Die energetische Sanierung von Immobilien ist ein immer wichtiger werdendes Thema, da sowohl Eigentümer als auch Mieter den energetischen Zustand ihrer Immobilien verbessern möchten, um Energiekosten zu senken und einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten. In diesem umfassenden Blog-Beitrag werden die rechtlichen Aspekte der energetischen Sanierung von Immobilien beleuchtet und wichtige Informationen zu Gesetzen, Gerichtsurteilen und häufig gestellten Fragen gegeben.

Rechtliche Grundlagen der energetischen Sanierung

Die rechtlichen Grundlagen der energetischen Sanierung von Immobilien ergeben sich aus verschiedenen Gesetzen, Verordnungen und Normen auf nationaler und europäischer Ebene. Im Folgenden werden die wichtigsten Regelungen vorgestellt.

Energiesparverordnung (EnEV)

Die Energiesparverordnung (EnEV) ist die zentrale Vorschrift für die energetische Sanierung von Immobilien in Deutschland. Sie regelt die energetischen Anforderungen an Neubauten und die Modernisierung von Bestandsgebäuden. Die EnEV setzt die europäische Gebäuderichtlinie (EPBD) in deutsches Recht um und verpflichtet Eigentümer, bestimmte energetische Standards bei der Sanierung von Immobilien einzuhalten.

Energieeinsparungsgesetz (EnEG)

Das Energieeinsparungsgesetz (EnEG) bildet die gesetzliche Grundlage für die EnEV und legt die Ziele und Grundsätze der Energieeinsparung und der Nutzung erneuerbarer Energien in Gebäuden fest. Das EnEG verpflichtet die Bundesregierung, regelmäßig den Stand der Technik im Bereich der Energieeffizienz von Gebäuden zu überprüfen und gegebenenfalls die Anforderungen der EnEV anzupassen.

Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG)

Das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG) regelt die Nutzung von erneuerbaren Energien zur Wärme- und Kälteversorgung von Gebäuden. Es verpflichtet Eigentümer von Neubauten, einen bestimmten Anteil des Wärme- und Kältebedarfs aus erneuerbaren Energien zu decken. Bei der Sanierung von Bestandsgebäuden können Eigentümer unter bestimmten Voraussetzungen auch zur Nutzung von erneuerbaren Energien verpflichtet werden.

Förderprogramme und steuerliche Aspekte

Neben den rechtlichen Vorgaben gibt es verschiedene Förderprogramme und steuerliche Vergünstigungen, die Eigentümern bei der energetischen Sanierung von Immobilien finanziell unter die Arme greifen. Dazu gehören insbesondere das CO2-Gebäudesanierungsprogramm der KfW-Bankengruppe, das Marktanreizprogramm des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) und die steuerliche Absetzbarkeit von energetischen Sanierungsmaßnahmen im Rahmen des § 35c Einkommensteuergesetz (EStG).

Energetische Sanierung im Mietrecht

Die energetische Sanierung von Mietwohnungen und -häusern wirft zahlreiche rechtliche Fragen auf, insbesondere in Bezug auf die Durchführung von Sanierungsmaßnahmen, die Umlage von Kosten auf die Mieter und die Anpassung der Miete nach einer energetischen Sanierung. Im Folgenden werden die wichtigsten Aspekte erläutert.

Durchführung von energetischen Sanierungsmaßnahmen im Mietrecht

Grundsätzlich hat der Vermieter das Recht, energetische Sanierungsmaßnahmen an einer vermieteten Immobilie durchzuführen. Allerdings muss er die Mieter rechtzeitig und umfassend über die geplanten Maßnahmen informieren und ihnen Gelegenheit geben, etwaige Einwände vorzubringen. Die Mieter sind verpflichtet, die Sanierungsmaßnahmen zu dulden, sofern sie nicht unverhältnismäßig oder unzumutbar sind.

Umlage von Kosten für energetische Sanierungsmaßnahmen auf die Mieter

Nach § 559 Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) hat der Vermieter das Recht, die Kosten für energetische Sanierungsmaßnahmen auf die Mieter umzulegen, sofern diese zu einer dauerhaften Verbesserung des energetischen Zustands der Immobilie führen und damit auch den Wohnwert der Mietwohnung erhöhen. Die Umlage erfolgt in Form einer Mieterhöhung, die aufgrund von Modernisierungsmaßnahmen zulässig ist. Dabei darf die Mieterhöhung jedoch 11 % der für die Wohnung aufgewendeten Kosten pro Jahr nicht übersteigen.

Mietsenkung bei mangelhafter energetischer Sanierung

Wenn die energetische Sanierung einer Mietwohnung mangelhaft durchgeführt wurde und dadurch der Wohnwert der Wohnung gemindert ist, kann der Mieter eine Mietsenkung verlangen. Eine solche Minderung kann beispielsweise dann in Betracht kommen, wenn die Sanierung zu einer unzureichenden Wärmedämmung oder zu Feuchtigkeitsproblemen geführt hat.

Aktuelle Gerichtsurteile zur energetischen Sanierung

Die Rechtsprechung zur energetischen Sanierung von Immobilien entwickelt sich ständig weiter und gibt wichtige Orientierungshilfen für Eigentümer und Mieter. Im Folgenden werden einige aktuelle Gerichtsurteile vorgestellt, die für die Praxis von besonderer Bedeutung sind.

Bundesgerichtshof: Mieterhöhung nach energetischer Sanierung auch bei Leerstand zulässig

In einem Urteil vom 12. Dezember 2018 (Az. VIII ZR 254/17) hat der Bundesgerichtshof entschieden, dass ein Vermieter die Miete nach einer energetischen Sanierung auch dann erhöhen darf, wenn die Wohnung zum Zeitpunkt der Sanierung leer stand. Damit hat der BGH klargestellt, dass die Mieterhöhung nach § 559 BGB nicht davon abhängt, ob der Mieter die energetischen Verbesserungen tatsächlich in Anspruch nehmen konnte.

Bundesgerichtshof: Schönheitsreparaturen nach energetischer Sanierung

In einem weiteren Urteil vom 8. Mai 2019 (Az. VIII ZR 263/17) hat der Bundesgerichtshof entschieden, dass ein Vermieter nach einer energetischen Sanierung nicht verpflichtet ist, Schönheitsreparaturen in der Wohnung des Mieters durchzuführen, sofern die Sanierungsmaßnahmen keine Schäden oder Verunreinigungen verursacht haben. Damit hat der BGH klargestellt, dass die Durchführung von Schönheitsreparaturen nach einer energetischen Sanierung grundsätzlich im Ermessen des Vermieters liegt.

Landgericht Berlin: Keine Mieterhöhung bei fehlender Zustimmung des Mieters zur energetischen Sanierung

In einem Urteil vom 12. November 2019 (Az. 63 S 230/18) hat das Landgericht Berlin entschieden, dass ein Vermieter die Miete nach einer energetischen Sanierung nicht erhöhen darf, wenn der Mieter der Sanierung nicht ausdrücklich zugestimmt hat. Damit hat das LG Berlin klargestellt, dass die Mieterhöhung nach § 559 BGB an die Zustimmung des Mieters zur energetischen Sanierung geknüpft ist und ohne diese Zustimmung nicht zulässig ist.

Landgericht München: Keine Mietminderung bei fehlender Energieausweiskennzahl

In einem Urteil vom 2. Juni 2017 (Az. 31 S 11295/16) hat das Landgericht München entschieden, dass ein Mieter die Miete nicht mindern darf, wenn der Vermieter keinen Energieausweis mit einer Kennzahl zur Energieeffizienz der Wohnung vorlegt. Nach Ansicht des LG München ist die fehlende Energieausweiskennzahl kein Mangel der Mietsache, der eine Mietminderung rechtfertigen würde.

Häufig gestellte Fragen (FAQs) zur energetischen Sanierung

Im Folgenden werden einige häufig gestellte Fragen zur energetischen Sanierung von Immobilien und die dazugehörigen rechtlichen Aspekte beantwortet.

Muss ich als Eigentümer bei der energetischen Sanierung meiner Immobilie bestimmte Vorgaben einhalten?

Ja, als Eigentümer sind Sie verpflichtet, die Vorgaben der Energiesparverordnung (EnEV) und gegebenenfalls des Erneuerbare-Energien-Wärmegesetzes (EEWärmeG) bei der energetischen Sanierung Ihrer Immobilie einzuhalten. Dabei müssen Sie insbesondere die Mindestanforderungen an die energetische Qualität von Bauteilen und Anlagen sowie die Pflicht zur Nutzung erneuerbarer Energien beachten.

Kann ich als Vermieter die Kosten für energetische Sanierungsmaßnahmen auf meine Mieter umlegen?

Grundsätzlich haben Sie als Vermieter das Recht, die Kosten für energetische Sanierungsmaßnahmen auf Ihre Mieter umzulegen, sofern diese zu einer dauerhaften Verbesserung des energetischen Zustands der Immobilie führen und damit auch den Wohnwert der Mietwohnung erhöhen. Die Umlage erfolgt in Form einer Mieterhöhung nach § 559 BGB, die jedoch 11 % der für die Wohnung aufgewendeten Kosten pro Jahr nicht übersteigen darf.

Kann ich als Mieter eine Mietminderung verlangen, wenn die energetische Sanierung meiner Wohnung mangelhaft durchgeführt wurde?

Wenn die energetische Sanierung Ihrer Mietwohnung mangelhaft durchgeführt wurde und dadurch der Wohnwert der Wohnung gemindert ist, können Sie als Mieter eine Mietminderung verlangen. Eine solche Minderung kann beispielsweise dann in Betracht kommen, wenn die Sanierung zu einer unzureichenden Wärmedämmung oder zu Feuchtigkeitsproblemen geführt hat.

Welche Fördermöglichkeiten gibt es für die energetische Sanierung von Immobilien?

Für die energetische Sanierung von Immobilien gibt es verschiedene Förderprogramme und steuerliche Vergünstigungen, die Ihnen als Eigentümer finanziell unter die Arme greifen können. Dazu gehören insbesondere das CO2-Gebäudesanierungsprogramm der KfW-Bankengruppe, das Marktanreizprogramm des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) und die steuerliche Absetzbarkeit von energetischen Sanierungsmaßnahmen im Rahmen des § 35c Einkommensteuergesetz (EStG).

Fazit

Die energetische Sanierung von Immobilien ist ein komplexes Thema, das sowohl für Eigentümer als auch für Mieter zahlreiche rechtliche Aspekte und Fragestellungen aufwirft. Die rechtlichen Grundlagen der energetischen Sanierung finden sich in verschiedenen Gesetzen und Verordnungen, insbesondere der Energiesparverordnung (EnEV), dem Energieeinsparungsgesetz (EnEG) und dem Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG). Bei der energetischen Sanierung von Mietwohnungen und -häusern sind insbesondere die Regelungen des Mietrechts zur Durchführung von Sanierungsmaßnahmen, zur Umlage von Kosten auf die Mieter und zur Anpassung der Miete nach einer energetischen Sanierung zu beachten. Die aktuelle Rechtsprechung gibt wichtige Orientierungshilfen für die Praxis und beantwortet viele offene Fragen zur energetischen Sanierung von Immobilien.

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Wolfgang Herfurtner | Rechtsanwalt | Geschäftsführer | Gesellschafter

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