Forderungsmanagement Mahnung – Offene Rechnungen und ausstehende Zahlungen belasten das Geschäft und die Liquidität. Ein effektives Mahnwesen ist daher essenziell, um Forderungen erfolgreich einzutreiben und Zahlungseinbußen zu vermeiden.

Doch wie mahnt man richtig und welche rechtlichen Schritte sind zu beachten? In diesem Artikel erfahren Sie, wie Sie Mahnungen professionell gestalten, welche rechtlichen Grundlagen zu beachten sind und wie Sie Ihre Forderungen effektiv eintreiben können.

Grundlagen des Forderungsmanagements

Forderungsmanagement umfasst alle Maßnahmen, die dazu dienen, offene Rechnungen zu überwachen und Zahlungseingänge sicher zu stellen. Es spielt eine zentrale Rolle für die Liquidität und Stabilität eines Unternehmens.

Rechtliche Grundlagen

Die rechtlichen Grundlagen des Mahnwesens sind im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) verankert. Relevante Paragrafen umfassen:

  • § 286 BGB: Verzugsregelungen
  • § 288 BGB: Verzugszinsen
  • §§ 280, 281 BGB: Schadensersatz bei Pflichtverletzungen

Verzug und Verzugszinsen

Ein Schuldner gerät in Verzug, wenn er nicht innerhalb der vereinbarten Zahlungsfrist zahlt. Dies setzt in der Regel eine Mahnung voraus, es sei denn, ein fester Zahlungstermin wurde vereinbart. In Verzug befindliche Schuldner sind verpflichtet, Verzugszinsen sowie etwaige Mahnkosten zu zahlen.

Beispiel: Verzugszinsen

„Wird eine Rechnung nicht innerhalb von 30 Tagen nach Fälligkeit gezahlt, so gerät der Schuldner automatisch in Verzug. Der Gläubiger kann dann Verzugszinsen in Höhe von 9 Prozentpunkten über dem Basiszinssatz geltend machen.“

Wie man korrekt mahnt

Ein professionelles Mahnwesen führt durch drei Stufen von Mahnungen, damit Sie strukturiert und effizient vorgehen können.

Erste Mahnung: Freundliche Zahlungserinnerung

Die erste Mahnung ist meist als freundliche Zahlungserinnerung gestaltet. Sie sollte zeitnah nach Ablauf der Zahlungsfrist erfolgen und darauf abzielen, den Schuldner höflich an seine Zahlungspflicht zu erinnern.

Beispiel: Erste Mahnung

„Sehr geehrter Herr Müller,
leider haben wir festgestellt, dass die Zahlung in Höhe von 500,00 € für unsere Rechnung Nr. 12345 vom 01.05.2023 noch nicht auf unserem Konto eingegangen ist. Bitte überweisen Sie den offenen Betrag bis zum 15.06.2023.
Mit freundlichen Grüßen,
Ihr Team von [Firma]“

Zweite Mahnung: Deutlicher Ton

Die zweite Mahnung erfolgt im Regelfall nach etwa zwei Wochen, wenn die erste Mahnung unbeantwortet bleibt oder die Zahlung weiterhin aussteht. Der Ton kann bereits etwas nachdrücklicher sein.

Beispiel: Zweite Mahnung

„Sehr geehrter Herr Müller,
wir erinnern Sie erneut an die Zahlung unserer Rechnung Nr. 12345 in Höhe von 500,00 €, die bereits überfällig ist. Bitte begleichen Sie den offenen Betrag bis zum 30.06.2023, da sonst Verzugszinsen und Mahngebühren anfallen können.
Mit freundlichen Grüßen,
Ihr Team von [Firma]“

Dritte Mahnung: Letzte Aufforderung

Die dritte Mahnung ist als letzte Aufforderung vor rechtlichen Schritten zu verstehen. Sie soll dem Schuldner verdeutlichen, dass weitere Maßnahmen folgen, sollte die Zahlung nicht umgehend erfolgen.

Beispiel: Dritte Mahnung

„Sehr geehrter Herr Müller,
trotz unserer bisherigen Mahnungen haben Sie den offenen Betrag in Höhe von 500,00 € (Rechnung Nr. 12345) noch immer nicht beglichen. Wir fordern Sie letztmalig auf, den Betrag bis zum 10.07.2023 zu zahlen. Sollte die Zahlung bis dahin nicht eingehen, sehen wir uns gezwungen, rechtliche Schritte einzuleiten.
Mit freundlichen Grüßen,
Ihr Team von [Firma]“

Rechtliche Schritte zur Forderungseintreibung

Wenn die Mahnungen erfolglos bleiben, können rechtliche Schritte zur Durchsetzung der Forderungen notwendig werden.

Mahnverfahren

Das gerichtliche Mahnverfahren ist ein kostengünstiges und schnell durchführbares Verfahren zur Durchsetzung von Geldforderungen. Es wird über das zuständige Mahngericht eingeleitet. Der Ablauf umfasst folgende Schritte:

  • Antrag auf Erlass eines Mahnbescheids: Einreichung des Antrags beim Mahngericht.
  • Erlass und Zustellung des Mahnbescheids: Zustellung des Mahnbescheids an den Schuldner.
  • Widerspruchsfrist: Der Schuldner hat nach Zustellung zwei Wochen Zeit, Widerspruch einzulegen.
  • Vollstreckungsbescheid: Erfolgt kein Widerspruch, kann der Gläubiger nach Ablauf der Frist den Erlass eines Vollstreckungsbescheids beantragen.

Beispiel: Antrag auf Mahnbescheid

Ein Unternehmen reicht beim zuständigen Mahngericht den Antrag auf Erlass eines Mahnbescheids über eine offene Forderung von 500,00 € ein. Der Mahnbescheid wird an den Schuldner zugestellt, der daraufhin zwei Wochen Zeit für einen Widerspruch hat.

Inkassobüro beauftragen

Die Beauftragung eines Inkassobüros kann ebenfalls eine effektive Möglichkeit sein, offene Forderungen einzutreiben. Inkassobüros übernehmen die außergerichtliche und gerichtliche Durchsetzung Ihrer Forderungen gegen eine Erfolgsprovision.

Beispiel: Inkassobüro

Ein Unternehmen beauftragt ein Inkassobüro mit der Eintreibung einer offenen Forderung. Das Inkassobüro setzt sich mit dem Schuldner in Verbindung und leitet, falls erforderlich, rechtliche Schritte ein. Der offene Betrag wird schließlich erfolgreich eingetrieben.

Gerichtliche Klage

Sollte das Mahnverfahren oder das Inkassoverfahren nicht zum Erfolg führen, bleibt als letzter Schritt die gerichtliche Klage. Diese Möglichkeit ist jedoch kostenintensiver und zeitaufwendiger und sollte daher gut abgewogen werden.

Beispiel: Gerichtliche Klage

Ein Unternehmen sieht sich gezwungen, eine gerichtliche Klage einzureichen, nachdem sämtliche Mahnungen und Inkassobemühungen erfolglos geblieben sind. Der Fall wird vor Gericht verhandelt und das Unternehmen erhält einen Vollstreckungstitel, der ihm die Durchsetzung der Forderung ermöglicht.

Praktische Tipps für ein effektives Forderungsmanagement

Beachten Sie folgende praktische Tipps, um Ihr Forderungsmanagement effizient und erfolgreich zu gestalten:

Zeitnahe Ergreifung von Maßnahmen

Reagieren Sie zeitnah auf ausbleibende Zahlungen und senden Sie Mahnungen nach Ablauf der Zahlungsfristen schnell und konsequent aus.

Professionelle und freundliche Kommunikation

Achten Sie auf eine professionelle und zugleich freundliche Kommunikation in Ihren Mahnungen. Ein respektvoller Ton kann die Zahlungsbereitschaft erhöhen und die Kundenbindung stärken.

Dokumentation und Nachverfolgung

Dokumentieren Sie alle Schritte und Kommunikation im Mahnprozess. Dadurch können Sie bei Bedarf den Überblick behalten und haben eine lückenlose Nachverfolgung.

Beispiel: Dokumentation

Ein Unternehmen führt ein digitales Forderungsmanagement-Tool ein, das alle Mahnstufen, Zahlungseingänge und die Kommunikation mit den Schuldnern lückenlos dokumentiert.

Schulung und Sensibilisierung

Schulen Sie Ihre Mitarbeiter im Forderungsmanagement, um ein einheitliches und professionelles Vorgehen zu gewährleisten. Sensibilisieren Sie Ihr Team für die Bedeutung eines effektiven Mahnwesens.

Beispiel: Schulung

Ein mittelständisches Unternehmen organisiert regelmäßige Schulungen zum Thema Forderungsmanagement für seine Buchhaltungsmitarbeiter. Die Schulungen behandeln rechtliche Rahmenbedingungen, Kommunikationsstrategien und praktische Fallbeispiele.

Rechtliche Unterstützung und Beratung

In komplexen oder strittigen Fällen kann die Unterstützung eines Rechtsanwalts notwendig werden, um Ihre Forderungen effektiv und rechtssicher durchzusetzen.

Beratung durch spezialisierte Anwälte

Ein erfahrener Anwalt im Forderungsmanagement kann Ihnen dabei helfen:

  • Ihre rechtlichen Ansprüche zu prüfen und durchzusetzen
  • Rechtssichere Mahnungen und Schreiben aufzusetzen
  • Das gerichtliche Mahnverfahren oder Klagen einzuleiten
  • Inkassounternehmen zu beauftragen und zu überwachen

Beispiel: Anwaltliche Unterstützung

Ein Unternehmen beauftragt einen Anwalt mit der Durchsetzung einer größeren Forderung, nachdem der Schuldner trotz mehrfacher Mahnungen nicht gezahlt hat. Der Anwalt veranlasst das gerichtliche Mahnverfahren und setzt die Forderung erfolgreich gerichtlich durch.

Fazit: Forderungsmanagement Mahnung – Erfolgreich mahnen und Forderungen eintreiben

Ein effektives Forderungsmanagement ist entscheidend für die Sicherstellung der Liquidität und die Vermeidung von Zahlungsausfällen. Durch konsequentes Mahnen, professionelle Kommunikation und rechtzeitige rechtliche Schritte können offene Forderungen erfolgreich eingetrieben werden.

Sollte der Mahnprozess komplex oder strittig werden, kann die Unterstützung eines erfahrenen Anwalts im Forderungsmanagement wertvoll sein. Sollten Sie Unterstützung oder Beratung bei der Durchsetzung Ihrer Forderungen benötigen, steht Ihnen die Kanzlei Herfurtner zur Verfügung. Kontaktieren Sie uns für eine umfassende und kompetente Beratung.

Unsere Rechtsanwälte stehen Ihnen bundesweit und im deutschsprachigen Ausland zur Verfügung.

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