Bei der Gründung eines Unternehmens ist die Wahl der Rechtsform eine der wichtigsten Entscheidungen, die getroffen werden müssen. In Deutschland stehen Startups und Unternehmern verschiedene Rechtsformen zur Verfügung, unter anderem die Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH), die Aktiengesellschaft (AG) und die Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR).

Jede dieser Rechtsformen hat ihre eigenen Vor- und Nachteile, die je nach individuellen Bedürfnissen des Unternehmers abgewogen werden müssen. In diesem Blog-Beitrag soll ein umfassender Überblick über die verschiedenen Rechtsformen gegeben werden, um Unternehmern bei der Auswahl der passenden Rechtsform für ihre Geschäftstätigkeit zu helfen.

Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH)

Die GmbH ist eine der am häufigsten gewählten Rechtsformen in Deutschland. Sie ist eine juristische Person, die durch ihre Gesellschafter gegründet wird und eigenständig handlungsfähig ist. Die Haftung der Gesellschafter ist auf die Einlage beschränkt, die sie bei Gründung der Gesellschaft eingebracht haben.

Vorteile einer GmbH

  • Beschränkte Haftung: Das größte Plus einer GmbH ist die beschränkte Haftung der Gesellschafter. Das bedeutet, dass im Falle von Verbindlichkeiten oder Schulden der Gesellschaft, die Gesellschafter nicht mit ihrem Privatvermögen haften, sondern nur mit ihrer Einlage.
  • Glaubwürdigkeit: Eine GmbH vermittelt Geschäftspartnern und Kunden eine höhere Seriosität und Glaubwürdigkeit als beispielsweise eine GbR. Dies kann für die Akquise von Kunden oder die Zusammenarbeit mit Lieferanten von Vorteil sein.
  • Flexibilität bei der Unternehmensführung: Eine GmbH bietet den Gesellschaftern mehr Gestaltungsmöglichkeiten bei der Unternehmensführung als eine AG. Entscheidungen können in der Regel schneller und unkomplizierter getroffen werden.
  • Übertragbarkeit von Geschäftsanteilen: Die Geschäftsanteile einer GmbH können grundsätzlich leicht übertragen werden, was die Möglichkeit bietet, neue Gesellschafter aufzunehmen oder die Beteiligungsstruktur zu ändern.

Nachteile einer GmbH

  • Gründungsaufwand und -kosten: Die Gründung einer GmbH ist mit einem höheren Aufwand und Kosten verbunden als die Gründung einer GbR. Es ist notwendig, einen Gesellschaftsvertrag aufzusetzen und die Gründung durch einen Notar beurkunden zu lassen.
  • Mindeststammkapital: Ein wesentlicher Nachteil einer GmbH ist das erforderliche Mindeststammkapital von 25.000 Euro. Dieses muss bei Gründung der Gesellschaft zur Verfügung stehen und kann eine Hürde für Unternehmensgründer darstellen.
  • Buchführungs- und Publizitätspflichten: Eine GmbH unterliegt strengeren Buchführungs- und Publizitätspflichten als eine GbR. Dies bedeutet, dass der Geschäftsführer einer GmbH verpflichtet ist, Jahresabschlüsse zu erstellen und offenzulegen.

Aktiengesellschaft (AG)

Die AG ist eine weitere Rechtsform, die in Deutschland zur Verfügung steht. Sie ist ebenfalls eine juristische Person und wird durch ihre Aktionäre gegründet. Die Haftung der Aktionäre ist auf den Wert ihrer Aktien beschränkt.

Vorteile einer AG

  • Beschränkte Haftung: Wie bei der GmbH ist auch bei der AG die Haftung der Aktionäre auf ihre Aktien beschränkt. Dies schützt die Aktionäre vor persönlicher Haftung bei Verbindlichkeiten der Gesellschaft.
  • Börsengang: Eine AG bietet die Möglichkeit eines Börsengangs, bei dem die Aktien der Gesellschaft an einer Börse gehandelt werden können. Dies kann dem Unternehmen zusätzliches Kapital verschaffen und die Bekanntheit erhöhen.
  • Streubesitz: Die Aktien einer AG können grundsätzlich frei übertragen werden, was es ermöglicht, eine breite Aktionärsstruktur aufzubauen und das Risiko zu streuen.

Nachteile einer AG

  • Gründungsaufwand und -kosten: Die Gründung einer AG ist mit einem noch höheren Aufwand und Kosten verbunden als die Gründung einer GmbH. Es ist notwendig, einen Gesellschaftsvertrag aufzusetzen, die Gründung durch einen Notar beurkunden zu lassen und einen Vorstand sowie einen Aufsichtsrat zu bestellen.
  • Mindestgrundkapital: Ein wesentlicher Nachteil einer AG ist das erforderliche Mindestgrundkapital von 50.000 Euro. Dieses muss bei Gründung der Gesellschaft zur Verfügung stehen und kann eine Hürde für Unternehmensgründer darstellen.
  • Buchführungs- und Publizitätspflichten: Eine AG unterliegt noch strengeren Buchführungs- und Publizitätspflichten als eine GmbH. Dies bedeutet, dass der Vorstand einer AG verpflichtet ist, Jahresabschlüsse zu erstellen, diese durch einen Wirtschaftsprüfer prüfen zu lassen und offenzulegen.
  • Einflussnahme der Aktionäre: Da die Aktionäre einer AG Einfluss auf die Geschäftsführung nehmen können, etwa durch die Wahl des Aufsichtsrats, kann dies die unternehmerische Flexibilität einschränken.

Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR)

Die GbR ist eine Personengesellschaft, bei der zwei oder mehr Personen gemeinsam ein Unternehmen gründen. Die Gesellschafter haften unbeschränkt und persönlich für die Verbindlichkeiten der Gesellschaft.

Vorteile einer GbR

  • Einfache Gründung: Die Gründung einer GbR ist vergleichsweise einfach und kostengünstig. Es ist kein Mindestkapital erforderlich und es genügt ein mündlicher Gesellschaftsvertrag, auch wenn ein schriftlicher Vertrag empfehlenswert ist.
  • Flexibilität: Eine GbR bietet den Gesellschaftern eine hohe Flexibilität bei der Unternehmensführung und Entscheidungsfindung.
  • Keine Publizitätspflichten: Eine GbR unterliegt keinen gesetzlichen Publizitätspflichten und hat somit weniger buchführungs- und offenlegungspflichten als GmbH und AG.

Nachteile einer GbR

  • Unbeschränkte Haftung: Der größte Nachteil einer GbR ist die unbeschränkte Haftung der Gesellschafter. Im Falle von Verbindlichkeiten oder Schulden der Gesellschaft haften die Gesellschafter mit ihrem gesamten Privatvermögen.
  • Geringere Glaubwürdigkeit: Eine GbR kann gegenüber Geschäftspartnern und Kunden weniger seriös wirken als eine GmbH oder AG. Dies kann die Akquise von Kunden oder die Zusammenarbeit mit Lieferanten erschweren.
  • Übertragbarkeit von Geschäftsanteilen: Die Übertragung von Geschäftsanteilen einer GbR ist grundsätzlich schwieriger als bei einer GmbH oder AG, da eine Zustimmung aller Gesellschafter erforderlich ist und der Gesellschaftsvertrag gegebenenfalls angepasst werden muss.

FAQs zur Wahl der Rechtsform

In diesem Abschnitt werden einige häufig gestellte Fragen zur Wahl der Rechtsform beantwortet, um Unternehmern eine weitere Hilfestellung bei ihrer Entscheidung zu geben.

Für welche Art von Unternehmen ist eine GmbH am besten geeignet?

Eine GmbH eignet sich insbesondere für Unternehmen, bei denen das Haftungsrisiko hoch ist oder die eine größere Glaubwürdigkeit und Seriosität gegenüber Geschäftspartnern und Kunden benötigen. Sie ist weniger geeignet für kleine, informelle Unternehmen oder solche, die nur geringe finanzielle Ressourcen zur Verfügung haben.

Für welche Art von Unternehmen ist eine AG am besten geeignet?

Eine AG eignet sich vor allem für größere Unternehmen, die an der Börse gelistet werden wollen oder eine breite Aktionärsstruktur anstreben. Sie ist weniger geeignet für kleine Unternehmen oder solche, die eine hohe Flexibilität in der Unternehmensführung benötigen.

Für welche Art von Unternehmen ist eine GbR am besten geeignet?

Eine GbR eignet sich insbesondere für kleine, informelle Unternehmen, die schnell und unkompliziert gegründet werden sollen und bei denen das Haftungsrisiko überschaubar ist. Sie ist weniger geeignet für Unternehmen, die eine hohe Glaubwürdigkeit und Seriosität benötigen oder bei denen das Haftungsrisiko hoch ist.

Welche Rechtsform bietet die größte Flexibilität in der Unternehmensführung?

Die GbR bietet die größte Flexibilität in der Unternehmensführung, da sie keine gesetzlichen Vorgaben bezüglich der Geschäftsführung oder Entscheidungsfindung hat. Eine GmbH bietet ebenfalls eine hohe Flexibilität, während eine AG durch die Einflussnahme der Aktionäre und die gesetzlichen Vorgaben bezüglich Vorstand und Aufsichtsrat weniger Flexibilität bietet.

Wie wirkt sich die Wahl der Rechtsform auf die steuerliche Belastung aus?

Die steuerliche Belastung hängt von der gewählten Rechtsform ab. Während eine GbR als Personengesellschaft im Rahmen der Einkommensteuer der Gesellschafter besteuert wird, unterliegen GmbH und AG der Körperschaftsteuer. Zudem sind bei einer GmbH und AG Gewinnausschüttungen an die Gesellschafter bzw. Aktionäre grundsätzlich der Kapitalertragsteuer unterworfen. Es ist daher ratsam, die steuerlichen Auswirkungen der verschiedenen Rechtsformen im Detail zu prüfen und gegebenenfalls einen Steuerberater zu konsultieren.

Gesellschaftsformen im Vergleich – das Fazit

Die Wahl der passenden Rechtsform für ein Unternehmen hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie dem Haftungsrisiko, dem Kapitalbedarf, der gewünschten Flexibilität in der Unternehmensführung und der steuerlichen Belastung. Eine GmbH bietet beschränkte Haftung und eine hohe Glaubwürdigkeit, ist jedoch mit höheren Gründungskosten und strengeren Buchführungs- und Publizitätspflichten verbunden.

Eine AG ermöglicht einen Börsengang und die Streuung des Risikos, hat aber ebenfalls höhere Gründungskosten und strengere gesetzliche Vorgaben. Eine GbR bietet eine einfache Gründung und hohe Flexibilität, jedoch mit unbeschränkter Haftung der Gesellschafter.

Es ist daher empfehlenswert, sich vor der Gründung eines Unternehmens ausführlich über die verschiedenen Rechtsformen zu informieren und gegebenenfalls professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen, um die bestmögliche Entscheidung für das eigene Unternehmen zu treffen.

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Wolfgang Herfurtner | Rechtsanwalt | Geschäftsführer | Gesellschafter

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