Ein unerwartetes Schreiben flattert in den Briefkasten: der Grundsteuerbescheid. Für viele Eigentümer von Grundstücken und Immobilien ist dies ein regelmäßig wiederkehrendes Ereignis, das oft keine größere Beachtung findet. Doch was, wenn sich der darin genannte Betrag plötzlich drastisch erhöht hat oder augenscheinlich Fehler enthält? Es ist erfreulicher, wenn finanzielle Belange reibungslos und korrekt ablaufen, doch genau in solchen Situationen kommt es auf rechtzeitige und richtige Schritte an, um finanzielle Nachteile abzuwenden.

Je nach Lage und Größe des Grundstücks, sowie je nach bundeslandspezifischen Regelungen, variiert die Höhe der Grundsteuer beträchtlich. In diesem Beitrag zeigen wir Ihnen, wie Sie vorgehen, wenn Sie glauben, dass Ihr Grundsteuerbescheid falsch ist. Sie erfahren, welche rechtlichen Möglichkeiten Ihnen zur Verfügung stehen, welche Fristen Sie beachten müssen und auf welche Paragrafen Sie sich beim Einspruch berufen können. Anhand von anonymisierten Mandantengeschichten und Praxisbeispielen veranschaulichen wir die typischen Fallstricke und Stolpersteine – und wie Sie diese vermeiden können.

Grundsteuerbescheid: Die Grundlagen verstehen

Die Grundsteuer ist eine der ältesten Steuerarten und spielt eine wesentliche Rolle in der Finanzierung der Gemeinden und Städte in Deutschland. Sie basiert auf dem Grundsteuergesetz (GrStG) und wird auf alle inländischen Grundstücke erhoben. Dabei wird die Steuer jährlich vom Finanzamt festgesetzt und basiert auf dem sogenannten Einheitswert und dem Grundsteuermessbetrag. Die genauen Regelungen und Berechnungen sind in den §§1 ff. GrStG festgelegt.

Folgende Schritte sind relevant bei der Festsetzung der Grundsteuer:

  • Ermittlung des Einheitswerts: Dieser wird vom Finanzamt auf Grundlage des Bewertungsgesetzes (§§19 ff. BewG) festgelegt.
  • Feststellung des Grundsteuermessbetrags: Der Einheitswert wird mit einer gesetzlich festgelegten Steuermesszahl multipliziert (§§13 ff. GrStG).
  • Festsetzung der Grundsteuer: Der Hebesatz der Gemeinde wird angewendet (§25 GrStG).

Die genaue Berechnung sieht wie folgt aus:

Einheitswert x Steuermesszahl x Hebesatz = Grundsteuer

Häufig auftretende Fehler im Grundsteuerbescheid

Fehlerhafte Grundsteuerbescheide sind keine Seltenheit und können verschiedene Ursachen haben:

  • Falscher Einheitswert: Der zugrunde gelegte Einheitswert des Grundstücks kann über- oder unterschätzt sein.
  • Fehlerhafte Angaben zur Grundstücksgröße oder -nutzung: Änderungen, die nicht korrekt berücksichtigt wurden, können zu einer falschen Steuerberechnung führen.
  • Falscher Hebesatz: Wenn die Gemeinde einen falschen Hebesatz anwendet, kann dies den Steuerbetrag verfälschen.
  • Versehentliche Doppelveranlagung: Gelegentlich kann es vorkommen, dass ein Grundstück doppelt veranlagt wird.

Beispiel: Mandantengeschichte

Ein Mandant, Herr Müller, erhielt einen Grundsteuerbescheid, der eine erhebliche Erhöhung der Grundsteuer für sein Grundstück auswies. Nach Prüfung stellte sich heraus, dass der Einheitswert seines Grundstücks aufgrund eines Bürofehlers um das Doppelte erhöht worden war. Durch rechtzeitige Einspruchserhebung konnte der Fehler behoben und die Grundsteuer korrekt festgesetzt werden.

Der Einspruch: So gehen Sie vor

Wenn Sie einen Fehler im Grundsteuerbescheid vermuten, ist der Einspruch das geeignete Mittel, um diesen korrigieren zu lassen. Dabei gibt es mehrere Schritte, die Sie beachten sollten:

  • Frist beachten: Der Einspruch gegen den Grundsteuerbescheid muss innerhalb eines Monats nach Bekanntgabe erfolgen (§ 355 AO).
  • Form: Der Einspruch kann schriftlich oder elektronisch erhoben werden (§ 357 AO).
  • Begründung: Eine genaue Begründung ist notwendig, um die Fehlerhaftigkeit des Bescheids nachzuweisen.

Beispiel: Einspruchsschreiben

Ein Einspruch könnte wie folgt aussehen:

„Sehr geehrte Damen und Herren,

hiermit lege ich Einspruch gegen den Grundsteuerbescheid vom [Datum], Steuer-Nr. [Nummer], ein. Der Bescheid ist meiner Ansicht nach fehlerhaft, da der zugrunde gelegte Einheitswert meines Grundstücks nicht korrekt ermittelt wurde. Beigefügt erhalten Sie eine Kopie des Vorgängerbescheids sowie aktuelle Unterlagen zur Grundstücksgröße und Nutzung.“

Mit freundlichen Grüßen,

[Ihr Name]“

Weiterführende Schritte und Rechtsmittel

Wenn der Einspruch erfolgreich ist, wird der Bescheid korrigiert und eine neue Steuerfestsetzung vorgenommen. Sollte der Einspruch abgelehnt werden, besteht die Möglichkeit eines Klageverfahrens vor dem Finanzgericht (§ 44 FGO). Hierzu sollten Sie jedoch professionellen juristischen Rat einholen, da ein Klageverfahren mit weiteren Kosten und Aufwand verbunden ist.

Tipps für das Klageverfahren:

  • Prüfen Sie die Erfolgsaussichten der Klage durch einen Rechtsanwalt.
  • Stellen Sie sicher, dass alle notwendigen Unterlagen und Beweise vollständig sind.
  • Achten Sie auf die Fristen: Die Klage muss innerhalb eines Monats nach Zustellung der Einspruchsentscheidung erhoben werden (§ 47 FGO).

Fallstudien und Praxisbeispiele

Um einen besseren Einblick in die Praxis zu geben, folgen hier einige anonymisierte Fallstudien:

Fallstudie 1: Falscher Hebesatz

Ein Grundstückseigentümer stellte fest, dass der Grundsteuerbescheid seiner Ansicht nach zu hoch war. Nach genauer Prüfung stellte sich heraus, dass die Gemeinde einen falschen, deutlich höheren Hebesatz angewandt hatte. Durch einen fristgerechten Einspruch konnte der Fehler korrigiert und der richtige Hebesatz berücksichtigt werden.

Fallstudie 2: Änderungsbescheid

Ein Unternehmer erhielt einen Änderungsbescheid für die Grundsteuer seines Betriebsgeländes, in dem der Einheitswert aufgrund einer angeblich veränderten Nutzung angepasst wurde. Da die Nutzung jedoch unverändert geblieben war, legte der Unternehmer Einspruch ein. Nach Vorlage entsprechender Beweise wurde der Änderungsbescheid rückgängig gemacht.

Checkliste: Fehler im Grundsteuerbescheid erkennen und handeln

Um bestmöglich vorbereitet zu sein, haben wir eine Checkliste zusammengestellt, die Ihnen hilft, systematisch vorzugehen:

  • Überprüfen Sie den Einheitswert: Stimmen die Angaben mit den tatsächlichen Gegebenheiten überein?
  • Prüfen Sie die Grundstücksgröße und -nutzung: Wurden Änderungen korrekt berücksichtigt?
  • Kontrollieren Sie den angewandten Hebesatz: Entspricht er dem von der Gemeinde festgelegten Satz?
  • Vergleichen Sie den Bescheid mit vorherigen Steuerbescheiden: Gibt es auffällige Unterschiede?
  • Sammeln Sie alle relevanten Unterlagen: Einheitswertbescheide, Katasterauszüge, Nutzungserlaubnisse etc.

Wenn Sie alle Punkte überprüft haben und Unstimmigkeiten festgestellt wurden, sollten Sie umgehend einen Einspruch einlegen.

Häufig gestellte Fragen (FAQs)

Hier sind einige häufig gestellte Fragen und Antworten rund um das Thema Grundsteuerbescheid:

Was ist die Grundsteuer und warum muss ich sie zahlen?

Die Grundsteuer ist eine jährliche Steuer, die auf alle inländischen Grundstücke erhoben wird. Sie dient zur Finanzierung kommunaler Ausgaben und basiert auf dem Einheitswert des Grundstücks, dem Steuermessbetrag und dem Hebesatz der Gemeinde.

Wie wird der Einheitswert meines Grundstücks ermittelt?

Der Einheitswert wird vom Finanzamt auf Grundlage des Bewertungsgesetzes bestimmt. Hierfür werden verschiedene Faktoren wie Lage, Größe und Nutzung des Grundstücks herangezogen.

Was kann ich tun, wenn der Grundsteuerbescheid fehlerhaft ist?

Wenn Sie Fehler im Grundsteuerbescheid vermuten, sollten Sie innerhalb eines Monats schriftlich Einspruch beim Finanzamt einlegen. Eine genaue Begründung und Beweise für die Fehlerhaftigkeit sind dabei von großer Bedeutung.

Kann ich auch gegen einen Änderungsbescheid Einspruch einlegen?

Ja, auch gegen einen Änderungsbescheid können Sie Einspruch einlegen, wenn Sie der Meinung sind, dass die Änderungen ungerechtfertigt sind oder Fehler enthalten.

Fazit

Der Grundsteuerbescheid kann für viele Eigentümer von Grundstücken und Immobilien ein komplexes und mitunter ärgerliches Thema sein. Doch wenn Fehler auftreten, ist es wichtig, ruhig und systematisch vorzugehen. Überprüfen Sie die Angaben im Bescheid sorgfältig, setzen Sie fristgerechte Einsprüche auf und sammeln Sie alle notwendigen Beweise. Nur so können Sie sicherstellen, dass die Grundsteuer korrekt festgesetzt wird und Sie keine finanziellen Nachteile erleiden. Bei Unsicherheiten sollten Sie sich nicht scheuen, juristischen Rat einzuholen.

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