Die Verwendung künstlicher Intelligenz (KI) zur Leistungsbewertung von Mitarbeitern und Bewerbern ist ein wachsender Trend in Unternehmen und Organisationen weltweit. Die Vorteile von KI-gestützten Bewertungen liegen auf der Hand: Sie versprechen eine objektivere, genauere und effizientere Bewertung von Leistung und Potenzial. Doch wie sieht es mit rechtlichen Aspekten, Datenschutz und Fairness aus? In diesem umfassenden Blog-Beitrag werden wir die verschiedenen Aspekte von KI-gestützten Leistungsbewertungen untersuchen, einschließlich ihrer rechtlichen Grundlagen, aktueller Gerichtsurteile, Datenschutzfragen und vielem mehr.
Rechtliche Grundlagen für KI-gestützte Leistungsbewertung
Die Nutzung von KI-gestützten Bewertungen ist in vielen Ländern gesetzlich geregelt. In diesem Abschnitt werden wir die wichtigsten Gesetze und Vorschriften vorstellen, die für die Verwendung von KI-Technologie zur Leistungsbewertung relevant sind.
Datenschutzgesetze
Die Verarbeitung personenbezogener Daten, einschließlich der Nutzung von KI-gestützten Leistungsbewertungen, unterliegt in vielen Ländern strengen Datenschutzgesetzen. Die wichtigsten gesetzlichen Regelungen sind:
- Die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) in der Europäischen Union
- Das Bundesdatenschutzgesetz (BDSG) in Deutschland
- Der Health Insurance Portability and Accountability Act (HIPAA) in den Vereinigten Staaten
- Das Personal Information Protection and Electronic Documents Act (PIPEDA) in Kanada
Diese Gesetze legen fest, wie personenbezogene Daten erhoben, verarbeitet und gespeichert werden dürfen und welche Rechte die betroffenen Personen haben. Unternehmen und Organisationen, die Künstliche Intelligenz zur Leistungsbewertung einsetzen möchten, müssen sicherstellen, dass sie diese Bestimmungen einhalten.
Arbeitsrecht und Diskriminierungsverbot
Die Verwendung von KI-gestützten Bewertungen kann auch arbeitsrechtliche Auswirkungen haben. Arbeitnehmer haben das Recht auf Gleichbehandlung und Schutz vor Diskriminierung aufgrund von Alter, Geschlecht, ethnischer Herkunft, Religion, Behinderung oder anderen geschützten Merkmalen. In vielen Ländern sind Arbeitgeber gesetzlich verpflichtet, für Chancengleichheit und Fairness im Bewertungsprozess zu sorgen. Zu den relevanten Gesetzen gehören:
- Die Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) in Deutschland
- Das Civil Rights Act, insbesondere Title VII, in den Vereinigten Staaten
- Das Employment Equality Act in Irland
- Das Equality Act in Großbritannien
Unternehmen und Organisationen, die KI-gestützte Leistungsbewertungen einführen, müssen sicherstellen, dass ihre Bewertungsmethoden und -kriterien nicht diskriminierend sind und die rechtlichen Anforderungen an Chancengleichheit und Gleichbehandlung erfüllen.
Aktuelle Gerichtsurteile und ihre Auswirkungen auf KI-gestützte Leistungsbewertungen
In jüngster Zeit gab es mehrere Gerichtsurteile, die sich auf KI-gestützte Leistungsbewertungen auswirken können. In diesem Abschnitt werden wir einige der wichtigsten Fälle vorstellen und ihre Bedeutung für die Praxis der KI-gestützten Bewertung erläutern.
Urteil des EuGH in Sachen Datenschutz
Im Jahr 2019 fällte der Europäische Gerichtshof (EuGH) ein wegweisendes Urteil in Sachen Datenschutz, das auch für KI-gestützte Leistungsbewertungen relevant ist. In der Rechtssache C-40/17 entschied der Gerichtshof, dass Unternehmen für die Verarbeitung personenbezogener Daten im Rahmen von KI-gestützten Bewertungen sowohl als Auftraggeber als auch als Auftragsverarbeiter gelten können.
Dies bedeutet, dass Unternehmen, die KI-gestützte Bewertungen einsetzen, sowohl für die Einhaltung der Datenschutzgesetze verantwortlich sind als auch für die Auswahl und Überwachung der KI-Dienstleister, die sie zur Durchführung der Bewertungen nutzen. Sie müssen sicherstellen, dass alle beteiligten Parteien die gesetzlichen Anforderungen erfüllen und angemessene technische und organisatorische Maßnahmen ergreifen, um die Sicherheit der personenbezogenen Daten zu gewährleisten.
Urteil des Bundesgerichtshofs in Sachen KI-gestützte Leistungsbewertung
In einem bahnbrechenden Urteil aus dem Jahr 2020 entschied der Bundesgerichtshof (BGH) in Deutschland, dass KI-gestützte Leistungsbewertungen zulässig sind, solange sie transparent und nachvollziehbar sind und die Persönlichkeitsrechte und Datenschutzinteressen der betroffenen Personen gewahrt bleiben. Der BGH stellte klar, dass Arbeitgeber KI-gestützte Bewertungen nutzen dürfen, um Entscheidungen über Beförderungen, Gehaltserhöhungen oder andere Personalmaßnahmen zu treffen, solange sie die rechtlichen Rahmenbedingungen beachten.
Das Urteil unterstreicht die Bedeutung von Transparenz und Nachvollziehbarkeit in KI-gestützten Bewertungsprozessen. Unternehmen müssen sicherstellen, dass die Kriterien und Methoden, die von der KI-Technologie verwendet werden, klar und verständlich sind und dass die betroffenen Personen über ihre Rechte und den Bewertungsprozess informiert werden.
Datenschutz und KI-gestützte Leistungsbewertung
Der Datenschutz ist ein zentraler Aspekt der rechtlichen Rahmenbedingungen für KI-gestützte Leistungsbewertungen. In diesem Abschnitt werden wir die wichtigsten Datenschutzprinzipien und -anforderungen erläutern, die bei der Verwendung von KI-Technologie zur Bewertung von Mitarbeitern und Bewerbern zu beachten sind.
Datensparsamkeit und Zweckbindung
Die Verarbeitung personenbezogener Daten für KI-gestützte Leistungsbewertungen muss den Grundsätzen der Datensparsamkeit und Zweckbindung entsprechen. Dies bedeutet, dass Unternehmen nur diejenigen personenbezogenen Daten verarbeiten dürfen, die für den Zweck der Leistungsbewertung erforderlich sind, und dass diese Daten nicht für andere Zwecke verwendet oder weitergegeben werden dürfen, es sei denn, dies ist gesetzlich zulässig oder die betroffene Person hat ihre ausdrückliche Zustimmung gegeben.
Recht auf Information, Zugang und Berichtigung
Mitarbeiter und Bewerber, deren Leistung von KI-gestützten Bewertungen beurteilt wird, haben das Recht, über die Verarbeitung ihrer personenbezogenen Daten informiert zu werden und Zugang zu diesen Daten zu erhalten. Sie haben auch das Recht, unrichtige oder unvollständige Daten berichtigen zu lassen. Unternehmen müssen sicherstellen, dass sie diesen Anforderungen gerecht werden und angemessene Verfahren für Informations- und Zugangsanfragen sowie für die Berichtigung von Daten einrichten.
Recht auf Löschung und Widerspruch
Betroffene Personen haben das Recht, die Löschung ihrer personenbezogenen Daten zu verlangen, wenn die Daten nicht mehr für den Zweck der Leistungsbewertung benötigt werden oder wenn die Verarbeitung unrechtmäßig ist. Sie haben auch das Recht, aus Gründen, die sich aus ihrer besonderen Situation ergeben, jederzeit gegen die Verarbeitung ihrer personenbezogenen Daten für KI-gestützte Leistungsbewertungen Widerspruch einzulegen. Unternehmen müssen Verfahren für die Bearbeitung von Löschungs- und Widerspruchsanträgen einrichten und sicherstellen, dass sie den gesetzlichen Anforderungen entsprechen.
Datenschutz-Folgenabschätzung
Die Verwendung von KI-gestützten Leistungsbewertungen kann besondere Risiken für die Rechte und Freiheiten der betroffenen Personen mit sich bringen, insbesondere in Bezug auf Diskriminierung, Ungleichbehandlung und den Schutz der Privatsphäre. Unternehmen sind daher in vielen Fällen verpflichtet, eine Datenschutz-Folgenabschätzung (DSFA) durchzuführen, um die Risiken und Auswirkungen der Verarbeitung personenbezogener Daten für KI-gestützte Bewertungen zu identifizieren und geeignete Maßnahmen zur Risikominderung zu ergreifen.
Objektivität und Fairness in KI-gestützten Leistungsbewertungen
Die Verwendung von KI-gestützten Leistungsbewertungen kann dazu beitragen, die Objektivität und Fairness im Bewertungsprozess zu erhöhen, indem menschliche Vorurteile und subjektive Einschätzungen reduziert werden. In diesem Abschnitt werden wir die wichtigsten Aspekte von Objektivität und Fairness in KI-gestützten Bewertungen erläutern und wie Unternehmen diese Ziele erreichen können.
Auswahl und Validierung von Bewertungskriterien
Die Objektivität und Fairness von KI-gestützten Leistungsbewertungen hängt in erster Linie von der Auswahl und Validierung der Bewertungskriterien ab. Unternehmen müssen sicherstellen, dass die Kriterien, die von der KI-Technologie verwendet werden, arbeitsbezogen, relevant und valide sind und nicht zu Diskriminierung oder Ungleichbehandlung führen. Dies kann durch die Verwendung wissenschaftlich fundierter, validierter Bewertungsinstrumente und -methoden sowie durch regelmäßige Überprüfung und Anpassung der Kriterien erreicht werden.
Überprüfung und Kontrolle der KI-Technologie
Um die Objektivität und Fairness von KI-gestützten Leistungsbewertungen zu gewährleisten, ist es wichtig, die KI-Technologie regelmäßig zu überprüfen und zu kontrollieren. Unternehmen sollten sicherstellen, dass die KI-Systeme nicht diskriminierend sind, keine ungerechtfertigten Unterschiede zwischen verschiedenen Gruppen von Mitarbeitern oder Bewerbern erzeugen und die Persönlichkeitsrechte der betroffenen Personen wahren. Dies kann durch die Implementierung von Mechanismen zur Überwachung, Kontrolle und Anpassung der KI-gestützten Bewertungsprozesse erreicht werden.
Transparenz und Nachvollziehbarkeit
Transparenz und Nachvollziehbarkeit sind entscheidende Aspekte von Objektivität und Fairness in KI-gestützten Leistungsbewertungen. Unternehmen müssen sicherstellen, dass die von der KI-Technologie verwendeten Bewertungskriterien und -methoden klar und verständlich sind und dass die betroffenen Personen über ihre Rechte und den Bewertungsprozess informiert werden. Dies kann durch die Bereitstellung von Informationen über die KI-gestützte Bewertung, die zugrunde liegenden Kriterien und Methoden sowie die Möglichkeit, Fragen zu stellen oder Beschwerden vorzubringen, erreicht werden.
FAQs
Sind KI-gestützte Leistungsbewertungen rechtlich zulässig?
Ja, KI-gestützte Leistungsbewertungen sind rechtlich zulässig, solange sie den geltenden Gesetzen und Vorschriften entsprechen, einschließlich Datenschutzgesetzen, Arbeitsgesetzen und Diskriminierungsverboten. Unternehmen müssen sicherstellen, dass sie die rechtlichen Rahmenbedingungen einhalten und die Persönlichkeitsrechte und Datenschutzinteressen der betroffenen Personen wahren.
Wie können Unternehmen sicherstellen, dass KI-gestützte Leistungsbewertungen objektiv und fair sind?
Unternehmen können die Objektivität und Fairness von KI-gestützten Leistungsbewertungen gewährleisten, indem sie wissenschaftlich fundierte, validierte Bewertungsinstrumente und -methoden verwenden, die KI-Technologie regelmäßig überprüfen und kontrollieren und Transparenz und Nachvollziehbarkeit im Bewertungsprozess sicherstellen. Sie sollten auch die rechtlichen Anforderungen an Chancengleichheit und Gleichbehandlung erfüllen und Verfahren für Informations- und Zugangsanfragen sowie für die Berichtigung, Löschung und Widerspruch von Daten einrichten.
Was sind die wichtigsten Datenschutzanforderungen für KI-gestützte Leistungsbewertungen?
Die wichtigsten Datenschutzanforderungen für KI-gestützte Leistungsbewertungen umfassen die Einhaltung der Grundsätze der Datensparsamkeit und Zweckbindung, die Gewährung von Informations-, Zugangs- und Berichtigungsrechten für betroffene Personen, die Einrichtung von Verfahren für Löschungs- und Widerspruchsanträge und die Durchführung von Datenschutz-Folgenabschätzungen zur Identifizierung und Minderung von Risiken und Auswirkungen der Datenverarbeitung auf die Rechte und Freiheiten der betroffenen Personen.
Wie können Unternehmen Datenschutzrisiken bei der Verwendung von KI-gestützten Leistungsbewertungen minimieren?
Unternehmen können Datenschutzrisiken bei der Verwendung von KI-gestützten Leistungsbewertungen minimieren, indem sie angemessene technische und organisatorische Maßnahmen ergreifen, um die Sicherheit der personenbezogenen Daten zu gewährleisten, die Einhaltung der Datenschutzgesetze überwachen und regelmäßige Datenschutz-Folgenabschätzungen durchführen. Zudem sollten sie sicherstellen, dass alle beteiligten Parteien, einschließlich KI-Dienstleister, die gesetzlichen Anforderungen erfüllen und die notwendigen Datenschutz- und Sicherheitsmaßnahmen einhalten.
Was sind die Vorteile von KI-gestützten Leistungsbewertungen gegenüber herkömmlichen Bewertungsmethoden?
KI-gestützte Leistungsbewertungen bieten mehrere Vorteile gegenüber herkömmlichen Bewertungsmethoden, wie zum Beispiel:
- Erhöhte Objektivität und Genauigkeit durch die Reduzierung menschlicher Vorurteile und subjektiver Einschätzungen
- Effizienzsteigerung durch die Automatisierung von Bewertungsprozessen und die Analyse großer Datenmengen
- Möglichkeit, komplexe Zusammenhänge und Muster in Leistungsdaten zu erkennen, die für den Menschen schwer verständlich sind
- Verbesserung der Transparenz und Nachvollziehbarkeit von Leistungsbewertungen durch den Einsatz klarer und verständlicher Kriterien und Methoden
Trotz dieser Vorteile ist es wichtig, die rechtlichen und ethischen Aspekte bei der Einführung von KI-gestützten Leistungsbewertungen zu berücksichtigen und sicherzustellen, dass die Technologie verantwortungsvoll und im Einklang mit den geltenden Gesetzen und Vorschriften eingesetzt wird.
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Wolfgang Herfurtner | Rechtsanwalt | Geschäftsführer | Gesellschafter
Philipp Franz | Rechtsanwalt | Associate
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