Wettbewerbsverbot – In der heutigen Geschäftswelt ist der Schutz von Unternehmensinteressen von entscheidender Bedeutung. Ein wesentliches Instrument hierbei ist das Wettbewerbsverbot. Es soll verhindern, dass aktuelle oder ehemalige Mitarbeiter in Konkurrenz zu ihrem Arbeitgeber treten und dadurch geschäftliche Nachteile entstehen.

Doch welche Regelungen greift das Wettbewerbsverbot genau, und wie kann es durchgesetzt werden? In diesem Artikel erfahren Sie alles über die rechtlichen Grundlagen, die praktische Durchsetzung und nützliche Beispiele zur Absicherung Ihres Unternehmens.

Grundlagen des Wettbewerbsverbots

Ein Wettbewerbsverbot verpflichtet Arbeitnehmer, sich während und gegebenenfalls auch nach der Beschäftigung nicht konkurrierend zum Arbeitgeber zu betätigen. Diese Regelung schützt Geschäftsgeheimnisse, Kundenkontakte und andere sensible Informationen, die der Arbeitnehmer während seiner Tätigkeit bekannt werden könnten.

Rechtliche Grundlagen

Die rechtlichen Grundlagen des Wettbewerbsverbots finden sich im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) und in speziellen Gesetzen wie dem Handelsgesetzbuch (HGB). Zwei zentrale Vorschriften sind:

  • § 60 HGB: Verpflichtet Handelsvertreter, während der Dauer des Vertragsverhältnisses kein Geschäft in der Branche des Unternehmens zu betreiben, für das sie tätig sind.
  • § 110 GewO: Regelt die Pflicht zur Wahrung von Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen.

Arten des Wettbewerbsverbots

Das Wettbewerbsverbot kann in zwei Hauptkategorien unterteilt werden:

  • Vertragliches Wettbewerbsverbot: Dieses wird individuell im Arbeitsvertrag oder in separaten Wettbewerbsvereinbarungen festgelegt. Es kann sowohl während als auch nach der Beschäftigung gelten.
  • Gesetzliches Wettbewerbsverbot: Dies gilt formlos während des laufenden Arbeitsverhältnisses. Es untersagt dem Arbeitnehmer, während der Arbeitszeit in direkte Konkurrenz zum Arbeitgeber zu treten.

Gestaltungsmöglichkeiten des vertraglichen Wettbewerbsverbots

Bei der vertraglichen Gestaltung eines Wettbewerbsverbots müssen verschiedene Faktoren berücksichtigt werden, um die Wirksamkeit und Rechtmäßigkeit zu gewährleisten.

Dauer des Wettbewerbsverbots

Die Dauer des Wettbewerbsverbots spielt eine wesentliche Rolle. Ein nachvertragliches Wettbewerbsverbot darf nach § 74a HGB maximal zwei Jahre betragen. Längere Verbote sind nicht rechtswirksam.

Räumlicher Geltungsbereich

Der räumliche Geltungsbereich eines Wettbewerbsverbots sollte klar definiert werden. Es kann sich auf bestimmte Städte, Regionen oder Länder erstrecken, muss jedoch verhältnismäßig zur Geschäftstätigkeit des Arbeitgebers sein.

Entschädigungszahlung

Ein nachvertragliches Wettbewerbsverbot ist nur wirksam, wenn eine Entschädigungszahlung – auch Karenzentschädigung genannt – für den Arbeitnehmer festgelegt ist. Diese muss mindestens 50% des zuletzt bezogenen Gehalts betragen (§ 74 Abs. 2 HGB).

Beispiele: Gestaltung von Wettbewerbsverboten

Beispiel 1: Wettbewerbsverbot bei einem Verkaufsleiter

Herr Müller, Verkaufsleiter einer Softwarefirma, unterschreibt zusätzlich zu seinem Arbeitsvertrag eine Wettbewerbsvereinbarung. Diese enthält ein nachvertragliches Wettbewerbsverbot von einem Jahr und eine Karenzentschädigung von 60% seines letzten Gehalts. Das Wettbewerbsverbot ist auf den europäischen Markt beschränkt.

Beispiel 2: Wettbewerbsverbot für einen Ingenieur

Ingenieurin Frau Schmidt arbeitet im Bereich Forschung und Entwicklung bei einem Maschinenbauunternehmen. Ihre Wettbewerbsvereinbarung legt ein nachvertragliches Wettbewerbsverbot von zwei Jahren und eine Karenzentschädigung von 55% fest. Der räumliche Geltungsbereich umfasst Deutschland und die Schweiz.

Durchsetzung des Wettbewerbsverbots

Nachweis der Verletzung

Um ein Wettbewerbsverbot durchzusetzen, muss der Arbeitgeber zunächst nachweisen, dass der Arbeitnehmer gegen die Vereinbarung verstoßen hat. Dies kann durch Belege wie Arbeitsverträge, Geschäftskorrespondenz oder Zeugenaussagen erfolgen.

Rechtliche Schritte

Im Falle eines Verstoßes gegen ein Wettbewerbsverbot kann der Arbeitgeber verschiedene rechtliche Maßnahmen ergreifen, darunter:

  • Einstweilige Verfügung: Schnelle Gerichtsanordnung zur sofortigen Unterbindung der konkurrenzenden Tätigkeit des Arbeitnehmers.
  • Schadensersatzforderungen: Forderung nach Ersatz des durch die Wettbewerbshandlung entstandenen Schadens.
  • Vertragsstrafen: Wenn im Wettbewerbsverbot Vertragsstrafen festgelegt sind, können diese geltend gemacht werden.

Beweismittel und Dokumentation

Eine sorgfältige Dokumentation und Sicherung von Beweismitteln sind entscheidend für die Durchsetzung des Wettbewerbsverbots. Arbeitgeber sollten relevante Dokumente und Korrespondenz bewahren und Zeugen benennen können.

Schutz von Geschäftsgeheimnissen

Der Schutz von Geschäftsgeheimnissen ist ein zentraler Aspekt des Wettbewerbsverbots. Unternehmen sollten Maßnahmen ergreifen, um den unbefugten Zugriff auf vertrauliche Informationen zu verhindern:

  • Internes Kontrollsystem: Implementierung eines internen Kontrollsystems zur Überwachung des Zugriffs auf sensible Daten.
  • Vertraulichkeitsvereinbarungen: Abschließen von Vertraulichkeitsvereinbarungen mit neuen Mitarbeitern und Geschäftspartnern.

Praktische Tipps zur Sicherstellung des Wettbewerbsverbots

Klarheit und Verständlichkeit

Achten Sie darauf, dass das Wettbewerbsverbot klar und verständlich formuliert ist. Unklare oder zu weit gefasste Verbote können rechtlich unwirksam sein.

Regelmäßige Überprüfung

Überprüfen Sie regelmäßig die bestehenden Wettbewerbsverbote und passen Sie sie gegebenenfalls an veränderte Geschäftsumstände oder rechtliche Vorgaben an.

Mitarbeiterschulung

Schulen Sie Ihre Mitarbeiter regelmäßig über die Bedeutung von Wettbewerbsverboten und den Schutz von Geschäftsgeheimnissen. Sensibilisieren Sie sie für mögliche Risiken und Verstöße.

Beispiel: Erfolgreiche Durchsetzung eines Wettbewerbsverbots durch Schulung

Ein mittelständisches Unternehmen im Bereich Medizintechnik führt regelmäßige Schulungen für seine Mitarbeiter durch, um diese über die Bedeutung und Einhaltung von Wettbewerbsverboten zu informieren. Dadurch konnten frühzeitig Verstöße erkannt und durch proaktive Maßnahmen verhindert werden.

Rechtliche Herausforderungen und Risiken

Rechtliche Überprüfbarkeit

Wettbewerbsverbote unterliegen der gerichtlichen Überprüfbarkeit. Ein zu weit gefasstes oder unangemessenes Wettbewerbsverbot kann von Gerichten für unwirksam erklärt werden.

Angemessenheit und Verhältnismäßigkeit

Ein Wettbewerbsverbot muss in angemessenen und verhältnismäßigen Grenzen bestehen. Übertrieben lange oder weiträumige Verbote sind oft nicht durchsetzbar und können vom Gericht gekippt werden.

Verstoß gegen Kartellrecht

Wettbewerbsverbote dürfen nicht gegen das Kartellrecht verstoßen. Sie dürfen den freien Wettbewerb nicht unzulässig einschränken.

Aktuelle Entwicklungen und Trends

Auch im Bereich der Wettbewerbsverbote gibt es aktuelle Entwicklungen und Trends, die Unternehmen berücksichtigen sollten.

Digitalisierung und Home-Office

Mit der zunehmenden Digitalisierung und Verlagerung vieler Arbeitsplätze ins Home-Office steigen die Herausforderungen für den Schutz von Geschäftsgeheimnissen und die Durchsetzung von Wettbewerbsverboten.

Internationale Wettbewerbsverbote

Bei global tätigen Unternehmen gewinnen internationale Wettbewerbsverbote an Bedeutung. Die Einhaltung und Durchsetzung solcher Verbote kann länderübergreifende rechtliche Kenntnisse erfordern.

Fazit: Wettbewerbsverbot – Regelungen und Durchsetzung

Wettbewerbsverbote sind ein wichtiges Instrument zum Schutz von Unternehmensinteressen und zur Verhinderung von Konkurrenz durch aktuelle oder ehemalige Mitarbeiter. Eine sorgfältige rechtliche Gestaltung und die klare Definition von Dauer, räumlichem Geltungsbereich und Entschädigungszahlungen sind entscheidend.

Bei der Durchsetzung spielen Beweismittel, Dokumentation und rechtliche Schritte eine große Rolle. Sollten Sie Unterstützung bei der Gestaltung, Überprüfung oder Durchsetzung von Wettbewerbsverboten benötigen, steht Ihnen die Kanzlei Herfurtner gerne zur Verfügung. Kontaktieren Sie uns für eine umfassende und kompetente Beratung.

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