Schutz der betroffenen Daten gesorgt hat.

Schadensersatz: Welche Schäden können geltend gemacht werden?

Wenn Sie von der Deezer-Datenpanne betroffen sind, können Sie grundsätzlich Schadensersatz für materielle und immaterielle Schäden geltend machen. Materielle Schäden sind solche, die einen finanziellen Wert haben, z.B. entgangene Gewinne oder Kosten für Rechtsberatung. Immaterielle Schäden sind solche, die keinen direkten finanziellen Wert haben, z.B. Persönlichkeitsrechtsverletzungen oder psychische Belastungen.

Beispiele für Schäden, die im Zusammenhang mit der Deezer-Datenpanne geltend gemacht werden könnten, sind:

  • Kosten für den Austausch von Zahlungsinformationen (z.B. Kreditkarten)
  • Entgangene Gewinne aufgrund von Betrug oder Identitätsdiebstahl
  • Kosten für Rechtsberatung, um Schadensersatzansprüche durchzusetzen
  • Immaterielle Schäden, z.B. Persönlichkeitsrechtsverletzungen oder psychische Belastungen

Um Schadensersatz zu erhalten, müssen Sie nachweisen, dass die Datenpanne bei Deezer zu den von Ihnen geltend gemachten Schäden geführt hat. Dies kann unter Umständen schwierig sein, insbesondere wenn es um immaterielle Schäden geht. Daher empfehle ich Ihnen, sich von einem erfahrenen Rechtsanwalt im Datenschutzrecht beraten zu lassen, um Ihre Ansprüche bestmöglich durchzusetzen.

Vorgehensweise: Wie können Betroffene ihre Ansprüche durchsetzen?

Wenn Sie von der Deezer-Datenpanne betroffen sind und Schadensersatzansprüche geltend machen möchten, sollten Sie folgende Schritte unternehmen:

  1. Dokumentieren Sie den Vorfall: Bewahren Sie alle relevanten Informationen und Unterlagen auf, die den Zusammenhang zwischen der Datenpanne und den von Ihnen erlittenen Schäden belegen können. Dazu gehören z.B. E-Mails von Deezer, die die Datenpanne bestätigen, oder Kontoauszüge, die betrügerische Transaktionen zeigen.
  2. Kontaktieren Sie Deezer: Fordern Sie das Unternehmen auf, Ihnen Schadensersatz für die erlittenen Schäden zu zahlen. Legen Sie dabei dar, welche Schäden Ihnen entstanden sind und wie diese auf die Datenpanne zurückzuführen sind. Setzen Sie Deezer eine angemessene Frist, um auf Ihre Forderung zu reagieren.
  3. Suchen Sie rechtlichen Beistand: Wenn Deezer Ihre Forderung ablehnt oder nicht zufriedenstellend darauf reagiert, empfehle ich Ihnen, sich an einen erfahrenen Rechtsanwalt im Datenschutzrecht zu wenden. Dieser kann Sie bei der Durchsetzung Ihrer Ansprüche unterstützen und gegebenenfalls gerichtliche Schritte einleiten.

Bitte beachten Sie, dass für die Geltendmachung von Schadensersatzansprüchen aufgrund von Datenschutzverletzungen in Deutschland eine Verjährungsfrist von drei Jahren gilt (§ 195 BGB). Diese Frist beginnt mit dem Ende des Jahres, in dem der Anspruch entstanden ist und der Gläubiger von den anspruchsbegründenden Umständen und der Person des Schuldners Kenntnis erlangt hat oder ohne grobe Fahrlässigkeit hätte erlangen müssen (§ 199 BGB). Daher ist es wichtig, dass Sie Ihre Ansprüche rechtzeitig geltend machen.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Bin ich von der Deezer-Datenpanne betroffen?

Wenn Sie ein Deezer-Konto haben und das Unternehmen Sie darüber informiert hat, dass Ihre Daten von der Panne betroffen sind, sollten Sie davon ausgehen, dass Ihre persönlichen Informationen kompromittiert wurden. In diesem Fall empfehle ich Ihnen, die oben beschriebenen Schritte zu unternehmen, um Ihre Rechte wahrzunehmen.

Muss ich einen Anwalt beauftragen, um Schadensersatz zu erhalten?

Es ist nicht zwingend erforderlich, einen Anwalt zu beauftragen, um Schadensersatzansprüche geltend zu machen. Allerdings kann ein erfahrener Rechtsanwalt im Datenschutzrecht Ihnen dabei helfen, Ihre Ansprüche effektiver durchzusetzen und mögliche Fallstricke zu vermeiden. Insbesondere bei komplexen Fällen oder hohen Schadenssummen empfehle ich Ihnen, rechtlichen Beistand in Anspruch zu nehmen.

Wie hoch ist der Schadensersatz, den ich erwarten kann?

Die Höhe des Schadensersatzes hängt von verschiedenen Faktoren ab, insbesondere von der Art und dem Umfang der erlittenen Schäden. Es gibt keine festen Beträge für Schadensersatzansprüche im Datenschutzrecht. Stattdessen wird jeder Fall individuell beurteilt, wobei auch die Rechtsprechung und vergleichbare Fälle eine Rolle spielen. Ein erfahrener Rechtsanwalt kann Ihnen dabei helfen, eine realistische Einschätzung der möglichen Schadensersatzsumme vorzunehmen.

Was passiert, wenn Deezer meine Schadensersatzforderung ablehnt?

Wenn Deezer Ihre Schadensersatzforderung ablehnt oder nicht zufriedenstellend darauf reagiert, sollten Sie sich an einen erfahrenen Rechtsanwalt im Datenschutzrecht wenden. Dieser kann Ihre Ansprüche weiterverfolgen und gegebenenfalls gerichtliche Schritte einleiten, um den Schadensersatz für Sie durchzusetzen.

Gibt es eine Verjährungsfrist für Schadensersatzansprüche aufgrund von Datenschutzverletzungen?

Ja, in Deutschland gilt eine Verjährungsfrist von drei Jahren für Schadensersatzansprüche aufgrund von Datenschutzverletzungen (§ 195 BGB). Diese Frist beginnt mit dem Ende des Jahres, in dem der Anspruch entstanden ist und der Gläubiger von den anspruchsbegründenden Umständen und der Person des Schuldners Kenntnis erlangt hat oder ohne grobe Fahrlässigkeit hätte erlangen müssen (§ 199 BGB). Es ist daher wichtig, Ihre Ansprüche rechtzeitig geltend zu machen.

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