Handwerkerrecht: Rechte und Pflichten bei Handwerkerleistungen

Als Rechtsanwalt mit langjähriger Erfahrung im Bereich des Handwerkerrechts möchte ich Ihnen in diesem Blog-Beitrag einen umfassenden Überblick über das Handwerkerrecht geben.

Dabei werde ich auf die Rechte und Pflichten von Auftraggebern und Handwerkern (Auftragnehmern) eingehen, den Vertragsabschluss, die verschiedenen Arten von Handwerkerleistungen, Gewährleistung und Haftung behandeln sowie aktuelle Gerichtsurteile und FAQs vorstellen.

Inhaltsverzeichnis

Grundlagen des Handwerkerrechts

Das Handwerkerrecht ist ein Teilgebiet des Zivilrechts und regelt die Rechte und Pflichten von Auftraggebern und Handwerkern (Auftragnehmern) bei der Erbringung von Handwerkerleistungen. Im Wesentlichen basiert das Handwerkerrecht auf den Regelungen des Bürgerlichen Gesetzbuchs (BGB) und umfasst insbesondere die Vorschriften über Werkverträge (§§ 631 ff. BGB) und Dienstverträge (§§ 611 ff. BGB).

Die wichtigsten Rechtsfragen im Handwerkerrecht betreffen:

  • Vertragsabschluss und Vertragsinhalt
  • Arten von Handwerkerleistungen
  • Vergütung und Zahlungsmodalitäten
  • Gewährleistung und Haftung für Mängel
  • Abnahme der Leistung und Fristen
  • Rechte und Pflichten von Auftraggebern und Handwerkern

Der Handwerkervertrag

Ein Handwerkervertrag kommt zustande, wenn ein Auftraggeber (Kunde) einen Handwerker (Auftragnehmer) damit beauftragt, eine bestimmte Leistung zu erbringen. Dies kann mündlich, schriftlich oder stillschweigend geschehen. In der Praxis empfiehlt es sich jedoch, einen schriftlichen Vertrag abzuschließen, um spätere Unstimmigkeiten zu vermeiden.

Ein Handwerkervertrag sollte insbesondere folgende Punkte regeln:

  • Bezeichnung der Vertragsparteien (Auftraggeber und Auftragnehmer)
  • genaue Beschreibung der zu erbringenden Leistung
  • Angabe des Leistungsorts und -zeitpunkts
  • Preis und Zahlungsmodalitäten
  • Gewährleistung und Haftung
  • Abnahme der Leistung
  • sonstige Vereinbarungen, z. B. hinsichtlich Fristen, Nebenpflichten, Stornierungen oder Schadensersatzansprüchen

Es ist wichtig, vor Vertragsabschluss alle relevanten Punkte zu klären, um spätere Missverständnisse oder Streitigkeiten zu vermeiden. Daher sollte der Auftraggeber genau wissen, welche Leistung er erwartet und welche Anforderungen er an den Handwerker stellt. Der Handwerker sollte sich im Vorfeld über die Wünsche und Bedürfnisse des Auftraggebers informieren, um ein passendes Angebot unterbreiten zu können.

Arten von Handwerkerleistungen

Handwerkerleistungen lassen sich grundsätzlich in zwei Kategorien einteilen:

  • Werkverträge: Hier steht die Herstellung oder Veränderung eines Werks im Vordergrund, z. B. die Errichtung eines Hauses, die Reparatur eines Autos oder die Anfertigung eines Möbelstücks. Der Handwerker schuldet hierbei den Erfolg der Leistung, d. h. das vollendete Werk. Werkverträge unterliegen den Regelungen der §§ 631 ff. BGB.
  • Dienstverträge: Bei Dienstverträgen geht es um die Erbringung einer Dienstleistung, ohne dass ein konkretes Werk geschuldet wird. Beispiele sind die Beratung durch einen Architekten, die Planung einer Baumaßnahme oder die Reinigung von Räumlichkeiten. Hier schuldet der Handwerker lediglich seine Arbeitskraft, nicht jedoch einen bestimmten Erfolg. Dienstverträge unterliegen den Regelungen der §§ 611 ff. BGB.

Im Einzelfall kann es auch Mischformen aus Werk- und Dienstvertrag geben, z. B. wenn ein Handwerker sowohl Planungsleistungen als auch die Ausführung von Bauarbeiten übernimmt. In solchen Fällen ist es wichtig, die jeweiligen Leistungen klar voneinander abzugrenzen und die entsprechenden rechtlichen Regelungen zu beachten.

Gewährleistung und Haftung bei Handwerkerleistungen

Ein zentrales Thema im Handwerkerrecht ist die Gewährleistung und Haftung für Mängel bei Handwerkerleistungen. Hierbei gelten grundsätzlich unterschiedliche Regelungen für Werkverträge und Dienstverträge:

  • Werkverträge: Bei Werkverträgen haftet der Handwerker gemäß §§ 634 ff. BGB für Mängel, die zum Zeitpunkt der Abnahme bereits vorhanden sind. Der Auftraggeber hat in diesem Fall verschiedene Rechte, insbesondere das Recht auf Nacherfüllung (Nachbesserung oder Neulieferung), Minderung des Werklohns, Rücktritt vom Vertrag oder Schadensersatz. Die Verjährungsfrist für Mängelansprüche beträgt gemäß § 634a BGB grundsätzlich zwei Jahre ab Abnahme (bei Bauwerken fünf Jahre).
  • Dienstverträge: Bei Dienstverträgen haftet der Handwerker gemäß § 280 BGB nur dann für Mängel, wenn er diese zu vertreten hat, d. h. wenn er die Leistung nicht oder nicht vertragsgerecht erbracht hat. In diesem Fall hat der Auftraggeber Anspruch auf Schadensersatz oder, sofern vereinbart, auf eine Nachbesserung. Die Verjährungsfrist für Schadensersatzansprüche beträgt gemäß § 195 BGB regelmäßig drei Jahre ab Kenntnis von Schaden und Schädiger (bei Bauwerken gemäß § 199 BGB maximal zehn Jahre).

Es ist wichtig zu beachten, dass die Parteien im Handwerkervertrag bestimmte Regelungen zur Gewährleistung und Haftung individuell vereinbaren können, z. B. die Verkürzung oder Verlängerung von Verjährungsfristen oder die Beschränkung von Schadensersatzansprüchen. Allerdings sind solche Vereinbarungen nur innerhalb bestimmter gesetzlicher Grenzen zulässig und müssen den Anforderungen des § 307 BGB (Transparenzgebot, keine unangemessene Benachteiligung) genügen.

Aktuelle Gerichtsurteile im Handwerkerrecht

Im Folgenden möchte ich Ihnen einige aktuelle Gerichtsurteile im Handwerkerrecht vorstellen, die wichtige rechtliche Fragestellungen und Probleme verdeutlichen:

  • BGH, Urteil vom 21.02.2019 – VII ZR 79/18: In diesem Fall hatte ein Bauherr einen Architekten mit der Planung und Bauleitung einer Baumaßnahme beauftragt. Nachdem sich herausgestellt hatte, dass der Architekt seine Leistungen mangelhaft erbracht hatte, verlangte der Bauherr Schadensersatz. Der BGH entschied, dass der Architekt grundsätzlich für seine Planungs- und Überwachungsfehler haftet und dem Bauherrn den Schaden ersetzen muss, der durch die mangelhafte Leistung entstanden ist.
  • BGH, Urteil vom 08.03.2018 – VII ZR 311/16: In diesem Fall ging es um die Frage, ob ein Handwerker bei der Erstellung eines Kostenvoranschlags bereits zur Aufklärung über mögliche Risiken und Nebenkosten verpflichtet ist. Der BGH entschied, dass der Handwerker im Rahmen der Erstellung eines Kostenvoranschlags grundsätzlich keine umfassende Beratungspflicht hat. Allerdings kann eine solche Pflicht ausnahmsweise bestehen, wenn der Auftraggeber erkennbar unsicher ist oder besondere Anforderungen an die Leistung stellt.
  • OLG Hamm, Urteil vom 16.11.2017 – 12 U 80/16: In diesem Fall hatte ein Handwerker bei der Sanierung eines Badezimmers einen schweren Mangel verursacht, der zu erheblichen Folgeschäden geführt hatte. Der Auftraggeber verlangte Schadensersatz und die Rückabwicklung des Vertrags. Das OLG Hamm entschied, dass der Handwerker zwar grundsätzlich zur Leistung von Schadensersatz verpflichtet ist, der Auftraggeber jedoch keinen Anspruch auf Rückabwicklung des Vertrags hat, da er die mangelhafte Leistung zunächst hätte rügen und dem Handwerker Gelegenheit zur Nachbesserung hätte geben müssen.

FAQ zum Handwerkerrecht

Abschließend möchte ich Ihnen einige häufig gestellte Fragen zum Handwerkerrecht beantworten:

Wie lange dauert die Gewährleistungsfrist bei Handwerkerleistungen?

Die Gewährleistungsfrist beträgt bei Werkverträgen gemäß § 634a BGB grundsätzlich zwei Jahre ab Abnahme (bei Bauwerken fünf Jahre). Bei Dienstverträgen beträgt die Verjährungsfrist für Schadensersatzansprüche gemäß § 195 BGB regelmäßig drei Jahre ab Kenntnis von Schaden und Schädiger (bei Bauwerken gemäß § 199 BGB maximal zehn Jahre). Die Parteien können im Vertrag jedoch abweichende Regelungen vereinbaren, sofern diese den gesetzlichen Vorgaben entsprechen.

Was passiert, wenn der Handwerker seine Leistung nicht fristgerecht erbringt?

Wenn der Handwerker seine Leistung nicht fristgerecht erbringt, kann der Auftraggeber unter bestimmten Voraussetzungen vom Vertrag zurücktreten, Schadensersatz verlangen oder eine Ersatzvornahme durch einen anderen Handwerker veranlassen. Voraussetzung ist in der Regel, dass der Handwerker eine angemessene Nachfrist zur Leistungserbringung verstreichen lässt, ohne die Leistung zu erbringen.

Kann ein Handwerker einen Kostenvoranschlag nachträglich erhöhen?

Grundsätzlich ist ein Kostenvoranschlag unverbindlich, d. h. der Handwerker kann im Laufe der Leistungserbringung höhere Kosten geltend machen, sofern diese auf unvorhersehbaren Umständen beruhen. Allerdings ist der Handwerker verpflichtet, den Auftraggeber über die höheren Kosten zu informieren, bevor er die Leistung erbringt. Der Auftraggeber kann dann entscheiden, ob er die Leistung zu den höheren Kosten in Auftrag geben oder den Vertrag kündigen möchte.

Wie kann ich mich gegen Mängel bei Handwerkerleistungen absichern?

Um sich gegen Mängel bei Handwerkerleistungen abzusichern, sollten Sie vor Vertragsabschluss eine detaillierte Leistungsbeschreibung vereinbaren und den Handwerker genau über Ihre Anforderungen informieren. Zudem ist es ratsam, einen schriftlichen Vertrag abzuschließen, in dem alle relevanten Punkte geregelt sind, z. B. Gewährleistung, Haftung, Abnahme und Zahlungsmodalitäten. Schließlich sollten Sie die Leistung des Handwerkers sorgfältig prüfen und Mängel unverzüglich rügen, um Ihre Gewährleistungsrechte geltend machen zu können.

Wann darf ein Handwerker eine Anzahlung verlangen?

Ein Handwerker darf grundsätzlich eine angemessene Anzahlung verlangen, insbesondere wenn er im Vorfeld der Leistungserbringung hohe Materialkosten oder sonstige Aufwendungen hat. Allerdings sollte die Anzahlung in einem angemessenen Verhältnis zur Gesamtleistung stehen und im Vertrag geregelt sein. Als Faustregel gilt, dass eine Anzahlung von 30 % bis 50 % der Vertragssumme in der Regel als angemessen angesehen wird.

Bin ich als Auftraggeber verpflichtet, die Handwerkerleistung abzunehmen?

Als Auftraggeber sind Sie grundsätzlich verpflichtet, die Handwerkerleistung abzunehmen, sofern diese vertragsgerecht und mängelfrei erbracht wurde. Die Abnahme erfolgt in der Regel durch eine gemeinsame Begehung und Prüfung der Leistung sowie die Unterzeichnung eines Abnahmeprotokolls. Wenn Sie die Leistung nicht abnehmen, obwohl sie vertragsgerecht erbracht wurde, können Sie unter Umständen zur Zahlung von Schadensersatz verpflichtet sein.

Ich hoffe, dass Ihnen dieser Blog-Beitrag einen guten Überblick über das Handwerkerrecht und die Rechte und Pflichten von Auftraggebern und Handwerkern gegeben hat. Bei weiteren Fragen oder rechtlichen Problemen im Zusammenhang mit Handwerkerleistungen stehe ich Ihnen als erfahrener Rechtsanwalt gerne zur Verfügung. Zögern Sie nicht, mich zu kontaktieren, um eine individuelle Beratung in Anspruch zu nehmen.

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Wolfgang Herfurtner | Rechtsanwalt | Geschäftsführer | Gesellschafter

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