Nachlasskonto umschreiben – Die Abwicklung des Erbes ist meist ein langwieriger und oft auch komplexer Vorgang, der viele Formalitäten und Auseinandersetzungen mit verschiedenen Ämtern und Institutionen mit sich bringt. Eine dieser Herausforderungen ist die Fragestellung, wie mit dem Konto des Verstorbenen umzugehen ist und wie den Erben der Zugriff darauf ermöglicht werden kann. In diesem Blogbeitrag beschäftigen wir uns umfangreich mit dem Thema, informieren Sie über die rechtlichen Grundlagen und geben Ihnen praktische Tipps an die Hand. Ob Mandanten- und Fallgeschichten oder Checklisten – hier erfahren Sie alles Wissenswerte rund ums Nachlasskonto.
Inhaltsverzeichnis:
- Nachlasskonto und die rechtlichen Grundlagen
- Bank- und Kontodaten ermitteln
- Die Eröffnung eines Nachlasskontos
- Die Rolle des Erbscheins
- Banken und ihre Pflichten
- Aufgaben und Pflichten der Erben
- Gemeinschaftliches Nachlasskonto
- Bankvollmacht regeln
- Praxisbeispiel: Der Zugriff auf ein Konto ohne Vollmacht
- Checkliste: Nachlasskonto umschreiben, was ist zu beachten?
- FAQ zum Thema Nachlasskonto
Nachlasskonto und die rechtlichen Grundlagen
Bevor wir uns konkret mit dem Umschreiben eines Nachlasskontos beschäftigen, sollten wir zunächst die rechtlichen Grundlagen klären. Grundsätzlich gehört das Guthaben eines Kontos zum Nachlass der verstorbenen Person und fällt somit in den Bereich der Erben. Die Erben sind die gesetzlichen Rechtsnachfolger und haben als solche einen Anspruch auf das Vermögen des Verstorbenen, das heißt auch auf das Konto.
Der § 1922 BGB (Bürgerliches Gesetzbuch) besagt: „Mit dem Tode einer Person (Erbfall) geht ihr Vermögen (Erbschaft) als Ganzes auf den oder die Erben über.“ Dies bedeutet, dass die Erben ab dem Tod des Erblassers über das Nachlasskonto verfügen können, allerdings nur im Rahmen der gesetzlichen Regelungen – hierzu zählt unter anderem die Vorlage des Erbscheins.
Bank- und Kontodaten ermitteln
Als erster Schritt sollte ermittelt werden, bei welcher Bank der Verstorbene ein Konto hatte und welche Kontonummer vorliegt. Hierfür ist häufig eine gründliche Durchsicht von Unterlagen notwendig. Auch der letzte Kontoauszug oder eine schriftliche Vollmacht kann aufschlussreich sein. Sollte es nicht möglich sein, diese Informationen selbst zu ermitteln, kann die Hilfe eines Notars oder Anwalts beansprucht werden.
Die Eröffnung eines Nachlasskontos
Eine Möglichkeit, um den Zugriff der Erben auf das Konto zu erleichtern, ist die Umwandlung des Kontos des Verstorbenen in ein sogenanntes Nachlasskonto. Hierzu muss die Bank über den Todesfall, die Erben und ggf. die Beauftragung eines Testamentsvollstreckers informiert werden. Zudem sollte geprüft werden, ob die Bank bereits automatisch über das Sterberegister informiert wurde.
Ein Nachlasskonto dient in erster Linie der Abwicklung des Nachlasses und kann von den Erben bzw. dem Testamentsvollstrecker verwaltet werden. Oft ist es nötig, Zahlungen wie etwa Beerdigungskosten oder Vermächtnisse zu leisten, bevor das Konto auf die Erben umgeschrieben werden kann. Ein Nachlasskonto eignet sich hervorragend, um diese Zahlungen abzuwickeln und somit Ordnung in die Finanzen des Nachlasses zu bringen.
Die Rolle des Erbscheins
Die Vorlage eines Erbscheins ist für die Bank oft der entscheidende Faktor, um ein Konto auf die Erben umzuschreiben. Der Erbschein ist ein amtliches Dokument, das die Erben als solche ausweist und ihren Erbanspruch belegt. Ohne dieses Dokument haben die Erben keinen gesetzlichen Anspruch auf das Konto.
Die Beantragung eines Erbscheins erfolgt in der Regel beim zuständigen Nachlassgericht und ist mit Kosten verbunden. Diese variieren je nach Umfang und Wert des Nachlasses. In vielen Fällen sind Banken jedoch gewillt, auf einen Erbschein zu verzichten, sofern die Erben eindeutig sind und die Wertgrenze der Erbschaft nicht übermäßig hoch ist.
Banken und ihre Pflichten
Auch Banken haben im Falle eines Todesfalls und der Abwicklung von Nachlasskonten bestimmte Pflichten, die sie erfüllen müssen. Dazu gehört in erster Linie die Sperrung des Kontos, sobald sie Kenntnis vom Tod des Kontoinhabers erhalten. Hierdurch wird sichergestellt, dass keine unbefugten Zugriffe oder Verfügungen über das Konto erfolgen können.
Darüber hinaus müssen Banken die Erben bzw. den Testamentsvollstrecker bei der Abwicklung des Nachlasses unterstützen und die erforderlichen Informationen bereitstellen. Hierzu ist es nötig, dass die Erben sich ausweisen können und ggf. weitere Unterlagen vorlegen, wie etwa den Erbschein oder die Testamentsvollstreckerzeugnis.
Aufgaben und Pflichten der Erben
Die Erben haben natürlich ebenfalls eine Reihe von Aufgaben und Pflichten, die sie im Zusammenhang mit dem Nachlasskonto erfüllen müssen. Dazu gehört unter anderem:
- Die Information der Bank über den Todesfall und ggf. die Vorlage einer Sterbeurkunde
- Die Beantragung eines Erbscheins (wenn erforderlich)
- Die Umwandlung des Kontos in ein Nachlasskonto (wenn gewünscht)
- Die Zustimmung zur Umschreibung des Kontos auf die Erben
- Die Abwicklung von Zahlungen im Rahmen des Nachlasses (z. B. Beerdigungskosten)
- Die Aufteilung des Guthabens bzw. die Erfüllung von Vermächtnissen
Gemeinschaftliches Nachlasskonto
In Fällen, in denen mehrere Erben vorhanden sind, kann es sinnvoll sein, ein gemeinschaftliches Nachlasskonto zu eröffnen. Hierbei handelt es sich um ein Konto, das von allen Erben verwaltet wird und auf dem das gesamte Vermögen des Verstorbenen zusammengefasst ist.
Ein gemeinschaftliches Nachlasskonto hat den Vorteil, dass alle Erben gleichberechtigt sind und über das Konto verfügen können. So können auch etwaige Unstimmigkeiten oder Disput zwischen den Erben vermieden werden.
Bankvollmacht regeln
Eine weitere Option, um den Erben den Zugriff auf das Konto zu erleichtern, ist eine Bankvollmacht. Hierbei handelt es sich um eine schriftliche Vollmacht, die der Erblasser zu Lebzeiten erteilt und die den Erben die Verfügungsbefugnis über das Konto ermöglicht.
Beachten Sie jedoch, dass eine Bankvollmacht im Todesfall erlischt, es sei denn, sie enthält eine ausdrückliche Regelung, dass sie über den Tod hinaus gelten soll (sogenannte „transmortale Vollmacht“). Eine solche Vollmacht kann auch nach dem Tod noch genutzt werden, um den Zugriff auf das Konto zu ermöglichen.
Praxisbeispiel: Der Zugriff auf ein Konto ohne Vollmacht
In einem unserer Fälle ging es um eine Familie, deren Vater verstorben war und dessen Konto nicht auf die Tochter umgeschrieben werden konnte, da keine Vollmacht vorhanden war. Der Vater hatte jedoch vor seinem Tod der Tochter versichert, dass sie über sein Konto verfügen könne.
In dieser Situation mussten wir zunächst den Erbschein beantragen, um die Tochter als Erbin auszuweisen. Anschließend erwirkten wir die Umschreibung des Kontos auf die Erben und die Einrichtung eines gemeinschaftlichen Nachlasskontos für die Tochter und ihre Geschwister. Dank unserer professionellen Hilfe konnte die Familie den Nachlass ordnungsgemäß abwickeln und die Erben konnten über das Konto verfügen.
Checkliste: Nachlasskonto umschreiben, was ist zu beachten?
Abschließend haben wir für Sie eine Checkliste erstellt, die Ihnen dabei helfen soll, bei der Umschreibung eines Nachlasskontos nichts zu übersehen:
- Bank über den Todesfall informieren und Sterbeurkunde vorlegen (falls notwendig)
- Erbschein beantragen (falls erforderlich)
- Kontodaten und Bankverbindung ermitteln
- Nachlasskonto einrichten lassen (falls gewünscht)
- Umschreibung des Kontos auf die Erben veranlassen und Zustimmung aller Erben einholen
- Zahlungen im Rahmen des Nachlasses abwickeln
- Guthaben ordnungsgemäß unter den Erben aufteilen bzw. Vermächtnisse erfüllen
- Handlungsbedarf bezüglich Bankvollmachten prüfen
- Gemeinschaftliches Nachlasskonto in Betracht ziehen
- Rechtliche Unterstützung durch einen Anwalt oder Notar in Anspruch nehmen, wenn notwendig
FAQ zum Thema Nachlasskonto
Nachfolgend beantworten wir einige häufig gestellte Fragen im Zusammenhang mit Nachlasskonten:
Wann ist ein Erbschein notwendig?
Ein Erbschein ist dann notwendig, wenn die Bank dieser für die Umschreibung des Kontos fordert oder die Erben ihren Anspruch auf das Konto anderweitig nicht nachweisen können. In einigen Fällen kann auf einen Erbschein verzichtet werden, wenn die Erben eindeutig sind und die Wertgrenze der Erbschaft nicht zu hoch ist.
Was kostet ein Erbschein?
Die Kosten für einen Erbschein sind abhängig vom Umfang und Wert des Nachlasses und werden vom Nachlassgericht festgelegt. In der Regel bewegen sie sich zwischen einigen hundert bis zu mehreren tausend Euro.
Was passiert, wenn es mehrere Erben gibt?
Sind mehrere Erben vorhanden, haben diese jeweils einen gesetzlichen Anspruch auf einen Anteil am Nachlass. Oft ist es sinnvoll, ein gemeinschaftliches Nachlasskonto einzurichten, auf dem das Vermögen des Verstorbenen zusammengefasst und gleichberechtigt von allen Erben verwaltet werden kann.
Was passiert, wenn kein Erbschein vorhanden ist bzw. nicht beantragt wird?
Fehlt ein Erbschein, sind die Erben unter Umständen nicht berechtigt, über das Nachlasskonto zu verfügen. Die Bank kann dann unter Umständen keine Verfügungen zulassen, es sei denn, es kann auf andere Weise der Erbanspruch nachgewiesen werden.
Was geschieht mit dem Guthaben eines Kontos im Todesfall?
Das Guthaben eines Kontos gehört grundsätzlich zum Nachlass des Verstorbenen und fällt somit in den Bereich der Erben. Die Erben können im Rahmen der gesetzlichen Regelungen und ggf. unter Vorlage eines Erbscheins über das Guthaben verfügen.
Ist eine Bankvollmacht im Todesfall noch gültig?
Im Todesfall erlischt eine Bankvollmacht grundsätzlich, es sei denn, sie enthält eine ausdrückliche Regelung, dass sie über den Tod hinaus gelten soll (sogenannte „transmortale Vollmacht“). In diesem Fall kann die Vollmacht auch nach dem Tod noch genutzt werden, um den Zugriff auf das Konto zu ermöglichen.
Fazit: Nachlasskonto umschreiben und Abwicklung im Griff haben
Zusammenfassend ist die Umschreibung eines Nachlasskontos und die Abwicklung des Erbes ein komplexer Prozess, der sowohl rechtliches Know-how als auch eine sorgfältige Organisation erfordert. Die Kenntnis der gesetzlichen Grundlagen, gemeinsam mit den in diesem Blogbeitrag bereitgestellten Informationen, Tipps und der Checkliste, helfen Ihnen, den gesamten Ablauf besser zu bewältigen und den Überblick zu behalten.
Indem Sie die entsprechenden Schritte und Verantwortlichkeiten beachten – sowohl seitens der Erben als auch der Bank – können Sie dafür sorgen, dass der Zugang zum Nachlasskonto reibungslos und ohne unnötige Verzögerungen gewährleistet wird.
Dennoch besteht in manchen Fällen die Notwendigkeit, sich professioneller Hilfe durch einen Rechtsanwalt oder Notar zu bedienen, um den Prozess effizient und rechtssicher abzuwickeln. Mithilfe dieser Expertise können eventuelle Probleme und Unklarheiten geklärt werden, damit die Umschreibung des Nachlasskontos erfolgreich und in Übereinstimmung mit den gesetzlichen Vorgaben durchgeführt wird.
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Wolfgang Herfurtner | Rechtsanwalt | Geschäftsführer | Gesellschafter
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