Die Rückzahlung von Ausbildungskosten ist ein komplexes Thema, das sowohl für Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer von großer Bedeutung ist.

Bei der Rückzahlung von Ausbildungskosten handelt es sich um den finanziellen Ausgleich, den Arbeitnehmer leisten müssen, wenn sie nach einer vom Arbeitgeber finanzierten Aus- oder Weiterbildung vor Ablauf einer im Arbeitsvertrag vereinbarten Frist das Unternehmen verlassen.

In diesem ausführlichen Blog-Beitrag erhalten Sie alle wichtigen Informationen zur Rückzahlung von Ausbildungskosten, einschließlich der Grundlagen, aktueller Gerichtsurteile, Beispiele und Antworten auf häufig gestellte Fragen.

Rechtliche Grundlagen zur Rückzahlung von Ausbildungskosten

Die Rückzahlung von Ausbildungskosten kann im Arbeitsvertrag oder in einer separaten Vereinbarung, der sogenannten Aufhebungsvereinbarung, festgelegt werden. Grundlage für die Rückzahlungsverpflichtung ist das im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) verankerte Prinzip der „vom Empfänger erlangten Leistung“ (§ 346 ff. BGB).

Nachfolgend sind einige Punkte aufgelistet, die für die Rückzahlung von Ausbildungskosten beachtet werden müssen:

  • Wirksamkeit der Klausel: Entscheidend für die Rückzahlung ist zunächst die Wirksamkeit der vertraglichen Regelung, die im Arbeitsvertrag oder in einer separaten Vereinbarung getroffen wurde. Entscheidende Kriterien für die Wirksamkeit sind die Verhältnismäßigkeit und Transparenz der Vereinbarung.
  • Staffelung der Rückzahlung: Um die Klausel zur Rückzahlung von Ausbildungskosten wirksam zu gestalten, sollte eine sogenannte Staffelung vorgenommen werden. Hierbei wird die Rückzahlungsverpflichtung des Arbeitnehmers prozentual reduziert, je länger dieser nach Abschluss der Ausbildung im Unternehmen tätig ist. Eine starre Rückzahlungsvereinbarung ohne Staffelung ist häufig unwirksam.
  • Kostenkategorie: Die Rückzahlungsverpflichtung sollte sich nur auf die Kosten beziehen, die für die Ausbildung und deren Prüfung anfallen, nicht jedoch für Arbeitslohnausfall, die der Arbeitgeber während der Ausbildung geleistet hat.
  • Keine Ausbildung zum Beruf: Der Arbeitgeber hat grundsätzlich keinen Anspruch auf Rückzahlung von Ausbildungskosten, die für die Ausbildung des Arbeitnehmers in einem Beruf im Sinne des Berufsbildungsgesetzes (BBiG) aufgewendet wurden. Es sei denn, es wurde ausdrücklich eine solche Rückzahlungsverpflichtung im Arbeitsvertrag oder einer separaten Vereinbarung vereinbart.

Beispiele zur Rückzahlung von Ausbildungskosten

Nachfolgend sind einige Beispiele aufgeführt, die typische Situationen zur Rückzahlung von Ausbildungskosten zeigen:

  1. Beispiel 1: Ein Arbeitnehmer absolviert eine Fortbildung zum Fachwirt und erhält hierfür vom Arbeitgeber einen Zuschuss in Höhe von 4.000 Euro. Im Arbeitsvertrag wurde eine Staffelung vereinbart, wonach der Arbeitnehmer bei einer Betriebszugehörigkeit von weniger als zwei Jahren nach Abschluss der Fortbildung 100 %, bei weniger als drei Jahren 50 % und bei weniger als vier Jahren 25 % der Kosten zurückzahlen muss. Der Arbeitnehmer kündigt nach zwei Jahren und zehn Monaten. In diesem Fall müsste er 50 % der Kosten, also 2.000 Euro, zurückzahlen.
  2. Beispiel 2: Ein Arbeitnehmer absolviert eine dreijährige Berufsausbildung zum Industriekaufmann, die der Arbeitgeber finanziert hat. Im Ausbildungsvertrag wurde vereinbart, dass bei einer Kündigung innerhalb von drei Jahren nach Abschluss der Ausbildung 50 % der Kosten zurückzuzahlen sind. Der Arbeitnehmer kündigt nach vier Jahren. In diesem Fall wäre eine Rückzahlung nicht mehr erforderlich.

Häufig gestellte Fragen

Im Folgenden beantworten wir einige häufig gestellte Fragen zur Rückzahlung von Ausbildungskosten:

Kann der Arbeitgeber auch ohne vertragliche Vereinbarung die Rückzahlung von Ausbildungskosten verlangen?

Nein, ohne eine vertragliche Vereinbarung besteht kein Anspruch auf Rückzahlung von Ausbildungskosten. Der Arbeitgeber kann jedoch darauf bestehen, dass der Arbeitnehmer eine solche Vereinbarung nachträglich eingeht, bevor er die Ausbildungskosten übernimmt.

Gibt es eine gesetzliche Höchstgrenze für die Rückzahlung von Ausbildungskosten?

Eine gesetzliche Höchstgrenze gibt es nicht, jedoch muss die Rückzahlung in einem angemessenen Verhältnis zur ausgeübten Tätigkeit und der Gesamtvergütung des Arbeitnehmers stehen.

Welche Fristen gelten bei einer Kündigung des Arbeitnehmers für die Rückzahlung von Ausbildungskosten?

Für die Rückzahlung von Ausbildungskosten gelten grundsätzlich die vertraglich vereinbarten Fristen. Diese sollten jedoch nicht zu kurz bemessen sein, um die Vereinbarung nicht unwirksam werden zu lassen. Als Faustregel können Fristen von 12, 24 oder 36 Monaten, je nach Höhe der Aufwendungen und Dauer der Ausbildung, als angemessen angesehen werden.

Kann der Arbeitgeber bei einer Kündigung aus betriebsbedingten Gründen die Rückzahlung von Ausbildungskosten verlangen?

Grundsätzlich kann der Arbeitgeber auch in diesem Fall die Rückzahlung von Ausbildungskosten verlangen. Allerdings besteht eine Ausnahme, wenn der Arbeitnehmer ein berechtigtes Interesse an der Beendigung des Arbeitsverhältnisses hat und die Kündigung auf betriebsbedingten Gründen beruht, die der Arbeitgeber zu vertreten hat. In diesem Fall kann die Rückzahlungsverpflichtung entfallen.

Wie verhält es sich mit der Rückzahlung von Ausbildungskosten bei einer Kündigung in der Probezeit?

Wurden während der Probezeit Ausbildungskosten vom Arbeitgeber übernommen und der Arbeitsvertrag während dieser Zeit aufgelöst, kann der Arbeitgeber – sofern im Vertrag vereinbart – die Erstattung der Kosten verlangen. Allerdings sollte die Rückzahlungsvereinbarung angemessene Regelungen enthalten, damit sie nicht unwirksam wird.

Abschließende Gedanken

Die Rückzahlung von Ausbildungskosten ist ein komplexes Thema, bei dem Arbeitgeber und Arbeitnehmer ihre Rechte und Pflichten genau kennen sollten. Grundlegende Anforderungen an die Wirksamkeit von Rückzahlungsvereinbarungen dürfen nicht außer Acht gelassen werden, um späteren Streitigkeiten vorzubeugen.

Bei Rückfragen zur Rückzahlung von Ausbildungskosten empfiehlt es sich, anwaltlichen Rat einzuholen, um individuelle Sachverhalte professionell prüfen und bewerten zu lassen.

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