Restrukturierungsgesetz

Können Unternehmen wirklich ihre wirtschaftlichen Herausforderungen bewältigen, bevor sie in die Insolvenz geraten? Im Zentrum des Restrukturierungsgesetzes steht die proaktive Unterstützung von Unternehmen bei der Früherkennung und Bewältigung von Krisen.

Das Restrukturierungsgesetz etabliert eine rechtliche Grundlage für den Unternehmensumbau. Durch den rechtlichen Rahmen können Unternehmen frühzeitig reagieren, um drohenden Zahlungsausfällen entgegenzuwirken. Es ermöglicht, einen Sanierungsplan zu entwerfen, bevor Insolvenz droht. Die Initiativen basieren auf der EU-Richtlinie zum präventiven Restrukturierungsrahmen und zielen darauf ab, die Eigenverantwortung zu erhöhen sowie die wirtschaftliche Stabilität zu verbessern.

Mit dem StaRUG, eingeführt am 1. Januar 2021, eröffnen sich neue Wege zur vorinsolvenzlichen Sanierung für Unternehmen. Es definiert erstmalig die Anforderungen an einen Restrukturierungsplan und das Vorgehen bei der Gläubigerabstimmung. Angesichts der durch die Corona-Pandemie verursachten wirtschaftlichen Schwierigkeiten gewinnt dies besonders für KMU an Bedeutung. Weiterhin verpflichtet das Gesetz zur Implementierung eines Systems zur Früherkennung von Krisen.

Das Restrukturierungsgesetz führte neben dem Kreditinstitute-Reorganisationsgesetz und dem Restrukturierungsfondsgesetz zu Anpassungen im Gerichtskostengesetz und im Rechtsanwaltsvergütungsgesetz. Ab dem Zeitpunkt der drohenden Zahlungsunfähigkeit sieht die Gesetzgebung eine gesetzliche Sanierungspflicht vor, die eine Frist von 12 bis 24 Monaten umfasst. Solche rechtlichen Rahmenbedingungen fördern die Entwicklung einer effizienten und resilienten Wirtschaft.

Einführung in das Restrukturierungsgesetz

Das StaRUG hat ein Restrukturierungsgesetz etabliert, um Finanzstabilität zu fördern und Insolvenzen entgegenzuwirken. Diese Regelung zielt darauf ab, die Autonomie der Unternehmensleitung zu stärken und effektive Krisenbewältigungsstrategien zu bieten.

Restrukturierungsplan

Historie und Kontext

Im Angesicht der Finanzmarktkrisen wurde das Gesetz am 1. Januar 2021 ins Leben gerufen. Es dient der Konsolidierung systemrelevanter Institutionen, mit dem Bestreben, staatliche Interventionen zu reduzieren. Das Gesetz bildete sich als Reaktion auf wiederholte Wirtschafts- und Finanzkrisen, um zukünftige Instabilitäten zu verhindern.

Ziele und Ziele des Gesetzes

Präventive Maßnahmen zur Umgehung staatlicher Rettungsaktionen sind Kern des Restrukturierungsgesetzes. Es ermutigt zur Eigeninitiative der Unternehmen und legt den Grundstein für effizientes Krisenmanagement. Der Restrukturierungsplan legt die erforderlichen Schritte für eine systematische Sanierung fest. Das Gesetz soll außerdem die negativen Folgen einer Insolvenz, wie Reputations- und finanzielle Verluste, minimieren.

„Das StaRUG ermöglicht es Unternehmen, außerhalb von Insolvenzverfahren auf Sanierungsinstrumente zurückzugreifen und Gläubiger systematisch einzubinden.“

Mit Vollstreckungssperren wird die Blockierung des Sanierungsverfahrens durch einzelne Gläubiger unterbunden. Dies unterstützt den Aufbau einer nachhaltigen Finanzierungsstruktur, die zur langfristigen Finanzstabilität beiträgt. Gerade für durch die Pandemie betroffene Firmen bietet das StaRUG wesentliche Vorteile zur Neustrukturierung ihrer Finanzen.

Wesentliche Bestandteile des Restrukturierungsplans

Ein Restrukturierungsplan ist unverzichtbar im Rahmen des Restrukturierungsverfahrens. Er dient als Wegweiser für die finanzielle und organisatorische Wiederherstellung einer Firma. Er besteht aus dem darstellenden und dem gestaltenden Teil. Durch ihn wird nicht nur Gläubigerschutz ermöglicht, sondern auch ein klares Verfahren zur Schuldensanierung aufgezeigt.

Wesentliche Bestandteile des Restrukturierungsplans

Darstellender Teil

Im darstellenden Teil wird eine umfassende Analyse der wirtschaftlichen Situation des Unternehmens vorgenommen. Es werden die finanziellen Verpflichtungen und die Überlebensfähigkeit der Firma eingehend betrachtet. Zudem erfolgt eine Ursachenanalyse der wirtschaftlichen Probleme sowie eine Bewertung der Auswirkungen des Plans auf alle Beteiligten. Das Ziel besteht darin, allen Betroffenen ein transparentes Verständnis der finanziellen Probleme und der geplanten Lösungen zu vermitteln.

Gestaltender Teil

Im gestaltenden Segment des Restrukturierungskonzepts werden konkrete rechtliche Maßnahmen festgelegt. Diese beinhalten Anpassungen, Fristverlängerungen oder neue Sicherheiten für Schulden. Es definieren sich ebenfalls die Rechte und Pflichten der Betroffenen. Darunter fallen Maßnahmen wie Vertragsanpassungen, Umstrukturierung von Sicherheiten sowie die Berücksichtigung von Sicherheiten innerhalb der Unternehmensgruppe. Trotz finanzieller Restrukturierungen bleibt der Schutz der Arbeitnehmerrechte durch Ausschluss von deren Forderungen aus den Gestaltungsmaßnahmen bestehen.

Rechte und Pflichten der Gläubiger im Restrukturierungsverfahren

Im Restrukturierungsgesetz sind die Rechte und Pflichten der Gläubiger detailliert festgelegt. Sie können mittels ihres Stimmrechts auf das Verfahren einwirken. Für die Verabschiedung eines Restrukturierungsplans ist eine qualifizierte Mehrheit notwendig. Hierbei ist die Zustimmung von mindestens drei Vierteln der Stimmen in jeder Gläubigerklasse erforderlich.

Die Gläubigerschutz-Maßnahmen sind ebenso von Bedeutung. Mittels Schutzvorschriften wie dem Obstruktionsverbot können Blockaden durch Minderheiten vermieden werden. Diese Regelungen sichern eine angemessene Beteiligung am Planwert. Zudem steht den Gläubigern ein Einspruchsrecht zu, falls der Restrukturierungsplan sie benachteiligt.

Das StaRUG verschafft Unternehmen flexiblere Möglichkeiten im Vergleich zu herkömmlichen Sanierungsverfahren. Ein zentrales Kriterium ist, dass die Unternehmen noch solvent sein müssen. Es ermöglicht sogar, Gegenstimmen von Gläubigern zu übergehen. Der zentrale Bestandteil, der Restrukturierungsplan, muss überzeugend sein und eine Vergleichsrechnung beinhalten.

Notwendig ist zudem ein Frühwarnsystem zur Krisenerkennung nach dem StaRUG. Die Regelungen erweitern auch die Haftung auf Berufsgruppen wie Steuerberater. Nicht zu unterschätzen ist der Beitrag erfahrener Restrukturierungsexperten, die unverzichtbar für den Erfolg sind.

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Gerichtliche Planbestätigung und Stabilisierungsmaßnahmen

Die gerichtliche Bestätigung des Restrukturierungsplans ist ein entscheidender Schritt für seine Gültigkeit. Dieser Prozess erfolgt durch ein zuständiges Gericht, nach sorgfältigen Anhörungen der betroffenen Parteien. Hierbei werden etwaige Einwände geprüft, bevor eine Genehmigung erteilt wird. Das Fundament des Vertrauens zwischen den Gläubigern wird durch die Planbestätigung gefestigt, was wiederum dem Schuldner ermöglicht, den Umstrukturierungsprozess mit rechtlicher Sicherheit voranzutreiben.

Bedingungen für die Planbestätigung

Für die Genehmigung eines Restrukturierungsplans müssen spezifische Kriterien erfüllt sein. Dazu zählt die Zustimmung zu einem wohlüberlegten Plan durch die Beteiligten, die Erfüllung aller vorhersehbaren Verpflichtungen und das Ausbleiben von Gründen, die eine Ablehnung rechtfertigen würden. Die Stabilisierungsanordnungen, darunter Vollstreckungssperren, bieten hierbei einen essentiellen Schutz. Sie sichern den Fortbestand des Unternehmens, indem sie einen temporären Schutz vor rechtlichen Vollstreckungsmaßnahmen gewähren.

Die gerichtliche Planbestätigung verifiziert nicht nur die finanzielle Durchführbarkeit, sondern auch die langfristige strategische Planung des Unternehmens im Restrukturierungskonzept. Am 22. Dezember 2020 eingeführte Rechtsänderungen, zuletzt modifiziert am 15. Juli 2024, zeichnen sich durch positive Effekte auf Restrukturierungsverfahren aus. Mit der Einbindung von 47 spezifischen Regelungen im StaRUG unterstreicht man die Notwendigkeit eines wohlstrukturierten juristischen Frameworks.

Das ermöglicht Unternehmen eine allumfassende Sanierung ohne den Gang durch ein gerichtliches Insolvenzverfahren, vorausgesetzt sie erfüllen die Anforderungen für die Planbestätigung. Es unterstreicht die Bedeutung einer proaktiven und strategisch ausgerichteten Planung für die Sanierung von Unternehmen.

Fazit

Das Restrukturierungsgesetz bildet eine essenzielle rechtliche Basis für die Rettung von Unternehmen. Durch präventive Maßnahmen haben Unternehmen die Möglichkeit, finanziellen Schwierigkeiten rechtzeitig entgegenzuwirken. Bevor eine Insolvenzsituation unausweichlich wird, können somit Gegenmaßnahmen eingeleitet werden. Damit trägt das Gesetz wesentlich zur Stärkung der finanziellen Stabilität im Unternehmenssektor bei und wirkt Bankenkrisen effektiv entgegen.

Durch ein dauerhaft stabiles Konzept bietet das Gesetz nicht lediglich kurzfristige Lösungen. Vielmehr liegt der Fokus auf einer nachhaltigen Stabilität. Die intensive Einbindung aller relevanten Stakeholder stellt ein zentrales Element des Restrukturierungsgesetzes dar. Hierbei spielen sowohl Gläubiger als auch Schuldner eine aktive Rolle. Sie müssen auf Anzeichen drohender Zahlungsunfähigkeiten frühzeitig reagieren.

Die gesetzliche Frist zur Anzeige drohender Zahlungsunfähigkeiten beträgt normalerweise 24 Monate. Für die Annahme eines Restrukturierungsplans ist die Zustimmung von mindestens drei Vierteln der Stimmrechte in jeder betroffenen Gruppe erforderlich. Darüber hinaus ermöglicht das Gesetz, dass auch ohne Zustimmung einzelner Gläubiger, durch gerichtliche Bestätigung des Plans und Stabilisierungsmaßnahmen, effektive Lösungen erarbeitet werden können.

Das Restrukturierungsgesetz vertritt einen fortschrittlichen und präventiven Ansatz, um Unternehmensunsicherheiten zu minimieren und die gesamtwirtschaftliche Stabilität zu erhöhen. Der frühzeitige Beginn von Sanierungsprozessen und die Einbindung eines Restrukturierungsmoderators oder -beauftragten ermöglichen es Unternehmen, strategische Anpassungen vorzunehmen. Diese können Stundungen oder Kapitalschnitte umfassen, wodurch ein flexibles und kosteneffizientes Sanierungsinstrument entsteht. Dieses unterstützt Unternehmen dabei, einer Insolvenz entgegenzuwirken und sich erfolgreich neu zu positionieren.

FAQ

Was ist das Restrukturierungsgesetz?

Das Restrukturierungsgesetz ist die rechtliche Grundlage für die Sanierung von Unternehmen, bevor es zu spät ist. Es ermöglicht, Krisensituationen proaktiv zu erkennen und Gegenmaßnahmen zu ergreifen, um Insolvenzen zu umgehen.

Welche Ziele verfolgt das Restrukturierungsgesetz?

Es strebt an, die Notwendigkeit staatlicher Eingriffe zu minimieren. Dabei liegt der Fokus auf der Eigenverantwortung der Unternehmen. Ziel ist es, drohende Zahlungsschwierigkeiten effektiv zu bewältigen und so die Unternehmensexistenz zu sichern.

Wie ist ein Restrukturierungsplan aufgebaut?

Der Plan gliedert sich in zwei Hauptkomponenten. Zunächst präsentiert der darstellende Teil eine Analyse der aktuellen wirtschaftlichen Situation. Anschließend beschreibt der gestaltende Teil die spezifischen Maßnahmen, die zur Sanierung ergriffen werden sollen. Dazu gehören finanzielle Anpassungen und die Neuordnung von Verbindlichkeiten.

Welche Rechte und Pflichten haben Gläubiger im Restrukturierungsverfahren?

Gläubiger spielen durch ihre Stimmrechte eine entscheidende Rolle im Restrukturierungsprozess. Eine qualifizierte Mehrheit – typischerweise drei Viertel der Stimmen in einer Gläubigergruppe – ist erforderlich, um einen Plan anzunehmen. Schutzmechanismen wie das Obstruktionsverbot schützen die Interessen aller Beteiligten.

Was sind die Bedingungen für die gerichtliche Planbestätigung?

Mehrere Kriterien müssen vorliegen, um eine gerichtliche Bestätigung zu erhalten. Ein zentraler Punkt ist die Zustimmung zum Restrukturierungsplan durch die Gläubiger. Zudem muss die Integrität des Plans sichergestellt sein, d.h., es dürfen keine gesetzlichen Versagungsgründe vorliegen. Diese Bestätigung ist für die erfolgreiche Umsetzung des Plans ausschlaggebend.

Welche Rolle spielen Stabilisierungsanordnungen im Restrukturierungsprozess?

Stabilisierungsanordnungen bieten einen vorübergehenden Schutz. Sie verhindern Vollstreckungsmaßnahmen gegen das Unternehmen. Dadurch wird es möglich, den Geschäftsbetrieb während der Sanierungsphase fortzuführen. Diese Anordnungen sind grundlegend für die Erhaltung der betrieblichen Stabilität.

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