Im Jahr 2022 wurden weltweit M&A-Transaktionen im Wert von über 4 Billionen Dollar verzeichnet. Ein beträchtlicher Anteil davon entfiel auf feindliche Übernahmen. Bei einer solchen Übernahme wird das Management und die Aktionäre unerwartet entmachtet.
Dies zieht tiefgreifende Konsequenzen nach sich – angefangen bei der Unternehmenskontrolle bis hin zur Mitarbeitermoral und dem gesamten Übernahmeprozess. Der abrupte Kampf um die Kontrolle einer Firma unterstreicht die essenzielle Bedeutung von strategischer Planung und der Früherkennung von Übernahmerisiken.
Wichtige Erkenntnisse
- Feindliche Übernahmen sind ein wesentlicher Bestandteil des globalen Marktes für Mergers and Acquisitions.
- Die Kontrolle über ein Unternehmen zu verlieren, kann gravierende Folgen für Aktionäre und Mitarbeiter haben.
- Früherkennung und strategische Vorbereitung sind entscheidend, um Übernahmekämpfe abzuwehren.
- Feindliche Übernahmen können die Unternehmenskultur erheblich beeinflussen.
- Die rechtlichen Rahmenbedingungen in Deutschland spielen eine wichtige Rolle im Schutz gegen unerwünschte Firmenübernahmen.
Was ist eine Feindliche Übernahme?
Als „Feindliche Übernahme“ wird eine Akquisition eines Unternehmens bezeichnet, bei der das Führungsteam des Zielunternehmens gegen den Kauf ist. Zumeist präsentiert der Käufer ein Angebot unabhängig von der Zustimmung der Geschäftsführung, oft ohne vorangegangene Dialoge. Diese Situation führt zu Konflikten, da das Zielunternehmen Widerstand leistet und der Käufer seine Pläne forciert durchzusetzen versucht.
Definition und Grundlagen
Unter „Feindlicher Übernahme“ versteht man eine Reihe charakteristischer Zustände. Typischerweise umfasst dies ein Angebot an die Aktionäre des Zielunternehmens, meist über dessen Marktwert, um sie zum Verkauf zu bewegen. Diese Methode ist oft nicht willkommen und das Zielunternehmen setzt Gegenmaßnahmen ein.
Unterschiede zur freundlichen Übernahme
Im Kontrast dazu steht die freundliche Akquisition, die durch ein Zusammenwirken gekennzeichnet ist. Bei ihr ist die Führung des Zielunternehmens in den Übernahmeprozess eingeweiht und unterstützt das Angebot. Alles geschieht transparent, mit offener Darlegung aller Pläne. So entfallen jegliche Konflikte und die Übernahme erfolgt im Einvernehmen aller Seiten.
Voraussetzungen für eine Feindliche Übernahme
Eine feindliche Übernahme erfordert eine komplexe Vorbereitung. Verschiedenste Bedingungen müssen erfüllt sein, damit sie erfolgreich abgeschlossen werden kann.
Finanzielle Aspekte
Finanzierung ist zentral für Mergers and Acquisitions, besonders bei feindlichen Übernahmen. Käufer benötigen umfangreiche finanzielle Mittel, um das Zielunternehmen zu kaufen. Sie nutzen oft Bankkredite, Anleihen oder Alternativen zur Finanzierung. Die präzise Bewertung des Unternehmens ist entscheidend, um die finanziellen Anforderungen klar zu definieren.
Ein unkorrekter Wertansatz kann die Finanzierungspläne riskieren und das Übernahmeprojekt zum Scheitern bringen.
Unternehmensstrategie und -struktur
Die Strategie und Struktur des Zielunternehmens beeinflussen dessen Übernahmeanfälligkeit erheblich. Unternehmen mit klarer und starker Strategie sind weniger Übernahmeziele. Marktposition, Wettbewerbsfähigkeit und Managementqualität sind hierbei kritische Faktoren.
Eine detaillierte Unternehmensbewertung ermöglicht das Erkennen von Stärken und Schwächen. Dadurch lassen sich die Chancen einer erfolgreichen Übernahme besser einschätzen.
Strategien zur Abwehr einer Feindlichen Übernahme
Unternehmen, die ihre Autonomie wahren wollen, setzen auf Abwehrstrategien gegen feindliche Übernahmen. Prominent sind dabei die Methoden der Giftpillen und Krönungsmünzen.
Giftpillen
Giftpillen-Strategien zielen darauf ab, das Unternehmen für Angreifer unattraktiv zu gestalten. Eine Maßnahme ist zum Beispiel, neue Aktien vorrangig an aktuelle Aktionäre zu verbilligten Konditionen zu verkaufen. Diese Taktik steigert die Gesamtzahl der Aktien. Somit werden Übernahmen teurer und komplizierter.
- Erhöhung der Aktienstückzahl
- Optionen für bestehende Aktionäre
- Ausschüttung hoher Dividenden
Mit diesen Methoden wird versucht, Übernahmeversuche abzuwehren oder zumindest deutlich zu erschweren.
Krönungsmünzen
Krönungsmünzen stellen eine weitere bedeutsame Abwehrstrategie dar. Sie schützen essentielle Schlüsselfiguren oder Technologien des Unternehmens. Dafür werden Verträge oder Patentportfolios genutzt, die die Führungsebene oder kritische Wissensgebiete absichern.
- Sicherung von Schlüsselfiguren durch spezielle Verträge
- Schutz kritischer Technologien über Patente
- Gezielte Investitionen in strategische Bereiche
Die Ziele dieser Strategien sind, das Interesse von Angreifern zu mindern. Zugleich soll das bestehende Geschäftsmodell und die Kultur des Unternehmens bewahrt werden.
Rechtliche Rahmenbedingungen in Deutschland
Deutschland regelt feindliche Übernahmen durch ein strenges Regelwerk. Dieses basiert auf dem Aktiengesetz und dem Übernahmegesetz. Ziel dieser Vorschriften ist es, Transparenz und Gerechtigkeit bei Unternehmensübernahmen zu garantieren. Sie sollen auch den Schutz der Anteilseigner sicherstellen.
Aktiengesetz und Übernahmegesetz
Das Aktiengesetz regelt die Kapitalbildung, Verfassung und Kontrolle von Aktiengesellschaften. Es schützt die Rechte von Kleinanlegern. Das Übernahmegesetz ist für feindliche Übernahmen besonders relevant. Es definiert die Prozeduren und Verpflichtungen während einer Übernahme. Es verlangt, dass Aktionäre ein faires Angebot bekommen.
Regeln der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin)
Die Aufsicht der Finanzmärkte in Deutschland obliegt der BaFin. Mit umfangreichen Befugnissen sorgt diese für Fairness und Transparenz bei Übernahmen. Ein zentrales Ziel der BaFin ist, Marktmissbrauch zu unterbinden. Es muss sichergestellt werden, dass alle Beteiligten ihre Informationspflicht erfüllen. Dies beinhaltet auch die Bekämpfung von Insiderhandel und anderen unfairen Praktiken. Das dient dem Schutz des Finanzmarktes und der Gewährleistung von fairen Bedingungen für alle Marktteilnehmer.
Die Rolle der Unternehmensbewertung bei Feindlichen Übernahmen
Die Unternehmensbewertung ist essentiell für feindliche Übernahmen, da sie den Firmenwert ermittelt. Dieser Wert ist zentral für jede Übernahme. Es wird bestimmt, ob eine Übernahme attraktiv und durchführbar ist.
Es ist für Käufer und Verkäufer wichtig, einen fairen Wert zu bestimmen. Eine genaue Bewertung gewährleistet einen realistischen Kaufpreis. Dies vermeidet langwierige Verhandlungen und mögliche rechtliche Streitigkeiten. Im Bereich Mergers and Acquisitions sind Unparteilichkeit und Präzision oft durch Fachberater gesichert.
Es gibt mehrere Bewertungsmethoden:
- Discounted Cash Flow (DCF)
- Marktvergleichsansatz
- Substanzwertverfahren
Jede Bewertungsmethode hat spezifische Herausforderungen und Unsicherheiten. Der DCF-Ansatz erfordert Prognosen zukünftiger Cashflows, was in volatilen Märkten risikoreich ist. Der Marktvergleichsansatz beruht auf ähnlichen, kürzlich erfolgten Transaktionen. Diese sind nicht immer passende Vergleichsfälle.
Zusammengefasst ist eine präzise Unternehmensbewertung für den Erfolg feindlicher Übernahmen kritisch. Sie bestimmt den fairen Wert und den Firmenwert. Eine qualitätsvolle Bewertung sichert nicht nur den finanziellen Erfolg der Übernahme. Sie fördert auch Vertrauen zwischen den beteiligten Parteien.
Fazit
Feindliche Übernahmen bergen große Risiken für Unternehmen. Sie können einen Verlust der Kontrolle und signifikante strukturelle Veränderungen nach sich ziehen. Die Untersuchung der Definition und die fundamentalen Aspekte dieser Übernahmen, sowie die Differenzierung von freundlichen Übernahmen, verdeutlichen deren Komplexität.
Eine erfolgreiche feindliche Übernahme setzt finanzkräftige Strategien voraus. Zudem ist eine durchdachte Unternehmensführung essenziell. Unternehmen sollen ständig ihre Bewertungen überwachen, um ihre Position genauestens zu kennen.
Um sich zu schützen, sind effektive Strategien wie Giftpillen unerlässlich. Auch die gesetzlichen Bestimmungen Deutschlands, darunter das Aktiengesetz und das Übernahmegesetz, bieten Schutz. Sie werden von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) überwacht.
Eine gründliche Vorbereitung und Kenntnis über Abwehrmechanismen sind vital. Es bleibt spannend zu sehen, wie sich der Bereich Mergers and Acquisitions entwickeln wird. Neue Herausforderungen sind zu erwarten.
FAQ
Was versteht man unter einer feindlichen Übernahme?
Worin unterscheidet sich eine feindliche Übernahme von einer freundlichen Übernahme?
Welche finanziellen Aspekte sind für eine feindliche Übernahme relevant?
Was sind Giftpillen und wie funktionieren sie?
Was versteht man unter Krönungsmünzen?
Welche rechtlichen Rahmenbedingungen gibt es in Deutschland für feindliche Übernahmen?
Welche Rolle spielt die Unternehmensbewertung bei einer feindlichen Übernahme?
Kann ein Unternehmen sich gegen eine feindliche Übernahme wehren?
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Wolfgang Herfurtner | Rechtsanwalt | Geschäftsführer | Gesellschafter
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