Der Abschluss eines Gewerbemietvertrags ist ein entscheidender Schritt für Unternehmer, um einen Standort für ihr Business zu finden, und stellt eine langfristige finanzielle Verpflichtung dar. Dabei gibt es zahlreiche gesetzliche Regelungen, die beachtet werden müssen sowie Fallen, die es zu vermeiden gilt. In diesem umfassenden Beitrag geben wir Ihnen einen Überblick über die wichtigsten Aspekte bei der Gestaltung von Gewerbemietverträgen und beantworten häufig gestellte Fragen.
Begriff – Was ist ein Gewerbemietvertrag?
Ein Gewerbemietvertrag ist ein Vertrag, der zwischen einem Vermieter und einem Mieter geschlossen wird, mit dem Zweck, dem Mieter Räumlichkeiten zur gewerblichen Nutzung zur Verfügung zu stellen. Im Gegensatz zum Wohnraummietvertrag unterliegen Gewerbemietverträge weniger gesetzlichen Regulierungen und lassen den Vertragsparteien somit mehr Spielraum zur individuellen Vertragsgestaltung.
Gesetzliche Grundlagen für Gewerbemietverträge in Deutschland
In Deutschland gelten folgende Gesetzesnormen als Grundlage für die Regelung von Gewerbemietverträgen:
- Bürgerliches Gesetzbuch (BGB), insbesondere die §§ 535 bis 580a BGB (allgemeine Mietrecht)
- Mietrechtliche Vorschriften des Handelsgesetzbuches (HGB), insbesondere die §§ 546a, 550, 578, 580, 580a HGB
- Landesbauordnungen (LBO) der einzelnen Bundesländer
- Gesetze zum Schutz von Mietern, wie z. B. das Gewerberaummietrecht
Da diese gesetzlichen Grundlagen oft lückenhaft sind und viele Bereiche den individuellen Vereinbarungen der Vertragspartner überlassen, ist es besonders wichtig, einen sorgfältig abgefassten und auf die Bedürfnisse des jeweiligen Unternehmens zugeschnittenen Gewerbemietvertrag zu erstellen.
Wichtige Inhalte und Vertragsklauseln im Gewerbemietvertrag
Ein Gewerbemietvertrag sollte folgende wichtige Inhalte und Vertragsklauseln enthalten:
- Bezeichnung der Vertragsparteien: Vermieter und Mieter
- Genaue Beschreibung der Mieträume, z. B. Lage, Größe, Ausstattung, Nutzungsmöglichkeiten
- Gebäude und Grundstück, zu dem die Mieträume gehören
- Mietzins: Höhe, Fälligkeit, eventuelle Staffelungen, Anpassungsmechanismen (z. B. Indexmiete)
- Mietkaution oder Sicherheitsleistung (z. B. Bankbürgschaft)
- Mietdauer: Befristung/Unbefristung, Kündigungsfristen, Verlängerungsoptionen
- Nebenkosten: Umlagefähige Nebenkosten, Abrechnungsmodus, Vorauszahlungen und Nachzahlungen
- Wirtschaftliche Nutzung der Mieträume: Erlaubte Nutzung gemäß Genehmigungen und städtebaulichen Vorgaben, Umfang und Grenzen der Nutzung, branchentypische bzw. unternehmensspezifische Erfordernisse
- Räumliche Veränderungen und bauliche Maßnahmen: Zustimmungsbedürftigkeit, Kostenverteilung, Rückbauverpflichtungen
- Rechte und Pflichten bei Betriebsstörungen, z. B. Mängelbeseitigung, Mietminderung, Schadensersatz
- Regelungen über Instandhaltung, Instandsetzung und Schönheitsreparaturen: Pflichten des Vermieters bzw. des Mieters, Kostentragung
- Rauchverbot, Umweltschutz, Energieeinsparung, Barrierefreiheit
- Untervermietung, Weitervermietung, Überlassung der Mieträume an Dritte
- Ordentliche und außerordentliche Kündigung: Form, Fristen, Gründe
- Rechtswahl, Gerichtsstand, Streitbeilegungsverfahren
- Schlussbestimmungen: Schriftform, Unwirksamkeitsklausel, Nebenabreden, Änderungen und Ergänzungen
Die o. g. Inhalte dienen nur als Orientierungshilfe und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die genaue Gestaltung des Gewerbemietvertrags hängt von den individuellen Vertragsverhandlungen und Bedürfnissen der Vertragsparteien ab. Es empfiehlt sich daher, einen erfahrenen Rechtsanwalt zu Rate zu ziehen, der auf Gewerbemietrecht spezialisiert ist.
Entstehung des Mietverhältnisses
Grundsätzlich kommt ein Mietverhältnis durch das Angebot des Vermieters und die Annahme des Mieters zustande. Das Angebot kann entweder durch einen schriftlichen Vertrag oder durch öffentliche Bekanntmachungen (z. B. Aushang, Inserat, Internet) erfolgen. Es empfiehlt sich jedoch, den Vertrag schriftlich abzufassen, um Rechtsstreitigkeiten vorzubeugen und eine klare Beweislage zu schaffen.
Mündliche Absprachen sind nur in Ausnahmefällen zulässig, z. B. bei kurzfristigen Mietverhältnissen, die ausschließlich auf Vertrauen und Glauben beruhen. In jedem Fall sollte aber auch bei mündlichen Absprachen eine schriftliche Dokumentation der getroffenen Vereinbarungen erfolgen.
Rechtliche Aspekte bei der Gestaltung von Gewerbemietverträgen
Bei der Gestaltung von Gewerbemietverträgen ist es wichtig, einige rechtliche Aspekte zu beachten, die sich aus der Rechtsprechung, den gesetzlichen Regelungen und den individuellen Bedürfnissen der Vertragsparteien ergeben. Nachfolgend nennen wir die wichtigsten Aspekte, die es zu beachten gilt:
- Schriftform: Grundsätzlich kann ein Gewerbemietvertrag auch mündlich geschlossen werden, jedoch empfiehlt sich die Schriftform, um Rechtssicherheit für beide Parteien zu gewährleisten. Aus Beweisgründen sollte die Unterzeichnung des Vertrags von beiden Vertragsparteien vorgenommen werden. Ein elektronischer Vertragsschluss (z. B. per E-Mail) ist ebenfalls zulässig, es müssen aber bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein, damit dieser rechtlich anerkannt wird.
- Mietzins: Beim Mietzins ist darauf zu achten, dass dieser aufgrund des Verbraucherpreisindex oder nach bestimmten Staffelmieten erfolgt. Bei einer nachträglichen Vereinbarung einer Mieterhöhung sollte die genaue Begründung rechtssicher dokumentiert werden.
- Indexmiete: Bei einer Indexmiete ist eine klare Regelung darüber zu treffen, wie der Mietzins an den jeweiligen Verbraucherpreisindex angepasst wird und ob ein Höchst- oder Mindestbetrag vereinbart ist. Diese Regelungen sollten den gesetzlichen Vorgaben des § 557 BGB entsprechen.
- Umlagefähige Nebenkosten: Es sollte klar geregelt werden, welche Nebenkosten als umlagefähig gelten und welche der Mieter bzw. der Vermieter zu tragen hat. Hierbei ist auf eine Anpassung an aktuelle Gesetzesänderungen und Rechtsprechung zu achten, um rechtliche Risiken zu minimieren.
- Instandhaltung und Instandsetzung: Die Pflichten bezüglich Instandhaltung und Instandsetzung der Mieträume sollten genau geregelt werden. Bei der Übertragung von Instandsetzungspflichten auf den Mieter ist es wichtig, die Zulässigkeit gemäß § 536a BGB sowie aktuelle Rechtsprechung im Blick zu haben.
- Kündigung: Die ordentliche und außerordentliche Kündigung sollte in Übereinstimmung mit den gesetzlichen Regelungen formuliert werden. Bei befristeten Mietverträgen ist darauf zu achten, dass die Befristung rechtlich zulässig ist und keine unangemessene Benachteiligung des Mieters darstellt.
- Gewerbemietrechtliches Kündigungsrecht des Vermieters: Beim gewerbemietrechtlichen Kündigungsrecht des Vermieters sollten die gesetzlichen Voraussetzungen gemäß § 573a BGB sowie die aktuelle Rechtsprechung beachtet werden.
- Vertragsstrafen: Bei Vereinbarung von Vertragsstrafen ist darauf zu achten, dass diese angemessen und in einem gesetzlich zulässigen Rahmen sind. Unangemessene oder überzogene Vertragsstrafen können im Zweifel unwirksam sein oder gerichtlich angepasst werden.
Die o. g. rechtlichen Aspekte stellen nur einen Auszug dar und können je nach Einzelfall variieren. Eine individuelle rechtliche Beratung durch einen versierten Rechtsanwalt ist daher unerlässlich.
Häufig gestellte Fragen (FAQs) rund um den Gewerbemietvertrag
Worin unterscheidet sich ein Gewerbemietvertrag von einem Wohnraummietvertrag?
Im Gegensatz zum Wohnraummietvertrag dient der Gewerbemietvertrag der gewerblichen Nutzung, das heißt, der Mieter nutzt die vermieteten Räumlichkeiten zur Ausübung seiner selbstständigen oder freiberuflichen Tätigkeit. Gewerbemietverträge unterliegen weniger gesetzlichen Beschränkungen, sodass den Vertragsparteien mehr Spielraum für individuelle Vereinbarungen bleibt.
Ist eine gewerbliche Nutzung auch in Wohngebieten zulässig?
Grundsätzlich ist eine gewerbliche Nutzung auch in Wohngebieten zulässig, sofern die Nutzung im Rahmen der kommunalen Bauvorschriften und der örtlichen Bebauungspläne erfolgt. In manchen Fällen kann es aber erforderlich sein, eine Nutzungsänderungsgenehmigung zu beantragen oder andere rechtliche Genehmigungen einzuholen.
Wie kann ich meine Interessen als Mieter in einem Gewerbemietvertrag am besten wahren?
Um Ihre Interessen als Mieter in einem Gewerbemietvertrag bestmöglich zu wahren, empfiehlt es sich, frühzeitig einen Rechtsanwalt einzubinden, der auf Gewerbemietrecht spezialisiert ist. Eine gute Verhandlungsbasis und Kenntnisse der aktuellen Rechtsprechung sind erforderlich, um das beste Verhandlungsergebnis zu erzielen.
Wie hoch darf die Mietkaution in einem Gewerbemietvertrag sein?
Im Gewerbemietrecht gibt es keine gesetzliche Begrenzung der Mietsicherheit, wie sie im Wohnraummietrecht besteht. Dennoch sollte die Mietkaution in angemessenem Verhältnis zum Mietzins und zum finanziellen Risiko des Vermieters stehen. Im Zweifelsfall kann die Angemessenheit der Mietkaution gerichtlich überprüft werden.
Wie lange sollten Kündigungsfristen im Gewerbemietrecht ausfallen?
Die Kündigungsfristen im Gewerbemietrecht sind grundsätzlich Verhandlungssache und können individuell vereinbart werden. Allerdings sollte darauf geachtet werden, dass die Fristen für Vermieter und Mieter angemessen und ausgewogen sind, um keine unangemessene Benachteiligung einer Vertragspartei herbeizuführen.
Welche Besonderheiten sind bei der Untervermietung von Gewerberäumen zu beachten?
Bei der Untervermietung von Gewerberäumen sollte klar geregelt sein, welche Rechte und Pflichten der Hauptmieter an den Untermieter überträgt und in welchem Umfang dies geschieht. Es empfiehlt sich, die Zustimmung des Vermieters zur Untervermietung einzuholen und eine entsprechende Regelung im Mietvertrag aufzunehmen.
Gibt es spezielle Regelungen für die Vermietung von Gewerberäumen an gemeinnützige Organisationen?
Grundsätzlich gelten auch für die Vermietung von Gewerberäumen an gemeinnützige Organisationen die allgemeinen Regelungen des Gewerbemietrechts. Jedoch können bei der Vermietung an gemeinnützige Organisationen steuerliche Aspekte zu beachten sein, insbesondere hinsichtlich der Umsatzsteuerpflicht der Mieteinnahmen.
Fazit: Gewerbemietverträge professionell und rechtssicher gestalten
Die Gestaltung eines Gewerbemietvertrages erfordert Verhandlungsgeschick, Rechtssicherheit und fachliche Expertise. Der Beitrag gibt einen ersten Überblick über die wichtigsten Inhalte, Vertragsklauseln sowie rechtliche Aspekte und dient als Orientierungshilfe für Vermieter und Mieter bei der Vorbereitung und Abwicklung von Gewerbemietverträgen.
Da jeder Gewerbemietvertrag individuell ist und umfassende rechtliche Kenntnisse erfordert, empfiehlt es sich, bei der Vertragsgestaltung einen erfahrenen Rechtsanwalt hinzuzuziehen, der auf Gewerbemietrecht spezialisiert ist. Nur so können beide Vertragsparteien sicherstellen, dass ihre Interessen angemessen berücksichtigt werden und der Gewerbemietvertrag rechtlich einwandfrei und ausgewogen gestaltet ist.
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