Malvertising – Eine unterschätzte Bedrohung, die im Cyberspace lauert und durch Werbebanner Schaden anrichtet. Immer mehr Bürger und Unternehmen sind von den Auswirkungen betroffen. In diesem  Blog-Beitrag präsentieren wir einen tiefgründigen Überblick über Malvertising und seine vielfältigen Formen, zeigen Ihnen, wie Sie sich effektiv davor schützen können, und beleuchten die rechtliche Regulierung, um Cyberkriminelle in die Schranken zu weisen.

Malvertising: Ursprung und Hintergründe

Bevor wir uns mit den Gefahren und Lösungsansätzen rund um Malvertising befassen, ist es wichtig, die Grundlagen zu verstehen. Malvertising ist ein relativ neues Phänomen, das seinen Ursprung in den 2000er Jahren hat, als das Internet und Online-Werbung rasant an Bedeutung gewannen. Die wachsende Popularität von Onlinewerbung bot Cyberkriminellen immer umfassendere Möglichkeiten, ahnungslose Nutzer ins Visier zu nehmen.

Heute hat sich Malvertising zu einer ausgefeilten und schwer fassbaren Bedrohung entwickelt, die millionenfach Menschen und Organisationen auf der ganzen Welt gefährdet.

Was ist Malvertising und wie funktioniert es?

Malvertising steht für die Kombination der Wörter „Malware“ (bösartige Software) und „Advertising“ (Werbung). Es handelt sich um schädliche Werbeanzeigen, die auf vertrauenswürdigen Webseiten platziert werden, um ahnungslose Benutzer zum Klicken zu verleiten. Im Gegensatz zu Drive-by-Download-Angriffen, die automatisch Schadsoftware im Hintergrund herunterladen, erfordert Malvertising eine aktive Interaktion des Benutzers.

Die Betrüger nutzen überzeugende Angebote, Fälschungen von bekannten Marken oder vermeintlich wichtige Benachrichtigungen, um die Nutzer zum Klicken auf die schädliche Werbung zu bewegen. Einmal geklickt, kann die Malware Schaden auf dem Gerät des Nutzers anrichten, persönliche Daten stehlen oder im schlimmsten Fall den Computer komplett blockieren.

Das Ökosystem von Malvertising und involvierte Akteure

Um das volle Ausmaß von Malvertising zu erfassen, ist es wichtig, die verschiedenen Akteure im Ökosystem zu verstehen. Dazu gehören:

  • Cyberkriminelle – Die Drahtzieher hinter Malvertising versuchen, Zugriff auf wertvolle Informationen und Ressourcen zu erlangen, indem sie ahnungslose Nutzer zum Klicken verleiten.
  • Werbenetzwerke – Diese Plattformen bringen Werbetreibende und Webseitenbetreiber zusammen und sind somit das Verbindungsglied, das es Malvertising ermöglicht, auf seriösen Webseiten zu erscheinen. Leider sind auch sie nicht vor Missbrauch und Infiltration durch Cyberkriminelle gefeit.
  • Webseitenbetreiber – Die Betreiber von Webseiten, auf denen schädliche Anzeigen erscheinen, sind oft unwissentlich Teil des Malvertising-Ökosystems. Sie sind entscheidend dafür, Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen, um ihre Plattformen und Benutzer vor schädlichen Anzeigen zu schützen.
  • Nutzer – Die Endanwender sind das Hauptziel von Malvertising-Angriffen. Es liegt in ihrer Verantwortung, sich über Risiken im Internet zu informieren, und geeignete Schutzmaßnahmen zu treffen.
  • Technologieanbieter – Unternehmen, die Sicherheitssoftware und Browser-Anwendungen entwickeln, sind ebenfalls wichtige Akteure im Kampf gegen Malvertising. Sie sind für die Bereitstellung effizienter Tools und Lösungen verantwortlich, um Nutzer und Webseitenbetreiber vor Malvertising-Angriffen zu schützen.

Viele dieser Akteure sind sich ihrer Rolle im Malvertising-Ökosystem bewusst und setzen sich gemeinsam für den Schutz von Nutzern und die Eindämmung dieser Bedrohung ein.

Die verschiedenen Arten von Malvertising und ihre Auswirkungen

Malvertising kann in verschiedenen Formen auftreten und unterschiedliche Ziele verfolgen. Einige der bekanntesten und am weitesten verbreiteten Malvertising-Arten sind:

  • Popup-Anzeigen – Diese oft lästigen Werbefenster können Malware enthalten, die beim Klick darauf aktiviert wird. Sie können auch sogenannte „Scareware“-Warnungen enthalten, die den Nutzer zur Installation von angeblicher Sicherheitssoftware verleiten – stattdessen wird jedoch Schadsoftware installiert.
  • Adware – Schädliche Software, die unerwünschte Werbung auf dem Gerät des Benutzers anzeigt oder dessen Surfverhalten ausspioniert, um personalisierte Werbung auszuspielen. Adware kann auch Systemressourcen in Mitleidenschaft ziehen oder persönliche Informationen abfangen.
  • Phishing-Anzeigen – Diese Art von Werbung gibt vor, von einer seriösen Quelle zu stammen und fordert den Benutzer dazu auf, persönliche Informationen preiszugeben – oft werden hier Passwörter oder Kreditkartendaten abgegriffen.
  • Ransomware – Eine besonders gefährliche Form der Malware, die wichtige Dateien und Systemressourcen verschlüsselt und vom Benutzer ein „Lösegeld“ für die Entschlüsselung verlangt. Ransomware kann erheblichen finanziellen und operativen Schaden verursachen.
  • Click-Fraud-Anzeigen – Anzeigen, die dazu dienen, betrügerische Klicks auf Werbeanzeigen zu generieren. Hierdurch wird der Werbetreibende getäuscht, der dafür bezahlt, dass seine Anzeige angeblich von vielen interessierten Nutzern angeklickt wurde.

All diese Malvertising-Arten können erheblichen Schaden verursachen, sowohl auf individueller Ebene als auch im Hinblick auf Unternehmen, die ihre Systeme und Netzwerke nicht ausreichend schützen.

Erkennen und verhindern: Wie Sie Malvertising-Angriffen entgegenwirken

Ein proaktiver Ansatz ist essenziell, um Malvertising und seinen potenziellen Schäden erfolgreich entgegenzutreten. Hier sind einige grundlegende Schutzmaßnahmen und Tipps, die Ihnen beim Erkennen und Abwehren von Malvertising-Angriffen helfen:

  1. Aktualisieren Sie regelmäßig Ihre Software, Browser und Betriebssysteme, um ermögliche Schwachstellen zu schließen, die von Malware ausgenutzt werden könnten.
  2. Investieren Sie in ein zuverlässiges und aktuelles Antivirus-Programm, das den Schutz vor erkannten Malware-Varianten gewährleistet und bei neuen Bedrohungen schnell reagieren kann.
  3. Verwenden Sie Browser-Erweiterungen wie Adblocker und Skript-Blocker, die schädliche Anzeigen aufspüren und möglicherweise blockieren können. Bedenken Sie jedoch, dass der Einsatz von Adblockern auch dazu führen kann, dass gewisse Inhalte von Webseiten nicht mehr korrekt angezeigt werden.
  4. Seien Sie besonders vorsichtig bei allen Werbeanzeigen, die Ihnen verdächtig vorkommen oder die unrealistische Versprechen machen. Fragen Sie sich immer: Welches Interesse verfolgt der Werbetreibende? Und: Ist das Angebot realistisch?
  5. Überprüfen Sie regelmäßig Ihre Datenschutz- und Sicherheitseinstellungen, um sicherzustellen, dass sie optimal konfiguriert sind und ungewollte Zugriffe verhindern.

Eine aufmerksame und defensive Haltung gegenüber Online-Werbung ist der erste Schritt, um sich nicht ungewollt zum Opfer von Malvertising zu machen.

Die Rolle von Webseitenbetreibern und Werbenetzwerken bei der Bekämpfung von Malvertising

Webseitenbetreiber und Werbenetzwerke sind in besonderem Maße dazu in der Verantwortung, ihre Plattformen vor Malvertising zu schützen, um ihre Nutzer nicht ungewollt einer Gefahr auszusetzen. Dazu gehört beispielsweise:

  • Eine strenge Prüfung von Werbetreibenden und deren Material vor der Annahme und Veröffentlichung von Werbeanzeigen.
  • Regelmäßige Sicherheitstests, um Schadsoftware in Werbemitteln und Anzeigen aufzuspüren und inaktive oder auffällige Werbekonten zu identifizieren.
  • Implementierung moderner Technologien, die verdächtige Aktivitäten und Unregelmäßigkeiten im Werbungsökosystem in Echtzeit erkennen und adressieren können.
  • Aufstellung verbindlicher und klarer Richtlinien, die gezieltes Malvertising unter Strafe stellen und die Zusammenarbeit mit den Strafverfolgungsbehörden ermöglichen.

Da Webseitenbetreiber und Werbenetzwerke wichtige Knotenpunkte im System darstellen, haben sie eine zentrale Rolle bei der Eindämmung von Malvertising und der Sicherheit der Internetnutzer.

Rechtliche Aspekte und Regulierung von Malvertising

Die rechtliche Situation und Regulierung von Malvertising gestaltet sich aufgrund der globalen Vernetzung und des grenzüberschreitenden Charakters des Internets als komplex. Dennoch gibt es einige Gesetzesinitiativen und Regelungen, die helfen, Malvertising und damit einhergehende Cyberkriminalität zu bekämpfen. Dazu gehören:

  • Gesetze zur Cyberkriminalität – Diese Gesetzestexte verbieten ausdrücklich Malvertising und andere Formen der unerlaubten Verbreitung von Schadsoftware. Sie geben den Strafverfolgungsbehörden die notwendigen Handhabe, um gegen solche kriminellen Handlungen vorzugehen.
  • Datenschutzgesetze – Gesetze wie die EU-Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) geben den Bürgern umfangreiche Datenschutzrechte und verpflichtet Unternehmen zu einem hohen Datenschutzstandard, um personenbezogene Daten zu schützen.
  • Verbraucherschutzgesetze – Diese Gesetze sollen Verbraucher vor betrügerischen, irreführenden und unfairen Geschäftspraktiken schützen, einschließlich Malvertising und ähnlicher Taktiken.
  • Internationale Zusammenarbeit und Abkommen – Länder arbeiten auf globaler Ebene zusammen, um Cyberkriminelle zu identifizieren und Strafverfolgungsverfahren gegen diese einzuleiten. Gemeinsame Ermittlungsgruppen über Ländergrenzen hinweg verstärken den Druck auf die Täter.

Die rechtliche Verankerung im Kampf gegen Malvertising ist ein wichtiger Schritt, um klarzustellen, dass solche Handlungen nicht toleriert werden und die Täter zur Rechenschaft gezogen werden können.

Anwendungsbeispiele und Fallstudien zu Malvertising

Im Folgenden werden einige tatsächliche Beispiele und Fallstudien vorgestellt, die das Ausmaß und die potenziellen Folgen von Malvertising verdeutlichen:

Beispiel 1: Großangelegter Malvertising-Angriff auf Verlagswebseiten

Im Jahr 2019 wurde ein bedeutender Malvertising-Angriff auf mehrere große Verlagswebseiten entdeckt. Die Angreifer nutzen Sicherheitslücken in einem verbreiteten Online-Werbesystem aus, um ihre schädlichen Anzeigen auf renommierten Nachrichtenwebseiten zu schalten. Durch das schnell Eingreifen der betroffenen Webseitenbetreiber und die Schließung der entdeckten Sicherheitslücken konnten größere Schäden und eine Ausweitung der Infektion verhindert werden.

Beispiel 2: Ransomware-Attacke durch schädliche Werbeanzeigen

In einem anderen Fall nutzten Cyberkriminelle Malvertising, um eine weit verbreitete Ransomware über ahnungslose Internetnutzer zu verbreiten. Durch gut getarnte Werbeanzeigen auf diversen Webseiten schafften es die Angreifer, die Ransomware erfolgreich auf den Geräten der Opfer zu installieren. Die betroffenen Nutzer mussten entweder den geforderten Lösegeldbetrag bezahlen oder ihre Daten verloren geben.

Beispiel 3: Phishing-Angriff mithilfe gefälschter Anzeigen für Kryptowährungen

In diesem Beispiel gab sich der Angreifer als eine bekannte Kryptowährungsbörse aus und platzierte Phishing-Anzeigen auf einer Vielzahl von Webseiten. Die Anzeigen lockten interessierte Nutzer auf gefälschte Webseiten, die täuschend echt aussahen und vom Opfer Zugangsdaten und Krypto-Wallet-Schlüssel verlangten. Die Betroffenen verloren in vielen Fällen ihre gesamten Krypto-Vermögen an die Betrüger.

Fragen und Antworten rund um Malvertising

Abschließend möchten wir auf einige häufig gestellte Fragen zum Phänomen Malvertising eingehen:

Wie kann ich erkennen, ob eine Anzeige Malvertising enthält?

Es ist nicht immer einfach, Malvertising von legitimen Werbeanzeigen zu unterscheiden, da die schädlichen Banner oft täuschend echt aussehen. Eine sorgfältige und kritische Auseinandersetzung mit Werbeanzeigen ist hierbei unerlässlich. Beim geringsten Zweifel sollte auf das Anklicken der Anzeige verzichtet werden. Weiterhin können auch Sicherheitstools und Browser-Erweiterungen helfen, schädliche Anzeigen zu identifizieren.

Bin ich gefährdet, wenn ich Ad-Blocker verwende?

Adblocker können dazu beitragen, das Risiko von Malvertising-Angriffen zu reduzieren, indem sie potenziell schädliche Werbeanzeigen blockieren. Allerdings bieten sie keinen hundertprozentigen Schutz und können manchmal fälschlicherweise auch harmlose Anzeigen blockieren. Es ist ratsam, Adblocker gemeinsam mit anderen Sicherheitsmaßnahmen einzusetzen, um ein umfassendes Schutzniveau zu gewährleisten.

Wie sollten sich Webseitenbetreiber und -administratoren vor Malvertising schützen?

Webseitenbetreiber und -administratoren sollten strengere Vorschriften und Sicherheitsmaßnahmen implementieren, um ihre Plattformen vor dem Risiko von Malvertising zu schützen. Dazu gehören zum Beispiel die Überprüfung von Werbemitteln und Werbetreibenden, die Implementierung von Sicherheitstechnologien und regelmäßige Sicherheitsaudits.

Eine aktive Zusammenarbeit mit Werbenetzwerken und Strafverfolgungsbehörden kann auch dazu beitragen, Malvertising-Quellen dingfest zu machen und diejenigen zur Rechenschaft zu ziehen, die hinter diesen Angriffen stecken.

Welche rechtlichen Optionen haben Opfer von Malvertising?

Opfer von Malvertising könnten juristische Schritte sowohl gegen die Cyberkriminellen als auch gegen die Werbenetzwerke und Webseitenbetreiber in Erwägung ziehen, auf deren Plattformen die schädlichen Anzeigen erschienen sind. Je nach den konkreten Umständen können möglicherweise Schadensersatzansprüche gegen die Verantwortlichen geltend gemacht werden. Umfassende rechtliche Beratung und Unterstützung ist in solchen Fällen unerlässlich, um die individuellen Möglichkeiten auszuloten und Erfolgschancen abzuwägen.

Fazit: Der Kampf gegen Malvertising geht jeden an

Malvertising ist eine wachsende Bedrohung, die kontinuierlich angegangen werden muss. Cybersicherheit und rechtliche Maßnahmen sind hierbei zwei entscheidende Faktoren, die Hand in Hand gehen müssen. Jeder einzelne Internetnutzer, Webseitenbetreiber, Werbetreibender und Technologieanbieter hat eine Rolle zu spielen, um das Malvertising-Ökosystem zu stören und das Internet sicherer zu gestalten.

Um den Gefahren von Malvertising effektiv entgegenzutreten, ist es wichtig, dass alle Beteiligten kontinuierlich an der Sensibilisierung und Aufklärung arbeiten, die Entwicklung von Technologien und Vorschriften vorantreiben und eng mit Strafverfolgungsbehörden zusammenarbeiten. Nur so kann ein nachhaltiger Erfolg im Kampf gegen diese unterschätzte und schwer fassbare Bedrohung erreicht werden.

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