Clearinghäuser sind ein wesentlicher Bestandteil des Finanzmarktes und ermöglichen die reibungslose Abwicklung von Finanztransaktionen. In diesem Blog-Beitrag untersuchen wir die Funktion, Rolle und rechtlichen Grundlagen von Clearinghäusern.

Definition und Grundlagen des Clearinghauses

Bevor wir in die Details eintauchen, wollen wir zunächst klären, was genau ein Clearinghaus ist und welche Grundlagen seiner Arbeitsweise zugrunde liegen. Im Allgemeinen ist ein Clearinghaus eine zentrale Institution, die die Abwicklung von Finanztransaktionen gewährleistet, indem sie die Erfüllung der gegenseitigen Verpflichtungen der beteiligten Parteien sicherstellt. Dazu zählt unter anderem die Überprüfung der finanziellen Integrität der beteiligten Parteien und das Risikomanagement für die Transaktionen.

Die Hauptfunktionen eines Clearinghauses umfassen:

  1. Abschluss (die endgültige Vereinbarung über den Wert einer Transaktion)
  2. Ausgleich (die Ermittlung der Nettobeträge der Multiplikation, die in Form von Zahlungen oder der Lieferung von Vermögenswerten umgesetzt werden müssen)
  3. Abwicklung (die Übertragung von Zahlungen oder Vermögenswerten von einer Partei zur anderen)

Zudem garantiert ein Clearinghaus, dass Transaktionen auch im Falle einer Vertragsverletzung oder Zahlungsunfähigkeit einer der beteiligten Parteien abgewickelt werden. Dadurch trägt es zur Stabilität und Effizienz der Finanzmärkte bei.

Arten von Clearinghäusern: Zentralverwahrung und Abwicklung

Es gibt grundsätzlich zwei Arten von Clearinghäusern, die sich durch ihre Hauptaufgaben und Schwerpunktbereiche unterscheiden: Zentralverwahrung und Abwicklung.

Zentralverwahrung („Zentralverwahrer“)

Zentralverwahrer (CSDs, Central Securities Depositories) sind Institutionen, die für die sichere Aufbewahrung und Verwaltung von Wertpapieren verantwortlich sind. Sie erleichtern die Abwicklung von Wertpapiertransaktionen, indem sie elektronische Aufzeichnungen über den Besitz von Wertpapieren führen und diesen Besitz in den jeweiligen Konten der beteiligten Parteien ändern. Hauptfunktionen von Zentralverwahrern sind:

  • Immobilisierung von Wertpapieren (Umwandlung von physischen Wertpapieren in elektronische Datensätze)
  • Aufbewahrung von elektronischen Wertpapieren (Führung von Wertpapierkonten für ihre Kunden)
  • Abwicklung von Wertpapiertransaktionen (Durchführung von Lieferung-gegen-Zahlung- oder Free-of-Payment-Transfers zwischen diesen Konten)
  • Erbringung von Zusatzleistungen, wie etwa die Verwaltung von Hauptversammlungen, Unternehmensereignissen und Dividendenausschüttungen

Abwicklungsinstitutionen („Clearinghäuser“)

Clearinghäuser haben im engeren Sinne die Funktion der Abwicklung von Finanztransaktionen, wobei ihr Fokus oft auf Derivaten liegt. Sie agieren in der Regel als zentraler Kontrahent (CCP, Central Counterparty) für die beteiligten Parteien und setzen Mechanismen zur Risikominderung ein. Hauptfunktionen von Clearinghäusern als Abwicklungsinstitutionen sind:

  • Netting von Transaktionen (Ermittlung der Nettopositionen und Verpflichtungen der beteiligten Parteien)
  • Bilanzschnitt (Abwicklung der Transaktionen anhand der ermittelten Nettopositionen)
  • Risikomanagement (Verwendung von Margin-Anforderungen, Garantiefonds und anderen Instrumenten zur Minderung des Risikos von Vertragsverletzungen)

Es ist wichtig zu verstehen, dass sowohl Zentralverwahrer als auch Clearinghäuser (im engeren Sinne) unter dem allgemeinen Begriff „Clearinghaus“ zusammengefasst werden können, da sie beide zur Abwicklung von Finanztransaktionen beitragen, wenn auch in verschiedenen Schwerpunktbereichen.

Rechtliche Grundlagen von Clearinghäusern

Die rechtlichen Grundlagen von Clearinghäusern unterscheiden sich je nach Rechtsordnung und können sowohl auf nationaler als auch auf supranationaler (z. B. europäischer) Ebene geregelt sein. Im Folgenden stellen wir die wichtigsten rechtlichen Grundlagen und Vorschriften für Clearinghäuser auf internationaler und europäischer Ebene vor.

Internationale Standards: PFMI

Die Principles for Financial Market Infrastructures (PFMI) sind ein Satz von 24 Prinzipien, die von der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) und der Internationalen Organisation der Wertpapieraufsichtsbehörden (IOSCO) entwickelt wurden. Diese Prinzipien stellen Mindeststandards für Finanzmarktinfrastrukturen dar, zu denen auch Clearinghäuser zählen. Die PFMI enthalten Standards bezüglich:

  1. Rechtlicher, regulatorischer und Aufsichtsrahmen
  2. Organisation und Operation von Clearinghäusern
  3. Risikomanagement (insbesondere Kredit-, Liquiditäts-, Abwicklungs- und operationelle Risiken)
  4. Effizienz und Zugänglichkeit von Clearinghäusern

Obwohl die PFMI nicht rechtlich bindend sind, haben viele Rechtsordnungen ihre Umsetzung in nationale Regelwerke vollzogen, und sie dienen als globaler Standard für Clearinghäuser und andere Finanzmarktinfrastrukturen.

Europäische Regulierung: EMIR und CSDR

Die Regulierung von Clearinghäusern auf europäischer Ebene erfolgt hauptsächlich durch zwei Rechtsakte: die Verordnung über OTC-Derivate, zentrale Kontrahenten und Transaktionsregister (EMIR) und die Verordnung über Zentralverwahrer und die Wertpapierabwicklung (CSDR).

EMIR: European Market Infrastructure Regulation

Die EMIR-Verordnung legt einen EU-weiten rechtlichen Rahmen für zentrale Kontrahenten (CCPs), d. h. Clearinghäuser, welche die Abwicklung von OTC-Derivaten betreiben. Sie stellt Anforderungen hinsichtlich:

  • Zulassung, Organisation und Betrieb von CCPs
  • Risikomanagement (insbesondere Kredit-, Liquiditäts- und operationelle Risiken)
  • Aufsicht und Zusammenarbeit zwischen nationalen Wertpapieraufsichtsbehörden und der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA)

EMIR hat zudem das Ziel, den systemischen Risiken, die sich aus dem OTC-Derivatehandel ergeben, entgegenzuwirken, indem sie die Bedingungen für die Einführung einer Pflicht zum zentralen Clearing durch ein autorisiertes CCP vorschreibt. Ferner stellt EMIR Anforderungen an die Risikominderungstechniken für nicht zentral geclearte OTC-Derivate.

CSDR: Central Securities Depositories Regulation

Die CSDR-Verordnung stellt die rechtlichen Rahmenbedingungen für Zentralverwahrer (CSDs) und Wertpapierabwicklungsprozesse innerhalb der Europäischen Union. CSDR regelt unter anderem:

  • Zulassung, Organisation und Betrieb von CSDs
  • Risikomanagement, insbesondere das Management von Abwicklungs-, System- und operationellen Risiken
  • Die Harmonisierung von Abwicklungszyklen und -fristen
  • Die Einführung des Prinzips der Lieferung gegen Zahlung (DVP) für Wertpapiertransaktionen
  • Die Zusammenarbeit zwischen CSDs und nationalen Aufsichtsbehörden

Indem sie einen einheitlichen und harmonisierten rechtlichen Rahmen für Zentralverwahrer in der EU schaffen, soll die CSDR die Effizienz der Wertpapierabwicklung und die Sicherheit der Wertpapieraufbewahrung in Europa verbessern.

Rechtliche Aspekte der Clearinghaus-Funktionen

Da Clearinghäuser eine zentrale Rolle bei der Abwicklung von Finanztransaktionen spielen und das damit verbundene Risiko tragen, sind ihre Arbeitsprozesse und -strukturen durch zahlreiche rechtliche Aspekte geprägt. Die wichtigsten rechtlichen Aspekte, die die Funktionsweise von Clearinghäusern beeinflussen, betreffen die Vertragsbeziehungen, die sie mit ihren Mitgliedern eingehen, sowie die Regelwerke und Verfahren, die sie zur Absicherung und Risikominderung anwenden.

Vertragsbeziehungen und Regelwerke

Clearinghäuser sind in vertraglichen Beziehungen mit ihren Mitgliedern (z. B. Banken, Wertpapierfirmen, Börsen), die die Transaktionen am Markt tätigen. Diese Beziehungen werden durch umfassende Regelwerke geregelt, die die Rechte und Pflichten der Clearinghaus-Mitglieder sowie die Verfahren und Bedingungen für die Abwicklung von Transaktionen festlegen. Zu den zentralen Bestandteilen eines Clearinghaus-Regelwerks gehören:

  • Bedingungen für die Mitgliedschaft (z. B. Anforderungen an das Eigenkapital, operative Fähigkeiten, regulatorische Compliance)
  • Transaktionsabwicklung (z. B. Fristen, Mengenbeschränkungen, Auftragsarten)
  • Risikomanagement-Verfahren (z. B. Margin-Anforderungen, Garantiefonds, Stresstests)
  • Maßnahmen bei Vertragsverletzungen oder Insolvenz von Mitgliedern (z. B. Suspendierung, Liquidation von Positionen, Verwendung von Sicherheiten)

Die Einhaltung dieser Regelwerke durch die Clearinghaus-Mitglieder wird von den Clearinghäusern selbst sowie von Aufsichtsbehörden überwacht. Regelverstöße können zu Maßnahmen, wie etwa Sanktionen, Haftungsansprüchen oder der Beendigung der Mitgliedschaft führen.

Novation und zentraler Kontrahent

Eines der grundlegenden rechtlichen Konzepte, die die Abwicklung von Transaktionen durch Clearinghäuser bestimmen, ist die sogenannte Novation. Dabei handelt es sich um einen Prozess, bei dem das Clearinghaus als zentraler Kontrahent (CCP) für beide Parteien einer Transaktion eintritt und die ursprüngliche Vertragsbeziehung zwischen diesen Parteien ablöst.

Dies bedeutet, dass das Clearinghaus sowohl Käufer als auch Verkäufer gegenüber den jeweils anderen Parteien wird und das damit verbundene Risiko übernimmt.

Der Novationsprozess gewährleistet, dass die beteiligten Parteien nicht direkt den Risiken der Gegenpartei ausgesetzt sind, sondern gegenüber dem Clearinghaus, das als CCP fungiert. Dies verringert das Ausfallrisiko und trägt zur Stabilität der Finanzmärkte bei.

Frequently Asked Questions (FAQs) zum Thema Clearinghaus

Im Folgenden finden Sie Antworten auf häufig gestellte Fragen zum Thema Clearinghaus.

Was ist der Unterschied zwischen einem Clearinghaus und einer Börse?

Während beide Institutionen zur Abwicklung von Finanztransaktionen beitragen, gibt es wesentliche Unterschiede zwischen Clearinghäusern und Börsen. Eine Börse ist ein Marktplatz, an dem Wertpapier- und Derivatetransaktionen getätigt werden und Preise auf Basis von Angebot und Nachfrage gebildet werden.

Ein Clearinghaus hingegen ist eine zentrale Institution, die sicherstellt, dass Finanztransaktionen ordnungsgemäß abgewickelt werden, indem es als Zwischenpartei für die Vertragsparteien agiert und den Abschluss, den Ausgleich und die Abwicklung der Transaktionen gewährleistet.

Wie profitieren Finanzmarktakteure von Clearinghäusern?

Die Rolle von Clearinghäusern bei der Abwicklung von Finanztransaktionen bietet mehrere Vorteile für Finanzmarktakteure, einschließlich:

  1. Reduzierung von Gegenparteirisiken (durch das Handeln als zentraler Kontrahent und das Bereitstellen von Sicherheitsleistungen)
  2. Vereinfachung der Abwicklung von Transaktionen (durch das Angebot von zentralisierten Dienstleistungen und Standardisierung von Prozessen)
  3. Erhöhung der Markttransparenz (durch die Bereitstellung von Daten und Informationen über die abgewickelten Transaktionen)
  4. Unterstützung der regulatorischen Compliance (indem sie die Einhaltung von Regeln und Vorschriften gewährleisten)

Wie sind Clearinghäuser kapitalisiert und wie sichern sie sich gegen Verluste ab?

Clearinghäuser sichern sich gegen Verluste aus ihrer Tätigkeit als zentrale Kontrahenten ab, indem sie eine mehrschichtige Kapitalstruktur und ein umfassendes Risikomanagement-System verwenden. Die Hauptelemente der Kapitalisierung von Clearinghäusern sind:

  • Eigenkapital (Bereitstellung von finanziellen Ressourcen durch die Clearinghaus-Eigentümer zur Deckung von potenziellen Verlusten)
  • Initial Margin (Sicherheit, die von den Clearinghaus-Mitgliedern hinterlegt wird, um mögliche künftige Verluste aus offenen Positionen abzudecken)
  • Variation Margin (tägliche Anpassung der Sicherheiten, um die aktuellen Marktwerte der offenen Positionen widerzuspiegeln)
  • Garantiefonds (eine gemeinschaftliche Ressource, die von den Clearinghaus-Mitgliedern finanziert wird und als Sicherheitsnetz für den Fall dient, dass ein einzelnes Mitglied seinen Verpflichtungen nicht nachkommen kann)

Zusätzlich zu diesen kapitalisierenden Elementen verfügen Clearinghäuser über ein umfangreiches Risikomanagement-System, das zahlreiche instrumentelle und prozessuale Elemente umfasst, darunter Margin-Anforderungen, Stresstests und Abwicklungsgarantien.

Wann müssen Clearinghäuser die Regulierungsbehörden über Änderungen ihrer Tätigkeit informieren?

Clearinghäuser müssen die zuständigen Regulierungsbehörden, wie nationale Wertpapieraufsichtsbehörden oder die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA), in bestimmten Fällen über Änderungen ihrer Tätigkeit informieren. Dies kann beispielsweise bei wesentlichen Änderungen ihrer Geschäftsbedingungen, Anlagestrategien oder Infrastrukturen erforderlich sein.

Darüber hinaus müssen sie die Aufsichtsbehörden über ihre Finanzlage, die Einhaltung regulatorischer Vorschriften und Regelwerke sowie über potenzielle Verstöße gegen gesetzliche oder vertragliche Anforderungen informieren.

Wie wirkt sich die Regulierung von Clearinghäusern auf kleinere Marktteilnehmer aus?

Die Regulierung von Clearinghäusern kann sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf kleinere Marktteilnehmer haben. Der Hauptvorteil besteht darin, dass kleinere Marktteilnehmer von der Stabilität und Transparenz profitieren, die durch die Regulierung der Clearinghäuser gewährleistet wird. Durch die Schaffung eines sicheren und umfassenden Abwicklungssystems können kleinere Marktteilnehmer risikoärmer am Markt agieren und ihre Transaktionen effizienter abwickeln.

Ein möglicher Nachteil ist jedoch, dass eine strengere Regulierung von Clearinghäusern dazu führen könnte, dass diese ihren Mitgliedern höhere Kosten in Rechnung stellen, um die erhöhten Anforderungen und Auflagen zu erfüllen. Dies kann zu höheren Gebühren und Zugangsbeschränkungen für kleinere Marktteilnehmer führen, die möglicherweise Schwierigkeiten haben, diese Kosten zu tragen oder die erforderlichen Standards für eine Mitgliedschaft zu erfüllen.

Zusammenfassung und Schlussfolgerungen

Clearinghäuser spielen eine entscheidende Rolle bei der Abwicklung von Finanztransaktionen auf nationalen und internationalen Märkten. Durch ihre Funktionen als zentrale Kontrahenten, ihre Risikomanagement- und Sicherheitsmaßnahmen und ihre reibungslose Zusammenarbeit mit Mitgliedern und Aufsichtsbehörden tragen sie zur Stabilität, Effizienz und Sicherheit der Finanzmarktsysteme bei.

Die rechtlichen Grundlagen von Clearinghäusern sind vielfältig und umfassen nationale und supranationale Regelungen, wie die PFMI, EMIR und CSDR, die Mindeststandards und Anforderungen für die Organisation und Arbeitsweise von Clearinghäusern festlegen. Die Implementierung dieser Regelungen in nationales Recht sowie die Einhaltung und Überwachung durch die Clearinghausindustrie und die zuständigen Aufsichtsbehörden stellen sicher, dass Clearinghäuser den hohen Anforderungen an Stabilität, Sicherheit und Transparenz gerecht werden.

Insgesamt trägt die beschriebene Regulierung und rechtliche Grundlage dazu bei, das Funktionieren von Clearinghäusern und die Risiken, die mit ihrer Tätigkeit verbunden sind, zu beherrschen und dabei die Interessen aller beteiligten Marktteilnehmer zu wahren. Dennoch bleibt es wichtig, die Entwicklungen in der Clearinghausindustrie sowie die entsprechenden Regulierungsrahmen kontinuierlich zu überwachen und anzupassen, um auf neue Herausforderungen und Veränderungen im Finanzmarkt zu reagieren.

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