Gemischt genutztes Grundstück – ein facettenreiches Thema, das sowohl spannende Möglichkeiten als auch rechtliche Herausforderungen mit sich bringt. In diesem Blog-Beitrag wollen wir Ihnen die wichtigsten Aspekte, die Sie bei einem gemischt genutzten Grundstück beachten müssen, näherbringen und dabei die verschiedenen Grauzonen aus rechtlicher Sicht beleuchten. Ob Immobilienbesitzer, Mieter oder sonstige Interessenten – diese Informationen sind für jeden relevant, der sich mit der Thematik auseinandersetzt und mehr darüber erfahren möchte.
Inhalt:
- Was ist ein gemischt genutztes Grundstück und warum ist es so interessant?
- Die unterschiedlichen Arten von Nutzungsmöglichkeiten
- Rechtliche Rahmenbedingungen von gemischt genutzten Grundstücken
- Steuerliche Aspekte bei gemischt genutzten Grundstücken
- Praxisbeispiel: Umwandlung einer Gewerbeeinheit in Wohneigentum
- Die Rolle des Bebauungsplans bei der Nutzung von Grundstücken
- Kaufvertrag und Grundbucheintrag bei gemischt genutzten Grundstücken
- Haftungsrisiken und Versicherungen
- Do’s and Don’ts – Checkliste für den Umgang mit gemischt genutzten Grundstücken
- Fazit: Wie Sie rechtliche Grauzonen vermeiden und den Mehrwert Ihres gemischt genutzten Grundstücks optimieren
Was ist ein gemischt genutztes Grundstück und warum ist es so interessant?
Ein gemischt genutztes Grundstück ist ein Grundstück, auf dem sowohl Wohn- als auch Gewerbeeinheiten vorhanden sind oder dessen Nutzung verschiedene Nutzungszwecke, wie beispielsweise Wohnzwecke, Geschäftszwecke oder Landwirtschaft, kombiniert. Die Kombination unterschiedlicher Nutzungsarten bietet sowohl für Eigentümer als auch Mieter eine Reihe von Vorteilen:
- Flexibilität: Sie können den Nutzungszweck des Grundstücks jederzeit ändern und so auf die Bedürfnisse des Marktes reagieren.
- Wertsteigerung: Durch die vielfältigeren Nutzungsmöglichkeiten kann ein gemischt genutztes Grundstück attraktiver und wertvoller werden, als ein Grundstück, das nur einer Nutzung dient.
- Risikostreuung: Eine breite Streuung der Nutzungsarten kann dazu beitragen, das finanzielle Risiko für den Eigentümer zu reduzieren, indem eventuelle Mietausfälle und Wertverluste durch die anderen Nutzungsmöglichkeiten abgefedert werden.
- Synergien: Die unterschiedlichen Nutzungsmöglichkeiten können sich gegenseitig ergänzen oder erhöhen den Wert der einzelnen Nutzungen.
Die unterschiedlichen Arten von Nutzungsmöglichkeiten
Es gibt viele verschiedene Arten, wie ein gemischt genutztes Grundstück gestaltet werden kann. Die häufigsten Kombinationen sind:
- Wohnen und Gewerbe (z.B. Büros, Geschäfte, Arztpraxen)
- Wohnen und Landwirtschaft (z.B. Bauernhof mit Wohnhaus)
- Wohnen und Freizeit (z.B. Wohnungen über einer Gaststätte oder einem Fitnessstudio)
- Wohnen und Soziales (z.B. Altenwohnheime oder Kindergärten neben Wohnungen)
Dabei können die Nutzungsmöglichkeiten innerhalb eines Gebäudes oder auf einem Grundstück auch mehrfach wechseln und zwar in horizontaler (nebeneinander) oder vertikaler (übereinander) Ausrichtung.
Rechtliche Rahmenbedingungen von gemischt genutzten Grundstücken
Die rechtlichen Rahmenbedingungen für gemischt genutzte Grundstücke sind vielfältig und können von Bundesland zu Bundesland und sogar von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich sein. Hier ein Überblick über die wichtigsten rechtlichen Regelungen, die Sie beachten müssen:
- Baugesetzbuch (BauGB): In § 34 BauGB ist geregelt, dass gemischt genutzte Grundstücke zulässig sind, solange sie sich in das Ortsbild einfügen und keine offensichtlichen Konflikte zwischen den unterschiedlichen Nutzungen entstehen.
- Baugenehmigung: Für einen gemischt genutzten Neubau oder eine Umwandlung von Gewerbe- oder Wohnraum müssen Sie eine Baugenehmigung bei der zuständigen Behörde einholen.
- Mietrecht: Sowohl bei Mietwohnungen als auch bei Gewerberäumen müssen die jeweiligen Mietgesetze beachtet werden. Dies kann bei gemischt genutzten Grundstücken zu Komplikationen führen, etwa wenn es um Kündigungsschutz oder die Berechnung der Miete geht.
- Eigentumsrecht: Bei mehreren Eigentümern können Probleme entstehen, wenn sich einer der Eigentümer in seiner Nutzung eingeschränkt sieht. In diesem Fall ist es wichtig, eine gute Abstimmung und vertragliche Regelungen zu finden.
- Immissionsschutzgesetz: Gerade bei gewerblichen Nutzungsmischungen kann es zu Lärm-, Geruch- oder sonstigen Immissionen kommen, die die Wohnnutzung des Grundstücks beeinflussen können. Hier müssen die gesetzlichen Schutzbereiche eingehalten und gegebenenfalls Schallschutzmaßnahmen getroffen werden.
Steuerliche Aspekte bei gemischt genutzten Grundstücken
Die steuerliche Behandlung von gemischt genutzten Grundstücken ist komplex und unterliegt besonderen Regelungen. Dazu gehören insbesondere:
- Einkommensteuer: Die Einnahmen aus der Vermietung von Wohn- und Gewerberaum unterliegen der Einkommensteuer. Bei gemischt genutzten Grundstücken müssen die Einkünfte aus Wohn- und Gewerbeflächen getrennt voneinander ermittelt und versteuert werden.
- Grundsteuer: Die Grundsteuer ist eine Gemeindesteuer, die auf gemischtgenutzte Grundstücke erhoben wird. Dabei wird häufig zwischen Grundsteuer A (Landwirtschaft) und Grundsteuer B (bebaute Grundstücke) unterschieden. Die genaue Berechnung der Grundsteuer hängt von der Größe und dem Wert des Grundstücks sowie dem jeweiligen Hebesatz der Gemeinde ab.
- Grunderwerbsteuer: Bei einem Immobilienkauf ist Grunderwerbsteuer zu entrichten. Diese wird von den Bundesländern festgelegt und beträgt in der Regel zwischen 3,5% und 6,5% des Kaufpreises. Bei gemischt genutzten Grundstücken kann es in einigen Fällen zu einer Aufteilung des Kaufpreises auf die unterschiedlichen Nutzungen (Wohnen, Gewerbe, Landwirtschaft) kommen.
- Umsatzsteuer:
Werden gewerbliche Einheiten in einem gemischt genutzten Grundstück vermietet, fällt auf die Mieteinnahmen Umsatzsteuer an. Für Wohnraum hingegen ist die Vermietung in der Regel umsatzsteuerfrei.
Praxisbeispiel: Umwandlung einer Gewerbeeinheit in Wohneigentum
Ein häufiger Fall in der Praxis ist die Umwandlung einer Gewerbeeinheit in Wohnraum, um das Grundstück besser zu nutzen. Dabei sind mehrere rechtliche Aspekte zu berücksichtigen:
- Baugenehmigung: Um eine Gewerbeeinheit in Wohnraum umzuwandeln, benötigen Sie eine Baugenehmigung von der zuständigen Behörde. Diese prüft in erster Linie, ob das Vorhaben den baurechtlichen Vorgaben entspricht und städtebauliche Belange gewahrt sind.
- Eigentumsrechtliche Regelungen: Soll die umgewandelte Fläche als Eigentumswohnung verkauft werden, benötigen Sie meist einen notariellen Teilungsvertrag und eine eintragungsfähige Abgeschlossenheitsbescheinigung. Damit wird die ehemalige Gewerbeeinheit als separate Wohnung im Grundbuch eingetragen.
- Umbauauflagen: Beispielsweise können behördliche Auflagen zum Brandschutz oder zur Barrierefreiheit bei der Umwandlung Auswirkungen auf das gesamte Gebäude haben. Auch die Stellplatzpflicht in einigen Gemeinden kann das Vorhaben beeinflussen. Solche Auflagen sollten im Vorfeld geklärt werden.
- Mietrechtliche Aspekte: Ist die Gewerbeeinheit noch vermietet, muss eine einvernehmliche Lösung mit dem Mieter – beispielsweise eine Kündigung oder eine Veränderung des Mietvertrags – gefunden werden.
Die Rolle des Bebauungsplans bei der Nutzung von Grundstücken
Der Bebauungsplan ist ein wesentliches Instrument in der Raumplanung und spielt auch bei der Nutzung von gemischt genutzten Grundstücken eine entscheidende Rolle. Der Plan legt fest, welche Nutzungen in einer Gemeinde oder einem bestimmten Bereich zulässig sind. Dabei kann es sowohl um die Art der Nutzung (z.B. Wohnen, Gewerbe, Landwirtschaft) als auch um die Dichte oder die genaue räumliche Verteilung gehen.
Bei gemischt genutzten Grundstücken ist es deshalb wichtig, sich intensiv mit den Festsetzungen des Bebauungsplans auseinanderzusetzen, um mögliche rechtliche Fallstricke und Konflikte zu vermeiden. Hier einige Aspekte, die Sie beim Bebauungsplan beachten sollten:
- Überprüfen Sie, ob Ihr geplantes Nutzungsvorhaben im Bebauungsplan grundsätzlich zulässig ist.
- Achten Sie darauf, ob weitere Vorgaben zur Gestaltung (z.B. Art und Größe der Gebäude, Stellplätze, Gartenanlagen) gemacht werden.
- Prüfen Sie, welche übergreifenden Ziele und Regelungen in Bezug auf das gemischt genutzte Grundstück gelten, z.B. Umwelt- oder Lärmschutzbestimmungen.
- Informieren Sie sich frühzeitig über etwaige Änderungen oder Erweiterungen des Bebauungsplans, um den Wert und die Nutzung Ihres Grundstücks langfristig zu sichern.
Kaufvertrag und Grundbucheintrag bei gemischt genutzten Grundstücken
Beim Erwerb eines gemischt genutzten Grundstücks ist ein notariell beglaubigter Kaufvertrag sowie eine Eintragung im Grundbuch erforderlich. Der Kaufvertrag sollte alle wichtigen Aspekte des Grundstücks und der darauf befindlichen Gebäude umfassen:
- Genaue Abgrenzung des Grundstücks und der Gebäude
- Angaben zur bestehenden und geplanten Nutzung des Grundstücks sowie zu den Mietverhältnissen
- Regelungen zu etwaigen Lasten und Beschränkungen im Grundbuch (z.B. Wege- oder Leitungsrechte, Wohnrechte)
- Angaben zu Denkmalschutz, Erbbaurechten und anderen öffentlich-rechtlichen Besonderheiten
- Regelungen zur Übergabe und Gewährleistung
- Finanzierung und Zahlungsmodalitäten
Nach dem Abschluss des Kaufvertrags muss die Eintragung im Grundbuch vorgenommen werden. Dieser Schritt sichert dem Käufer das Eigentum am gemischt genutzten Grundstück und schafft Rechtssicherheit für alle Beteiligten.
Haftungsrisiken und Versicherungen
Gemischt genutzte Grundstücke bergen besondere Haftungsrisiken, gerade in Bezug auf die Sicherheit von Mietern, Besuchern und anderen Personen, die sich auf dem Grundstück aufhalten. Um sich gegen Schadensersatzansprüche abzusichern, sollten Eigentümer und Mieter folgende Versicherungen abschließen:
- Haus- und Grundbesitzer-Haftpflichtversicherung: Sie deckt Schäden ab, die aufgrund von Verkehrssicherungspflichtverletzungen (z.B. bei mangelhafter Beleuchtung) entstehen können.
- Wohngebäudeversicherung: Sie sichert das Gebäude gegen Schäden durch Brand, Sturm, Hagel, Leitungswasser und andere Risiken ab. Eine Erweiterung auf gewerbliche Nutzung ist in der Regel möglich.
- Gewerbeversicherung: Gewerbetreibende sollten zudem eine Betriebshaftpflicht- und/oder Geschäftsversicherung abschließen, um gegen weitere Risiken (z.B. bei Kunden- oder Lieferantenbesuchen) abgesichert zu sein.
Do’s and Don’ts – Checkliste für den Umgang mit gemischt genutzten Grundstücken
Abschließend noch einige Tipps und Empfehlungen, wie Sie rechtliche Grauzonen vermeiden und den Mehrwert Ihres gemischt genutzten Grundstücks optimieren können:
- Informieren Sie sich frühzeitig über die rechtlichen und steuerlichen Rahmenbedingungen Ihrer geplanten Nutzung.
- Achten Sie bei Umbau- oder Sanierungsvorhaben auf die Einhaltung von Bau- und Sicherheitsvorschriften.
- Verwenden Sie klare vertragliche Regelungen hinsichtlich der Nutzung und der Haftung bei gemischt genutzten Grundstücken.
- Berücksichtigen Sie die Belange und Bedürfnisse Ihrer Mieter oder Nachbarn und vermeiden Sie Nutzungskonflikte.
- Überprüfen Sie regelmäßig den Zustand Ihres Grundstücks und nehmen Sie erforderliche Instandhaltungsmaßnahmen vor.
- Führen Sie eine sorgfältige Auswahl Ihrer Mieter durch und achten Sie auf die Einhaltung von Miet- und Gewerberecht.
Fazit: Wie Sie rechtliche Grauzonen vermeiden und den Mehrwert Ihres gemischt genutzten Grundstücks optimieren
Sowohl für Eigentümer als auch für Mieter bieten gemischt genutzte Grundstücke eine Vielzahl von Chancen und Möglichkeiten. Aber sie sind auch mit rechtlichen Grauzonen und Herausforderungen verbunden. Indem Sie sich gut über die rechtlichen Rahmenbedingungen und steuerlichen Aspekte informieren, sich an geltende Gesetze und Vorschriften halten und bei Bedarf fachlichen Rat einholen, können Sie diese Herausforderungen meistern und den Mehrwert Ihres gemischt genutzten Grundstücks voll ausschöpfen.
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Wolfgang Herfurtner | Rechtsanwalt | Geschäftsführer | Gesellschafter

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