Schiedsverfahren: Was tut ein Anwalt beim Schiedsverfahren?

Eine Schlüsselfigur in dieser oft unsichtbaren, aber unverzichtbaren Welt der Konfliktlösung, ist der Anwalt beim Schiedsverfahren. Hier, in der weniger formellen, aber dennoch rechtlich verbindlichen Welt der Schiedsverfahren, spielt der Ihren Interessen vertretende Anwalt eine entscheidende Rolle.

Aber was tut ein Anwalt eigentlich bei einem Schiedsverfahren? Warum ist es für Sie als Mandant unerlässlich, dass Sie einen solchen professionellen Rechtsbeistand an Ihrer Seite haben und wie funktioniert das alles genau?

Einführung und Grundlagen des Schiedsverfahrens

Schiedsverfahren sind eine Form der alternativen Streitbeilegung (ADR), bei der ein neutraler Dritter (Schiedsrichter) die Streitparteien anhört und eine verbindliche Entscheidung trifft. Die Schiedsrichter sind häufig Experten auf ihrem Gebiet und können aufgrund ihrer Erfahrung und ihres Fachwissens oft sachgerechtere und effizientere Entscheidungen treffen als Gerichte. Im Folgenden sind einige grundlegende Aspekte des Schiedsverfahrens aufgeführt:

  • Die Parteien vereinbaren, ihre Streitigkeiten einem Schiedsrichter vorzulegen, anstatt sie vor Gericht auszutragen.
  • Der Schiedsrichter trifft eine verbindliche Entscheidung, die in der Regel nicht angefochten werden kann.
  • Die Schiedsvereinbarung kann entweder als selbständiger Vertrag oder als Klausel in einem bestehenden Vertrag geschlossen werden.
  • Die Schiedsordnung und das Verfahren werden in der Regel von den Parteien vereinbart oder, wenn keine Einigung erzielt werden kann, vom Schiedsrichter festgelegt.
  • Die Durchsetzung von Schiedssprüchen ist in der Regel einfacher als die Durchsetzung von Gerichtsurteilen, insbesondere in grenzüberschreitenden Fällen.

Rechtliche Grundlagen des Schiedsverfahrens

Die rechtlichen Grundlagen für Schiedsverfahren sind in verschiedenen nationalen und internationalen Gesetzen und Verträgen festgelegt. In Deutschland ist das Zehnte Buch der Zivilprozessordnung (ZPO) für inländische Schiedsverfahren maßgeblich. Es legt die Voraussetzungen für die Durchführung von Schiedsverfahren, die Bestellung von Schiedsrichtern, das Schiedsverfahren selbst und die Anerkennung und Vollstreckung von Schiedssprüchen fest.

Internationale Schiedsverfahren werden häufig durch das Übereinkommen über die Anerkennung und Vollstreckung ausländischer Schiedssprüche (New Yorker Übereinkommen) geregelt. Dieses Übereinkommen wurde von über 160 Staaten ratifiziert und legt die Grundlagen für die Anerkennung und Vollstreckung von Schiedssprüchen zwischen Vertragsstaaten fest.

Der Anwalt im Schiedsverfahren: Ein Führer durch die rechtlichen Dschungel

Bevor wir detailliert auf die Rolle des Anwalts beim Schiedsverfahren eingehen, müssen wir zunächst den Kontext verstehen, in dem diese Figur ihre Arbeit vollbringt. Ein Schiedsverfahren ist eine Form der außergerichtlichen Streitbeilegung. Es ist eine vertrauliche, private Methode, um Streitigkeiten zu lösen, oft bevorzugt wegen seiner Effizienz, Wirtschaftlichkeit und Flexibilität im Vergleich zu traditionellen Gerichtsprozessen.

Der Anwalt ist der Führer auf dieser Reise. Er ist derjenige, der den Verlauf eines Schiedsverfahrens steuert, indem er den Mandanten berät, Vermittlungen begleitet und notwendige Schritte initiiert.

Eine Partnerschaft: Der Anwalt und der Mandant

Die Beziehung zwischen einem Anwalt und seinem Mandanten ist eine Partnerschaft. Dies ist besonders im Kontext eines Schiedsverfahrens von Bedeutung. Hier geht es nicht nur darum, was gesetzlich richtig oder falsch ist. Es geht auch um Strategie, um die beste Vorgehensweise für den Mandanten und um die effektive Kommunikation zwischen den beiden Parteien.

Ein wichtiger Teil der Arbeit eines Anwalts im Schiedsverfahren ist es, dem Mandanten in verständlicher Sprache den Ablauf des Verfahrens zu erklären, die verschiedenen Optionen aufzuzeigen sowie mögliche Risiken und Chancen zu beleuchten. Er muss sicherstellen, dass der Mandant alle wichtigen Informationen hat, um fundierte Entscheidungen treffen zu können.

Rollen und Aufgaben eines Anwalts beim Schiedsverfahren

Es gibt vier Hauptrollen, die Anwälte beim Schiedsverfahren einnehmen. Diese sind:

  • Berater
  • Vertreter
  • Verhandlungsführer
  • Gutachter

Anwalt als Berater

In seiner Rolle als Berater arbeitet der Anwalt eng mit seinem Mandanten zusammen, um sicherzustellen, dass der Mandant über alle relevanten Informationen verfügt, die er benötigt, um fundierte Entscheidungen zu treffen. Dies beinhaltet die Erklärung des Rechtsrahmens, der für das Schiedsverfahren relevant ist, und das Aufzeigen der verschiedenen Handlungsoptionen.

Anwalt als Vertreter

Als Vertreter agiert der Anwalt als Sprachrohr des Mandanten während des Schiedsverfahrens. Er vertritt die Interessen des Mandanten gegenüber dem Schiedsgericht und der Gegenpartei. Hierzu gehört beispielsweise die Einreichung von Schriftsätzen, die Teilnahme an Anhörungen und die Führung von Verhandlungen.

Anwalt als Verhandlungsführer

Ein weiterer wichtiger Teil der Arbeit eines Anwalts beim Schiedsverfahren ist es, Verhandlungen im Namen seines Mandanten zu führen. Hierbei gilt es, die beste mögliche Lösung für den Mandanten zu erzielen. Oftmals ist eine außergerichtliche Einigung für beide Parteien vorteilhafter als ein langwieriger Rechtsstreit.

Anwalt als Gutachter

Ein Anwalt als Gutachter steht seinem Mandanten beratend zur Seite und liefert objektive, unabhängige Einschätzungen der rechtlichen Möglichkeiten. Dies kann entscheidend sein, um eine faire und ausgewogene Lösung zu erzielen.

Beispiel: Wie ein Anwalt beim Schiedsverfahren hilft

Um zu verdeutlichen, wie ein Anwalt im Schiedsverfahren tätig wird, betrachten wir ein hypothetisches Beispiel:

Herr Schneider hat einen Streit mit seinem Geschäftspartner Herrn Müller. Beide sind Teilhaber einer Firma und können sich nicht auf die künftige Ausrichtung des Unternehmens einigen. Sie entscheiden sich für ein Schiedsverfahren, um den Streit beizulegen.

Herr Schneider beauftragt einen Anwalt. Dieser klärt Herrn Schneider zunächst über den Ablauf des Schiedsverfahrens auf und bespricht die möglichen Szenarien. Nach gründlicher Prüfung der Unternehmensdokumente und Verträge identifiziert der Anwalt die Kernpunkte des Streits und legt eine Strategie fest. Er bereitet die Schriftsätze vor und vertritt Herrn Schneider in den Anhörungen des Schiedsgerichts. Durch geschickte Verhandlungen gelingt es dem Anwalt schließlich, eine Einigung zu erzielen, mit der Herr Schneider zufrieden ist.

Häufig gestellte Fragen (FAQs) zum Schiedsverfahren

Alle wichtigen Fragen zum Thema Schiedsverfahren und Anwalt finden Sie hier.

Wann sollte man sich für ein Schiedsverfahren entscheiden?

Die Wahl des Schiedsverfahrens kann von verschiedenen Faktoren abhängen, wie zum Beispiel:

  • Der Wunsch nach einer schnelleren und kostengünstigeren Konfliktlösung als bei Gerichtsverfahren
  • Der Bedarf an fachkundigen und spezialisierten Schiedsrichtern
  • Die Geheimhaltung und Vertraulichkeit der Streitbeilegung
  • Die Durchsetzbarkeit von Schiedssprüchen, insbesondere in grenzüberschreitenden Fällen
  • Die Flexibilität des Verfahrens und der Schiedsordnung

Wie wählt man einen Schiedsrichter aus?

Die Auswahl eines Schiedsrichters hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie zum Beispiel:

  • Die fachliche Qualifikation und Erfahrung des Schiedsrichters in dem betreffenden Rechtsgebiet oder der Branche
  • Die Unparteilichkeit und Unabhängigkeit des Schiedsrichters
  • Die Verfügbarkeit und Bereitschaft des Schiedsrichters, das Mandat zu übernehmen
  • Die Sprachkenntnisse des Schiedsrichters, insbesondere in internationalen Schiedsverfahren
  • Die Kosten des Schiedsrichters und die Kostenaufteilung zwischen den Parteien

Wie läuft ein Schiedsverfahren ab?

Der Ablauf eines Schiedsverfahrens kann je nach Einzelfall und Schiedsordnung variieren, aber im Allgemeinen umfasst er die folgenden Schritte:

  1. Einleitung des Schiedsverfahrens durch die einleitende Partei (Kläger)
  2. Bestellung und Annahme des Schiedsrichters
  3. Austausch von Schriftsätzen (Klage, Klageerwiderung, ggf. Replik und Duplik)
  4. Durchführung einer mündlichen Verhandlung, falls von den Parteien gewünscht oder vom Schiedsrichter angeordnet
  5. Einholung von Beweisen und Zeugenaussagen, falls erforderlich
  6. Erläuterung der Rechtslage durch die Parteien, entweder schriftlich oder mündlich
  7. Erlass des Schiedsspruchs durch den Schiedsrichter
  8. Rechtsmittel gegen den Schiedsspruch, falls zulässig und gewünscht
  9. Anerkennung und Vollstreckung des Schiedsspruchs

Wie lange dauert ein Schiedsverfahren?

Die Dauer eines Schiedsverfahrens kann stark variieren, je nach Komplexität des Falles, der Anzahl der beteiligten Parteien, der Schiedsordnung und der Verfügbarkeit des Schiedsrichters. Im Allgemeinen sind Schiedsverfahren jedoch schneller als Gerichtsverfahren, da sie weniger formalisiert sind und die Parteien und der Schiedsrichter das Verfahren flexibler gestalten können. Ein Schiedsverfahren kann in einfachen Fällen innerhalb von einigen Monaten abgeschlossen sein, während komplexe Fälle mehrere Jahre in Anspruch nehmen können.

Was sind die Kosten eines Schiedsverfahrens und wer trägt sie?

Die Kosten eines Schiedsverfahrens setzen sich aus verschiedenen Elementen zusammen, wie zum Beispiel:

  • Honorare des Schiedsrichters
  • Kosten für die Einrichtung und Durchführung der mündlichen Verhandlung
  • Anwaltskosten der Parteien
  • Kosten für Sachverständige und Zeugen
  • Kosten für Übersetzungen und Dolmetscherdienste
  • Gebühren von Schiedsinstitutionen, falls eine solche Institution beteiligt ist

Im Allgemeinen trägt jede Partei zunächst ihre eigenen Kosten, einschließlich der Anwaltskosten und der Hälfte der gemeinsamen Kosten, wie den Honoraren des Schiedsrichters. Der Schiedsrichter kann jedoch in seinem Schiedsspruch entscheiden, dass eine Partei ganz oder teilweise die Kosten der anderen Partei tragen muss, insbesondere wenn sie den Rechtsstreit verliert.

Fazit

Ein Anwalt beim Schiedsverfahren leistet weit mehr als nur rechtliche Unterstützung. Er ist ein strategischer Partner, der seinen Mandanten durch den Prozess führt, hebt die Chancen und Risiken hervor, verhandelt geschickt und setzt sich dafür ein, dass die Interessen seines Mandanten gewahrt werden.

Wenn Sie jemals in eine Situation kommen, in der Sie ein Schiedsverfahren in Erwägung ziehen, ist es sehr ratsam, sich an einen erfahrenen Anwalt zu wenden. Er wird Ihnen durch den Prozess helfen und dafür sorgen, dass Ihre Interessen bestmöglich vertreten werden.

Haben Sie noch Fragen zur Rolle des Anwalts bei einem Schiedsverfahren? Zögern Sie nicht, sich an unsere Kanzlei zu wenden. Wir stehen Ihnen gerne zur Seite.

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