Ein Verwaltungsakt ist eine Entscheidung einer Behörde, die sich auf Ihre Rechte und Pflichten auswirkt. Diese können sowohl begünstigend als auch belastend sein. Viele Menschen gehen davon aus, dass Bescheide und Entscheidungen der Behörden unwiderruflich sind. Aber das ist nicht immer der Fall. Sie haben das Recht und die Möglichkeit, sich gegen Verwaltungsakte zu wehren, wenn Sie diese als ungerecht oder fehlerhaft empfinden. In diesem Beitrag werden wir Ihnen aufzeigen, wie Sie gegen nachteilige Verwaltungsakte vorgehen können, welche rechtlichen Grundlagen dafür bestehen und welche Schritte Sie einleiten sollten.

Was ist ein Verwaltungsakt?

Ein Verwaltungsakt ist eine hoheitliche Maßnahme, die eine Behörde zur Regelung eines Einzelfalles auf dem Gebiet des öffentlichen Rechts trifft und die auf unmittelbare Rechtswirkung nach außen gerichtet ist. Dies bedeutet, dass eine Behörde eine Entscheidung trifft, die für den betroffenen Bürger bindend ist. Beispiele für Verwaltungsakte sind:

Verwaltungsakte sind allgegenwärtig und können sowohl positive als auch negative Auswirkungen haben. Während ein Verwaltungsakt im Falle einer Genehmigung als erleichternd wahrgenommen wird, kann ein Bescheid, der eine Belastung auferlegt, stark negative Folgen für den Betroffenen haben.

Rechtliche Grundlagen

Die rechtlichen Rahmenbedingungen für das Vorgehen gegen Verwaltungsakte sind im Wesentlichen im Verwaltungsverfahrensgesetz (VwVfG) und in den Verwaltungsgerichtsordnungen der Länder festgelegt. Hier wird präzise beschrieben, wie ein Verwaltungsakt beschaffen sein muss und welche Rechte und Pflichten beide Seiten haben.

Formelle Anforderungen

Ein Verwaltungsakt muss bestimmte formelle Anforderungen erfüllen, um rechtswirksam zu sein:

  • Er muss schriftlich, mündlich oder in anderer Weise (elektronisch) erlassen werden.
  • Er muss einen klaren Adressaten haben.
  • Der Verwaltungsakt muss die wesentliche Begründung enthalten.
  • Es müssen Rechtsbehelfsbelehrungen enthalten sein, d.h., es muss auf die Möglichkeit der Anfechtung und die Fristen hingewiesen werden.

Materielle Anforderungen

Neben den formellen Anforderungen muss ein Verwaltungsakt auch materiellen Kriterien genügen:

  • Er muss auf einer rechtlichen Grundlage beruhen.
  • Er darf nicht gegen höherrangiges Recht verstoßen (z.B. Verfassungsrecht).
  • Er muss verhältnismäßig sein, das heißt, das gewählte Mittel muss geeignet, erforderlich und angemessen sein.

Wie gehe ich gegen einen Verwaltungsakt vor?

Wenn Sie gegen einen Verwaltungsakt vorgehen möchten, haben Sie verschiedene rechtliche Möglichkeiten, die wir Ihnen im Folgenden erläutern möchten.

Widerspruch

Der erste Schritt ist in der Regel der Widerspruch. Dieser muss innerhalb eines Monats nach Bekanntgabe des Verwaltungsakts erfolgen. Der Widerspruch ist bei der Behörde einzulegen, die den Verwaltungsakt erlassen hat.

  • Form: Ein Widerspruch muss schriftlich oder zur Niederschrift bei der Behörde erfolgen.
  • Begründung: Obwohl eine Begründung im ersten Schritt nicht zwingend notwendig ist, ist es ratsam, diese hinzuzufügen, um die Chancen auf Erfolg zu erhöhen.
  • Fristen: Der Widerspruch muss innerhalb eines Monats nach Zugang des Verwaltungsaktes eingelegt werden.

Beispiel eines erfolgreichen Widerspruchs

Ein anschauliches Beispiel stellt der Fall eines Gewerbetreibenden dar, dem die Gewerbeerlaubnis entzogen wurde. Durch einen fristgerechten und begründeten Widerspruch konnte nachgewiesen werden, dass die behördliche Entscheidung auf fehlerhaften Tatsachen beruhte. Die Genehmigung wurde daraufhin wieder erteilt.

Klage

Sollte der Widerspruch zurückgewiesen werden oder innerhalb der gesetzlich festgelegten Frist nicht entschieden sein, steht die Möglichkeit der Klage offen. Die Klage ist beim zuständigen Verwaltungsgericht zu erheben.

  • Klagearten: Es gibt verschiedene Arten von Klagen, die je nach Situation einschlägig sein können, wie z.B. die Verpflichtungsklage, die Anfechtungsklage oder die Leistungsklage.
  • Klagefristen: Die Klage muss in der Regel innerhalb eines Monats nach Zustellung des Widerspruchsbescheides erhoben werden.
  • Verfahrensdauer: Ein Verwaltungsgerichtsprozess kann, je nach Komplexität, mehrere Monate bis mehrere Jahre in Anspruch nehmen.

Praxisbeispiel aus der Klageerfahrung

Ein oft zitiertes Beispiel ist die Klage eines Steuerpflichtigen gegen einen falschen Steuerbescheid. Der Steuerpflichtige hatte Einspruch eingelegt, welcher jedoch von der Finanzbehörde abgewiesen wurde. Durch eine anschließende Klage vor dem Finanzgericht konnte die fehlerhafte Berechnung nachgewiesen und der Bescheid korrigiert werden, was zu einer erheblichen Steuerrückerstattung führte.

Selbsthilfe und Rechtsberatung

Bevor Sie rechtliche Schritte einleiten, ist es ratsam, sich gut vorzubereiten und möglicherweise Rechtsberatung in Anspruch zu nehmen. Es gibt verschiedene Wege und Mittel, sich gegen einen Verwaltungsakt zu wehren:

Checkliste für den erfolgreichen Widerstand gegen einen Verwaltungsakt

Um optimal gegen einen Verwaltungsakt vorzugehen, können Sie diese Checkliste verwenden:

  • Aktiv werden: Reagieren Sie schnell, um Fristen nicht zu versäumen.
  • Beweise sichern: Dokumentieren Sie alles Schriftliche und sammeln Sie Beweise.
  • Beratung einholen: Suchen Sie frühzeitig rechtlichen Beistand.
  • Formalitäten: Achten Sie auf die Form und Fristen Ihrer Rechtsmittel.
  • Dokumentation: Halten Sie alle Schritte und Antworten der Behörde schriftlich fest.

Fragen und Antworten zum Thema Verwaltungsakt

Hier finden Sie häufige Fragen, die im Zusammenhang mit Verwaltungsakten und deren Anfechtung gestellt werden:

  • Was mache ich, wenn ich die Frist versäumt habe?
    In bestimmten Fällen kann eine Wiedereinsetzung in den vorigen Stand beantragt werden. Dies gilt jedoch nur unter bestimmten Voraussetzungen, wie z.B. unverzügliches Handeln nach Feststellung der Fristversäumnis.
  • Kostet ein Widerspruch Geld?
    In der Regel ist ein Widerspruch kostenfrei. Erst im Klageverfahren können Kosten anfallen.
  • Kann ich selbst Klage einreichen?
    Ja, Sie können selbst Klage einreichen. Es wird jedoch empfohlen, sich durch einen Anwalt vertreten zu lassen, um formale und materielle Fehler zu vermeiden.
  • Wie stehen meine Erfolgsaussichten?
    Dies hängt von der individuellen Situation und den rechtlichen Gegebenheiten ab. Eine rechtliche Beratung kann hier Aufschluss geben.

Schlussbetrachtung

Das Vorgehen gegen einen nachteiligen Verwaltungsakt kann komplex und herausfordernd sein, bietet jedoch die Möglichkeit, unrechtmäßige Entscheidungen der Behörden zu überprüfen und ggf. zu korrigieren. Ob durch Widerspruch, Klage oder andere rechtliche Mittel: Es ist wichtig, die rechtlichen Grundlagen und die richtige Vorgehensweise zu kennen. Eine sorgfältige Vorbereitung und ggf. die Unterstützung durch rechtlichen Beistand können Ihre Chancen auf Erfolg erheblich steigern.

Wir hoffen, dieser Blog-Beitrag gibt Ihnen wertvolle Einblicke und Hilfestellungen, wenn Sie sich gegen einen Verwaltungsakt zur Wehr setzen möchten. Wenn Sie weitere Fragen haben oder Unterstützung benötigen, stehen Ihnen unsere Anwälte zur Verfügung.

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