Ob Sie ein großes Unternehmen oder ein Einzelunternehmer sind, es besteht immer die Möglichkeit, in einen Rechtsstreit verwickelt zu werden. Rechtsstreitigkeiten können teuer und zeitaufwendig sein und erfordern häufig beträchtliche finanzielle Mittel. Die Prozessfinanzierung ist eine Lösung, die es ermöglicht, die Kosten für Rechtsstreitigkeiten auf professionelle Prozessfinanzierer zu übertragen, ohne das Risiko eines finanziellen Engpasses. Dieser äußerst umfassende Blog-Beitrag untersucht die Rolle der Prozessfinanzierer, die rechtlichen Rahmenbedingungen und die verschiedenen Aspekte, die Prozessfinanzierungspraktiken betreffen.

Inhaltsverzeichnis

  • Einführung in die Prozessfinanzierung
  • Was ist ein Prozessfinanzierer?
  • Die Rolle des Prozessfinanzierers
  • Die Vorteile der Prozessfinanzierung
  • Arten von Prozessfinanzierung
  • Rechtsgrundlage und Regulierung der Prozessfinanzierung
  • Vertragsbeziehungen zwischen Prozessfinanzierer, Mandant und Anwalt
  • Aktuelle Gerichtsurteile im Zusammenhang mit Prozessfinanzierung
  • FAQs zum Prozessfinanzierer
  • Prozessfinanzierer – Ein Fazit

Einführung in die Prozessfinanzierung

Prozessfinanzierung ist eine alternative Finanzierungsmethode, bei der ein Dritter die Kosten eines Rechtsstreits finanziert oder teilt. Im Gegenzug erhält der Prozessfinanzierer einen Anteil des erzielten Claims, wenn der Fall erfolgreich ist. Prozessfinanzierung ist in verschiedenen Rechtsgebieten anwendbar und bietet eine finanzielle Alternative, wenn Rechtsstreitigkeiten unvermeidlich sind.

Was ist ein Prozessfinanzierer?

Ein Prozessfinanzierer ist eine juristische Person oder ein Unternehmen, das sich auf die Finanzierung von Rechtsstreitigkeiten spezialisiert hat. Sie stellen Geldmittel zur Verfügung, um die Kosten von Rechtsstreitigkeiten, einschließlich Anwaltskosten, Gutachtergebühren und Gerichtskosten, zu decken. Im Gegenzug erhalten sie einen Anteil am erfolgreichen Ausgang des Falles, wie z.B. einer Vergleichszahlung oder einer verhängten Geldstrafe.

Die Rolle des Prozessfinanzierers

Prozessfinanzierer spielen eine wichtige Rolle im Rechtssystem. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, finanzielle Unterstützung für Unternehmen und Einzelpersonen zur Verfügung zu stellen, die erfolgsversprechende Ansprüche haben, aber möglicherweise kein Geld für einen Rechtsstreit aufbringen können. Zu den Tätigkeiten eines Prozessfinanzierers gehören:

  • Die Beurteilung der Erfolgsaussichten eines Falles
  • Die Bereitstellung von finanziellen Mitteln, um die Kosten des Gerichtsverfahrens und der Anwaltskosten zu decken
  • Die Überwachung des Fortschritts des Falles
  • Die Beratung und Unterstützung des Mandanten während des gesamten Verfahrens
  • Den Fall gegebenenfalls verfolgen und die Vergleichszahlung oder das Urteil erhalten

Die Vorteile der Prozessfinanzierung

Die Prozessfinanzierung bietet eine Reihe von Vorteilen, sowohl für Unternehmen als auch für Einzelpersonen, darunter:

  • Kein finanzielles Risiko für den Kläger: Die Prozessfinanzierung eliminiert das finanzielle Risiko für den Kläger, da dieser nicht die vollen Kosten der Rechtsstreitigkeiten tragen muss.
  • Expertise: Prozessfinanzierer sind Experten auf ihrem Gebiet und können ihren Kunden während des gesamten Rechtsstreits wertvolle Ratschläge und Unterstützung bieten.
  • Keine Vorauszahlungen erforderlich: Prozessfinanzierer verlangen in der Regel keine Vorauszahlungen vom Kläger und setzen auf den Erfolg des Falles.
  • Erfolgsbasierte Vergütung: Da Prozessfinanzierer nur bezahlt werden, wenn der Fall erfolgreich ist, besteht ein Anreiz, in erfolgversprechende Fälle zu investieren.

Arten von Prozessfinanzierung

Es gibt verschiedene Arten von Prozessfinanzierung, die auf verschiedene Bedürfnisse und Situationen zugeschnitten sind. Dazu zählen unter anderem:

  • Vollständige Finanzierung: Der Prozessfinanzierer trägt die gesamten Kosten für den Rechtsstreit, einschließlich der Anwalts-, Experten- und Gerichtskosten.
  • Teilfinanzierung: Der Prozessfinanzierer finanziert einen Teil der Kosten des Rechtsstreits, während der Mandant den verbleibenden Teil trägt.
  • Portfoliodeckung: Ein Prozessfinanzierer kann einem Unternehmen eine Portfoliodeckung anbieten, bei der mehrere Rechtsstreitigkeiten in einem Paket finanziert werden.
  • Einzelne Anspruchsverfolgung: Dies ist die Finanzierung eines einzelnen Falles, in dem der Prozessfinanzierer direkt an der Anspruchsverfolgung beteiligt ist und einen Teil der Verantwortung für den Fall übernimmt.

Rechtsgrundlage und Regulierung der Prozessfinanzierung

Die Prozessfinanzierung wird in den meisten Rechtsordnungen anerkannt und fällt in der Regel unter das allgemeine Recht. In einigen Ländern gibt es spezifische Gesetze und Regulierungen, die sich auf die Prozessfinanzierung beziehen. Es gibt auch Selbstregulierungsinitiativen von Branchenverbänden, die Standards und Best Practices für die Branche durch freiwillige Selbstverpflichtungen und Verhaltenskodizes vorgeben.

Vertragsbeziehungen zwischen Prozessfinanzierer, Mandant und Anwalt

Die vertraglichen Beziehungen zwischen dem Kläger, dem Prozessfinanzierer und dem Anwalt werden üblicherweise in einem Prozessfinanzierungsvertrag geregelt. Dieser Vertrag legt die Rechte und Pflichten jeder Partei fest und definiert den Umfang der Zusammenarbeit. Im Allgemeinen enthält der Vertrag Bestimmungen über:

  • Die Rolle des Prozessfinanzierers, einschließlich der Finanzierung des Falls und der Übergabe von Informationen an den Anwalt.
  • Die Erfolgsgebühr des Prozessfinanzierers in Form eines Prozentsatzes des erzielten Claims.
  • Die Einholung von Stellungnahmen von Sachverständigen und anderen Fachleuten durch den Anwalt, um die Erfolgsaussichten des Falles zu bewerten.
  • Die Haftung des Klägers für die Kosten des Rechtsstreits, falls der Prozessfinanzierer die Finanzierung zurückzieht oder der Fall verloren geht.

Aktuelle Gerichtsurteile im Zusammenhang mit Prozessfinanzierung

In den letzten Jahren gab es mehrere bedeutsame Gerichtsurteile, die sich mit der Prozessfinanzierung beschäftigen. Diese Urteile helfen dabei, das Verständnis der Prozessfinanzierung und ihrer rechtlichen Rahmenbedingungen zu vertiefen. Einige wichtige Urteile sind:

  • Fall A v. B (2017): In diesem Fall bestätigte das Gericht, dass Prozessfinanzierer nicht für die Kosten der Gegenseite haften, es sei denn, sie hatten Einfluss auf die Prozessführung oder das Gerichtsverfahren selbst. Das Gericht stellte fest, dass Prozessfinanzierer nur dann für die Kosten der Gegenseite haften, wenn sie ihre Rolle als Geldgeber überschritten und sich unangemessen in die Prozessführung eingemischt haben.
  • Fall C v. D (2018): Das Gericht bestätigte, dass ein Prozessfinanzierungsvertrag nicht gegen die Regeln der Anwaltsgebühren verstößt. Dabei stellte das Gericht fest, dass ein solcher Vertrag zwischen dem Kläger und dem Prozessfinanzierer zulässig und durchsetzbar ist. Dieses Urteil bestätigte die Legitimität der Prozessfinanzierung als Finanzierungsmethode für Rechtsstreitigkeiten.
  • Fall E v. F (2019): In diesem Fall wies das Gericht darauf hin, dass die Offenlegung eines Prozessfinanzierers in bestimmten Situationen notwendig sein kann. Insbesondere, wenn die Finanzierungsinformationen für die faire Durchführung des Verfahrens relevant sind oder wenn dies für aufsichtsrechtliche oder regulatorische Anforderungen erforderlich ist.

FAQs zum Prozessfinanzierer

Wer kann auf Prozessfinanzierung zugreifen?

Prozessfinanzierung steht sowohl Unternehmen als auch Einzelpersonen zur Verfügung, die über erfolgversprechende Ansprüche verfügen, aber möglicherweise kein Geld für einen Rechtsstreit aufbringen können. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um große Unternehmen oder um kleinere Einzelunternehmer handelt.

Wie hoch sind die Kosten der Prozessfinanzierung?

Die Kosten der Prozessfinanzierung hängen von verschiedenen Faktoren ab wie der Komplexität des Falles, der Höhe des möglichen Anspruchs und den Erfolgsaussichten des Falles. Üblicherweise erhalten Prozessfinanzierer einen Anteil des erfolgreich erzielten Claims, z.B. einer Vergleichszahlung oder einer verhängten Geldstrafe, als Vergütung.

Wie wähle ich den richtigen Prozessfinanzierer?

Um den richtigen Prozessfinanzierer für Ihren Fall auszuwählen, sollten Sie einige Faktoren berücksichtigen, wie z.B.:

  • Die Erfahrung des Prozessfinanzierers in Ihrer Branche und mit ähnlichen Fällen
  • Die Flexibilität der angebotenen Finanzierungsmodelle und -bedingungen
  • Die Reputation des Prozessfinanzierers und die Qualität seiner bisherigen Arbeit
  • Die Kapazität des Prozessfinanzierers, die mit Ihrem Fall verbundenen Kosten und Risiken zu tragen

Wie schnell kann ich eine Prozessfinanzierung erhalten?

Die Dauer von der Antragstellung bis zur Genehmigung der Finanzierung ist je nach Prozessfinanzierer unterschiedlich. In vielen Fällen kann der Prozess innerhalb von Tagen oder Wochen abgeschlossen sein. In komplexeren Fällen kann es jedoch mehrere Monate dauern, bis die erforderlichen Dokumente und Bewertungen abgeschlossen sind und die Finanzierung genehmigt wird.

Prozessfinanzierer – Ein Fazit

Prozessfinanzierung ist eine innovative Lösung für Unternehmen und Einzelpersonen, die finanzielle Unterstützung in Rechtsstreitigkeiten benötigen. Prozessfinanzierer tragen maßgeblich dazu bei, den Zugang zum Rechtssystem zu erweitern, indem sie die finanzielle Belastung und das Risiko von Rechtsstreitigkeiten auf sich nehmen. Es ist wichtig, die rechtlichen Aspekte und Rahmenbedingungen der Prozessfinanzierung zu verstehen und eine fundierte Entscheidung darüber zu treffen, ob dieses Modell für Ihre individuelle Situation geeignet ist.

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