Mandat entziehen – In bestimmten Situationen kann es für Mandanten notwendig werden, sich von ihrem aktuellen Anwalt zu trennen und jemand Neues zu beauftragen. Diese Entscheidung kann aufgrund von Unzufriedenheit über die Kommunikation, das Verhalten, die Arbeitsweise des Anwalts oder sogar aufgrund mangelnder fachlicher Kompetenz getroffen werden. Um Schäden und Kosten zu reduzieren, muss jeder seine Rechte kennen und erforderliche Schritte ergreifen, um das Mandatsverhältnis effektiv zu beenden und einen neuen Rechtsbeistand zu finden. In diesem Artikel lernen Sie die Hintergründe kennen, maßgebende Gesetze und Regelungen, die Optionen für einen Mandatswechsel und wie Sie den Prozess reibungslos gestalten können.

Inhaltsverzeichnis:

  • Warum ein Mandat entziehen? Szenarien und Gründe
  • Die rechtlichen Grundlagen des Mandatsverhältnisses
  • Beendigung des Mandatsverhältnisses: Optionen und Vorgehensweise
  • Praxisbeispiele und mögliche Konsequenzen
  • Rechte und Pflichten bei Mandatsentzug: Was Sie wissen sollten
  • Wie finde ich den passenden Rechtsanwalt nach dem Mandatsentzug?
  • FAQ: Häufig gestellte Fragen zum Mandatsentzug

Warum ein Mandat entziehen? Szenarien und Gründe

Sich von seinem Anwalt zu trennen, ist keine Entscheidung, die leichtfertig getroffen werden sollte. Doch es gibt gute Gründe dafür, ein Mandat zu entziehen. Dazu zählen:

  • Unzureichende Kommunikation: Der Anwalt antwortet nicht oder nur unzureichend auf Anfragen des Mandanten und informiert diesen nicht über den Stand der Dinge.
  • Fehlende Transparenz: Ein Mangel an Klarheit über die Kostenstruktur, Verfahren oder mögliche Risiken führt zu einem Vertrauensverlust.
  • Verfahrensverzögerungen: Der Anwalt arbeitet nicht zügig genug und lässt wichtige Fristen verstreichen.
  • Unzufriedenheit mit der Leistung: Trotz Beachtung der rechtlichen Erfordernisse ist der Mandant nicht von der fachlichen Kompetenz des Anwalts überzeugt.

Die rechtlichen Grundlagen des Mandatsverhältnisses

Das Mandatsverhältnis zwischen Anwalt und Mandant basiert auf dem Dienstvertrag nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) und der berufsrechtlichen Grundlage der Bundesrechtsanwaltsordnung (BRAO). Die BRAO regelt insbesondere die Zulassung, die Berufspflichten und die Rechte und Pflichten von Anwälten und Mandanten.

Das Mandatsverhältnis begründet bestimmte Rechte und Pflichten für beide Parteien. Der Anwalt ist unter anderem zur Verschwiegenheit, Treue, Interessenwahrung, Sorgfaltsfristen und der Rechnungslegung verpflichtet, während der Mandant zur Entrichtung der vereinbarten Vergütung und zur Wahrung der vom Anwalt festgelegten Fristen verpflichtet ist.

Beendigung des Mandatsverhältnisses: Optionen und Vorgehensweise

Ein Mandatsverhältnis kann auf unterschiedliche Weise beendet werden. Die gängigsten Methoden sind:

  • Ordentliche Kündigung: Eine ordentliche Kündigung des Mandats gemäß § 627 BGB ist jederzeit und ohne Frist möglich. Der Mandant muss keine Gründe für die Kündigung angeben und kann einen Brief, eine E-Mail oder ein Telefongespräch nutzen, um die Kündigung auszusprechen.
  • Außerordentliche Kündigung: Eine außerordentliche Kündigung ist gemäß § 626 BGB möglich, wenn der Mandant ein „wichtiges Interesse“ vorweisen kann, das ihm die Fortsetzung des Mandats unzumutbar macht. Hierzu zählen beispielsweise Vertrauensbrüche oder gravierende Versäumnisse des Anwalts.
  • Einvernehmliche Aufhebung: Eine einvernehmliche Aufhebung des Mandats kann durch entsprechende Vereinbarung zwischen Anwalt und Mandant erfolgen.

Wichtig ist, dass der Mandant alle relevanten Unterlagen vom bisherigen Anwalt anfordert und sicherstellt, dass dieser die Akte an den neuen Anwalt übergibt. In akuten Rechtsstreitigkeiten sollte ferner darauf geachtet werden, dass ein nahtloser Mandatswechsel stattfindet und keine Fristen oder Rechtsbehelfe versäumt werden.

Praxisbeispiele und mögliche Konsequenzen

Ein Mandat rechtzeitig und mit Bedacht zu entziehen, kann negative Folgen abwenden und Erfolgschancen erhöhen. Hier sind einige Praxisbeispiele:

Praxisbeispiel 1: Herr Müller klagt gegen seinen Arbeitgeber aufgrund einer ungerechtfertigten Kündigung. Sein Anwalt übersieht eine wichtige Frist, wodurch Herr Müllers Kündigungsschutzklage abgewiesen wird. Herr Müller entscheidet sich daraufhin, seinem Anwalt das Mandat zu entziehen und einen neuen Anwalt zu beauftragen, der einen Antrag auf Wiedereinsetzung in den vorigen Stand stellt und somit die Fristversäumnis korrigiert.

Praxisbeispiel 2: Frau Schmidt hat das Gefühl, dass ihr Anwalt ihre Scheidungsangelegenheiten nicht ausreichend im Blick hat und wichtige Aspekte wie Unterhalt oder Sorgerecht nicht ausreichend berücksichtigt. Sie zieht ihr Mandat zurück und beauftragt einen Anwalt für Familienrecht, der ihr umfassendere Betreuung bieten kann.

Rechte und Pflichten bei Mandatsentzug: Was Sie wissen sollten

Bei einem Mandatsentzug darf der Anwalt keine Nachteile für den Mandanten entstehen lassen. Insbesondere müssen bereits gezahlte Vergütungen anteilig zurückerstattet werden, soweit sie für noch nicht erbrachte Leistungen bestimmt waren.

Der Anwalt ist verpflichtet, alle relevanten Unterlagen herauszugeben und dem Mandanten bzw. dem neuen Anwalt eine Abschrift der Akte zur Verfügung zu stellen. Widerspricht der Mandant ausdrücklich der Weiterleitung bestimmter Unterlagen, so ist der Anwalt an diese Weisung gebunden.

Wie finde ich den passenden Rechtsanwalt nach dem Mandatsentzug?

Ein passender Rechtsanwalt sollte nicht nur fachliche Expertise, sondern auch eine gute Kommunikation und Vertrauensbasis bieten. Wichtige Faktoren bei der Suche sind:

  • Spezialisierung: Ein Anwalt kann im jeweiligen Rechtsgebiet durch Fortbildungen und Erfahrung besondere Kenntnisse vorweisen.
  • Empfehlungen: Vertrauenswürdige Freunde, Familienmitglieder oder Kollegen können Anwälte empfehlen, mit denen sie gute Erfahrungen gemacht haben.
  • Bewertungen: Online-Bewertungen und Rezensionen können bei der Suche hilfreich sein, sollten aber mit Bedacht gelesen werden.
  • Erstgespräch: Ein unverbindliches und kostenfreies Erstgespräch bietet Gelegenheit, den Anwalt persönlich kennenzulernen und dessen Arbeitsweise einzuschätzen.

FAQ: Häufig gestellte Fragen zum Mandatsentzug

Wir präsentieren Ihnen die meistgefragten Themen in diesem FAQ-Bereich.

Frage: Kann ich meinem Anwalt ohne Angabe von Gründen das Mandat entziehen?
Antwort: Ja, bei einer ordentlichen Kündigung des Mandats gemäß § 627 BGB ist keine Begründung erforderlich.

Frage: Kann mein Anwalt Forderungen gegen mich erheben, wenn ich ihm das Mandat entziehe?
Antwort: Ja, der Anwalt kann eine angemessene Vergütung für die bis dahin erbrachten Leistungen verlangen, sofern diese nicht durch bereits gezahlte Gebühren abgedeckt sind.

Frage: Darf mein Anwalt die Übergabe meiner Akte an meinen neuen Anwalt verweigern?
Antwort: Nein, der Anwalt ist verpflichtet, nach Beendigung des Mandats alle relevanten Unterlagen herauszugeben und auf Wunsch des Mandanten dem neuen Anwalt eine Abschrift der Akte zur Verfügung zu stellen.

Frage: Muss ich meinem bisherigen Anwalt einen neuen Anwalt nennen, wenn ich ihm das Mandat entziehe?
Antwort: Nein, Sie müssen Ihrem bisherigen Anwalt nicht mitteilen, welchen neuen Anwalt Sie beauftragen. Es kann jedoch sinnvoll sein, um einen reibungslosen Übergang der Akte sicherzustellen.

Fazit: Mandat entziehen als Chance für eine zufriedenstellende Rechtsvertretung

Das Entziehen eines Mandats ist ein ernstzunehmender Schritt für Mandanten, der nur nach sorgfältiger Überlegung und Abwägung von Gründen und Konsequenzen erfolgen sollte. Die verschiedenen Szenarien und Gründe für einen Mandatsentzug zeigen jedoch auf, dass es in bestimmten Fällen unumgänglich sein kann, um die eigenen rechtlichen Interessen bestmöglich zu schützen und vertreten zu wissen.

Die Kenntnis der rechtlichen Grundlagen des Mandatsverhältnisses und deren konsequente Anwendung bei der Beendigung desselben sind von entscheidender Bedeutung. Bestehende Rechte und Pflichten bedürfen klarer Kommunikation und strikter Einhaltung, um das einstige Mandatsverhältnis abschließend zufriedenstellend zu klären.

Bei der Suche nach einem neuen Rechtsanwalt sollte der Mandant auf spezielle Fachkompetenz, persönlichen Kontakt und eine vertrauensvolle Zusammenarbeit achten. Empfehlungen von Bekannten und recherchierte Online-Bewertungen können bei der Entscheidung helfen. Ein erfolgreiches, neues Mandatsverhältnis sollte schließlich von verständnisvoller Beratung, zügiger Arbeitsweise und einer transparenten Kostenaufstellung gekennzeichnet sein.

Insgesamt betrachtet ermöglicht der Entzug eines Mandats dem Mandanten, die bestmögliche Rechtsvertretung für seine individuellen Belange zu gewährleisten und negative Auswirkungen auf den weiteren Verlauf seiner rechtlichen Angelegenheiten zu minimieren.

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Wolfgang Herfurtner | Rechtsanwalt | Geschäftsführer | Gesellschafter

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