Tattoostudio – Die Kunst des Tätowierens hat in den letzten Jahren immer mehr an Beliebtheit gewonnen. Sei es aus modischen, kulturellen oder persönlichen Gründen – immer mehr Menschen entscheiden sich dafür, ihren Körper mit Tattoos zu zieren. Doch was viele nicht wissen, ist, dass das Tattoostudio – wie jedes andere Geschäft auch – zahlreichen rechtlichen Bestimmungen unterliegt.

In diesem Blogbeitrag befassen wir uns mit den wichtigen rechtlichen Fragen, die sich rund um das Thema Tattoo und das Tattoostudio ergeben.

Inhaltsverzeichnis

  1. Geschäftliche Aspekte und rechtliche Grundlagen für das Tattoostudio
  2. Tätowierer als Freiberufler oder Gewerbetreibende?
  3. Die Wahl des Tattoo-Motivs – Urheberrechte und Schutz geistigen Eigentums
  4. Die Einwilligung in das Tattoo – Vertrag, Haftung und Aufklärung
  5. Recht auf Widerruf, Schadensersatz und Entfernung des Tattoos
  6. Tattoos im Arbeitsrecht – Diskriminierung und Dresscode
  7. Jugendschutz und Tattoos – Einblicke in die Altersbeschränkungen
  8. Hygienevorschriften und Arbeitsschutz im Tattoostudio
  9. Datenschutz und Persönlichkeitsrechte im Tattoostudio
  10. Rechtsstreitigkeiten, Beschwerden und Schlichtungswege
  11. Organisationen und Verbände für Tätowierer
  12. Geht das Tattoo unter die Haut – die emotionale Dimension eines Tattoos

Geschäftliche Aspekte und rechtliche Grundlagen für das Tattoostudio

Wie jedes Gewerbe müssen auch Tattoostudios bestimmten gesetzlichen Regelungen entsprechen, bevor sie ihre Tätigkeiten aufnehmen dürfen. Dazu gehören unter anderem die Anmeldung beim Gewerbeamt, die Mitgliedschaft in der Industrie- und Handelskammer sowie gegebenenfalls das Vorliegen einer gültigen Betriebshaftpflichtversicherung. Zudem ist die Beachtung der Gewerbeordnung, Handwerksordnung und der Tattoo-Verordnung relevant.

In manchen Bundesländern ist zudem eine spezielle Schulung, zum Beispiel in Hygiene oder Erste Hilfe, für Tätowierer verpflichtend. Darüber hinaus kann es bestimmte baurechtliche Vorschriften für das Ladenlokal geben, etwa in Bezug auf Barrierefreiheit oder Brandschutz. Auch steuerliche Aspekte, wie die notwendige Umsatzsteuer-Identifikationsnummer (USt-IdNr.), sollten bei der Gründung eines Tattoostudios berücksichtigt werden.

Tätowierer als Freiberufler oder Gewerbetreibende?

Eine wichtige steuerrechtliche Frage für Tätowierer ist die Unterscheidung zwischen Freiberufler und Gewerbetreibender. Freiberufler unterliegen nicht der Gewerbesteuer und sind daher steuerlich anders behandelt als Gewerbetreibende. Berufliche Tätigkeiten, die auf Grundlage einer künstlerischen oder fachlich besonders qualifizierten Arbeit ausgeübt werden, gelten als freiberuflich. Da Tätowierer künstlerisch tätig sind, handelt es sich bei ihrer Tätigkeit grundsätzlich um eine freiberufliche Tätigkeit.

Es gibt jedoch immer wieder Fälle, in denen das Finanzamt die Tätigkeit eines Tätowierers als gewerblich einstuft – hierzu sollte im Einzelfall rechtlicher Rat eingeholt werden.

Die Wahl des Tattoo-Motivs – Urheberrechte und Schutz geistigen Eigentums

Ein wichtiger, oft unterschätzter Aspekt der Tattoo-Welt ist der Schutz der Urheberrechte. Tattoo-Motive unterliegen grundsätzlich dem Urheberrechtsgesetz (UrhG), das heißt, sowohl der Tätowierer als auch der Kunde müssen sich darüber im Klaren sein, welche Rechte sie an einem Tattoo-Motiv besitzen.

Tätowierer müssen darauf achten, keine geschützten Motive ohne Zustimmung des Urhebers zu kopieren oder abzuwandeln. Falsche Handhabung kann zu rechtlichen Konsequenzen, wie etwa Schadensersatzforderungen, führen. Kunden sollten sich stets mit dem Tätowierer beraten, um sicherzustellen, dass ihr gewünschtes Motiv frei von Urheberrechtsverletzungen ist.

Praxisbeispiel: Unzulässige Nachahmung

Ein Kunde wünscht sich ein Tattoo eines Prominenten, das bereits in den Medien aufgetaucht ist. Der Tätowierer erklärt, dass dies rechtlich problematisch sein könnte, da das Original-Motiv bereits urheberrechtlich geschützt ist. Eine gute Option wäre hier, ein ähnliches, aber nicht identisches Motiv samt persönlicher Note zu wählen, um rechtliche Probleme zu vermeiden.

Die Einwilligung in das Tattoo – Vertrag, Haftung und Aufklärung

Bevor das Tattoo gestochen wird, ist es wichtig, die rechtlichen Rahmenbedingungen, die zwischen dem Kunden und dem Tätowierer bestehen, klar zu regeln. Dazu zählt zum einen der Abschluss eines entsprechenden Vertrags, der unter anderem das genaue Tattoo-Motiv, den Preis, den
Umfang der Nachsorge und mögliche Gewährleistungsansprüche regelt.

Zum anderen ist eine Aufklärung über mögliche Risiken und die entsprechende Einwilligung des Kunden erforderlich. Dies beinhaltet beispielsweise Informationen über Allergien, Infektionsgefahren oder mögliche langfristige gesundheitliche Folgen. Missachtet der Tätowierer diese Pflichten, kann er unter Umständen für Schäden haften, die dem Kunden infolge eines fehlerhaft gestochenen Tattoos entstehen.

Recht auf Widerruf, Schadensersatz und Entfernung des Tattoos

Ein Tattoo ist eine bleibende Körperveränderung. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, dass Kunden mit dem Ergebnis zufrieden sind. Sollte ein Tattoo fehlerhaft gestochen sein oder den vertraglich vereinbarten Vereinbarungen nicht genügen, stehen dem Kunden unter Umständen Gewährleistungs- oder Schadensersatzansprüche zu.

Die Zahlungen können dabei sowohl eine kostenlose Nachbesserung als auch eine finanzielle Entschädigung beinhalten. In einigen Fällen kann sogar ein Anspruch auf (teilweise) Kostenübernahme für die Entfernung des Tattoos bestehen.

Was passiert, wenn ich mit meinem Tattoo unzufrieden bin?

Wenn Sie mit Ihrem Tattoo unzufrieden sind, sollten Sie zunächst das Gespräch mit dem Tätowierer suchen und versuchen, eine Lösung für das Problem zu finden. Sollte dies nicht möglich sein oder das Ergebnis weiterhin mangelhaft sein, könnte unter Umständen ein Anspruch auf Schadensersatz bzw. Gewährleistung bestehen. In diesem Fall sollten Sie einen Rechtsanwalt zu Rate ziehen.

Tattoos im Arbeitsrecht – Diskriminierung und Dresscode

Tätowierungen sind längst ein gesellschaftliches Phänomen und werden zunehmend auch im Arbeitsumfeld akzeptiert. Trotzdem kann es immer noch zu Konflikten kommen, etwa wenn ein Arbeitgeber verlangt, dass sichtbare Tattoos verdeckt werden. Grundsätzlich gilt hier, dass der Arbeitgeber das Recht hat, einen gewissen Dresscode vorzugeben, der auch das Verdecken von Tattoos beinhalten kann.

Die Grenzen dieses Rechts liegen jedoch in der Diskriminierung: Wird ein Arbeitnehmer aufgrund seines Tattoos ungerechtfertigt benachteiligt oder sogar gekündigt, kann dies einen Verstoß gegen das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) darstellen. Ein solcher Fall sollte unbedingt rechtlich geprüft werden.

Jugendschutz und Tattoos – Einblicke in die Altersbeschränkungen

Dass Tattoos in der Regel nicht für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren gestattet sind, ist weitgehend bekannt. Allerdings gibt es hierbei einige Ausnahmen und Regelungen, die im Einzelfall von Bedeutung sein können. In Deutschland etwa ist es mit Zustimmung der Erziehungsberechtigten und in Begleitung eines Elternteils möglich, dass Jugendliche ab 16 Jahren ein Tattoo erhalten.

Tätowierer, die Jugendliche unter 16 Jahren trotzdem tätowieren, können mit Bußgeldern oder strafrechtlichen Konsequenzen rechnen. Als Elternteil sollten Sie zudem bedenken, dass Ihre Einwilligung in ein Tattoo für Ihre minderjährigen Kinder unter Umständen als Verletzung der elterlichen Sorgepflicht gesehen werden kann.

Hygienevorschriften und Arbeitsschutz im Tattoostudio

Die Einhaltung von Hygienevorschriften ist im Tattoo-Gewerbe von höchster Bedeutung, um mögliche Infektionen oder gesundheitliche Beeinträchtigungen zu vermeiden. Gesetzliche Regelungen wie das Infektionsschutzgesetz (IfSG) und die Tattoo-Verordnung legen hierfür verbindliche Mindeststandards fest, die von Tätowierern sowie Studioinhabern beachtet werden müssen.

Dazu zählen beispielsweise spezielle Schulungen, die Desinfektion von Arbeitsgeräten, die Verwendung von sterilen Einwegmaterialien sowie eine korrekte Handhabung von Abfällen und Arbeitskleidung. Bei Verstößen gegen diese Vorschriften drohen Bußgelder oder im schlimmsten Fall Schließungen von Tattoostudios.

Die Arbeitsumgebung sollte auch ergonomische Standards erfüllen, um die Gesundheit und das Wohlbefinden von Tätowierern und Kunden gleichermaßen zu gewährleisten. Langfristige Schäden durch falsche Körperhaltung oder unzureichende Beleuchtung können so vermieden werden. Tätowierer sollten daher auf angemessene Arbeitsplätze und die Einhaltung von Pausen achten.

Datenschutz und Persönlichkeitsrechte im Tattoostudio

Auch bei einem Besuch im Tattoostudio ist der Schutz Ihrer persönlichen Daten von Bedeutung. Je nach Größe des Studios kann hier die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) zur Anwendung kommen. Diese befasst sich unter anderem mit der Speicherung und Verarbeitung von personenbezogenen Daten, wie etwa Name, Anschrift, Gesundheitsinformationen oder Fotos von Kunden.

Grundsätzlich müssen Studios die Daten ihrer Kunden vertraulich und sicher behandeln. Das Fotografieren und Veröffentlichen von Tattoos erfordert zudem in der Regel die Zustimmung des Kunden, um Persönlichkeitsrechte nicht zu verletzen.

Ein wichtiger Punkt im Zusammenhang mit dem Datenschutz ist auch die Aufbewahrung und Vernichtung von Kundenunterlagen. Hier gilt es, die gesetzlichen Fristen einzuhalten und die Unterlagen nach Ablauf dieser Fristen sicher und datenschutzkonform zu vernichten.

Rechtsstreitigkeiten, Beschwerden und Schlichtungswege

Bei Unzufriedenheit oder rechtlichen Problemen im Zusammenhang mit einem Tattoo oder Tattoostudio ist es ratsam, zunächst das Gespräch mit dem Tätowierer oder Studioinhaber zu suchen. Sollte keine Einigung erzielt werden können, gibt es verschiedene nationale und regionale Schlichtungsstellen sowie Rechtsanwaltskammern.

Zudem haben Sie die Möglichkeit, einen Anwalt für Schadensersatz- oder Gewährleistungsansprüche einzuschalten und gegebenenfalls eine Klage vor einem Zivilgericht anzustreben. Beachten Sie jedoch, dass hierdurch Kosten für Anwalt und Gerichtsverfahren entstehen können.

Ein alternativer Weg zur Lösung von Streitigkeiten kann die Mediation sein. Bei dieser Methode versuchen beide Parteien unter Anleitung eines unabhängigen Mediators, eine für beide Seiten zufriedenstellende Lösung zu finden.

1Organisationen und Verbände für Tätowierer

Es gibt diverse Organisationen und Verbände, die sich zur Unterstützung von Tätowierern auf nationaler und internationaler Ebene engagieren. Beispiele dafür sind der Bundesverband Tattoo e.V. in Deutschland oder die Professional Tattoo Association in den USA. Eine Mitgliedschaft in solchen Organisationen kann bei Rechtsangelegenheiten, Weiterbildungen und Qualitätssicherung hilfreich sein sowie den Austausch mit anderen Branchenvertretern fördern.

Geht das Tattoo unter die Haut – die emotionale Dimension eines Tattoos

Ein Tattoo ist nicht nur eine Körperveränderung, sondern oft auch ein Ausdruck von persönlicher Identität und emotionaler Bedeutung. Ob im Gedenken an einen geliebten Menschen, zur Erinnerung an ein bestimmtes Ereignis oder einfach als Ausdruck der Persönlichkeit – Tattoos sind für viele Menschen von großer Bedeutung. Deshalb sollte auch die Emotionalität, die ein Tattoo mit sich bringt, in rechtlichen Auseinandersetzungen nicht unterschätzt werden.

Die Kunst der Rechte – Abschließende Gedanken zur Welt der Tattoos und Gesetze

Zum Abschluss dieses umfassenden Beitrags zeigt sich, dass das Tattoostudio und die Welt der Tätowierungen weit mehr als nur künstlerischen Ausdruck umfassen. Die rechtlichen Aspekte rund um Tattoos sind vielschichtig und betreffen sowohl Kunden als auch Tätowierer. Dabei reichen die Themen von den gesetzlichen Grundlagen der Studioeröffnung über Urheberrechte und Vertragsfragen bis hin zu Arbeitsrecht und Datenschutz.

Ein fundiertes Verständnis dieser rechtlichen Fragen ist essentiell, um als Kunde oder Tätowierer den Schutz der eigenen Rechte zu gewährleisten und möglichen juristischen Konflikten vorzubeugen. Es ist daher ratsam, sich professionellen, rechtlichen Rat einzuholen, wenn es ums Tattoostudio geht – sei es als Kunde oder als Tätowierer.

In der Verbindung von Kunst und Recht zeigt sich, dass Tattoos unter die Haut gehen – im wahrsten Sinne des Wortes – und dass es wichtig ist, deren rechtliche Dimensionen ernst zu nehmen. Vielleicht trägt dieses Bewusstsein dazu bei, dass Tattoos künftig noch besser geschätzt und respektiert werden und ihre Bedeutung in unserer Gesellschaft weiterhin wächst.

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