Das Glücksspielrecht ist ein komplexes und vielschichtiges Rechtsgebiet, das für Spieler, Betreiber von Glücksspielangeboten, Anwälte und Behörden von großer Bedeutung ist. Es umfasst sowohl nationale als auch internationale Regelungen und ist ständigen Veränderungen unterworfen.

In diesem Blog-Beitrag möchten wir Ihnen einen umfassenden und detaillierten Überblick über das Glücksspielrecht geben, indem wir aktuelle Gesetze und Verordnungen erläutern, praktische Tipps und Beispiele liefern sowie häufig gestellte Fragen beantworten.

Inhalt

Nationales Glücksspielrecht

Die Gesetzgebung zum Glücksspielrecht ist in Deutschland aufgrund der föderalen Struktur des Landes in vielen Bereichen Ländersache. Jedes Bundesland hat eigene Regelungen und Gesetze, die jedoch grundsätzlich auf dem Glücksspielstaatsvertrag (GlüStV) basieren. Der GlüStV ist ein Staatsvertrag, der zwischen allen 16 Bundesländern geschlossen wurde und die rechtliche Grundlage für das Glücksspielwesen in Deutschland bildet. Er wurde zuletzt im Jahr 2021 geändert und enthält unter anderem Regelungen zu:

  • Konzessionen und Erlaubnisse für Glücksspielangebote
  • Spielerschutz und Prävention von Glücksspielsucht
  • Werbung für Glücksspiele
  • Besteuerung von Glücksspielgewinnen

Darüber hinaus existieren in den einzelnen Bundesländern spezielle Landesglücksspielgesetze, welche die Regelungen des GlüStV konkretisieren und ergänzen. Diese Gesetze können sich in Details unterscheiden, folgen aber grundsätzlich den gleichen Leitlinien und Zielen.

Europäisches Glücksspielrecht

Beim europäischen Glücksspielrecht handelt es sich um Regelungen, die auf Ebene der Europäischen Union (EU) getroffen werden und für alle Mitgliedstaaten verbindlich sind. Die EU hat zwar keine direkten Gesetze zum Glücksspielrecht erlassen, jedoch gibt es einige europäische Regelungen und Gerichtsentscheidungen, die Einfluss auf das nationale Glücksspielrecht nehmen:

  • Dienstleistungsfreiheit und Niederlassungsfreiheit: Gemäß den EU-Verträgen haben Unternehmen das Recht, ihre Dienstleistungen und Niederlassungen in anderen Mitgliedstaaten frei anzubieten und zu betreiben. Dies hat auch Auswirkungen auf das Glücksspielrecht, da Anbieter von Glücksspielen aus anderen EU-Staaten unter bestimmten Voraussetzungen ihre Angebote auch in Deutschland anbieten dürfen.
  • Europäischer Gerichtshof (EuGH): Der EuGH hat in mehreren Entscheidungen festgestellt, dass nationale Regelungen zum Glücksspielrecht mit europäischem Recht vereinbar sein müssen. Dies bedeutet insbesondere, dass Einschränkungen der Dienstleistungsfreiheit und Niederlassungsfreiheit nur unter bestimmten Voraussetzungen zulässig sind, etwa zum Schutz der öffentlichen Ordnung oder zur Bekämpfung der Spielsucht.
  • Europäische Kommission: Die Europäische Kommission hat in der Vergangenheit mehrfach darauf hingewiesen, dass einige nationale Regelungen zum Glücksspielrecht gegen europäisches Recht verstoßen könnten. Dies hat dazu geführt, dass einige Mitgliedstaaten, darunter auch Deutschland, ihre Glücksspielgesetze überarbeiten und anpassen mussten.

Die europäischen Regelungen und Entscheidungen haben in den letzten Jahren zu einer Liberalisierung des Glücksspielrechts in vielen EU-Staaten geführt. Dennoch bleibt das Glücksspielrecht weiterhin primär eine Angelegenheit der nationalen Gesetzgebung.

Internationales Glücksspielrecht

Im internationalen Glücksspielrecht existieren keine einheitlichen Regelungen, da jedes Land seine eigenen Gesetze und Vorschriften zum Glücksspiel erlässt. Dennoch gibt es einige internationale Organisationen und Abkommen, die den Rahmen für die Zusammenarbeit und den Informationsaustausch zwischen den nationalen Glücksspielbehörden bilden:

  • World Lottery Association (WLA): Die WLA ist eine internationale Organisation, die die Interessen von staatlichen Lotterie- und Toto-Gesellschaften vertritt. Sie setzt sich unter anderem für die Bekämpfung von illegalen Glücksspielangeboten und für den Schutz der Spieler ein.
  • European Lotteries (EL): EL ist eine europäische Organisation der staatlichen Lotteriegesellschaften, die sich für die gemeinsamen Interessen ihrer Mitglieder und für eine verantwortungsvolle Gestaltung des Glücksspiels einsetzt.
  • International Association of Gaming Regulators (IAGR): Die IAGR ist eine Vereinigung von Glücksspielregulierungsbehörden aus der ganzen Welt, die sich für einen effektiven und effizienten Glücksspielregulierungsrahmen einsetzt und den Informationsaustausch zwischen den Behörden fördert.

Die Zusammenarbeit zwischen den nationalen Glücksspielbehörden und internationalen Organisationen trägt dazu bei, das Glücksspielrecht weltweit zu harmonisieren und illegale Glücksspielangebote effektiver zu bekämpfen.

Spielerschutz und Prävention

Eines der zentralen Ziele des Glücksspielrechts ist der Schutz der Spieler und die Prävention von Glücksspielsucht. Dazu zählen unter anderem die folgenden Maßnahmen:

  • Altersbeschränkungen: In Deutschland ist die Teilnahme an Glücksspielen grundsätzlich erst ab 18 Jahren erlaubt. Für Spielhallen und Spielbanken gelten zudem strenge Zutrittskontrollen, um sicherzustellen, dass Minderjährige keinen Zugang zu Glücksspielangeboten haben.
  • Selbst- und Fremdsperren: Spieler können sich selbst oder durch Dritte von Glücksspielangeboten ausschließen lassen, wenn sie befürchten, spielsüchtig zu werden oder bereits spielsüchtig sind. Die Betreiber von Glücksspielangeboten sind verpflichtet, solche Sperren umzusetzen und die betroffenen Personen vom Spielbetrieb auszuschließen.
  • Prävention und Aufklärung: Die Betreiber von Glücksspielangeboten müssen umfangreiche Informations- und Aufklärungsmaßnahmen durchführen, um Spieler über die Risiken des Glücksspiels und die Möglichkeiten der Prävention und Therapie aufzuklären. Dazu zählen unter anderem Informationsmaterialien, Schulungen des Personals und die Zusammenarbeit mit Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen.
  • Einschränkungen der Werbung: Die Werbung für Glücksspiele ist in Deutschland streng reguliert und unterliegt zahlreichen Beschränkungen, um insbesondere Minderjährige und gefährdete Personen vor den Risiken des Glücksspiels zu schützen. So ist beispielsweise die gezielte Werbung für Glücksspiele an Minderjährige verboten, und auch die Werbung im Umfeld von Sportveranstaltungen oder im Fernsehen unterliegt strengen Auflagen.
  • Spielerschutzkonzepte: Die Betreiber von Glücksspielangeboten müssen detaillierte Spielerschutzkonzepte entwickeln und umsetzen, die unter anderem Regelungen zur Prävention, zum Umgang mit problematischen Spielern und zur Schulung des Personals enthalten. Die Umsetzung dieser Konzepte wird von den zuständigen Glücksspielbehörden überwacht und kontrolliert.

Der Spielerschutz und die Prävention von Glücksspielsucht sind zentrale Elemente des Glücksspielrechts, die sowohl auf nationaler als auch auf europäischer und internationaler Ebene Beachtung finden. Eine effektive Umsetzung dieser Maßnahmen ist entscheidend für die Akzeptanz und den Erfolg des Glücksspielangebots in der Gesellschaft.

Online-Glücksspiel

Das Online-Glücksspiel ist ein besonders sensibler Bereich des Glücksspielrechts, da es einerseits große Chancen für die Branche und die Spieler bietet, andererseits aber auch erhebliche Risiken in Bezug auf den Spielerschutz und die Bekämpfung von illegalen Angeboten mit sich bringt. In Deutschland war das Online-Glücksspiel lange Zeit weitgehend verboten, doch mit der Neuregelung des Glücksspielstaatsvertrags im Jahr 2021 wurden die rechtlichen Rahmenbedingungen für das Online-Glücksspiel neu gestaltet:

  • Lizenzierung von Online-Casinos und Sportwetten: Seit dem 1. Juli 2021 können Online-Casinos und Sportwettenanbieter in Deutschland unter bestimmten Voraussetzungen eine Lizenz erwerben, die es ihnen erlaubt, ihre Angebote legal auf dem deutschen Markt anzubieten. Die Lizenzierung erfolgt durch die neu geschaffene Glücksspielbehörde der Länder, die für die Regulierung und Überwachung des Online-Glücksspielmarktes zuständig ist.
  • Spielerschutz und Prävention: Für lizenzierte Online-Glücksspielanbieter gelten strenge Anforderungen in Bezug auf den Spielerschutz und die Prävention von Glücksspielsucht. Dazu zählen unter anderem die Einrichtung von Spielerkonten mit persönlichen Limits, die Identifikation und Verifikation der Spieler, die Zusammenarbeit mit zentralen Sperrdateien und die Durchführung von Aufklärungsmaßnahmen.
  • Steuern und Abgaben: Lizenzierte Online-Glücksspielanbieter müssen in Deutschland Steuern und Abgaben entrichten, die unter anderem der Finanzierung von Maßnahmen zur Bekämpfung der Spielsucht und der Förderung des Breitensports dienen. Die Besteuerung von Online-Glücksspielangeboten ist jedoch ein komplexes und umstrittenes Thema, das auch im europäischen und internationalen Kontext von Bedeutung ist.

Die Neuregelung des Online-Glücksspielrechts in Deutschland stellt einen wichtigen Schritt zur Modernisierung und Harmonisierung des Glücksspielrechts dar, der jedoch auch weiterhin kontrovers diskutiert wird und vermutlich noch viele Anpassungen und Änderungen erfahren wird.

Steuern und Glücksspielgewinne

Die Besteuerung von Glücksspielgewinnen ist ein wichtiger Aspekt des Glücksspielrechts, der sowohl für Spieler als auch für Betreiber von Glücksspielangeboten von Bedeutung ist. In Deutschland gelten grundsätzlich die folgenden Regelungen zur Besteuerung von Glücksspielgewinnen:

  • Steuerfreiheit für Spieler: Glücksspielgewinne sind in Deutschland grundsätzlich steuerfrei, da sie nicht als Einkommen im Sinne des Einkommensteuergesetzes gelten. Dies bedeutet, dass Spieler ihre Gewinne aus Glücksspielen wie Lotterien, Sportwetten oder Casinospielen in der Regel nicht versteuern müssen.
  • Besteuerung von Betreibern: Die Betreiber von Glücksspielangeboten müssen in Deutschland verschiedene Steuern und Abgaben entrichten, die je nach Art des Glücksspiels und den jeweiligen Landesgesetzen unterschiedlich ausgestaltet sein können. Dazu zählen unter anderem die Spielbankabgabe, die Lotteriesteuer, die Sportwettensteuer und die Vergnügungssteuer.
  • Umsatzsteuer: Glücksspielangebote unterliegen in Deutschland grundsätzlich der Umsatzsteuer, wobei jedoch einige Ausnahmen und Besonderheiten gelten. So sind beispielsweise Lotterien und bestimmte Formen von Sportwetten von der Umsatzsteuer befreit, während andere Glücksspiele wie Spielautomaten oder Online-Casinospiele der Umsatzsteuer unterliegen.
  • Internationale Aspekte: Die Besteuerung von Glücksspielgewinnen und Glücksspielangeboten kann auch im internationalen Kontext von Bedeutung sein, insbesondere wenn Spieler oder Betreiber aus anderen Ländern in Deutschland aktiv sind oder deutsche Spieler im Ausland gewinnen. In solchen Fällen können Doppelbesteuerungsabkommen oder europäische Regelungen zur Anwendung kommen, die eine einheitliche und gerechte Besteuerung gewährleisten sollen.

Die Besteuerung von Glücksspielgewinnen und Glücksspielangeboten ist ein komplexes und oft kontrovers diskutiertes Thema, das sowohl rechtliche, wirtschaftliche als auch gesellschaftliche Aspekte berührt. Eine effektive und faire Besteuerung trägt dazu bei, die Akzeptanz des Glücksspiels in der Gesellschaft zu erhöhen und die negativen Auswirkungen des Glücksspiels auf die öffentlichen Haushalte zu begrenzen.

FAQ – Häufig gestellte Fragen

Nachfolgend beantworten wir einige häufig gestellte Fragen zum Glücksspielrecht, um Ihnen einen noch besseren Überblick über dieses komplexe Rechtsgebiet zu geben:

Müssen Glücksspielgewinne versteuert werden?

In Deutschland sind Glücksspielgewinne grundsätzlich steuerfrei, da sie nicht als Einkommen im Sinne des Einkommensteuergesetzes gelten. Spieler müssen ihre Gewinne aus Lotterien, Sportwetten oder Casinospielen daher in der Regel nicht versteuern. In einigen Fällen, etwa wenn Gewinne im Ausland erzielt werden oder wenn Glücksspielgewinne zu Einkünften aus Kapitalvermögen oder Vermietung und Verpachtung führen, können jedoch Steuerpflichten entstehen.

Ist Online-Glücksspiel in Deutschland erlaubt?

Seit dem 1. Juli 2021 ist Online-Glücksspiel in Deutschland unter bestimmten Voraussetzungen erlaubt. Online-Casinos und Sportwettenanbieter können eine Lizenz erwerben, die es ihnen ermöglicht, ihre Angebote legal auf dem deutschen Markt anzubieten. Allerdings müssen lizenzierte Anbieter strenge Auflagen in Bezug auf Spielerschutz und Prävention erfüllen, um ihre Lizenz zu erhalten und zu behalten.

Welche Regeln gelten für die Werbung von Glücksspielangeboten?

Die Werbung für Glücksspiele ist in Deutschland streng reguliert und unterliegt zahlreichen Beschränkungen, um insbesondere Minderjährige und gefährdete Personen vor den Risiken des Glücksspiels zu schützen. So ist beispielsweise die gezielte Werbung für Glücksspiele an Minderjährige verboten, und auch die Werbung im Umfeld von Sportveranstaltungen oder im Fernsehen unterliegt strengen Auflagen. Darüber hinaus sind irreführende oder aggressive Werbemaßnahmen untersagt, und Anbieter müssen in ihrer Werbung auf die Risiken des Glücksspiels und auf Möglichkeiten der Prävention und Hilfe hinweisen.

Was sind die Unterschiede zwischen nationalem, europäischem und internationalem Glücksspielrecht?

Das nationale Glücksspielrecht bezieht sich auf die Gesetze und Regelungen, die innerhalb eines Landes für das Glücksspielwesen gelten. In Deutschland ist das Glücksspielrecht in erster Linie Ländersache, wobei der Glücksspielstaatsvertrag als gemeinsame rechtliche Grundlage dient. Das europäische Glücksspielrecht umfasst Regelungen und Entscheidungen auf Ebene der Europäischen Union, die Einfluss auf das nationale Glücksspielrecht nehmen, etwa die Dienstleistungsfreiheit und Niederlassungsfreiheit sowie Entscheidungen des Europäischen Gerichtshofs. Das internationale Glücksspielrecht bezieht sich auf Regelungen und Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Ländern und internationalen Organisationen, um das Glücksspielwesen weltweit zu harmonisieren und illegale Glücksspielangebote effektiver zu bekämpfen.

Wie kann man sich vom Glücksspiel ausschließen lassen?

In Deutschland können Spieler sich selbst oder durch Dritte von Glücksspielangeboten ausschließen lassen, wenn sie befürchten, spielsüchtig zu werden oder bereits spielsüchtig sind. Dies kann sowohl für stationäre Spielhallen und Spielbanken als auch für Online-Glücksspielangebote erfolgen. Die Betreiber von Glücksspielangeboten sind verpflichtet, solche Sperren umzusetzen und die betroffenen Personen vom Spielbetrieb auszuschließen. Informationen und Hilfestellungen zur Selbst- oder Fremdsperre finden Sie bei den jeweiligen Glücksspielanbietern, den zuständigen Glücksspielbehörden oder bei Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen.

Wir hoffen, dass dieser umfassende Blog-Beitrag Ihnen einen detaillierten und fundierten Einblick in das Glücksspielrecht gegeben hat und Ihnen bei der Orientierung in diesem komplexen Rechtsgebiet helfen konnte. Sollten Sie weitere Fragen haben oder rechtliche Unterstützung im Bereich des Glücksspielrechts benötigen, zögern Sie nicht, sich an unsere Anwaltskanzlei zu wenden. Wir stehen Ihnen gerne mit unserer Expertise und Erfahrung zur Seite.

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