In diesem Beitrag geht es um das Schikaneverbot in unterschiedlichen Rechtsgebieten wie dem Mietrecht, Vertragsrecht und Arbeitsrecht. Wir erläutern relevante Gesetze, aktuelle Gerichtsurteile und Beispiele aus der Praxis, um Ihnen ein umfassendes Verständnis dieses wichtigen rechtlichen Grundsatzes zu vermitteln. Am Ende des Beitrags finden Sie auch häufig gestellte Fragen zum Thema (FAQs). Im Folgenden werden wir:

  • Das Schikaneverbot erklären und erläutern
  • Die verschiedenen Rechtsgebiete vorstellen, in denen das Schikaneverbot Anwendung findet
  • Aktuelle Gerichtsurteile und Beispiele aus der Praxis präsentieren
  • Rechtliche Mittel und Schutzmechanismen erklären
  • FAQs zum Schikaneverbot beantworten

Sie erhalten somit einen umfassenden und fundierten Einblick in das Thema und können sich in Zukunft besser über Ihre Rechte und Pflichten im Zusammenhang mit dem Schikaneverbot informieren.

Das Schikaneverbot: Definition und Bedeutung

Grundsätzlich bedeutet das Schikaneverbot, dass niemand seine Rechte in einer Art und Weise ausüben darf, die anderen Personen schadet, belästigt oder benachteiligt, ohne dass dafür ein berechtigtes Interesse oder ein besonderer Grund vorliegt. Es ist ein zentraler Bestandteil des gesamten Zivilrechts und dient dem Schutz der Rechtsordnung sowie der individuellen Rechtsgüter der Betroffenen.

Rechtsgrundlage für das Schikaneverbot ist § 226 Bürgerliches Gesetzbuch (BGB). Hier heißt es:

Die Ausübung eines Rechts ist unzulässig, wenn sie nur den Zweck haben kann, einem anderen Schaden zuzufügen.

Das Schikaneverbot ist von grundlegender Bedeutung, da es die Rechtsordnung insgesamt schützt und sicherstellt, dass Rechte nicht missbraucht oder zu Unrecht in Anspruch genommen werden. Es stärkt somit das Vertrauen in die Rechtsordnung und schafft die Basis für ein geregeltes Zusammenleben in einer pluralistischen Gesellschaft.

Anwendungsbereiche des Schikaneverbots

Das Schikaneverbot findet in nahezu allen Rechtsgebieten Anwendung, insbesondere im Vertragsrecht, Mietrecht und Arbeitsrecht. Im Folgenden gibt es eine kurze Übersicht über die Anwendung des Schikaneverbots in den jeweiligen Rechtsgebieten:

Schikaneverbot im Vertragsrecht

Im Vertragsrecht geht es darum, dass Vertragspartner fair, ehrlich und gerecht miteinander umgehen und ihre vertraglichen Rechte und Pflichten nicht in einer Weise ausüben, die den anderen schadet, benachteiligt oder belästigt. Beispiele für schikanöses Verhalten im Vertragsrecht sind:

  • Die Geltendmachung von Forderungen, obwohl diese gar nicht bestehen
  • Die absichtliche Verzögerung von Zahlungen oder Lieferungen, um den anderen zu schaden
  • Das Ausnutzen der rechtlichen oder wirtschaftlichen Schwäche des anderen Vertragspartners

Schikaneverbot im Mietrecht

Im Mietrecht ist das Schikaneverbot von besonderer Bedeutung, da hier häufig ein Ungleichgewicht zwischen Mieter und Vermieter besteht und dieses nicht ausgenutzt werden darf. Beispiele für schikanöses Verhalten im Mietrecht sind:

  • Die willkürliche Erhöhung der Miete, um den Mieter zur Kündigung zu zwingen
  • Das Vorenthalten von Informationen oder die Behinderung bei der Geltendmachung von Mietminderungen
  • Die ständige Kontrolle und Überwachung des Mieters durch den Vermieter

Schikaneverbot im Arbeitsrecht

Auch im Arbeitsrecht spielt das Schikaneverbot eine wichtige Rolle, da hier das Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer oftmals von einem strukturellen Ungleichgewicht geprägt ist. Beispiele für schikanöses Verhalten im Arbeitsrecht sind:

  • Die willkürliche Kündigung oder Versetzung des Arbeitnehmers
  • Die ungerechtfertigte Verweigerung von Lohnerhöhungen oder Beförderungen
  • Das systematische Mobbing oder Diskriminierung von Arbeitnehmern

Wie diese Beispiele zeigen, hat das Schikaneverbot eine breite Anwendungspalette und betrifft viele verschiedene Lebens- und Rechtsbereiche. Im Folgenden werden wir einige aktuelle Gerichtsurteile und Beispiele aus der Praxis vorstellen, die das Schikaneverbot betreffen.

Aktuelle Gerichtsurteile und Beispiele zum Schikaneverbot

In diesem Abschnitt präsentieren wir einige aktuelle Gerichtsurteile und Beispiele aus der Praxis, die verdeutlichen, wie das Schikaneverbot in der Rechtsprechung zur Anwendung kommt. Dabei liegt der Fokus auf den oben bereits angesprochenen Rechtsgebieten Vertragsrecht, Mietrecht und Arbeitsrecht.

Gerichtsurteile und Beispiele im Vertragsrecht

Fall 1: In einem Urteil des Amtsgerichts München (Az: 142 C 2100/15) wurde die Klage eines Handwerkers gegen seine Kundin abgewiesen. Die Klägerin hatte von der beklagten Kundin Schadenersatz für die sogenannte „Verrichtung einer verbotenen Handlung“ verlangt – nämlich das eigenmächtige und ohne Absprache vorgenommene Entfernen von Bauteilen. Das Gericht befand jedoch, dass das Verhalten der Beklagten zwar vertragswidrig, aber nicht schikanös gewesen sei.

Fall 2: Das Landgericht Heidelberg (Az: 1 O 54/14) entschied, dass der Verkäufer eines Autos Schadensersatz an den Käufer zahlen muss, weil er den Kaufpreis erst dann zurückzahlte, als der Käufer ihn auf das Schikaneverbot hinwies. Das Gericht sah darin eine Verletzung des Schikaneverbots, da der Verkäufer den Käufer absichtlich schädigte, indem er ihm die Nutzung des Kaufpreises vorenthielt.

Gerichtsurteile und Beispiele im Mietrecht

Fall 3: Das Landgericht Berlin (Az: 63 S 50/18) entschied, dass ein Vermieter einem Mieter keine Kündigung aussprechen darf, weil dieser seinen Mitmieter bei der Hausverwaltung gemeldet hatte, da dieser in dessen Wohnung eine unzulässige Ferienwohnung betrieb. Das Gericht sah in der Kündigung eine Verletzung des Schikaneverbots, da der Vermieter den Mieter für sein berechtigtes Eingreifen bestrafen wollte.

Fall 4: In einem Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH, Az: VIII ZR 149/13) wurde entschieden, dass ein Vermieter seinem Mieter die Zustimmung zur Untervermietung nicht mit der Begründung verweigern kann, dass der Mieter einen ähnlichen Anspruch bereits in der Vergangenheit missbraucht hat. Das Gericht sah in der Verweigerung eine Verletzung des Schikaneverbots, da der Vermieter den Mieter systematisch benachteiligen wollte.

Gerichtsurteile und Beispiele im Arbeitsrecht

Fall 5: Das Arbeitsgericht Frankfurt am Main (Az: 7 Ca 5883/16) entschied, dass die fristlose Kündigung eines Arbeitnehmers unwirksam war, weil der Arbeitgeber diese aus Gründen ausgesprochen hatte, die nicht im Zusammenhang mit dem Arbeitsverhältnis standen. Das Schikaneverbot wurde hier verletzt, da die Kündigung allein dem Ziel diente, dem Arbeitnehmer zu schaden.

Fall 6: Das Landesarbeitsgericht Rheinland-Pfalz (Az: 7 Sa 314/13) urteilte, dass ein Arbeitgeber einem Arbeitnehmer nicht kündigen darf, weil dieser seine Arbeitszeiten korrekt dokumentiert und dem Arbeitgeber somit entgegen der von ihm gewünschten Praxis gehandelt hat. Das Gericht sah in der Kündigung eine Verletzung des Schikaneverbots, da der Arbeitnehmer für die Wahrung seiner Rechte bestraft werden sollte.

Rechtliche Mittel und Schutzmechanismen bei Verstoß gegen das Schikaneverbot

Im Falle eines Verstoßes gegen das Schikaneverbot stehen den Betroffenen verschiedene rechtliche Mittel und Schutzmechanismen zur Verfügung, die im Folgenden erläutert werden:

  1. Unterlassungsanspruch: Gemäß § 1004 BGB kann der Betroffene von demjenigen, der gegen das Schikaneverbot verstößt, die Unterlassung des schädigenden Verhaltens verlangen.
  2. Schadensersatzanspruch: Besteht durch das schikanöse Verhalten ein Schaden, kann der Geschädigte gemäß § 823 BGB Schadenersatz verlangen.
  3. Anspruch auf Nichtigkeit oder Anfechtung: Verträge oder Vereinbarungen, die aufgrund eines Verstoßes gegen das Schikaneverbot zustande gekommen sind, können nach § 134 BGB bzw. § 123 BGB für nichtig erklärt oder angefochten werden.
  4. Arbeitsgerichtliche Klage: Im Arbeitsrecht kann der Arbeitnehmer bei einer Kündigung, die das Schikaneverbot verletzt, gemäß § 4 Kündigungsschutzgesetz (KSchG) Klage vor dem zuständigen Arbeitsgericht erheben.

Wichtig ist, dass im Falle eines Verstoßes gegen das Schikaneverbot schnell gehandelt und rechtlicher Rat eingeholt wird. Denn für einige der genannten Rechtsmittel, insbesondere im Arbeitsrecht, gelten Fristen, die unbedingt einzuhalten sind.

FAQs: Häufig gestellte Fragen zum Schikaneverbot

Hier beantworten wir häufig gestellte Fragen zum Schikaneverbot und geben Ihnen eine kurze Orientierungshilfe im Umgang mit dieser Thematik:

Was bedeutet das Schikaneverbot im Alltag?

Das Schikaneverbot bedeutet im Alltag, dass Sie Ihre Rechte und Pflichten in einer fairen und respektvollen Weise ausüben sollten, ohne anderen Personen unnötig zu schaden, zu belästigen oder zu benachteiligen. Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihnen gegenüber das Schikaneverbot verletzt wurde, sollten Sie rechtlichen Rat einholen, um sich angemessen zur Wehr setzen zu können.

Gibt es typische Beispiele für schikanöses Verhalten?

Typische Beispiele für schikanöses Verhalten sind zum Beispiel das Vorenthalten von Informationen, die der anderen Partei zustehen, das absichtliche Verzögern von Zahlungen oder Lieferungen und das systematische Mobbing, Diskriminierung oder Schädigung von Personen. Solche Handlungen können gegen das Schikaneverbot verstoßen, sofern sie willentlich und ohne berechtigtes Interesse erfolgen.

Wie kann ich mich gegen schikanöses Verhalten wehren?

Wenn Sie von schikanösem Verhalten betroffen sind, sollten Sie zunächst versuchen, das Gespräch mit der betreffenden Person zu suchen. Sollte dies nicht erfolgreich sein, empfiehlt es sich, rechtlichen Rat einzuholen und die entsprechenden rechtlichen Mittel zu ergreifen, wie zum Beispiel einen Unterlassungs- oder Schadensersatzanspruch geltend zu machen.

Was sind die rechtlichen Folgen eines Verstoßes gegen das Schikaneverbot?

Die rechtlichen Folgen eines Verstoßes gegen das Schikaneverbot können unter anderem Unterlassungsansprüche, Schadensersatzansprüche und die Nichtigkeit oder Anfechtung von Verträgen sein. Im Arbeitsrecht kann eine rechtswidrige Kündigung Anlass für eine arbeitsgerichtliche Klage sein. Die genauen Folgen hängen vom jeweiligen Einzelfall und den Umständen ab.

Wie können sich Unternehmen vor schikanösem Verhalten schützen?

Um sich als Unternehmen vor schikanösem Verhalten zu schützen, empfiehlt es sich, klare interne Richtlinien und Verhaltensregeln einzuführen, die die Mitarbeiter über das Schikaneverbot und dessen Bedeutung informieren. Zudem sollten Beschwerdemechanismen bereitgestellt werden, damit Mitarbeiter, Kunden und Lieferanten ihre Anliegen und Konflikte vorbringen können. Eine vertrauensvolle und offene Unternehmenskultur kann dazu beitragen, schikanöses Verhalten zu verhindern und frühzeitig zu erkennen.

Fazit zum Schikaneverbot

Das Schikaneverbot ist ein grundlegender Bestandteil des Zivilrechts, der sowohl im Vertragsrecht, Mietrecht als auch im Arbeitsrecht Anwendung findet. Es dient dem Schutz der Rechtsordnung und der individuellen Rechtsgüter der Betroffenen vor willkürlichem, belästigendem oder schädigendem Verhalten ohne berechtigtes Interesse. Aktuelle Gerichtsurteile und Praxisbeispiele verdeutlichen die Bedeutung und Reichweite des Schikaneverbots in unterschiedlichen Rechtsgebieten.

Im Falle eines Verstoßes gegen das Schikaneverbot haben Betroffene verschiedene rechtliche Mittel zur Verfügung, wie Unterlassungsanspruch, Schadensersatzanspruch oder Anfechtung von Verträgen. Um sich erfolgreich gegen schikanöses Verhalten zur Wehr setzen zu können, ist es entscheidend, frühzeitig rechtlichen Rat einzuholen und die entsprechenden rechtlichen Schritte einzuleiten.

Das Schikaneverbot sollte allen bewusst sein, um ein geregeltes und respektvolles Zusammenleben in einer pluralistischen Gesellschaft sicherzustellen. Die Kenntnis der eigenen Rechte und Pflichten sowie ein verantwortungsbewusster und fairer Umgang mit anderen sind grundlegende Voraussetzungen für ein reibungsloses und konfliktfreies Miteinander.

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