Die Ausarbeitung eines Geschäftsführervertrages ist ein wesentlicher Schritt in der Unternehmensführung. Der Geschäftsführervertrag regelt die Rechte und Pflichten des Geschäftsführers und legt die Bedingungen für eine erfolgreiche und rechtskonforme Geschäftsführung fest. In diesem Beitrag wird detailliert erläutert, wie ein Geschäftsführervertrag gestaltet werden sollte, welche Inhalte unabdingbar sind und welche rechtlichen Rahmenbedingungen zu beachten sind. Dabei werden praktische Beispiele, juristische Erläuterungen und Checklisten integriert, um ein umfassendes Verständnis zu ermöglichen.
Warum ein Geschäftsführervertrag unverzichtbar ist
Ein Geschäftsführervertrag ist nicht nur ein formales Dokument, sondern ein zentrales Element der Unternehmensführung. Er stellt sicher, dass sowohl die Interessen des Unternehmens als auch die des Geschäftsführers gewahrt werden. Ein gut durchdachter Geschäftsführervertrag hilft, Konflikte zu vermeiden und bietet rechtliche Sicherheit.
Im Folgenden wird erläutert, warum ein Geschäftsführervertrag erforderlich ist:
- Klare Definition der Aufgaben und Pflichten des Geschäftsführers
- Transparenz bezüglich Vergütung und Bonuszahlungen
- Festlegung von Haftungsregeln und Compliance-Vorgaben
- Regelungen zu Wettbewerbsverboten und Geheimhaltungspflichten
- Rechtliche Absicherung gegenüber unvorhergesehenen Ereignissen und Konflikten
Grundlegende Bestandteile eines Geschäftsführervertrages
Um einen robusten und rechtlich wasserdichten Geschäftsführervertrag zu gestalten, sind bestimmte Inhalte unverzichtbar. Diese sollten klar und präzise formuliert werden, um Missverständnisse zu vermeiden.
1. Vertragsparteien
Im Geschäftsführervertrag müssen die Vertragsparteien eindeutig benannt werden. Dies sind in der Regel das Unternehmen und der Geschäftsführer. Beispiel:
„Dieser Geschäftsführervertrag wird geschlossen zwischen der ABC GmbH, vertreten durch den Gesellschafter Herrn XY, im Folgenden ‚Gesellschaft‘ genannt, und Herrn Max Mustermann, geb. am 01.01.1975 in Berlin, im Folgenden ‚Geschäftsführer‘ genannt.“
2. Vertragsbeginn und -dauer
Der Vertrag sollte das genaue Datum des Vertragsbeginns und die Laufzeit (befristet oder unbefristet) benennen. Beispiel:
„Der Vertrag beginnt am 01.01.2023 und wird für eine Dauer von 5 Jahren abgeschlossen.“
3. Tätigkeitsbeschreibung
Eine detaillierte Tätigkeitsbeschreibung ist wichtig, um die Verantwortungsbereiche des Geschäftsführers klar abzustecken. Dies kann Aufgaben wie die Führung der Geschäfte, Personalentscheidungen oder strategische Unternehmensplanung umfassen.
4. Vergütung
Die Vergütungsregelungen umfassen das Grundgehalt, mögliche Bonuszahlungen und andere Zusatzleistungen. Eine transparente Gehaltsstruktur ist entscheidend für die Zufriedenheit und Motivation des Geschäftsführers. Beispiel:
- Grundgehalt: xx.000 Euro jährlich
- Boni: Leistungsabhängige Bonuszahlungen in Höhe von bis zu xx.000 Euro pro Jahr
- Zusatzleistungen: Dienstwagen, Altersvorsorge, Aktienoptionen
5. Urlaub und Abwesenheit
Die Regelungen zu Urlaub und möglichen Abwesenheiten sollten ebenfalls klar festgehalten werden. Beispiel:
„Der Geschäftsführer hat Anspruch auf 30 Werktage Urlaub pro Jahr. Der Urlaub muss rechtzeitig mit der Gesellschaft abgestimmt und genehmigt werden.“
6. Kündigung
Die Kündigungsbedingungen und -fristen sollten im Vertrag klar defininiert sein, um beiden Parteien eine rechtliche Sicherheit zu bieten. Beispiele für Kündigungsgründe können leistungsbezogene Aspekte, Vertrauensverlust oder schwere Pflichtverletzungen sein.
7. Wettbewerbsklausel
Um die Interessen des Unternehmens zu schützen, kann eine Wettbewerbsklausel integriert werden. Dies soll verhindern, dass der Geschäftsführer während oder nach Beendigung seines Vertragsverhältnisses in Konkurrenz zum Unternehmen tritt.
8. Geheimhaltung
Eine umfassende Geheimhaltungsklausel schützt sensible Unternehmensinformationen. Beispiel:
„Der Geschäftsführer ist verpflichtet, sämtliche unternehmenseigenen Informationen vertraulich zu behandeln und nach Beendigung des Vertragsverhältnisses nicht an Dritte weiterzugeben.“
Rechtliche Rahmenbedingungen und Gesetze
Ein Geschäftsführervertrag muss den geltenden rechtlichen Rahmenbedingungen entsprechen. Zu den wichtigsten gesetzlichen Vorgaben zählen:
Aktiengesetz (AktG)
Das Aktiengesetz betrifft vor allem Geschäftsführer in Aktiengesellschaften (AG) und regelt unter anderen die Pflichten und Haftung des Geschäftsführers. Ein zentrales Element ist § 93 AktG, der besagt, dass Geschäftsführer bei Pflichtverletzung persönlich haften.
GmbH-Gesetz (GmbHG)
Das GmbH-Gesetz ist maßgeblich für Geschäftsführer einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH). Besonders relevant ist § 43 GmbHG, welcher die Sorgfaltspflichten und Rechtsfolgen bei Pflichtverletzung beschreibt.
Handelsgesetzbuch (HGB)
Das HGB regelt unter anderem die Buchführungspflichten und die Bilanzierung. Geschäftsführer sind verantwortlich, diese Vorschriften einzuhalten, um eine ordnungsgemäße Darstellung der Geschäftslage zu gewährleisten.
Praktische Checkliste zur Erstellung eines Geschäftsführervertrages
Um sicherzustellen, dass kein wichtiger Punkt im Geschäftsführervertrag übersehen wird, kann folgende Checkliste hilfreich sein:
- Vertragsparteien klar benannt
- Vertragsbeginn und -dauer festgelegt
- Tätigkeitsbeschreibung detailliert ausformuliert
- Vergütungsregelungen transparent dargestellt
- Urlaubsregelungen definiert
- Kündigungsfristen und -bedingungen festlegt
- Wettbewerbsklausel integriert
- Geheimhaltungsklausel eingefügt
- Beachtung einschlägiger Gesetze (AktG, GmbHG, HGB)
Fallstudie: Ein Beispiel aus der Praxis
Um die Bedeutung eines gut formulierten Geschäftsführervertrages zu verdeutlichen, soll ein anonymisiertes Praxisbeispiel beleuchtet werden.
Ein mittelständisches Unternehmen hatte einen neuen Geschäftsführer eingestellt. Der Geschäftsführervertrag umfasste klare Regelungen zu seinen Pflichten, der Vergütung, den Geheimhaltungspflichten sowie einer umfassenden Wettbewerbsklausel. Im Laufe der Zeit ergaben sich einige Konflikte bezüglich der strategischen Ausrichtung des Unternehmens.
Dank des präzise formulierten Geschäftsführervertrages konnten die Erwartungen und Verantwortungsbereiche des Geschäftsführers eindeutig aufgezeigt werden, was zu einer schnellen Lösung der Meinungsverschiedenheiten führte. Insbesondere die Wettbewerbsklausel bewies später noch einmal ihre Wichtigkeit, als der Geschäftsführer das Unternehmen verließ und anschließend für einen Wettbewerber tätig werden wollte, dies jedoch vertraglich ausgeschlossen war und somit rechtliche Schritte verhinderte.
Häufige Fragen zum Geschäftsführervertrag
Abschließend sollen häufige Fragen zum Thema Geschäftsführervertrag beantwortet werden:
Was passiert bei Pflichtverletzungen des Geschäftsführers?
Bei einer nachweislichen Pflichtverletzung kann ein Geschäftsführer haftbar gemacht und gegebenenfalls fristlos entlassen werden. Die gesetzlichen Grundlagen dafür bieten das AktG und das GmbHG.
Kann der Geschäftsführervertrag während der Laufzeit angepasst werden?
Ja, Änderungen am Geschäftsführervertrag sind möglich, jedoch nur durch eine einvernehmliche Vereinbarung beider Parteien und gegebenenfalls unter Berücksichtigung gesetzlicher Vorgaben.
Wie wird der Erfolg des Geschäftsführers bewertet?
Die Bewertung erfolgt meistens anhand vorher festgelegter Ziele und Leistungskennzahlen (KPIs). Diese sollten im Vertrag detailliert beschrieben werden.
Insgesamt zeigt sich, dass die Ausarbeitung eines Geschäftsführervertrages eine komplexe und wichtige Aufgabe ist, die Sorgfalt und Rechtskenntnis erfordert. Mit der richtigen Gestaltung und unter Berücksichtigung aller relevanter Faktoren bietet der Geschäftsführervertrag die Grundlage für eine erfolgreiche und rechtssichere Geschäftsführung.
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