Die Nutzung künstlicher Intelligenz (KI) im Bereich der Sprachanalyse hat in den letzten Jahren enorm an Bedeutung gewonnen. Unternehmen nutzen solche Technologien, um Kundenanfragen besser zu verstehen, Prozesse zu optimieren und sogar um neue Geschäftsmöglichkeiten zu identifizieren. Doch bei der Erhebung und Verarbeitung von Daten, insbesondere personenbezogenen Daten, sind auch rechtliche Aspekte zu beachten.

In diesem umfangreichen Blog-Beitrag werden wir die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Nutzung von KI in der Sprachanalyse ausführlich beleuchten, relevante Gesetze und Gerichtsurteile erläutern sowie häufig gestellte Fragen beantworten.

Inhalt

Datenschutzrechtliche Grundlagen

Die Erhebung und Verarbeitung von personenbezogenen Daten unterliegt in Europa strengen datenschutzrechtlichen Regelungen. Grundlage für den Datenschutz in der Europäischen Union (EU) ist die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Diese Verordnung hat zum Ziel, das Grundrecht auf Schutz personenbezogener Daten für alle EU-Bürger zu gewährleisten und zu harmonisieren.

Die DSGVO definiert personenbezogene Daten als alle Informationen, die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare natürliche Person („betroffene Person“) beziehen. Bei der Sprachanalyse können solche Daten beispielsweise in Form von Gesprächsaufzeichnungen, Transkriptionen oder Metadaten vorliegen. Da KI-gestützte Sprachanalyse in der Regel personenbezogene Daten verarbeitet, sind die Vorschriften der DSGVO zu beachten.

DSGVO und Sprachanalyse mit KI

Die DSGVO enthält verschiedene Grundsätze, die bei der Verarbeitung personenbezogener Daten zu beachten sind:

  • Rechtmäßigkeit
  • Transparenz
  • Zweckbindung
  • Datensparsamkeit
  • Richtigkeit
  • Speicherbegrenzung
  • Integrität und Vertraulichkeit
  • Rechenschaftspflicht

Die Einhaltung dieser Grundsätze ist bei der Implementierung und Nutzung von KI-gestützter Sprachanalyse sicherzustellen. Dies bedeutet unter anderem, dass die Verarbeitung personenbezogener Daten nur unter bestimmten Voraussetzungen erlaubt ist, beispielsweise wenn die betroffene Person eingewilligt hat oder wenn die Verarbeitung zur Erfüllung eines Vertrags erforderlich ist.

Einwilligung und Informationspflichten

Bei der Erhebung und Verarbeitung personenbezogener Daten für die Sprachanalyse mit KI ist die Einwilligung der betroffenen Personen häufig erforderlich. Die Einwilligung muss freiwillig, informiert und eindeutig erfolgen. Dies bedeutet, dass die betroffenen Personen vorab über den Zweck der Datenverarbeitung, die Art der verwendeten KI und die möglichen Risiken informiert werden müssen.

Die Informationspflichten umfassen unter anderem:

  • Die Identität und Kontaktdaten des Verantwortlichen für die Datenverarbeitung
  • Die Zwecke der Verarbeitung
  • Die Rechtsgrundlage für die Verarbeitung
  • Die Empfänger oder Kategorien von Empfängern der personenbezogenen Daten
  • Die Dauer, für die die personenbezogenen Daten gespeichert werden
  • Die Rechte der betroffenen Personen, einschließlich des Rechts auf Widerruf der Einwilligung
  • Die Existenz einer automatisierten Entscheidungsfindung, einschließlich Profiling, und gegebenenfalls aussagekräftige Informationen über die involvierte Logik sowie die Tragweite und die angestrebten Auswirkungen einer derartigen Verarbeitung für die betroffene Person

Rechte der betroffenen Personen

Die DSGVO gewährt den betroffenen Personen verschiedene Rechte im Zusammenhang mit der Verarbeitung ihrer personenbezogenen Daten. Dazu gehören:

  • Das Recht auf Auskunft
  • Das Recht auf Berichtigung
  • Das Recht auf Löschung („Recht auf Vergessenwerden“)
  • Das Recht auf Einschränkung der Verarbeitung
  • Das Recht auf Datenübertragbarkeit
  • Das Recht auf Widerspruch gegen die Verarbeitung
  • Das Recht, nicht einer ausschließlich auf automatisierter Verarbeitung, einschließlich Profiling, beruhenden Entscheidung unterworfen zu werden

Unternehmen, die KI-gestützte Sprachanalyse einsetzen, müssen sicherstellen, dass die betroffenen Personen ihre Rechte ausüben können und dass den entsprechenden Anfragen nachgekommen wird.

Auftragsverarbeitung und Verantwortlichkeit

Wenn ein Unternehmen einen externen Anbieter von KI-gestützter Sprachanalyse beauftragt, ist in der Regel eine Auftragsverarbeitung im Sinne der DSGVO gegeben. In diesem Fall müssen der Verantwortliche (das Unternehmen) und der Auftragsverarbeiter (der Anbieter) einen Vertrag abschließen, der die Einhaltung der datenschutzrechtlichen Vorschriften sicherstellt. Der Vertrag muss insbesondere Regelungen zur Vertraulichkeit, Sicherheit und Löschung der personenbezogenen Daten enthalten.

Die Verantwortung für die Einhaltung der datenschutzrechtlichen Vorschriften liegt grundsätzlich beim Verantwortlichen. Dieser muss sicherstellen, dass der Auftragsverarbeiter die Anforderungen der DSGVO erfüllt und geeignete technische und organisatorische Maßnahmen zum Schutz der personenbezogenen Daten ergreift. Im Falle von Verstößen gegen die DSGVO können sowohl der Verantwortliche als auch der Auftragsverarbeiter haftbar gemacht werden.

Datenschutzfolgenabschätzung und KI

Die DSGVO verlangt, dass bei bestimmten Arten von Datenverarbeitung, die ein hohes Risiko für die Rechte und Freiheiten der betroffenen Personen mit sich bringen, eine Datenschutzfolgenabschätzung (DSFA) durchgeführt wird. Bei der Nutzung von KI-gestützter Sprachanalyse kann eine solche DSFA erforderlich sein, insbesondere wenn automatisierte Entscheidungen getroffen werden oder wenn umfangreiche Verarbeitung von besonderen Kategorien personenbezogener Daten (z. B. Gesundheitsdaten) erfolgt.

Die DSFA soll mögliche Datenschutzrisiken identifizieren und Maßnahmen zur Minderung dieser Risiken aufzeigen. Sie sollte unter anderem folgende Aspekte berücksichtigen:

  • Eine Beschreibung der geplanten Verarbeitungsvorgänge und der Zwecke der Verarbeitung
  • Eine Bewertung der Notwendigkeit und Verhältnismäßigkeit der Verarbeitungsvorgänge
  • Eine Bewertung der Risiken für die Rechte und Freiheiten der betroffenen Personen
  • Die geplanten Maßnahmen zur Bewältigung der Risiken und zum Schutz der personenbezogenen Daten

Urheberrecht und KI in der Sprachanalyse

Bei der Nutzung von KI-gestützter Sprachanalyse können auch urheberrechtliche Fragestellungen relevant sein. So kann etwa die Verwendung von Texten, Tonaufnahmen oder anderen urheberrechtlich geschützten Werken in der KI-Training datenschutzrelevante Aspekte aufwerfen. In solchen Fällen ist zu prüfen, ob eine Einwilligung des Urhebers erforderlich ist oder ob die Nutzung aufgrund gesetzlicher Schrankenbestimmungen zulässig ist.

Ein weiterer urheberrechtlicher Aspekt betrifft die Frage, ob KI-generierte Ergebnisse, wie z. B. Texte oder Sprachausgaben, urheberrechtlichen Schutz genießen. Diese Frage ist rechtlich noch nicht abschließend geklärt und hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie beispielsweise dem Grad der menschlichen Beteiligung bei der Erstellung des Werks und der Originalität des Ergebnisses.

Haftung für KI-gestützte Sprachanalyse

Die Haftung für Schäden, die durch den Einsatz von KI-gestützter Sprachanalyse verursacht werden, richtet sich nach den allgemeinen Haftungsregelungen des jeweiligen Landes. In der Regel haftet der Verantwortliche, also das Unternehmen, das die KI einsetzt, für Schäden, die durch die Verarbeitung personenbezogener Daten verursacht werden. Im Falle einer gemeinsamen Verantwortlichkeit, beispielsweise bei einer Auftragsverarbeitung, können auch der Auftragsverarbeiter und der Verantwortliche gemeinsam haftbar gemacht werden.

Die Haftung kann in einigen Fällen auch auf den Hersteller der KI-Software oder den Anbieter der KI-Dienstleistung ausgedehnt werden, insbesondere wenn diese nicht die erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen getroffen haben oder wenn sie die KI-Software bzw. den KI-Dienst fehlerhaft entwickelt haben.

FAQ – häufig gestellte Fragen

Gilt die DSGVO auch für Sprachaufzeichnungen und Sprachdaten?

Ja, die DSGVO gilt auch für Sprachaufzeichnungen und Sprachdaten, sofern diese Informationen personenbezogene Daten enthalten oder auf eine identifizierbare natürliche Person zurückgeführt werden können.

Wie kann ich die Einwilligung der betroffenen Personen für die Verwendung von KI-gestützter Sprachanalyse einholen?

Die Einwilligung der betroffenen Personen kann schriftlich, elektronisch oder mündlich erfolgen. Wichtig ist, dass die Einwilligung freiwillig, informiert und eindeutig erfolgt und dass die betroffenen Personen vorab über den Zweck der Datenverarbeitung, die Art der verwendeten KI und die möglichen Risiken informiert werden.

Wie kann ich sicherstellen, dass meine KI-gestützte Sprachanalyse datenschutzkonform ist?

Um die Datenschutzkonformität Ihrer KI-gestützten Sprachanalyse sicherzustellen, sollten Sie die Grundsätze der DSGVO beachten, Informationspflichten erfüllen, die Einwilligung der betroffenen Personen einholen (falls erforderlich), eine Datenschutzfolgenabschätzung durchführen (falls erforderlich) und gegebenenfalls einen Vertrag zur Auftragsverarbeitung mit externen Anbietern abschließen.

Wie kann ich die Rechte der betroffenen Personen bei der Nutzung von KI-gestützter Sprachanalyse gewährleisten?

Um die Rechte der betroffenen Personen bei der Nutzung von KI-gestützter Sprachanalyse zu gewährleisten, sollten Sie sicherstellen, dass die betroffenen Personen ihre Rechte ausüben können und dass den entsprechenden Anfragen nachgekommen wird. Dazu gehört beispielsweise die Bereitstellung von Informationen über die Datenverarbeitung, die Möglichkeit zur Berichtigung oder Löschung von Daten oder das Recht auf Datenübertragbarkeit.

Welche Haftungsrisiken bestehen bei der Nutzung von KI-gestützter Sprachanalyse?

Die Haftungsrisiken bei der Nutzung von KI-gestützter Sprachanalyse können sich aus verschiedenen rechtlichen Aspekten ergeben, beispielsweise aus der Verletzung von Datenschutzvorschriften, Urheberrechtsverletzungen oder der Verletzung von Vertragspflichten. Die Haftung kann dabei sowohl den Verantwortlichen (das Unternehmen, das die KI einsetzt) als auch den Auftragsverarbeiter (z. B. den Anbieter der KI-Dienstleistung) oder den Hersteller der KI-Software treffen.

Kann ich urheberrechtlich geschützte Texte oder Tonaufnahmen für das Training meiner KI verwenden?

Die Verwendung von urheberrechtlich geschützten Texten oder Tonaufnahmen für das Training einer KI kann rechtliche Fragestellungen aufwerfen. In solchen Fällen ist zu prüfen, ob eine Einwilligung des Urhebers erforderlich ist oder ob die Nutzung aufgrund gesetzlicher Schrankenbestimmungen zulässig ist. Grundsätzlich ist bei der Verwendung von urheberrechtlich geschützten Werken Vorsicht geboten, und es sollte geprüft werden, ob alternative, lizenzfreie Materialien verfügbar sind.

Kann ich als Unternehmen haftbar gemacht werden, wenn die von mir eingesetzte KI fehlerhafte oder diskriminierende Ergebnisse liefert?

Je nach den Umständen und den geltenden Rechtsvorschriften kann ein Unternehmen haftbar gemacht werden, wenn die eingesetzte KI fehlerhafte oder diskriminierende Ergebnisse liefert. Dies kann beispielsweise der Fall sein, wenn das Unternehmen gegen datenschutzrechtliche Bestimmungen verstößt oder wenn die fehlerhaften Ergebnisse zu Schäden für Dritte führen. In solchen Fällen ist es wichtig, geeignete technische und organisatorische Maßnahmen zu ergreifen, um solche Risiken zu minimieren und die Rechtskonformität der eingesetzten KI sicherzustellen.

Wie kann ich sicherstellen, dass die von mir eingesetzte KI nicht diskriminiert oder gegen ethische Grundsätze verstößt?

Um sicherzustellen, dass die eingesetzte KI nicht diskriminiert oder gegen ethische Grundsätze verstößt, sollten Sie bei der Entwicklung und Implementierung der KI-Technologie auf Transparenz, Fairness und Nichtdiskriminierung achten. Dies kann beispielsweise durch die Verwendung repräsentativer und vielfältiger Trainingsdaten, die kontinuierliche Überprüfung der KI-Ergebnisse auf mögliche Verzerrungen oder Diskriminierung sowie durch die Einbindung von ethischen Leitlinien in den Entwicklungsprozess erreicht werden.

Welche Rolle spielt die Datenschutzfolgenabschätzung bei der Implementierung von KI-gestützter Sprachanalyse?

Die Datenschutzfolgenabschätzung (DSFA) ist ein Instrument, das dazu dient, mögliche Datenschutzrisiken bei der Verarbeitung personenbezogener Daten zu identifizieren und Maßnahmen zur Minderung dieser Risiken aufzuzeigen. Bei der Implementierung von KI-gestützter Sprachanalyse kann eine DSFA erforderlich sein, insbesondere wenn automatisierte Entscheidungen getroffen werden oder wenn umfangreiche Verarbeitung von besonderen Kategorien personenbezogener Daten erfolgt. Die DSFA hilft dabei, die Datenschutzkonformität der eingesetzten KI sicherzustellen und mögliche Haftungsrisiken zu reduzieren.

Welche Verantwortung haben Auftragsverarbeiter im Zusammenhang mit der Nutzung von KI-gestützter Sprachanalyse?

Auftragsverarbeiter, wie z. B. Anbieter von KI-Dienstleistungen, haben im Zusammenhang mit der Nutzung von KI-gestützter Sprachanalyse verschiedene Verantwortlichkeiten. Dazu gehört insbesondere die Einhaltung der datenschutzrechtlichen Vorschriften, die Implementierung geeigneter technischer und organisatorischer Maßnahmen zum Schutz der personenbezogenen Daten sowie die Zusammenarbeit mit dem Verantwortlichen zur Gewährleistung der Rechte der betroffenen Personen. Im Falle von Verstößen gegen die DSGVO können Auftragsverarbeiter gemeinsam mit dem Verantwortlichen haftbar gemacht werden.

Sprachanalyse KI: Chancen und Risiken

Die Nutzung von KI-gestützter Sprachanalyse bietet viele Chancen und Potenziale für Unternehmen, birgt aber auch rechtliche Herausforderungen und Risiken. Durch die Beachtung der datenschutzrechtlichen Vorschriften, die Einholung der erforderlichen Einwilligungen, die Durchführung von Datenschutzfolgenabschätzungen und die Berücksichtigung von Urheber- und Haftungsfragen können Unternehmen die Rechtskonformität ihrer KI-Anwendungen sicherstellen und mögliche Haftungsrisiken minimieren.

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