Öffentliches vs. privatschriftliches Testament

In Deutschland wird das eigenhändige Testament häufig gewählt. Im Gegensatz zum öffentlichen Testament, erforderlich vor einem Notar, bedarf das eigenhändige keiner notariellen Beglaubigung, sofern es bestimmten Kriterien entspricht.

Die Erstellung eines Testaments ruft oft Fragen zu Kosten, rechtlichen Anforderungen und Unterschieden der Testamentsformen hervor. Bereits ab 16 Jahren ist in Deutschland die Errichtung eines öffentlichen Testaments möglich, das eigenhändige verlangt jedoch Volljährigkeit. Doch was sind die präzisen Unterschiede zwischen diesen Testamentstypen?

Zentrale Erkenntnisse

  • Ein öffentliches Testament wird in Anwesenheit eines Notars erstellt und in amtliche Verwahrung gegeben.
  • Das eigenhändige oder privatschriftliche Testament muss vollständig handschriftlich verfasst und unterschrieben sein.
  • Ein öffentliches Testament bietet mehr Sicherheit, da es automatisch im Erbfall eröffnet wird.
  • Für ein eigenhändiges Testament sind keine Notarkosten fällig, es sei denn, es wird in amtliche Verwahrung gegeben.
  • Das eigenhändige Testament kann zu Hause oder an einem Wunschort aufbewahrt werden.

Einführung in Testamentsarten

In Deutschland klassifiziert das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) die Testamentsarten als letztwillige Verfügung. Die gängigsten sind das notarielle und das eigenhändige Testament. In Österreich ist die Definition eines Testaments enger gefasst und bezieht sich nur auf letztwillige Verfügungen mit Erbeneinsetzung. Fehlt ein Testament, bestimmt die gesetzliche Erbfolge die Vermögensaufteilung nach dem Todesfall. Bevor wir uns mit den spezifischen Testamentsarten befassen, ist die notwendige Testierfähigkeit zu klären.

Testierfähigkeit

Gemäß § 2229 BGB liegt die Testierfähigkeit ab dem 16. Lebensjahr vor, vorausgesetzt, die Personen können die Tragweite einer Willenserklärung begreifen und entsprechend handeln. Minderjährige dürfen ausschließlich öffentliche Testamente errichten. Hierfür ist keine Zustimmung von gesetzlichen Vertretern nötig. Mit 18 Jahren erreicht man die vollständige Testierfähigkeit.

Definition des öffentlichen Testaments

Das öffentliche Testament, oder notarielles Testament, wird vor einem Notar errichtet. Laut § 2233 Abs. 1 BGB gelangt es zur amtlichen Aufbewahrung beim Nachlassgericht. Es empfiehlt sich besonders für komplizierte Erbschaften. Dabei überprüft der Notar die Einhaltung aller gesetzlichen Anforderungen. Die Kosten hierfür hängen vom Wert des Nachlasses ab. Dank der offiziellen Verwahrung ist das öffentliche Testament geschützt gegen Verlust und Fälschung. Änderungen erfordern eine notarielle Dokumentation.

Definition des privatschriftlichen Testaments

Das privatschriftliche, oder eigenhändige Testament, verfasst und unterschreibt der Erblasser selbst. Es muss nicht amtlich verwahrt werden, um seine Gültigkeit zu haben. Es ist vor allem für weniger komplexe Erbfälle geeignet. Die Verfassung eines handschriftlichen Testaments ist günstiger als eines notariellen. Es lässt sich vom Erblasser leichter widerrufen oder ändern. Die Gefahr von Verlust oder Fälschung ist allerdings größer. Deshalb bevorzugen viele, es beim Amtsgericht zu hinterlegen, was Gebühren verursacht.

Jede Testamentsform hat ihre spezifischen Vorzüge und Schwächen. Wir werden diese im Detail erörtern. Die Entscheidung zwischen einem notariellen und einem eigenhändigen Testament hängt von persönlichen Anforderungen und der Komplexität des Erbes ab.

Rechtliche Voraussetzungen

Um die Gültigkeit eines Testaments zu sichern, sind rechtliche Bedingungen unabdingbar. Sie unterscheiden sich zwischen öffentlichem und privatschriftlichem Testament. Diese Konditionen sind im Beurkundungsgesetz sowie in anderen wesentlichen Vorschriften definiert.

Voraussetzungen für das öffentliche Testament

Die Erstellung eines öffentlichen Testaments verlangt die Beteiligung eines Notars. Dieser notarielle Akt bildet einen signifikanten Sicherheitsmechanismus. Der Notar prüft die Testierfähigkeit des Erblassers, also seine Volljährigkeit und Geschäftsfähigkeit. Die Eintragung ins Testamentsregister bietet eine zusätzliche Absicherung.

Öffentliche Testamente sind insbesondere für Minderjährige ab 16 Jahren von Bedeutung. Sie ermöglichen es diesen, ein rechtlich bindendes Testament zu erstellen.

Testamentserstellung

Voraussetzungen für das privatschriftliche Testament

Ein privatschriftliches Testament verlangt die handschriftliche Abfassung durch den Erblasser selbst, inklusive Vor- und Nachname. Eine klare Lesbarkeit ist essentiell, um Missverständnisse zu vermeiden. Ort und Datum der Niederschrift gewährleisten die zeitliche Zuordnung des Testaments, was bei Vorliegen mehrerer Testamente entscheidend sein kann.

Das Beurkundungsgesetz und die Testierfreiheit gestatten dem Erblasser, nach freiem Willen über die Erbnachfolge zu bestimmen. Dies muss unmissverständlich im Testament zum Ausdruck kommen. Nachträgliche Änderungen bedürfen ebenfalls der handschriftlichen Form und müssen mit Datum sowie Ort versehen sein.

Die Einsetzung eines Testamentsvollstreckers im Testament kann die korrekte Umsetzung der letzten Wünsche des Erblassers gewährleisten.

Kosten und Gebühren

Wir erörtern verschiedene Kostenarten und Gebühren, die mit Testamentsarten verbunden sind. Es geht um die Notargebühren nach GnotKG sowie um Verwahrungskosten. Diese finanziellen Aspekte werden gründlich untersucht.

Kosten eines öffentlichen Testaments

Notarielle Testamentskosten variieren mit dem Vermögenswert. Ein zentraler Kostenpunkt ist die Registrierung im Zentrale Testamentsregister für einen Festbetrag von 15,00 €. Die Notargebühren, basierend auf GnotKG, richten sich nach dem Wert des Nachlasses:

  • 10.000 € Nachlasswert: 75,00 €
  • 25.000 € Nachlasswert: 115,00 €
  • 50.000 € Nachlasswert: 165,00 €
  • 250.000 € Nachlasswert: 535,00 €
  • 500.000 € Nachlasswert: 935,00 €

Bei einem gemeinschaftlichen Testament, wie dem Berliner Testament, verdoppeln sich die Gebühren. Nachfolgend sind Kostenbeispiele für verschieden hohe Nachlasswerte aufgelistet:

  • 10.000 € Nachlasswert: 150,00 €
  • 25.000 € Nachlasswert: 230,00 €
  • 50.000 € Nachlasswert: 330,00 €
  • 250.000 € Nachlasswert: 1.070,00 €
  • 500.000 € Nachlasswert: 1.870,00 €

Notare berechnen zusätzlich eine Pauschalgebühr von 75,00 € für die Verwahrung. Kosten entstehen auch durch Änderungen oder bei der Wiederholung der Beurkundung. Die Rücknahme eines Testaments kann beispielsweise Gebühren von 0,5x des Nachlasswertes verursachen.

Kosten eines privatschriftlichen Testaments

Ein privatschriftliches Testament ist grundsätzlich ohne Kosten machbar. Dies setzt allerdings voraus, dass keine professionelle Unterstützung beansprucht und keine amtliche Verwahrung benötigt wird. Allerdings entstehen Verwahrungskosten, wenn das Testament beim Amtsgericht deponiert wird. Typischerweise gehören dazu:

  • Anmeldegebühr beim Zentralen Testamentsregister: 15,00 €
  • Gerichtliche Verwahrung: 75,00 €

Änderungen an einem nicht beglaubigten Testament verursachen meist keine extra Gebühren. Bei beglaubigten Testamenten hingegen fallen Neufassungskosten an. Anwälte dürfen Pauschalpreise oder Stundensätze vereinbaren. Für die Beantragung eines Erbscheins entstehen zusätzliche kosten, abhängig vom Wert des Nachlasses.

Öffentliches vs. privatschriftliches Testament

Die Entscheidung zwischen einem öffentlichen und einem privatschriftlichen Testament erfordert sorgfältige Abwägung. Sie hängt von persönlichen Präferenzen und der Nachlasskomplexität ab. Öffentliche Testamente bieten rechtliche Sicherheit, während privatschriftliche Testamente Flexibilität ermöglichen. Untersuchen wir die Unterschiede und Einsatzmöglichkeiten näher.

Vor- und Nachteile des öffentlichen Testaments

Ein öffentliches Testament wird bei einem Notar aufgesetzt. Es zeichnet sich durch hohe Rechtssicherheit aus. Formfehler, die zu Erbstreitigkeiten führen könnten, sind selten. Allerdings sind mit dieser Testamentform auch höhere Kosten verbunden.

Insbesondere bei umfangreichem Vermögen fallen Notarkosten an. Zusätzlich ist eine Gebühr von circa 75 Euro für die amtliche Verwahrung zu zahlen. Trotz der Kosten empfiehlt sich diese Form bei komplexen Erbschaften oder Immobilienbesitz.

Vor- und Nachteile des privatschriftlichen Testaments

Das privatschriftliche Testament zeichnet sich durch niedrige Kosten und einfache Erstellung aus. Es empfiehlt sich für weniger komplexe Nachlässe. Jedoch besteht eine größere Gefahr von Formfehlern, die seine Gültigkeit beeinträchtigen können.

Bei einem privatschriftlichen Testament muss häufig ein Erbschein beantragt werden. Dieser Vorgang ist kostenpflichtig und zeitaufwändig. Trotzdem bietet diese Testamentsform Flexibilität und kann einfach geändert werden.

Situationen, in denen jedes Testament sinnvoll ist

Ein öffentliches Testament eignet sich bei komplexen Vermögensverhältnissen und Immobilienbesitz bestens. Es verhindert Erbstreitigkeiten und regelt Pflichtteilsansprüche eindeutig. Zudem dient es als wichtige öffentliche Urkunde zur Legitimation der Erben.

Für einfache Familienverhältnisse und kleineres Vermögen ist ein privatschriftliches Testament ideal. Es ermöglicht ein schnelles und günstiges Vererben. Trotzdem kann mit sorgfältiger Formulierung die meisten rechtlichen Probleme umgangen werden.

Beide Arten von Testamenten sind rechtlich bindend. Ihre Wahl sollte auf den individuellen Bedürfnissen und dem Kontext des Nachlasses basieren.

FAQ

Was ist der Unterschied zwischen einem öffentlichen und einem privatschriftlichen Testament?

Ein öffentliches Testament, auch notariell genannt, entsteht in Gegenwart eines Notars. Dieses wird anschließend amtlich aufbewahrt. Ein privatschriftliches Testament entsteht durch eigenhändige Niederschrift des Erblassers. Es muss vollständig manuell verfasst sein.Die Aufbewahrung kann sowohl privat als auch amtlich erfolgen.

Welche Bedeutung hat das Nachlassgericht bei einem öffentlichen Testament?

Das Nachlassgericht ist für die Bewahrung und Eröffnung öffentlicher Testamente verantwortlich. Es stellt sicher, dass der letzte Wille des Verstorbenen umgesetzt wird.

Welche Erbschaftsregelungen sind im Testament möglich?

In Testamentschreiben, sei es öffentlich oder eigenhändig, können Erben benannt oder Vermögen verteilt werden. Die genaue Wortwahl ist entscheidend, um den beabsichtigten Rechtseffekt zu erzielen.

Was versteht man unter einem notariellen Testament?

Ein notarielles Testament entsteht, wenn der letzte Wille mündlich dem Notar mitgeteilt oder schriftlich übergeben wird. Der Notar verfasst daraufhin eine Niederschrift und gibt sie in amtliche Verwahrung.

Was ist ein eigenhändiges Testament?

Ein von Hand geschriebenes Testament muss vom Ersteller persönlich signiert werden. Es bedarf keiner notariellen Beglaubigung und kann sowohl zu Hause als auch amtlich gelagert werden.

Welche rechtlichen Voraussetzungen müssen für ein öffentliches Testament erfüllt sein?

Die Erstellung eines öffentlichen Testaments benötigt die notarielle Beglaubigung und die Testierfähigkeit des Erblassers. Es wird in ein spezielles Register aufgenommen und amtlich verwahrt.

Welche Anforderungen bestehen für ein privatschriftliches Testament?

Ein handschriftlich verfasstes Testament muss vom Erblasser vollständig geschrieben und unterschrieben werden. Das Datum und der Ort der Niederschrift sind erforderlich, um es zeitlich einzuordnen.

Was kostet die Erstellung eines öffentlichen Testaments?

Die Kosten für ein notariell erstelltes Testament richten sich nach dem Wert des Nachlasses. Sie werden laut Gerichts- und Notarkostengesetz ermittelt. Hausbesuche oder Schreibarbeiten können zusätzliche Kosten verursachen.

Welche Gebühren fallen bei einem privatschriftlichen Testament an?

Ein eigenhändiges Testament ist ohne professionelle Unterstützung und ohne amtliche Aufbewahrung kostenfrei. Die Gebühr für die amtliche Lagerung bemisst sich nach einem Bruchteil der Kosten eines Notars.

Was sind die Vorteile eines öffentlichen Testaments?

Ein öffentliches Testament garantiert, dass der letzte Wille zuverlässig umgesetzt wird. Durch die amtliche Lagerung geht es nicht verloren. Dies ist insbesondere bei umfangreichem Vermögen oder komplexen Erbschaftsfällen zu empfehlen.

Welche Vorteile hat ein privatschriftliches Testament?

Ein privates Testament zeichnet sich durch seine Anpassungsfähigkeit und geringeren Kosten aus. Es ist besonders geeignet für einfache Nachlasssituationen und kleineres Vermögen.

In welchen Situationen ist ein öffentliches Testament sinnvoll?

Bei komplexen Nachlassangelegenheiten, hohem Vermögenswert oder möglichen Erbstreitigkeiten ist ein öffentliches Testament ratsam. Durch seine offizielle Beglaubigung gewährt es ein hohes Maß an rechtlicher Sicherheit.

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