Anwalt will Geld für nicht erbrachte Leistung – Wenn Sie sich in so einer Situation befinden, ist es entscheidend zu wissen, wie Sie Ihre Rechte wahrnehmen und etwaige Forderungen entsprechend überprüfen können. Betroffene Mandanten fühlen sich oft hilflos und uninformiert, doch mit dem richtigen Wissen können Sie sich erfolgreich gegen unberechtigte Forderungen wehren. In diesem Blogbeitrag erfahren Sie alles Wissenswerte über rechtliche Bestimmungen, Pflichten des Anwalts und Ihre Möglichkeiten als Mandant.

Inhaltsverzeichnis:

  • Anwaltsvertrag und Pflichten des Anwalts
  • Beweislastverteilung bei nicht erbrachter Leistung
  • Umgang mit unberechtigten Forderungen
  • Mögliche Rechtsmittel gegen Anwaltshonorar
  • Tipps zur Prävention von Problemen
  • Praxisbeispiele und Fallstudien
  • FAQs

Anwaltsvertrag und Pflichten des Anwalts

Ein Vertrag mit einem Anwalt, der sogenannte Anwaltsvertrag, ist eine zivilrechtliche Vereinbarung, welche sowohl dem Anwalt, als auch dem Mandanten Pflichten auferlegt. Dazu zählen unter anderem die Interessenwahrnehmung durch den Anwalt, seine anwaltliche Verschwiegenheit und die angemessene Durchsetzung der Mandanteninteressen.

Eine wichtige Grundlage für den Anwaltsvertrag ist das Rechtsanwaltsvergütungsgesetz (RVG), welches die Vergütungsansprüche des Anwalts regelt. Dabei ist zu beachten, dass ein Anwalt nur dann einen Vergütungsanspruch geltend machen kann, wenn er tatsächlich eine Leistung erbracht hat.

Beweislastverteilung bei nicht erbrachter Leistung

Grundsätzlich trägt der Anwalt die Beweislast dafür, dass er die geforderte Leistung erbracht hat. Das bedeutet, dass er im Streitfall nachweisen muss, welche Tätigkeiten er im Rahmen des Mandats ausgeführt hat. Eine Ausnahme von dieser Beweislastregel besteht, wenn der Anwalt im Rahmen einer Gerichtsverhandlung tätig wurde, da hier die Beweislast beim Mandanten liegt.

Falls sich der Anwalt nicht an seine Pflichten aus dem Anwaltsvertrag gehalten hat, verliert er unter Umständen seinen Vergütungsanspruch. Dies kann etwa der Fall sein, wenn er die Interessen des Mandanten nicht ordnungsgemäß wahrgenommen hat oder rechtswidrig gehandelt hat.

Umgang mit unberechtigten Forderungen

Wenn ein Anwalt Geld für nicht erbrachte Leistungen verlangt, sollten Sie nicht voreilig handeln und sofort zahlen. Vielmehr sollten Sie zunächst den Sachverhalt prüfen und sich über Ihre Rechte informieren. Hier sind einige Schritte, die Sie einleiten können:

  • Fordern Sie detaillierte Informationen darüber an, welche Leistung Ihr Anwalt erbracht haben soll.
  • Prüfen Sie die erteilte Vollmacht und die Vereinbarungen im Anwaltsvertrag.
  • Fragen Sie nach einem schriftlichen Nachweis für die erbrachten Leistungen, beispielsweise anhand von Schriftverkehr oder Gerichtsunterlagen.
  • Sprechen Sie Ihren Anwalt auf mögliche Fehler oder Unterlassungen an und geben ihm die Möglichkeit zur Stellungnahme.
  • Setzen Sie eine angemessene Frist zur Klärung des Sachverhalts.
  • Wenn Sie sich unsicher sind, ziehen Sie einen anderen Rechtsanwalt oder die lokale Anwaltskammer zurate.

Mögliche Rechtsmittel gegen Anwaltshonorar

Falls Sie zu dem Schluss kommen, dass die Forderung Ihres Anwalts unberechtigt ist, haben Sie verschiedene Möglichkeiten, um rechtlich gegen das geforderte Honorar vorzugehen. Diese umfassen unter anderem:

  • Rüge – Sie können eine formelle Beschwerde bei der zuständigen Anwaltskammer einreichen, die prüfen wird, ob der Rechtsanwalt gegen Berufspflichten verstoßen hat.
  • Zivilrechtliche Klage – Sie können eine Klage auf Feststellung der Unwirksamkeit des Vergütungsanspruchs oder auf Rückzahlung zu viel geleisteter Zahlungen erheben.
  • Einreichen einer Stellungnahme im Kostenfestsetzungsverfahren – Bei gerichtlichen Verfahren kann das Gericht auf Antrag die streitige Gebührenrechnung prüfen und über die Berechtigung des Anspruchs entscheiden.
  • Schiedsstelle – Einige Anwaltskammern bieten Schiedsverfahren zur Streitschlichtung in Gebührenangelegenheiten an.

Tipps zur Prävention von Problemen

Um mögliche Probleme im Zusammenhang mit der Vergütung von Anwälten zu vermeiden, sollten Sie sorgfältig vorgehen, wenn Sie einen Anwalt beauftragen. Hier einige Tipps, um einen reibungslosen Verlauf zu gewährleisten:

  • Wählen Sie einen erfahrenen und seriösen Anwalt, informieren Sie sich über seine Reputation und seinen Leistungsumfang.
  • Führen Sie ein ausführliches Erstgespräch, um klarzustellen, welche Leistungen Sie von Ihrem Anwalt erwarten und welche Kosten damit verbunden sind.
  • Vereinbaren Sie schriftlich eine detaillierte Aufgabenliste und stellen Sie sicher, dass der Anwalt seine Pflichten versteht und akzeptiert.
  • Bei höheren Streitwerten oder zeitaufwändigen Mandaten kann die Vereinbarung einer Vergütungsvereinbarung sinnvoll sein, um von vornherein einen festen Kostenrahmen zu schaffen.
  • Halten Sie regelmäßig Kontakt zu Ihrem Anwalt und lassen Sie sich über den aktuellen Stand des Mandats informieren.
  • Fordern Sie nach Beendigung des Mandats eine detaillierte Rechnung an und prüfen Sie diese sorgfältig.

Praxisbeispiele und Fallstudien

Anhand von Praxisbeispielen und Fallstudien wird deutlich, wie unterschiedlich die Problemlagen rund um das Thema unberechtigter Forderungen durch Anwälte sein können und welche Lösungen in der Praxis gefunden wurden:

Fall 1: Honorar trotz Untätigkeit

Ein Mandant beauftragt einen Anwalt, um seine Forderungen gegenüber einem Schuldner durchzusetzen. Der Anwalt legt dem Mandanten jedoch eine Honorarrechnung vor, ohne dass erkennbare Maßnahmen eingeleitet wurden. Nachdem der Mandant die Zahlung verweigert hat, zieht er einen anderen Anwalt hinzu, der erfolgreich die Gebührenforderung abwehrt. Die Anwaltskammer leitet disziplinarische Maßnahmen gegen den ursprünglichen Anwalt ein.

Fall 2: Doppelte Vergütungsforderung

Zwei Anwälte vertreten gemeinsam einen Mandanten in einem Ehescheidungsverfahren. Beide Anwälte stellen jedoch eigenständig Gebührenrechnungen für die gleiche Leistung aus. Der Mandant wendet sich an die zuständige Anwaltskammer und erwirkt, dass nur einer der Anwälte berechtigt ist, seine Gebührenforderung geltend zu machen.

FAQs

Nun haben wir uns intensiv mit der Thematik rund um Gebührenforderungen von Anwälten für nicht erbrachte Leistungen auseinandergesetzt. Abschließend möchten wir noch einige häufig gestellte Fragen beantworten:

Ist ein Anwalt ohne schriftlichen Vertrag berechtigt, Geld für seine Leistungen zu verlangen?

Ein Anwaltsvertrag kann grundsätzlich auch mündlich geschlossen werden. In solchen Fällen ist es für den Anwalt allerdings schwieriger, seinen Vergütungsanspruch im Streitfall nachzuweisen.

Wann verjähren Forderungen eines Anwalts für nicht erbrachte Leistungen?

Die Verjährungsfrist für zivilrechtliche Vergütungsansprüche beträgt in der Regel drei Jahre ab dem Ende des Jahres, in dem der Anspruch entstanden ist.

Kann ich verlangen, dass mein Anwalt seine Honorarrechnung vorab prüfen lässt?

In vielen Fällen werden Anwälte einer vorherigen Prüfung ihrer Gebührenrechnung durch die zuständige Anwaltskammer zustimmen, um Streitigkeiten und Beschwerden zu vermeiden.

Fazit: Wissen ist Macht im Umgang mit Anwaltshonoraren

Der Umgang mit einer unberechtigten Forderung seitens eines Anwalts für eine vermeintlich nicht erbrachte Leistung kann herausfordernd und verwirrend sein. Doch indem Sie sich informieren und Ihre Rechte und Pflichten kennen, setzen Sie eine solide Basis, um gegen ungerechtfertigte Honoraransprüche vorzugehen. In solchen Situationen ist es entscheidend, Ruhe zu bewahren, sorgfältig zu prüfen und gegebenenfalls weitere rechtliche Beratung einzuholen.

Wichtig ist, offen und respektvoll mit Ihrem Anwalt zu kommunizieren und auf eine lösungsorientierte Klärung des Sachverhalts hinzuarbeiten. Sollte es jedoch tatsächlich zu Streitigkeiten über die Berechtigung des Honoraranspruchs kommen, stehen Ihnen zahlreiche Rechtsmittel zur Verfügung, um Ihr Recht durchzusetzen.

Im besten Fall können solche Probleme bereits im Vorfeld vermieden werden, indem Sie bei der Auswahl Ihres Anwalts sorgfältig vorgehen, eine klare Kommunikation und Aufgabenverteilung sicherstellen und regelmäßig den Fortschritt Ihres Mandats überprüfen. Das Wissen um Ihre Rechte und die Kenntnis der zugehörigen gesetzlichen Bestimmungen sind Ihr stärkstes Werkzeug im Umgang mit Anwaltshonoraren und unerwarteten Forderungen.

Unsere Rechtsanwälte stehen Ihnen bundesweit und im deutschsprachigen Ausland zur Verfügung.

Anwalt Wolfgang Herfurtner Hamburg - Wirtschaftsrecht

Wolfgang Herfurtner | Rechtsanwalt | Geschäftsführer | Gesellschafter

Rechtsanwalt Arthur Wilms - Kanzlei Herfurtner

Arthur Wilms | Rechtsanwalt | Associate

Philipp Franz Rechtsanwalt

Philipp Franz | Rechtsanwalt | Associate

Kundenbewertungen & Erfahrungen zu Herfurtner Rechtsanwälte. Mehr Infos anzeigen.

Aktuelle Beiträge zum Thema Anwalt

Fördermittelantrag: Was es zu beachten gilt

Fördermittel sind eine wertvolle Unterstützung für Unternehmen, gemeinnützige Organisationen und Einzelpersonen, um Innovations- und Investitionsvorhaben finanziell abzusichern. Ob es darum geht, neue Technologien zu entwickeln, Forschungsprojekte zu finanzieren oder soziale Projekte umzusetzen – Fördermittel können ... mehr