Wettbewerbsbeschränkende Vereinbarungen – Verstöße gegen das Wettbewerbsrecht nehmen stetig zu und beeinträchtigen den fairen Wettbewerb auf dem Markt. Sie können zu Ungerechtigkeiten, Preisanstiegen, Marktmonopolen und einer Gesamtmarktverschlechterung führen. Für Unternehmen und deren beteiligten Entscheidungsträger ist es von entscheidender Bedeutung, sich über wettbewerbsrechtliche Regelungen und Maßnahmen zur Verhinderung und Ahndung solcher Verstöße im Klaren zu sein. Dieser Beitrag soll Ihnen einen umfassenden Überblick über wettbewerbsbeschränkende Vereinbarungen, mögliche Sanktionen und Praxisbeispiele geben, um Sie dabei zu unterstützen, rechtskonform zu handeln und mögliche Risiken zu vermeiden.

Unterschiedliche Arten wettbewerbsbeschränkender Vereinbarungen

Es gibt verschiedene Arten von Vereinbarungen, die dazu geeignet sind, den Wettbewerb in einer Branche einzuschränken. Zu diesen gehören unter anderem:

  • horizontale Abreden
  • vertikale Abreden
  • Kartelle
  • Fusionsvereinbarungen
  • Marktbeherrschende Stellungen

Im Folgenden werden diese Formen und deren mögliche negative Auswirkungen genauer erläutert.

Horizontale Abreden

Horizontale Abreden sind Vereinbarungen zwischen Unternehmen, die auf der gleichen Marktstufe tätig sind und sich in einem direkten Wettbewerbsverhältnis zueinander befinden. Solche Vereinbarungen können auf verschiedene Weise zustande kommen, etwa durch:

  • Preisabsprachen
  • Produktionsmengenbegrenzung
  • Aufteilung von Märkten
  • Gemeinsame Forschungs- und Entwicklungsvorhaben

Solche Vereinbarungen können den Wettbewerb einschränken und zu Marktverzerrungen führen. In vielen Fällen sind horizontale Abreden daher nach dem Wettbewerbsrecht untersagt.

Vertikale Abreden

Vertikale Abreden sind Vereinbarungen zwischen Unternehmen, die auf unterschiedlichen Stufen der Wertschöpfungskette tätig sind, beispielsweise zwischen Herstellern und Händlern. Solche Vereinbarungen sind zwar grundsätzlich zulässig, können aber ebenfalls den Wettbewerb beschränken, etwa durch:

  • Preisbindung
  • Gebietsbindung
  • Verkaufs- oder Vertriebsbeschränkungen

Unter bestimmten Umständen können daher auch vertikale Abreden gegen das Wettbewerbsrecht verstoßen.

Kartelle

Kartelle sind Zusammenschlüsse von Unternehmen, die darauf abzielen, den Wettbewerb innerhalb eines Marktes einzuschränken oder zu kontrollieren. Sie können beispielsweise entstehen durch:

  • Preisabsprachen
  • Aufteilung von Märkten
  • Gemeinsame Verkaufsförderung
  • Manipulation von Ausschreibungen

Kartelle sind in den meisten Ländern streng verboten und können zu hohen Bußgeldern und strafrechtlichen Konsequenzen führen.

Fusionsvereinbarungen

Fusionsvereinbarungen betreffen Zusammenschlüsse von Unternehmen, die in direktem oder indirektem Wettbewerbsverhältnis zueinander stehen. Solche Vereinbarungen können nach dem Wettbewerbsrecht problematisch sein, wenn:

  • sie die Wettbewerbsbedingungen auf dem Markt erheblich beeinträchtigen
  • sie Marktbeherrschung zur Folge haben
  • sie bestehende Wettbewerbspotenziale ausschließen

Nicht jede Fusion ist jedoch wettbewerbsbeschränkend. Wenn bestimmte rechtliche Voraussetzungen erfüllt sind, können Fusionsvereinbarungen im Einklang mit dem Wettbewerbsrecht stehen.

Marktbeherrschende Stellungen

Ein Unternehmen kann durch Größe, wirtschaftliche Macht oder Einflussnahme auf Wettbewerber und Kunden eine marktbeherrschende Stellung erlangen. Dies kann den Wettbewerb beeinträchtigen und zu einer fehlenden Wahlfreiheit für Verbraucher führen. Marktbeherrschende Unternehmen haben daher besondere Pflichten, um den Wettbewerb zu wahren. Verstöße können mit Bußgeldern und Sanktionen geahndet werden.

Wettbewerbsrechtliche Maßnahmen gegen wettbewerbsbeschränkende Vereinbarungen

Da wettbewerbsbeschränkende Vereinbarungen negative Auswirkungen auf den Markt und die Verbraucher haben können, sind verschiedene Maßnahmen vorgesehen, um solche Verstöße zu ahnden und dem Wettbewerb zu dienen. Dazu zählen:

Wettbewerbsbehörden sind dafür zuständig, die Einhaltung des Wettbewerbsrechts zu überwachen und Verstöße zu ahnden. Unternehmen sollten daher immer darauf bedacht sein, rechtlich konform zu handeln und wirksame Compliance-Programme einrichten, um mögliche Risiken frühzeitig zu erkennen und zu minimieren.

Um dies zu verdeutlichen, geben wir Ihnen nun anhand von Beispielen aus der Praxis einen Einblick in die Problematik und das Vorgehen gegen wettbewerbsbeschränkende Vereinbarungen:

Beispiel 1: Preisabsprachen zwischen Bierbrauern

In einem Beispiel wurden mehrere große Bierbrauer beschuldigt, jahrelang horizontale Preisabsprachen getroffen zu haben, um die Preise für Bier künstlich hoch zu halten. Nach umfangreichen Ermittlungen kamen die Wettbewerbsbehörden zu dem Schluss, dass die Brauereien gegen das Wettbewerbsrecht verstoßen hatten. In der Folge wurden die beteiligten Unternehmen zu Bußgeldern in Millionenhöhe verurteilt.

Beispiel 2: Vertikale Abreden in der Automobilindustrie

In einem Fall untersuchten Wettbewerbsbehörden vertikale Vereinbarungen zwischen Automobilherstellern und ihren Händlern. Es bestand der Verdacht, dass die Hersteller Rabatte und Verkaufsförderungsmaßnahmen vorgaben, die den Wettbewerb zwischen den Händlern einschränkten. Die Ermittlungen führten zu Geldbußen für die beteiligten Unternehmen und zur Einführung von Maßnahmen zur Verbesserung der Vertriebspraktiken in der Branche.

Beispiel 3: Kartell in der Baubranche

Ein bekanntes Beispiel für ein Kartell ist der sogenannte „Bauschutt-Skandal“. Mehrere Baufirmen hatten geheime Absprachen getroffen, um bei öffentlichen Ausschreibungen ihre Chancen zu verbessern. Die Kartellmitglieder stimmten ihre Angebote ab und teilten die Aufträge untereinander auf. Dies führte zu erheblichen Schäden für die Allgemeinheit, da die Projekte unnötig teuer wurden. Die beteiligten Firmen wurden mit hohen Geldbußen belegt und einige Verantwortliche erhielten sogar Haftstrafen.

Beispiel 4: Marktbeherrschung im Telekommunikationsbereich

In einem weiteren Fall wurde ein großes Telekommunikationsunternehmen beschuldigt, seine marktbeherrschende Stellung dazu auszunutzen, die Preise für seine Dienstleistungen künstlich hoch zu halten. Die Wettbewerbsbehörden stellten überhöhte Entgelte für den Zugang zu dessen Netzinfrastruktur fest, was zu einer erheblichen Wettbewerbsverzerrung führte. Das Unternehmen wurde zu einer hohen Geldbuße verurteilt und verpflichtet, die Entgelte zu senken und faire Bedingungen für seine Wettbewerber zu schaffen.

FAQs: Häufig gestellte Fragen zu wettbewerbsbeschränkenden Vereinbarungen

Im Folgenden beantworten wir einige häufig gestellte Fragen zu wettbewerbsbeschränkenden Vereinbarungen:

Sind alle wettbewerbsbeschränkenden Vereinbarungen verboten?

Nein, nicht alle wettbewerbsbeschränkenden Vereinbarungen sind verboten. Es kommt darauf an, ob die Vereinbarung in der Gesamtbewertung einen negativen Effekt auf den Wettbewerb hat oder nicht. Einzelne Vereinbarungen, die den Wettbewerb einschränken, können durchaus zulässig sein, wenn sie beispielsweise positive Effekte auf Qualität, Effizienz oder Innovation mit sich bringen.

Wie können Unternehmen sicherstellen, dass sie nicht gegen das Wettbewerbsrecht verstoßen?

Unternehmen sollten sich zunächst mit den geltenden wettbewerbsrechtlichen Regelungen vertraut machen, die auf ihre Branche und ihre Geschäftsbeziehungen zutreffen. Darüber hinaus sollten sie wirksame Compliance-Programme etablieren, die auf ihre individuellen Risiken abgestimmt sind und dazu dienen, mögliche Verstöße frühzeitig zu erkennen und zu vermeiden.

Wer ist zuständig für die Durchsetzung des Wettbewerbsrechts?

Die Durchsetzung des Wettbewerbsrechts obliegt in der Regel nationalen und / oder europäischen Wettbewerbsbehörden, die im Falle eines Verstoßes Untersuchungen einleiten und Sanktionen verhängen können. In einigen Fällen können auch zivilrechtliche oder strafrechtliche Gerichte für die Ahndung von Wettbewerbsverstößen zuständig sein.

Welche Sanktionen können bei einem Verstoß gegen das Wettbewerbsrecht drohen?

Die Sanktionen für Wettbewerbsverstöße können je nach Art, Schwere und Umfang des Verstoßes variieren. Mögliche Sanktionen sind Geldbußen, die sich in der Regel nach dem Umsatz der beteiligten Unternehmen richten, Schadensersatzklagen von Geschädigten, Untersagungsanordnungen zur Beendigung des Verstoßes und in schweren Fällen auch strafrechtliche Sanktionen wie Freiheitsstrafen für verantwortliche Entscheidungsträger.

Checkliste: Wettbewerbskonforme Vereinbarungen

Um sicherzustellen, dass Vereinbarungen im Einklang mit dem Wettbewerbsrecht stehen, sollten Unternehmen die folgende Checkliste beachten:

  • Informieren Sie sich über die geltenden Wettbewerbsregeln in Ihrer Branche und Ihrem Land.
  • Vermeiden Sie Vereinbarungen, die auf Preisabsprachen, Markt- oder Gebietsaufteilungen sowie intransparenten Ausschreibungspraktiken abzielen.
  • Überprüfen Sie bestehende horizontale und vertikale Geschäftsbeziehungen auf mögliche wettbewerbsbeschränkende Auswirkungen.
  • Etablieren Sie ein wirksames Compliance-Programm, um mögliche Risiken frühzeitig zu identifizieren und Wettbewerbsverstöße zu vermeiden.
  • Suchen Sie bei Unsicherheiten bezüglich der Zulässigkeit von Vereinbarungen rechtlichen Rat bei einem erfahrenen Anwalt für Wettbewerbsrecht.
  • Seien Sie proaktiv und kooperieren Sie mit Wettbewerbsbehörden, wenn Sie Kenntnis von einem möglichen Verstoß erhalten.

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass wettbewerbsbeschränkende Vereinbarungen nicht nur negative Auswirkungen auf den Markt und die Verbraucher haben können, sondern auch hohe Risiken für beteiligte Unternehmen und deren verantwortliche Entscheidungsträger darstellen. Um solche Risiken zu vermeiden und rechtlich konform zu handeln, sollten Unternehmen sich über die geltenden Wettbewerbsregeln informieren, verbotene Praktiken vermeiden und wirksame Compliance-Strukturen etablieren.

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