Haustarifvertrag – das unsichtbare Regelwerk, welches die Arbeitswelt beherrscht. Wie ein unsichtbarer Faden ziehen sich Tarifverträge durch nahezu alle Branchen und sorgen dort für Ordnung, Fairness und Ausgewogenheit.

Doch was genau versteht man unter einem Haustarifvertrag, welche Arten gibt es und wie werden sie verhandelt? In diesem Blogbeitrag beleuchten wir diese und weitere Fragen rund um das spannende Thema der Haustarifverträge und bieten tiefere Einblicke in die juristische Vertragsgestaltung.

Der Haustarifvertrag: Eine faszinierende Welt zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer

Der Haustarifvertrag ist ein spezieller Tarifvertrag, der zwischen einem Arbeitgeber und einer oder mehreren Gewerkschaften geschlossen wird. Im Unterschied zu Flächentarifverträgen gelten Haustarifverträge nur für ein bestimmtes Unternehmen oder einen Betrieb.

Dabei können sowohl Beschäftigte dieses Unternehmens als auch der Arbeitgeber selbst direkt durch den Haustarifvertrag profitieren. Doch welche Themen und Regelungen können in einem solchen Vertrag getroffen werden und was bringt dies den beteiligten Parteien?

Eine Reise durch die Inhalte eines Haustarifvertrags

Ein Haustarifvertrag kann unterschiedlichste Aspekte des Arbeitslebens regeln, in vielen Fällen finden sich hier Regelungen zu:

  • Löhnen und Gehältern
  • Arbeitszeiten
  • Urlaubsansprüchen
  • Sozialleistungen
  • Weiterbildungsmaßnahmen
  • Kündigungsfristen
  • und vielem mehr

Arbeitgeber und Arbeitnehmer profitieren gleichermaßen von diesen Regelungen, denn für beide Seiten entsteht Planungssicherheit und ein klarer Rahmen, innerhalb dessen sie agieren können. Doch wie entsteht solch ein Haustarifvertrag und wer ist an der Erstellung beteiligt?

Ablauf und Verhandlungen – So entsteht ein Haustarifvertrag

Die Schaffung eines Haustarifvertrags ist ein spannender und meist langwieriger Prozess, bei dem Gewerkschaften, Arbeitgeber und manchmal auch der Betriebsrat beteiligt sind.

Dabei werden gemeinsam Regelungen erarbeitet, die im besten Fall sowohl die Interessen der Arbeitnehmer als auch die des Arbeitgebers angemessen berücksichtigen.

  • Startschuss: In der Regel geht die Initiative zur Verhandlung eines Haustarifvertrags von der Gewerkschaft aus, welche die Interessen der Arbeitnehmer vertritt.
  • Verhandlungspartner: Arbeitgeber und Gewerkschaft verhandeln auf Augenhöhe und erarbeiten gemeinsam Vorschläge für entsprechende Regelungen.
  • Abschluss: Die getroffenen Vereinbarungen werden in einem schriftlichen Vertrag festgehalten und von beiden Parteien unterzeichnet.
  • Inkrafttreten: Der Haustarifvertrag tritt in Kraft und ist rechtlich verbindlich für alle ab dem vertraglich vereinbarten Datum beschäftigten Arbeitnehmer.

Während der Verhandlungen ist es oft hilfreich, weitere rechtliche Expertise hinzuziehen, um möglichst faire Regelungen zu schaffen und potenzielle Konfliktpunkte im Vorfeld zu vermeiden.

Es handelt sich dabei häufig um eine langwierige und komplexe Aufgabe, die letztlich in einem ausgewogenen Haustarifvertrag mündet.

Praxisbeispiel: Die Gestaltung eines Haustarifvertrags für ein mittelständisches Unternehmen

Ein mittelständisches Unternehmen aus der Maschinenbau-Branche wendet sich an eine spezialisierte Kanzlei, um einen Haustarifvertrag zu verhandeln. Die Kanzlei vermittelt zwischen Management und Gewerkschaft und fungiert als neutraler Gutachter.

Im Laufe der Verhandlungen werden beispielsweise folgende Regelungen getroffen und im Haustarifvertrag festgehalten:

  • Löhne und Gehälter: Zusätzlich zum gesetzlichen Mindestlohn erhalten alle Arbeitnehmer alt
  • Arbeitszeiten: Die wöchentliche Arbeitszeit wird auf 38 Stunden reduziert, wobei Mehrarbeit in besonderen Fällen erlaubt ist und entsprechend vergütet wird.
  • Urlaubsanspruch: Der Urlaubsanspruch wird auf 30 Tage pro Jahr angehoben und verfällt nicht automatisch am Jahresende, sondern kann im Folgejahr nach Absprache mit dem Vorgesetzten genommen werden.
  • Weiterbildung: Alle Arbeitnehmer erhalten pro Jahr ein festes Budget für Weiterbildungsmaßnahmen und Schulungen ihrer Wahl.
  • Kündigungsschutz: Als soziale Absicherung wird ein erweiterter Kündigungsschutz vereinbart, der die gesetzlichen Kündigungsfristen verlängert und unter bestimmten Bedingungen zusätzliche Sozialplanabfindungen vorsieht.

Nach erfolgreicher Verhandlung und Ausgestaltung des Haustarifvertrags werden alle beteiligten Parteien über die getroffenen Regelungen und deren Inkrafttreten informiert, sodass sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer Planungssicherheit haben und zufrieden in die Zukunft blicken können.

Der Rat der Experten: Fragen und Antworten rund um den Haustarifvertrag

In diesem Abschnitt möchten wir einige der gängigsten Fragen rund um das Thema Haustarifvertrag beantworten und damit noch mehr Klarheit für alle Interessierten schaffen.

Was passiert, wenn im Unternehmen kein Betriebsrat existiert?

Auch ohne Betriebsrat können Arbeitgeber und Arbeitnehmer einen Haustarifvertrag vereinbaren. Die Gewerkschaft vertritt in diesem Fall jedoch alleinig die Arbeitnehmerseite.

Ein Betriebsrat kann sich im Rahmen von Tarifverhandlungen dennoch als vorteilhaft erweisen, da er die spezifischen Interessen der Belegschaft besser kennt und entsprechend vertreten kann.

Was ist eigentlich die „Tarifbindung“ und wie wirkt sie sich auf den Haustarifvertrag aus?

Die Tarifbindung bedeutet, dass sowohl ein Arbeitgeber als auch ein Arbeitnehmer verpflichtet sind, sich an einen bestehenden Tarifvertrag, wie beispielsweise einen Haustarifvertrag, zu halten. Dies gilt vor allem für Mitglieder von Arbeitgeberverbänden und Gewerkschaften.

Die Tarifbindung sorgt dafür, dass alle Beteiligten die Regelungen des Vertrags anerkennen und dadurch für einheitliche Bedingungen im Unternehmen sorgen.

Wie können Änderungen an einem bestehenden Haustarifvertrag vorgenommen werden?

Ein Haustarifvertrag kann jederzeit durch erneute Verhandlungen zwischen Arbeitgeber und Gewerkschaft angepasst werden. Die beteiligten Parteien kommen erneut zusammen und diskutieren über mögliche Änderungen, die im besten Interesse der Arbeitnehmer und des Unternehmens liegen.

Anschließend wird der Haustarifvertrag gegebenenfalls in seiner geänderten Form neu unterzeichnet und in Kraft gesetzt.

Noch mehr Wissen für alle: Checkliste zur Erstellung eines Haustarifvertrags

Um Ihnen eine noch bessere Orientierung und Unterstützung zu bieten, haben wir eine Checkliste zur Erstellung eines Haustarifvertrags für Sie zusammengestellt:

  1. Analyse der betrieblichen Rahmenbedingungen und Arbeitnehmersituation
  2. Prüfung der Mitgliedschaft in Arbeitgeberverbänden und Gewerkschaften
  3. Auswahl der Verhandlungspartner und hinzuziehenden Experten
  4. Festlegung der Verhandlungsthemen und -ziele
  5. Durchführung der Verhandlungen
  6. Abschluss des Haustarifvertrags
  7. Information und Schulung der Belegschaft über den neuen Haustarifvertrag
  8. Implementierung der getroffenen Regelungen im Arbeitsalltag
  9. Regelmäßige Überprüfung und ggf. Anpassung des Haustarifvertrags

Wir hoffen, dass Ihnen dieser Beitrag einen umfassenden Einblick in die Welt der Haustarifverträge, deren juristische Vertragsgestaltung und zahlreiche Praxisbeispiele bieten konnte.

Sollten Sie selbst mit dem Gedanken spielen, einen Haustarifvertrag für Ihr Unternehmen zu verhandeln, empfiehlt es sich, auf professionelle Expertise zurückzugreifen. Denn nur so kann ein fundiertes und faires Regelwerk entstehen, dass die Interessen aller Beteiligten angemessen berücksichtigt.

Und wer weiß, vielleicht sind auch Sie bald ein Teil dieser faszinierenden Welt zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer.

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