Mit diesem ausführlichen Blog-Beitrag erfahren Sie alles, was Sie über die rechtlichen Folgen von Tieraussetzungen, die aktuellen Gesetze und Gerichtsurteile zum Thema sowie alternative Lösungen wissen sollten, um dieses Problem verantwortungsvoll zu lösen. Ziel ist es, Tierhalter, Behörden und die Öffentlichkeit über die rechtlichen Konsequenzen und möglichen Lösungen dieses weit verbreiteten und in vielen Fällen illegalen Verhaltens aufzuklären. Lassen Sie uns ohne weitere Umschweife direkt in das Thema eintauchen.
Was bedeutet es, ein Tier auszusetzen und warum ist dies ein Problem?
Ein Tier auszusetzen bedeutet, es in einer Umgebung zurückzulassen, in der es nicht in der Lage ist, aus eigener Kraft zu überleben, ohne menschliche Betreuung oder Hilfe. Dies ist nicht nur unmenschlich und grausam, sondern kann auch schwerwiegende Folgen für das betroffene Tier haben – insbesondere, wenn es zu Krankheiten, Verletzungen, Hunger und Tod führt.
Die Hauptgründe, warum Menschen Tiere aussetzen, sind unter anderem:
- Personliche oder wirtschaftliche Probleme, die es dem Besitzer unmöglich machen, das Tier weiterhin zu versorgen.
- Die Unfähigkeit oder das Unvermögen, mit dem Verhalten, den Bedürfnissen oder Krankheiten des Tieres umzugehen.
- Unüberlegte Anschaffungen oder Geschenke.
- Die Trennung von Paaren oder Familien.
Aussetzungen von Tieren sind ein verbreitetes und wachsendes Problem in vielen Ländern, insbesondere in den Industrienationen. Tierschutz- und Tierrechtsorganisationen warnen seit Jahren vor den negativen Auswirkungen von Tieraussetzungen auf das Wohl der Tiere, die Umwelt und die öffentliche Sicherheit – insbesondere in Städten und Ballungsräumen, wo ausgesetzte Tiere Verkehrsunfälle verursachen, Krankheiten verbreiten und andere Tiere und Menschen gefährden können.
Rechtliche Rahmenbedingungen zum Schutz der Tiere
Um die negativen Auswirkungen von Tieraussetzungen zu verringern und die Tierhalter zur Verantwortung zu ziehen, haben viele Jurisdiktionen Gesetze und Vorschriften erlassen, die das Aussetzen von Tieren verbieten und unter Strafe stellen. In diesem Abschnitt geben wir Ihnen einen Überblick über die relevanten Gesetze in verschiedenen Ländern und Jurisdiktionen.
Deutschland
In Deutschland ist das Aussetzen von Tieren gemäß § 3 Nr. 3 des Tierschutzgesetzes (TierSchG) verboten:
Es ist verboten, ein gezüchtetes oder erworbenes Tier auszusetzen oder es zurückzulassen, ohne dafür zu sorgen, dass es anderweitig angemessen pfleglich versorgt wird; dies gilt auch für wilde Tiere im Gewahrsam, für die eine Wiederauswilderung nicht mehr vertretbar ist.
Verstöße gegen das Verbot können mit Geldbußen von bis zu 25.000 Euro geahndet werden (§ 17 Nr. 2 TierSchG).
Österreich
In Österreich ist das Aussetzen von Tieren gemäß § 5 Abs. 3 des Tierschutzgesetzes (TSchG) verboten:
Tiere dürfen weder ausgesetzt noch, aus Nachlässigkeit oder aus mangelnder Aufsicht, sich selbst überlassen werden.
Verstöße gegen das Verbot können mit Geldstrafen von bis zu 7.500 Euro geahndet werden (§ 38 Abs. 1 Z 2 TSchG).
Schweiz
In der Schweiz ist das Aussetzen von Tieren gemäß Art. 4 Abs. 3 des Tierschutzgesetzes (TSchG) verboten:
Es ist verboten, Tiere in einer Situation zurückzulassen, in der sie sich selbst überlassen sind und Schmerzen, Leiden oder Schäden erleiden können.
Verstöße gegen das Verbot können gemäß Art. 31 und 32 TSchG mit Geldstrafen oder Freiheitsstrafen von bis zu drei Jahren geahndet werden.
Vereinigte Staaten
In den Vereinigten Staaten unterscheiden sich die Gesetze zum Aussetzen von Tieren von Staat zu Staat. Einige Staaten wie Kalifornien (§ 597.1 des Kalifornischen Strafgesetzbuchs), New York (§ 355 des New Yorker Landwirtschafts- und Marktgesetzes) und Texas (§ 42.092 des Texas Penal Code) verbieten das Aussetzen von Tieren ausdrücklich und ahnden Verstöße mit Geldstrafen und/oder Freiheitsstrafen. Andere Staaten haben allgemeinere Gesetze zum Schutz der Tiere vor Misshandlung und Vernachlässigung, die das Aussetzen von Tieren implizit verbieten und bestrafen.
Europäische Union (EU)
Obwohl es keine spezifischen EU-Gesetze gibt, die das Aussetzen von Tieren verbieten, hat der Europäische Gerichtshof (EuGH) in mehreren Entscheidungen die Bedeutung des Tierschutzes als Grundwert der EU betont (z. B. Urteil vom 23.10.2014, Rechtssache C-506/13) und die Mitgliedstaaten aufgefordert, geeignete Maßnahmen zur Verhinderung von Tierquälerei und Verantwortungslosigkeit zu treffen, einschließlich des Verbots des Aussetzens von Tieren.
Aktuelle Gerichtsurteile zu Tieraussetzungen
Im Folgenden finden Sie eine Auswahl von Gerichtsurteilen aus verschiedenen Ländern und Jurisdiktionen, die die rechtlichen Folgen von Tieraussetzungen illustrieren:
Gerichtsurteil in Deutschland: „Katze im Wald ausgesetzt“ (AG München, Urteil vom 02.05.2016, Az. 1125 Ds 463 Js 195340/14)
In diesem Fall wurde ein Mann vom Amtsgericht München zu einer Geldstrafe von 1.800 Euro verurteilt, weil er seine Katze „im Wald an einer Landstraße“ ausgesetzt hatte – ein Verstoß gegen § 3 Nr. 3 TierSchG. Das Gericht betonte die gravierenden Folgen für das Tier, das ohne humanes Eingreifen und Schutz verletzt oder getötet hätte werden können, und verwies auf das „hohe Unrechtsbewusstsein“ des Täters.
Gerichtsurteil in Österreich: „Vater und Tochter setzen vier Katzen aus“ (BG Graz-West, Urteil vom 15.11.2017, Az. 103 Hv 61/17z)
Eine Geldstrafe von 3.375 Euro erhielten ein Vater und seine Tochter, die auf einem Parkplatz vier Katzen ausgesetzt hatten. Das Gericht sah den Verstoß gegen § 5 Abs. 3 TSchG als erfüllt an und betonte die „massive Verantwortungslosigkeit“ der beiden Angeklagten, die weder private Probleme noch gesundheitliche Gründe als Entschuldigung für ihre Tat geltend machen konnten.
Gerichtsurteil in der Schweiz: „Frau setzt Hunde am Straßenrand aus“ (BG Uster, Urteil vom 23.10.2014, Az. ST-2012-51)
In diesem Fall wurde eine Frau, die fünf Hunde am Straßenrand ausgesetzt hatte, vom Bezirksgericht Uster zu einer Geldstrafe von 2.000 Schweizer Franken und einer Geldbuße von 400 Schweizer Franken verurteilt. Die Begründung des Gerichts war, dass die Frau gegen Art. 4 Abs. 3 TSchG verstoßen hat, indem sie die Hunde in einer ausweglosen Situation zurückließ, in der sie Schmerzen, Leiden und Schäden hätten erleiden können.
Gerichtsurteil in den USA: „Mann setzt Hund am Highway aus“ (State of California v. John Doe, Riverside County Superior Court, Urteil vom 12.07.2018, Az. RIF1802401)
In diesem Fall wurde ein Mann, der seinen Hund am Highway verlassen hatte, von einem kalifornischen Gericht zu einer Geldstrafe von 1.000 US-Dollar und einer Bewährungsstrafe von drei Jahren verurteilt. Als Grundlage für die Verurteilung diente § 597.1 des Kalifornischen Strafgesetzbuches, das das Aussetzen von Tieren verbietet. Das Gericht betonte, dass die Handlung des Mannes sowohl für das Tier als auch für andere Verkehrsteilnehmer ein erhebliches Risiko darstellte.
Alternative Lösungen und verantwortungsvolles Handeln
Wenn Sie sich in einer Situation befinden, in der Sie ein Tier nicht mehr versorgen können oder wollen, gibt es zahlreiche alternative Lösungen, die sowohl den rechtlichen Bestimmungen entsprechen als auch das Wohl des Tieres und Ihrer persönlichen Verantwortung Rechnung tragen. Hier sind einige Beispiele:
- Fragen Sie Familie, Freunde oder Nachbarn, ob sie das Tier aufnehmen können.
- Wenden Sie sich an einen Tierarzt, um Rat und Unterstützung bei gesundheitlichen oder verhaltensbezogenen Problemen des Tieres zu erhalten.
- Vermitteln Sie das Tier über Anzeigen oder soziale Netzwerke, indem Sie ehrlich über die Gründe für die Abgabe sowie die Bedürfnisse und Anforderungen des Tieres sind.
- Suchen Sie Kontakt zu lokalen Tierschutzvereinen, Tierheimen oder Tierrettungsorganisationen, die bei der Vermittlung oder Unterbringung von Tieren in Not helfen können.
- Erlernen und üben Sie verantwortungsvolle Tierhaltung, indem Sie sich über das Wesen, die Bedürfnisse und die Pflege des Tieres informieren und entsprechend handeln.
Denken Sie daran, dass das Aussetzen von Tieren keine akzeptable Lösung ist und gegen Gesetze und ethische Grundsätze verstößt. Stattdessen sollten Sie sich stets bemühen, das Beste für das Tier zu tun, indem Sie verantwortungsvoll handeln und nach angemessenen Alternativen suchen, wenn Sie das Tier nicht mehr versorgen können.
FAQs
Warum ist das Aussetzen von Tieren verboten und strafbar?
Das Aussetzen von Tieren ist verboten und strafbar, weil es gegen deren Wohl und Schutz verstößt. Solche Handlungen beinhalten oft erhebliches Leiden, Schmerz oder Schaden für die Tiere, sind unmenschlich und grausam und können negative Auswirkungen auf die Umwelt und die öffentliche Sicherheit haben. Daher behandeln viele Gesetzgebungen das Aussetzen von Tieren als eine Form der Tierquälerei oder Vernachlässigung, die verhindert und bestraft werden sollte.
Gilt das Verbot auch für wilde Tiere oder Vögel?
Das Verbot des Aussetzens von Tieren gilt in der Regel auch für wilde Tiere oder Vögel, die in menschlicher Obhut aufgewachsen sind und nicht mehr für eine Wiederauswilderung in der freien Natur geeignet sind. Solche Tiere sind auf menschliche Fürsorge und schützende Maßnahmen angewiesen und können ohne diese nicht überleben. Daher sollten auch sie nicht ausgesetzt oder zurückgelassen werden.
Was ist, wenn ich mein Tier selbst nicht mehr versorgen kann oder will?
Wenn Sie ein Haustier haben, für das Sie nicht mehr sorgen können oder wollen, gibt es zahlreiche alternative Lösungen, wie in Abschnitt 4 unseres Artikels beschrieben. Das Aussetzen von Tieren ist keine akzeptable Lösung, weder ethisch noch rechtlich. Anstatt das Tier auszusetzen, sollten Sie nach verantwortungsvollen Lösungen suchen und das Tier entweder privat an verantwortungsvolle Personen weitergeben oder Hilfe und Unterstützung von Fachleuten, Tierheimen oder Tierschutzvereinen in Anspruch nehmen.
Wer ist verantwortlich, wenn ein ausgesetztes Tier Schaden anrichtet oder andere gefährdet?
Falls ein ausgesetztes Tier Schaden anrichtet oder andere gefährdet, kann der ehemalige Tierhalter, der das Tier ausgesetzt hat, für die daraus entstandenen Schäden oder Gefahren verantwortlich gemacht werden. Dies kann sowohl zivilrechtliche als auch strafrechtliche Konsequenzen haben, abhängig von den Umständen des Falls und der geltenden Rechtslage in der jeweiligen Jurisdiktion.
Wie kann ich verhindern, dass es zu einer Tieraussetzung kommt?
Um zu verhindern, dass es zu einer Tieraussetzung kommt, sollten Sie stets verantwortungsbewusst handeln und sich vor der Anschaffung eines Haustieres gründlich über dessen Bedürfnisse, Kosten und Pflichten informieren. Wenn Sie bereits ein Haustier haben und Schwierigkeiten haben, es zu versorgen, sollten Sie nach passenden Alternativen suchen und nicht zögern, Hilfe und Unterstützung von Fachleuten, Tierheimen und Tierschutzvereinen in Anspruch zu nehmen.
Schlussfolgerung
Tiere auszusetzen ist kein akzeptabler Weg, um mit ungewollten oder problematischen Haustieren umzugehen. Dieser Artikel hat gezeigt, dass es sowohl rechtliche Konsequenzen als auch ethische Bedenken gibt, die dagegen sprechen. Zudem gibt es zahlreiche alternative Lösungen, um mit schwierigen Situationen umzugehen, die verantwortungsbewusstes Handeln und das Wohl des Tieres berücksichtigen. Daher sollte jeder Tierhalter, der sich überfordert fühlt oder nicht mehr in der Lage ist, sein Haustier zu versorgen, sich über die rechtlichen Rahmenbedingungen informieren und nach angemessenen und legalen Alternativen suchen.
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