Kosten eines Anwaltswechsels – Als allgemeiner Grundsatz gilt – ein guter Rat ist nicht teuer, denn er kann Ihnen viel Geld, Zeit und Ärger ersparen. In der Praxis jedoch tritt eine Situation auf, in der sich Klienten fragen, ob ein Wechsel des Anwaltes das richtige Vorgehen ist. Hierbei ist eine der meistgestellten Fragen: „Was sind die Kosten eines Anwaltswechsels?“
Anwalt Wechsel: Die Grundfakten
Im deutschen Recht ist es selbstverständlich erlaubt, den Anwalt zu wechseln. Das Anwaltsmandat ist ein sogenanntes Dienstvertragsverhältnis, das gemäß § 627 BGB (Bürgerliches Gesetzbuch) jederzeit ohne Angabe von Gründen und ohne Einhaltung einer Frist gekündigt werden kann. Allerdings gibt es hier gewisse Ausnahmen, auf die wir im weiteren Verlauf dieses Artikels noch eingehen werden.
Sofern kein besonderer Kündigungsgrund vorliegt, kann der Anwalt auch selbst das Mandat kündigen, muss allerdings die Interessen seines Mandanten im Blick behalten und darf ihn nicht im Stich lassen. Für den Fall, dass Sie mit Ihrem Anwalt unzufrieden sind und sich dafür entscheiden, das Mandat zu kündigen, ist es ratsam, dies schriftlich zu tun und sich den Eingang der Kündigung bestätigen zu lassen.
Die Ausübung eines Rechtsmittels bei Unzufriedenheit oder sogar einem Vertrauensverlust
In manchen Situationen reicht eine Kündigung alleine nicht aus, um einen Wechsel des Anwalts zu rechtfertigen. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn Sie bereits in einem laufenden Gerichtsverfahren sind und Ihr Anwalt persönlich bestellt wurde. In solchen Fällen ist das Einlegen eines Rechtsmittels erforderlich. Hier hilft Ihnen das sogenannte Ablehnungsrecht (§ 48 BRAO – Bundesrechtsanwaltsordnung).
Ein Ablehnungsrecht kann von Ihnen ausgeübt werden, wenn Sie Ihrer anwaltlichen Vertretung die für ein ordnungsgemäßes Mandat erforderliche Neutralität oder Objektivität absprechen. Das kann zum Beispiel begründet sein, wenn es sich um einen Freund oder Verwandten handelt, der als Ihr Anwalt auftritt. In solch einem Fall wird das Gericht einen Ablehnungsantrag prüfen und gegebenenfalls einen neuen Anwalt bestellen.
Wie oft darf man den Anwalt wechseln?
Grundsätzlich gibt es keine gesetzliche Regelung, wie oft Sie den Anwalt wechseln dürfen. Demnach können Sie theoretisch beliebig oft den Anwalt wechseln, solange Sie Ihr Recht auf Kündigung gemäß § 627 BGB in Anspruch nehmen. Allerdings sollte Ihnen bewusst sein, dass ein häufiger Wechsel des Anwalts möglicherweise den Eindruck erwecken könnte, dass Sie sich als Mandant schwer zufriedenzustellen sind oder sogar unglaubwürdig wirken.
Deshalb ist es ratsam, gut zu überlegen, ob ein Wechsel wirklich notwendig ist und gegebenenfalls gemeinsam mit dem aktuellen Anwalt nach einer Lösung zu suchen.
Zudem besteht die Möglichkeit, dass verschiedene Anwälte im Laufe eines Verfahrens unterschiedlichen Aufgaben nachgehen. So kann beispielsweise ein Anwalt für familienrechtliche Belange herangezogen werden, während ein anderer Anwalt sich um erbrechtliche Angelegenheiten kümmert.
Gründe für einen Anwaltswechsel
Es ist wichtig zu verstehen, dass der Anwaltswechsel nicht auf einen Impuls hinauslaufen sollte. Die Entscheidung sollte nach sorgfältiger Abwägung und nicht als Ergebnis vorübergehender Unzufriedenheit haben. Einige der häufigsten Gründe für einen Anwaltswechsel sind:
- Mangel an Vertrauen in die Fähigkeiten des aktuellen Anwalts.
- Unzufriedenheit mit der Kommunikation und dem Service des aktuellen Anwalts.
- Eine Änderung der Umstände, welche die Beauftragung eines spezialisierten Anwalts erforderlich macht.
Auch wenn die Gründe für den Anwaltswechsel variieren können, sind die finanziellen Aspekte des Wechsels ein wesentlicher Faktor, der in Betracht gezogen werden sollte.
Die Kosten eines Anwaltswechsels
Die Kosten eines Anwaltswechsels können sich erheblich unterscheiden, abhängig von den oben genannten Faktoren. Hier sind einige Aspekte, die Sie berücksichtigen sollten:
- Die Gebühren des neuen Anwalts können höher sein als die Ihres bisherigen Anwalts.
- Wenn Ihr Fall bereits fortgeschritten ist, kann der neue Anwalt zusätzliche Gebühren für die Überprüfung der bisher geleisteten Arbeit und für die Einarbeitung in den Fall verlangen.
- Wenn Sie Ihren bisherigen Anwalt vor Abschluss des Falls kündigen, kann dieser eine Abfindung verlangen.
Legalitätsaspekte eines Anwaltswechsels
Nach dem Rechtsanwaltsvergütungsgesetz (RVG) entstehen die Gebühren eines Anwalts grundsätzlich nach Beendigung des Mandats und nicht nach dem Aufwand. Das bedeutet, dass Sie Ihrem bisherigen Anwalt die vereinbarten Gebühren auch dann schulden, wenn Sie das Mandat vorzeitig kündigen. Allerdings besteht die Möglichkeit, dass der Anwalt auf einen Teil seiner Gebühren verzichtet, wenn eine Weiterführung des Mandats für ihn unzumutbar ist (§628, Abs.2 BGB).
Es ist auch wichtig, zu beachten, dass das Rechtsanwaltsvergütungsgesetz nur Mindestgebühren vorschreibt. Es steht dem Anwalt und dem Mandanten frei, darüber hinausgehende Gebühren zu vereinbaren (§ 3a RVG). In der Praxis wird meist über eine Gebührenvereinbarung eine höhere Vergütung vereinbart.
Möglichkeit der Kostenerstattung bei einem Anwaltswechsel
In bestimmten Fällen kann die Kostenerstattung bei einem Anwaltswechsel durch den Gegner erfolgen. Dies ist gemäß § 91 ZPO der Fall, wenn der Anwaltswechsel aus wichtigem Grund erfolgt. Einem solchen Antrag muss das Gericht zustimmen. Dabei prüft es, ob der Wechsel tatsächlich aus wichtigem Grund erfolgt ist und ob die dadurch entstandenen Kosten notwendig waren.
Kostenerhöhungen durch einen Anwaltswechsel
Wie bereits erwähnt, kann ein Anwaltswechsel sowohl Vorteile als auch Kosten mit sich bringen. Beispielsweise können durch die Neueinarbeitung des Anwalts in den Fall weitere Kosten entstehen. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn Ihr Rechtsfall kompliziert ist und der neue Anwalt eine erhebliche Menge an Aufwand in die Einarbeitung und Verständnis des Falles investieren muss.
Beachten und vermeiden Sie jedoch die folgenden Fallsituationen bei einem Anwaltswechsel
- Fristen: Achten Sie darauf, dass bei einem Anwaltswechsel keine Fristen versäumt werden. Der neue Anwalt muss ausreichend Zeit haben, sich in Ihren Fall einzuarbeiten, um keine Nachteile für Sie entstehen zu lassen.
- Gebühren: Bereits angesprochene Kosten für den Wechsel des Anwalts können sich häufen, wenn Sie diesen Vorgang öfter durchführen. Überlegen Sie vorher genau, ob die möglichen Mehrkosten für Sie vertretbar sind.
- Anträge bei Gericht: Bei laufenden Gerichtsverfahren kann ein Anwaltswechsel unter Umständen dazu führen, dass Anträge erneut gestellt werden müssen. Informieren Sie sich über solche Risiken, bevor Sie den Wechsel vollziehen.
FAQs zu den Kosten eines Anwaltswechsels
Nachfolgend die häufigsten Fragen für Sie auf einen Blick.
Ist ein Anwaltswechsel überhaupt möglich und welche Kosten entstehen hierfür?
Ja, ein Wechsel ist grundsätzlich jederzeit möglich. Dies kann jedoch zusätzliche Kosten verursachen, da Sie möglicherweise Gebühren an Ihren bisherigen und Ihren neuen Anwalt zahlen müssen.
Wer trägt die Kosten eines Anwaltswechsels?
Grundsätzlich müssen Sie als Mandant die Kosten des Anwaltswechsels tragen. Nur in Ausnahmefällen, zum Beispiel bei einem Wechsel aus wichtigem Grund, kann eine Kostenerstattung durch den Gegner erfolgen.
Was passiert mit den bereits gezahlten Gebühren, wenn das Mandat vorzeitig beendet wird?
Nach dem RVG entstehen die Gebühren eines Anwalts grundsätzlich nach Beendigung des Mandats. Das bedeutet, dass bereits gezahlte Gebühren in der Regel nicht zurückerstattet werden.
Schlussfolgerung
Die Kosten eines Anwaltswechsels können erheblich sein und sollten nicht unterschätzt werden. Sie sollten daher vor einem Wechsel die potentiellen Kosten und Nutzen sorgfältig abwägen.
Bleiben Sie informiert und machen Sie kluge Entscheidungen. Kontinuierliche Rechtsberatung ist eine Investition in Ihre Zukunft und kann den Unterschied zwischen Erfolg und Scheitern ausmachen.
[/fusion_text][/fusion_builder_column][/fusion_builder_row][/fusion_builder_container]„Unsere Kanzlei setzt auf Künstliche Intelligenz, um Ihnen hochwertige Rechtsberatung zu deutlich reduzierten Kosten anzubieten.
Mandanten profitieren in Einzelfällen von Kosteneinsparungen bis zu 90% – ohne Abstriche bei Qualität und individueller Betreuung.
Vertrauen Sie auf eine zukunftsweisende Kombination aus Innovation und juristischer Exzellenz.“
Wolfgang Herfurtner | Rechtsanwalt | Geschäftsführer | Gesellschafter
Aktuelle Beiträge aus dem Rechtsgebiet Zivilrecht
Forstrecht: Was Waldbesitzer über Naturschutz und Bewirtschaftung wissen müssen
Entdecken Sie die Essentials des Forstrechts in Deutschland und wie Waldbesitzer Naturschutz und Waldbewirtschaftung optimal umsetzen können.
Landschaftsschutz – Welche Bauprojekte sind in geschützten Gebieten erlaubt?
Erfahren Sie, welche Bauprojekte in Landschaftsschutzgebieten zulässig sind und wie sie Umweltschutz und Nachhaltigkeit beeinflussen.
Erschließungsbeitrag: Wann und in welcher Höhe müssen Eigentümer zahlen?
Erfahren Sie alles über den Erschließungsbeitrag, dessen Berechnung und wann Eigentümer in Deutschland zur Kasse gebeten werden.
Energiewirtschaft – Welche rechtlichen Anforderungen müssen Versorger erfüllen?
Erfahren Sie, welche gesetzlichen Pflichten Energieversorger in der Energiewirtschaft für eine sichere und nachhaltige Energieversorgung erfüllen müssen.
Konzessionsabgabe – Wie Kommunen von Energieversorgern profitieren
Erfahren Sie, wie Konzessionsabgaben die finanzielle Basis deutscher Kommunen stärken und zur lokalen Energieversorgung beitragen.