Die Gesellschaftertrennung ist ein komplexes Thema, das für viele Unternehmen und Gesellschafter unvermeidlich ist. In diesem umfangreichen Artikel werden wir das Thema Gesellschaftertrennung und die Option der Ausgliederung im Detail analysieren. Wir werden die rechtlichen Grundlagen, Vorteile, Fallstricke und aktuelle Gerichtsurteile erörtern, um Ihnen ein umfassendes Verständnis dieses wichtigen Themas zu vermitteln.

Inhaltsverzeichnis

Rechtliche Grundlagen der Gesellschaftertrennung und Ausgliederung

Die Gesellschaftertrennung ist ein Prozess, bei dem sich Gesellschafter aus persönlichen oder geschäftlichen Gründen dazu entschließen, ihre geschäftliche Zusammenarbeit zu beenden. Dies kann auf verschiedene Weise geschehen, eine der Optionen ist die Ausgliederung.

Gesetzliche Grundlagen der Ausgliederung

Die Ausgliederung ist in Deutschland im Umwandlungsgesetz (UmwG) geregelt. Im Wesentlichen handelt es sich bei der Ausgliederung um eine Umstrukturierung, bei der ein Teil des Vermögens eines Unternehmens in ein anderes übertragen wird. Die gesetzlichen Grundlagen der Ausgliederung sind in den §§ 123-140 UmwG zu finden.

Voraussetzungen für die Ausgliederung

Die Ausgliederung ist nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich. Die wichtigsten Voraussetzungen sind:

  • Ein Beschluss der Gesellschafterversammlung: Die Ausgliederung muss von der Gesellschafterversammlung des ausgliedernden Unternehmens beschlossen werden. Dabei ist eine Mehrheit von mindestens 75% der abgegebenen Stimmen erforderlich (§ 125 UmwG).
  • Ein Ausgliederungsvertrag: Die beteiligten Unternehmen müssen einen Ausgliederungsvertrag abschließen, der die genauen Bedingungen der Ausgliederung regelt (§ 126 UmwG).
  • Eintragung im Handelsregister: Die Ausgliederung muss im Handelsregister eingetragen werden, um wirksam zu sein (§ 130 UmwG).

Formen der Ausgliederung

Das Umwandlungsgesetz unterscheidet zwischen zwei Formen der Ausgliederung:

  • Ausgliederung zur Aufnahme: Bei dieser Form der Ausgliederung wird das ausgegliederte Vermögen in ein bestehendes Unternehmen übertragen. Dieses Unternehmen übernimmt die Rechte und Pflichten des ausgliedernden Unternehmens in Bezug auf das übertragene Vermögen.
  • Ausgliederung zur Neugründung: Bei dieser Form der Ausgliederung wird das ausgegliederte Vermögen in ein neu gegründetes Unternehmen übertragen. Das neu gegründete Unternehmen übernimmt die Rechte und Pflichten des ausgliedernden Unternehmens in Bezug auf das übertragene Vermögen.

Vorteile der Ausgliederung

Die Ausgliederung bietet sowohl für das ausgliedernde Unternehmen als auch für die beteiligten Gesellschafter verschiedene Vorteile:

Trennung von Geschäftsbereichen

Durch die Ausgliederung können Geschäftsbereiche, die unterschiedliche Ziele und Strategien verfolgen, voneinander getrennt werden. Dies ermöglicht es den beteiligten Unternehmen, sich auf ihre jeweiligen Kernkompetenzen zu konzentrieren und ihre Geschäftstätigkeit effizienter zu gestalten.

Erleichterte Nachfolgeregelung

Die Ausgliederung kann auch dazu beitragen, die Nachfolgeregelung in einem Unternehmen zu vereinfachen. Durch die Trennung von Geschäftsbereichen können unterschiedliche Nachfolger für die verschiedenen Unternehmen gefunden werden, die besser auf die jeweiligen Anforderungen und Ziele der Unternehmen abgestimmt sind.

Steuerliche Vorteile

Die Ausgliederung kann auch steuerliche Vorteile bieten. Da die Ausgliederung im Umwandlungsgesetz als steuerneutrale Umstrukturierung gilt, fallen bei der Übertragung des Vermögens in der Regel keine Ertragsteuern an. Außerdem kann die Ausgliederung dazu beitragen, die steuerliche Belastung der beteiligten Unternehmen zu optimieren, indem beispielsweise Verlustvorträge genutzt oder die Umsatzsteuerbelastung reduziert wird.

Minimierung von Haftungsrisiken

Die Ausgliederung kann dazu beitragen, Haftungsrisiken zu minimieren. Durch die Trennung von Geschäftsbereichen können Haftungsrisiken auf die jeweiligen Unternehmen beschränkt werden, sodass die Gesellschafter nicht mehr für die Verbindlichkeiten des gesamten Unternehmens haften.

Fallstricke und Risiken bei der Ausgliederung

Obwohl die Ausgliederung viele Vorteile bietet, gibt es auch einige Fallstricke und Risiken, die beachtet werden sollten:

Komplexität des Verfahrens

Die Ausgliederung ist ein komplexes Verfahren, das sowohl rechtlich als auch steuerlich umfangreiche Kenntnisse erfordert. Die beteiligten Unternehmen und Gesellschafter sollten sich daher frühzeitig rechtlichen und steuerlichen Rat einholen, um mögliche Fehler und daraus resultierende Haftungsrisiken zu vermeiden.

Zustimmung der Gläubiger

Die Zustimmung der Gläubiger des ausgliedernden Unternehmens ist in bestimmten Fällen erforderlich (§ 128 UmwG). Gläubiger, deren Forderungen vor der Eintragung der Ausgliederung im Handelsregister entstanden sind, können der Ausgliederung widersprechen. Dies kann dazu führen, dass die Ausgliederung verzögert oder sogar verhindert wird.

Mögliche Haftung für Altverbindlichkeiten

Trotz der Ausgliederung kann das ausgliedernde Unternehmen in bestimmten Fällen weiterhin für Altverbindlichkeiten haften. Dies gilt insbesondere dann, wenn die Ausgliederung als Umgehungshaftung angesehen wird (§ 133 UmwG). In solchen Fällen kann das ausgliedernde Unternehmen für Verbindlichkeiten haften, die vor der Ausgliederung entstanden sind.

Arbeitnehmerrechte

Bei der Ausgliederung müssen auch die Rechte der Arbeitnehmer beachtet werden. Die Arbeitnehmer des ausgegliederten Unternehmens haben in der Regel ein Widerspruchsrecht gegen die Übertragung ihres Arbeitsverhältnisses auf das übernehmende Unternehmen (§ 324 UmwG). Außerdem müssen die Arbeitnehmer über die Ausgliederung informiert und in bestimmten Fällen auch angehört werden (§ 131 UmwG).

Aktuelle Gerichtsurteile und Beispiele

Im Folgenden werden einige aktuelle Gerichtsurteile und Beispiele zur Gesellschaftertrennung und Ausgliederung vorgestellt, um das Verständnis für dieses komplexe Thema zu vertiefen.

Haftung für Altverbindlichkeiten (BGH, Urteil vom 23.05.2017, Az. II ZR 6/16)

In diesem Urteil hat der Bundesgerichtshof (BGH) entschieden, dass die Haftung für Altverbindlichkeiten auch nach einer Ausgliederung bestehen bleiben kann. Im konkreten Fall hatte eine GmbH, die in finanziellen Schwierigkeiten steckte, ihre Geschäftstätigkeit auf eine neu gegründete GmbH ausgegliedert. Die Gläubiger der ursprünglichen GmbH klagten daraufhin auf Zahlung ihrer Forderungen. Der BGH entschied, dass die ursprüngliche GmbH für die Altverbindlichkeiten haftete, da die Ausgliederung als Umgehungshaftung angesehen wurde.

Zustimmung der Gläubiger (OLG Frankfurt, Urteil vom 07.03.2019, Az. 23 U 104/18)

Das Oberlandesgericht (OLG) Frankfurt hat in diesem Urteil entschieden, dass die Zustimmung der Gläubiger zur Ausgliederung nicht immer erforderlich ist. Im konkreten Fall hatte eine GmbH einen Teil ihres Vermögens auf eine andere GmbH ausgegliedert. Ein Gläubiger der ursprünglichen GmbH widersprach der Ausgliederung und verlangte die Zustimmung zu dieser Maßnahme. Das OLG Frankfurt entschied jedoch, dass die Zustimmung des Gläubigers nicht erforderlich sei, da die Ausgliederung keine wesentliche Änderung der Vermögenslage der ursprünglichen GmbH zur Folge hatte.

Arbeitnehmerrechte (BAG, Urteil vom 26.06.2018, Az. 1 AZR 160/17)

Das Bundesarbeitsgericht (BAG) hat in diesem Urteil entschieden, dass Arbeitnehmer bei einer Ausgliederung ein Widerspruchsrecht gegen die Übertragung ihres Arbeitsverhältnisses haben. Im konkreten Fall hatte eine GmbH ihre Geschäftstätigkeit auf eine andere GmbH ausgegliedert. Ein Arbeitnehmer der ursprünglichen GmbH widersprach der Übertragung seines Arbeitsverhältnisses auf die übernehmende GmbH. Das BAG entschied, dass der Arbeitnehmer ein Widerspruchsrecht gemäß § 324 UmwG hatte und somit weiterhin bei der ursprünglichen GmbH angestellt blieb.

Frequently Asked Questions (FAQ)

Im Folgenden finden Sie einige häufig gestellte Fragen zur Gesellschaftertrennung und Ausgliederung:

Ist die Ausgliederung die einzige Option zur Gesellschaftertrennung?

Nein, die Ausgliederung ist nur eine der möglichen Optionen zur Gesellschaftertrennung. Andere Optionen können der Verkauf von Geschäftsanteilen, die Einbringung von Geschäftsanteilen in eine andere Gesellschaft oder die Liquidation des Unternehmens sein. Die Wahl der geeigneten Option hängt von den individuellen Umständen und Zielen der beteiligten Gesellschafter ab.

Welche Kosten sind mit einer Ausgliederung verbunden?

Die Kosten einer Ausgliederung können je nach Komplexität und Umfang des Verfahrens variieren. Zu den möglichen Kosten gehören unter anderem die Gebühren für die Eintragung im Handelsregister, die Kosten für die Erstellung eines Ausgliederungsvertrags sowie die Kosten für rechtliche und steuerliche Beratung.

Wie lange dauert der Prozess der Ausgliederung?

Die Dauer des Ausgliederungsprozesses hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie zum Beispiel der Komplexität des Verfahrens, der Zustimmung der Gläubiger und der Eintragung im Handelsregister. In der Regel kann der Prozess mehrere Monate in Anspruch nehmen.

Können auch Einzelunternehmer und Personengesellschaften eine Ausgliederung durchführen?

Die Ausgliederung ist grundsätzlich auch für Einzelunternehmer und Personengesellschaften möglich, allerdings gelten hierbei besondere Regelungen und Voraussetzungen. Für Einzelunternehmer und Personengesellschaften ist die Ausgliederung in der Regel weniger gebräuchlich als für Kapitalgesellschaften.

Was passiert mit den Arbeitnehmern bei einer Ausgliederung?

Bei einer Ausgliederung werden die Arbeitsverhältnisse der betroffenen Arbeitnehmer in der Regel automatisch auf das übernehmende Unternehmen übertragen (§ 324 UmwG). Die Arbeitnehmer haben jedoch ein Widerspruchsrecht gegen die Übertragung ihres Arbeitsverhältnisses. In diesem Fall bleibt das Arbeitsverhältnis bei der ursprünglichen Gesellschaft bestehen.

Wie kann ich die Risiken einer Ausgliederung minimieren?

Um die Risiken einer Ausgliederung zu minimieren, sollten Sie sich frühzeitig rechtlichen und steuerlichen Rat einholen und einen erfahrenen Rechtsanwalt oder Steuerberater beauftragen. Eine sorgfältige Planung und Vorbereitung des Ausgliederungsprozesses sowie eine genaue Beachtung der gesetzlichen Vorschriften können dazu beitragen, mögliche Fehler und Haftungsrisiken zu vermeiden.

Fazit: Gesellschaftertrennung durch Ausgliederung

Die Gesellschaftertrennung und insbesondere die Ausgliederung als Option sind komplexe Themen, die sowohl rechtlich als auch steuerlich umfangreiche Kenntnisse erfordern. Die Ausgliederung kann in vielen Fällen eine sinnvolle Option zur Trennung von Geschäftsbereichen und Gesellschaftern sein, jedoch sollten die beteiligten Unternehmen und Gesellschafter sich frühzeitig rechtlichen und steuerlichen Rat einholen, um mögliche Fallstricke und Risiken zu vermeiden.

Mit einer sorgfältigen Planung und Vorbereitung sowie einer genauen Beachtung der gesetzlichen Vorschriften können die Vorteile der Ausgliederung optimal genutzt werden.

Unsere Rechtsanwälte stehen Ihnen bundesweit und im deutschsprachigen Ausland zur Verfügung.

Arthur WilmsRechtsanwalt | Associate

Philipp Franz | Rechtsanwalt | Associate

Wolfgang Herfurtner | Rechtsanwalt | Geschäftsführer | Gesellschafter

Kundenbewertungen & Erfahrungen zu Herfurtner Rechtsanwälte. Mehr Infos anzeigen.

Aktuelle Beiträge aus dem Rechtsgebiet Gesellschaftsrecht