Die Klage ist ein wesentliches Rechtsmittel für die Durchsetzung und Verteidigung Ihrer Interessen vor Gericht. Um die bestmöglichen Ergebnisse bei Gericht zu erzielen, ist eine korrekte Klagestruktur entscheidend. In diesem ausführlichen Beitrag erfahren Sie, wie Sie Ihre Klage richtig aufbauen und welche verschiedenen Aspekte Sie beachten müssen. Dabei stützen wir uns auf aktuelle Gesetze, Gerichtsurteile und häufig gestellte Fragen (FAQs) sowie unsere langjährige Erfahrung als Rechtsanwälte.

Inhaltsverzeichnis

  • Grundlagen des Klageaufbaus
  • Abschnitte einer Klage
  • Beispiele für Klageformulierungen
  • Checkliste für die Erstellung einer Klage
  • Aktuelle Gerichtsurteile zum Klageaufbau
  • FAQs zum Klageaufbau
  • Klageaufbau – vom ersten bis zum letzten Schritt

Grundlagen des Klageaufbaus

Der Klageaufbau sollte einer logischen und nachvollziehbaren Struktur folgen. Anhand folgender Grundlagen können Sie Ihren Klageaufbau planen:

Gerichtsstand: Ermitteln Sie den zuständigen Gerichtsstand (örtlich und sachlich) für Ihre Klage.

Rechtsgrundlage: Identifizieren Sie die gesetzlichen Bestimmungen, auf die sich Ihre Klage stützt, und fügen Sie sie im Klageentwurf ein.

Tatsachen und Beweis: Erstellen Sie eine detaillierte Darlegung der relevanten Tatsachen und des Beweismaterials, das Ihre Klage stützt.

Klageanträge: Formulieren Sie die konkreten Anträge, die Sie bei Gericht stellen, einschließlich Schadensersatz, Unterlassung oder anderer Rechtsbehelfe.

Begründetheit der Klage: Legen Sie dar, warum Ihre Klage rechtlich begründet ist und welche Gesetze Ihre Geltendmachung von Ansprüchen rechtfertigen.

Abschnitte einer Klage

Im Folgenden werden die Hauptabschnitte einer typischen Klage erläutert:

Antragstellende und Antragsgegner

In diesem Abschnitt geben Sie die Identität der Klageparteien an und stellen sicher, dass sie korrekt bezeichnet sind.

  • Namen und Adressen der Klageführenden und Klagegegner
  • Rechtsvertreter der Klageparteien (falls zutreffend)
  • Vorabstellung von Zustellung und Empfang von Schriftsätzen

Legaler Hintergrund und sachliche Zuständigkeit

Hier definieren Sie den rechtlichen Kontext und die sachliche Zuständigkeit der Klage:

  • Gerichtsstand und Grund für die Zuständigkeit
  • Rechtsgrundlagen für die Klage

Darstellung von Tatsachen und Beweisen

Darstellung von Tatsachen und Beweisen ist der Kernpunkt Ihrer Klage. In diesem Abschnitt müssen Sie:

  • Erzählung von relevanten Ereignissen präsentieren
  • Erklärung der Verletzung Ihrer Rechte oder Interessen darlegen
  • Beweise und Dokumentation angeben
  • Zeugen benennen (falls vorhanden)

Klageanträge und Rechtsbehelfe

Hier formulieren Sie die Anträge, die Sie bei Gericht stellen:

  • Unterlassung
  • Schadensersatzforderungen
  • Konkrete Forderungen richten (z. B. Rückgabe von Eigentum)
  • Klagekosten, Anwaltsgebühren und Zinsen verlangen

Begründetheit der Klage

In diesem letzten Abschnitt erläutern Sie, warum Ihre Klage rechtlich begründet ist und welche Gesetze Ihre Geltendmachung von Ansprüchen rechtfertigen:

  • Anwendbare Gesetze und Vorschriften
  • Relevante Gerichtsurteile oder Präzedenzfälle
  • Argumentation und juristische Logik

Beispiele für Klageformulierungen

Die Formulierung Ihrer Klage ist entscheidend für den Erfolg Ihres Falles. Im Folgenden finden Sie einige Beispiele für die Struktur und das Verfassen von Klagetexten:

Beispiel 1: Unterlassungsanspruch bei Urheberrechtsverletzung

Relevante Tatsachen:

  • Klageführender ist Inhaber des Urheberrechts an einem bestimmten Werk
  • Klagegegner hat das Werk ohne Zustimmung des Klageführenden öffentlich zugänglich gemacht

Klageanträge:

  • Unterlassungsanspruch: Klagegegner soll das Werk nicht weiter öffentlich zugänglich machen
  • Schadensersatzanspruch: Klagegegner soll für den entstandenen Schaden beim Klageführenden aufkommen

Begründetheit der Klage:

  • Gesetzliche Regelungen: § 97 Urheberrechtsgesetz (UrhG) als Anspruchsgrundlage
  • Gerichtsurteile: Verweis auf relevante Urteile, die die Ansprüche des Klageführenden stärken

Beispiel 2: Schadensersatzforderung nach Verkehrsunfall

Relevante Tatsachen:

  • Klageführender ist Geschädigter eines Verkehrsunfalls
  • Klagegegner ist der Unfallverursacher

Klageanträge:

  • Schadensersatzforderungen: Klagegegner soll für den entstandenen Schaden beim Klageführenden aufkommen (z. B. Reparaturkosten, Schmerzensgeld, Nutzungsausfallsentschädigung)

Begründetheit der Klage:

  • Gesetzliche Regelungen: § 823 Abs. 1 Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) als Anspruchsgrundlage und § 249 BGB hinsichtlich des Schadensersatzes
  • Gerichtsurteile: Verweis auf relevante Urteile, die die Ansprüche des Klageführenden stärken

Checkliste für die Erstellung einer Klage

Verwenden Sie diese Checkliste, um sicherzustellen, dass Sie alle Aspekte im Klageaufbau abgedeckt haben:

  • Klageparteien und ihre Vertreter sind korrekt benannt
  • Gerichtsstand und sachliche Zuständigkeit sind geklärt
  • Rechtsgrundlagen sind korrekt identifiziert und im Klageentwurf eingefügt
  • Tatsachen und Beweise sind detailliert und präzise dargelegt
  • Klageanträge und Rechtsbehelfe sind klar formuliert
  • Begründetheit der Klage wird überzeugend dargestellt
  • Die Klageschrift wird in der richtigen Form eingereicht (z. B. schriftlich oder elektronisch)

Aktuelle Gerichtsurteile zum Klageaufbau

Das deutsche Rechtssystem ist einem ständigen Wandel unterworfen, und Gerichtsurteile können einen wichtigen Einfluss auf den Klageaufbau haben. Im Folgenden sind einige aktuelle Gerichtsurteile aufgeführt, die bei der Strukturierung Ihrer Klage relevant sein könnten:

Fall 1: Präzisierung des Klageantrags

Ein aktuelles Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) vom 14. Oktober 2020 (Az. VIII ZR 35/19) betont die Bedeutung einer präzisen und nachvollziehbaren Klageantragsstellung. In diesem Fall hat der BGH eine Klage als unzulässig angesehen, weil der Klageantrag nicht genau genug formuliert war und das Gericht nicht in der Lage war, die Forderung des Klageführenden zu bestimmen.

Fall 2: Erfüllung von Darlegungs- und Beweislast

In einem weiteren Urteil des BGH vom 22. September 2020 (Az. VI ZR 339/19) behandelt das Gericht die Frage, inwieweit ein Klageführender verpflichtet ist, Tatsachen darzulegen und zu beweisen. In diesem Fall entschied der BGH, dass ein Klageführender grundsätzlich die Beweislast für alle Tatsachen trägt, die für seine Ansprüche maßgeblich sind, und das Gericht insoweit Rücksicht auf die prozessuale Waffengleichheit nehmen muss.

FAQs zum Klageaufbau

Hier sind einige häufig gestellte Fragen (FAQs) zum Thema Klageaufbau, die unsere Expertise als erfahrene Rechtsanwälte widerspiegeln:

F1: Welcher Schriftsatz ist bei einer Klageerhebung verpflichtend?

Die Klageschrift ist der verpflichtende Schriftsatz, der bei einer Klageerhebung eingereicht werden muss. Die Klageschrift sollte alle erforderlichen Informationen enthalten, um Ihre Klage zu begründen, einschließlich der Klageparteien, der Rechtsgrundlagen, der Tatsachendarstellungen, der Beweise und der Klageanträge.

F2: Wie lange habe ich Zeit, um eine Klage einzureichen?

Die Frist für die Einreichung einer Klage variiert je nach Art des Anspruchs und den gesetzlichen Bestimmungen. Einige Ansprüche unterliegen einer dreijährigen Verjährungsfrist gemäß § 195 BGB, während andere Fristen kürzer oder länger sein können. Es ist wichtig, sich mit den gesetzlichen Vorschriften vertraut zu machen und sich rechtzeitig anwaltlichen Rat einzuholen, um sicherzustellen, dass Ihre Klage nicht verjährt ist.

F3: Welche Kosten entstehen bei einer Klageerhebung?

Die Kosten für eine Klage hängen von verschiedenen Faktoren ab, einschließlich der Höhe des Streitwerts, der Gerichtsgebühren und den eventuell anfallenden Anwaltskosten. Grundsätzlich trägt jede Partei ihre eigenen Anwaltskosten, während die Gerichtskosten von der unterlegenen Partei übernommen werden müssen. In manchen Fällen kann auch eine Kostenverteilung oder -übernahme durch die unterlegene Partei erfolgen. Alternativ können Sie prüfen, ob Sie Anspruch auf Prozesskostenhilfe haben.

F4: Ist eine anwaltliche Vertretung bei der Klageerhebung Voraussetzung?

Während bei Amtsgerichten keine Anwaltspflicht besteht und Sie dort Ihre Klage selbstständig einreichen und vertreten können, ist bei Landgerichten und Oberlandesgerichten (z. B. im Zivilprozess oder im Arbeitsrecht) eine anwaltliche Vertretung vorgeschrieben. Eine anwaltliche Vertretung wird im Allgemeinen empfohlen, um sicherzustellen, dass Ihre Klage professionell aufgebaut und präsentiert wird, und um Ihre Chancen auf Erfolg zu erhöhen.

F5: Kann ich meine Klage nachträglich ändern oder erweitern?

In bestimmten Fällen kann es möglich sein, Ihre Klage nach der Einreichung zu ändern oder zu erweitern, z. B. wenn neues Beweismaterial gefunden wurde oder ein anderer Anspruch geltend gemacht werden soll. Die Zulässigkeit einer nachträglichen Klageänderung wird von den Gerichten entsprechend den Bestimmungen der Zivilprozessordnung (ZPO) geprüft. Eine Klageänderung kann jedoch auch zu zusätzlichen Kosten führen, weshalb es ratsam ist, Ihre Klage von Anfang an sorgfältig und umfassend zu formulieren.

Klageaufbau – vom ersten bis zum letzten Schritt

Der Klageaufbau ist entscheidend für den Erfolg Ihres Falles vor Gericht. Durch die Beachtung der dargestellten Grundlagen, die sorgfältige Strukturierung der Klageabschnitte und die Verwendung von Beispielformulierungen und Checklisten können Sie Ihre Klage effektiv präsentieren und Ihre Chancen auf einen günstigen Ausgang erhöhen.

Die Kenntnis aktueller Gerichtsurteile und die Beantwortung häufig gestellter Fragen können Ihnen zusätzliche Sicherheit bei der Klageerstellung geben. Eine anwaltliche Vertretung wird empfohlen, um die bestmögliche Ergebnisse bei Gericht zu erzielen. Sollten Sie weitere Fragen oder Bedenken zum Thema Klageaufbau haben, zögern Sie nicht, einen erfahrenen Rechtsanwalt zu konsultieren.

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