In diesem Blogbeitrag möchten wir Ihnen einen tiefen und umfassenden Einblick in die juristischen Aspekte des Raubes geben. Dabei werden wir uns mit den verschiedenen Gesetzen, Beispielen, aktuellen Gerichtsurteilen, Strafen und häufig gestellten Fragen zum Thema Raub befassen. Egal, ob Sie selbst Opfer eines Raubüberfalls geworden sind, einen Fall von Raub beobachtet haben oder einfach nur Ihre Rechte in dieser Angelegenheit besser verstehen möchten, dieser Artikel wird Ihnen die nötigen Informationen und Kenntnisse vermitteln, um besser informiert und vorbereitet zu sein.

Grundlagen des Raubrecht

Bevor wir uns auf die spezifischen Gesetze und Regelungen konzentrieren, wollen wir uns zunächst die Grundlagen des Raubrechts ansehen. Raub ist ein Strafbestand, der in vielen Rechtsordnungen auf der ganzen Welt verfolgt wird. Im Allgemeinen wird Raub als eine gewaltsame und rechtswidrige Aneignung von Eigentum einer anderen Person definiert. Im Vergleich zu Diebstahl beinhaltet Raub zusätzlich den Einsatz oder die Androhung von Gewalt zum Zwecke der Eigentumsaneignung.

Die Straftat des Raubes kann verschiedene Formen annehmen, dazu gehören unter anderem:

  • Bankraub
  • Überfall auf Einzelhandelsgeschäfte
  • Straßenraub
  • Fahrzeugraub
  • Raubüberfall in Privatwohnungen

Gesetze zum Raubrecht

Im Folgenden werden wir uns die gesetzlichen Regelungen zum Thema Raub anschauen. Hierbei muss beachtet werden, dass es je nach Land und Bundesstaat unterschiedliche Gesetze gibt. Daher konzentrieren wir uns in diesem Beitrag auf die Gesetze in Deutschland. Raub ist hier im Strafgesetzbuch (StGB) in § 249 definiert.

Der § 249 StGB besagt:

(1) Wer mit Gewalt gegen eine Person oder unter Anwendung von Drohungen mit gegenwärtiger Gefahr für Leib oder Leben eine fremde bewegliche Sache einem anderen wegnimmt, um die Sache oder einen Teil der Sache sich oder einem Dritten rechtswidrig zuzueignen, wird mit Freiheitsstrafe nicht unter einem Jahr bestraft.
(2) Der Versuch ist strafbar.

Schwerer Raub und besonders schwere Fälle

Im StGB gibt es weiterhin Regelungen für schweren Raub. Schwerer Raub ist in § 250 StGB festgelegt und trifft zu, wenn der Raub mit bestimmten qualifizierenden Umständen verbunden ist. Dazu gehören:

  • Der Einsatz einer Waffe oder eines anderen gefährlichen Werkzeugs zur Durchführung der Tat
  • Die Verhüllung der Identität des Täters durch ein Vermummungsverbot (z. B. das Tragen einer Maske)
  • Das Handeln als Mitglied einer Bande, die sich zur fortgesetzten Begehung von Raub oder räuberischer Erpressung zusammengeschlossen hat
  • Gefährliche Körperverletzung und schwere Folgen für das Opfer

Für einen besonders schweren Fall von Raub sieht das StGB in § 250 Abs. 3 eine Freiheitsstrafe von mindestens fünf Jahren vor. Solche schweren Fälle liegen beispielsweise vor, wenn der Täter eine Schusswaffe verwendet, eine Geiselnahme durchführt oder das Opfer bei der Tat in Lebensgefahr bringt.

Aktuelle Gerichtsurteile zum Raubrecht

Um Ihnen ein besseres Verständnis für die Anwendung der Gesetze und die Rechtsprechung zum Thema Raub zu vermitteln, haben wir einige aktuelle Gerichtsurteile für Sie zusammengestellt, die verschiedene Aspekte des Raubrechts behandeln.

Fall 1: Raub im Supermarkt

Im ersten Fall handelt es sich um einen Raubüberfall in einem Supermarkt. Der Täter betrat den Laden kurz vor Ladenschluss, bedrohte die Kassiererin mit einer Pistole und forderte sie auf, das Geld aus der Kasse herauszugeben. Anschließend flüchtete der Täter mit einer Beute von 1.200 Euro. Das zuständige Landgericht verurteilte ihn zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren und sechs Monaten wegen schweren Raubes gemäß § 250 StGB. Das Gericht begründete das Urteil damit, dass der Einsatz der Schusswaffe eine qualifizierende Bedingung für schweren Raub darstellt.

Fall 2: Raubüberfall auf ein Ehepaar

In einem weiteren Fall wurde ein Ehepaar in ihrer Wohnung von vier vermummten Männern überfallen. Die Täter bedrohten die Opfer mit einer Schusswaffe und fesselten sie, um anschließend Wertgegenstände und Bargeld aus der Wohnung zu entwenden. Das Landgericht verurteilte die Täter wegen schweren Raubes und gefährlicher Körperverletzung zu Freiheitsstrafen von fünf bis sechs Jahren. Dabei ging das Gericht von einem besonders schweren Fall aus, weil die Täter als Bande handelten, eine Schusswaffe bei sich führten und das Opfer beim Überfall erheblich verletzt wurde.

Fall 3: Versuchter Raubüberfall auf einen Juwelier

Ein weiterer Fall beschäftigte sich mit einem versuchten Raubüberfall auf einen Juwelier. Zwei Männer planten, einen Juwelier zu überfallen, und nahmen dafür eine Softair-Pistole und eine Machete mit. Der Juwelier bemerkte jedoch den bevorstehenden Überfall und konnte die beiden Männer erfolgreich abwehren, bevor sie in sein Geschäft eindringen konnten. Das Landgericht verurteilte die Täter wegen versuchten schweren Raubes zu Freiheitsstrafen von zwei Jahren und acht Monaten für den einen und zwei Jahren und zehn Monaten für den anderen. Da die Täter im Besitz von Waffen waren und gemeinsam agierten, ging das Gericht von einem schweren Raub gemäß § 250 StGB aus.

Strafen bei Raubüberfällen

Wie bereits erwähnt, gibt es für Raub und schweren Raub unterschiedliche Mindeststrafen. Gemäß § 249 StGB beträgt die Mindeststrafe für Raub ein Jahr Freiheitsstrafe. Bei schwerem Raub gemäß § 250 StGB liegt die Mindeststrafe bei drei, bzw. fünf Jahren Freiheitsstrafe für besonders schwere Fälle.

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Gerichte bei der Festlegung der Strafen eine Vielzahl von Faktoren berücksichtigen. Dazu gehören unter anderem:

  • Die persönlichen Verhältnisse des Täters (z. B. Vorstrafen, berufliche und familiäre Situation)
  • Die Umstände der Tat (z. B. Art und Schwere der Gewaltanwendung, Höhe der Beute, Planung und Zusammenarbeit mit anderen Tätern)
  • Die Folgen der Tat für das Opfer (z. B. körperliche und seelische Beeinträchtigungen, wirtschaftliche Schäden)
  • Das Verhalten des Täters nach der Tat (z. B. Geständnis, Wiedergutmachung, Kooperation mit den Ermittlungsbehörden)

Bei minder schweren Fällen des Raubes oder schweren Raubes sieht das StGB die Möglichkeit einer Strafmilderung vor (§ 249 Abs. 2, § 250 Abs. 4). Diese kann in Betracht kommen, wenn die Schwere der Schuld des Täters unter Berücksichtigung aller Umstände ausnahmsweise deutlich unter dem für einen normalen Raub oder schweren Raub anzunehmenden liegt. In solchen Fällen kann das Gericht von den vorgesehenen Mindeststrafen abweichen und eine mildere Freiheitsstrafe verhängen.

Häufig gestellte Fragen (FAQs) zum Raub

Im Folgenden haben wir einige häufig gestellte Fragen zum Thema Raubrecht zusammengestellt, um Ihnen einen noch besseren Überblick über die Thematik zu bieten.

Was ist der Unterschied zwischen Diebstahl und Raub?

Diebstahl und Raub sind beides Straftaten im Bereich des Vermögensstrafrechts. Beide haben gemeinsam, dass eine fremde, bewegliche Sache einem anderen weggenommen wird, um sie sich oder einem Dritten rechtswidrig zuzueignen (§ 242 StGB für Diebstahl, § 249 StGB für Raub). Der entscheidende Unterschied zwischen den beiden liegt jedoch darin, dass bei einem Raub zusätzlich Gewalt gegen eine Person oder Drohungen mit gegenwärtiger Gefahr für Leib oder Leben eingesetzt oder angedroht werden. Diese zusätzliche Komponente macht den Raub zu einer schwerwiegenderen Straftat als den Diebstahl.

Kann man bei einem Raub Notwehr ausüben?

Notwehr ist gemäß § 32 StGB gegeben, wenn jemand eine gegenwärtige rechtswidrige Angriff auf seine oder eine fremde Person, sein Eigentum oder ein fremdes Rechtsgut abwehrt. Bei einem Raubüberfall liegt in der Regel ein solcher Angriff auf die körperliche Unversehrtheit oder das Eigentum vor. Daher ist es grundsätzlich möglich, bei einem Raub Notwehr auszuüben. Allerdings muss die Verteidigungshandlung erforderlich und angemessen sein, um den Angriff abzuwehren. Bei der Bewertung der Angemessenheit werden die konkreten Umstände des Einzelfalls und die Intensität des Angriffs berücksichtigt.

Es ist ratsam, in solchen Situationen Vorsicht walten zu lassen und den eigenen Schutz sowie den Schutz anderer Personen in den Vordergrund zu stellen. Es sollte immer abgewogen werden, ob der Einsatz von Notwehr tatsächlich zur Abwehr des Angriffs erforderlich ist oder ob es alternative Handlungsmöglichkeiten gibt, die ein geringeres Risiko für alle Beteiligten bergen.

Was passiert, wenn der Täter zunächst keine Gewalt anwendet, aber während der Flucht nach einem Diebstahl Gewalt oder Drohungen einsetzt?

In solchen Fällen könnte der Raubtatbestand gemäß § 249 StGB auch nachträglich verwirklicht werden, wenn die Gewaltanwendung oder die Drohungen während der Flucht dazu dienen, die gestohlene Sache in Besitz des Täters oder eines Dritten zu sichern. Wird beispielsweise gestohlene Ware durch Gewaltanwendung gegenüber einer Person verteidigt, kann diese nachträgliche Gewaltanwendung die Straftat von Diebstahl zu Raub transformieren. Das Gericht müsste jedoch sorgfältig prüfen, ob die Voraussetzungen des Raubtatbestands tatsächlich erfüllt sind.

Wie sollten Opfer oder Zeugen eines Raubüberfalls handeln?

Bei einem Raubüberfall steht der Schutz der eigenen Gesundheit und der Gesundheit anderer Beteiligter an oberster Stelle. Es ist ratsam, ruhig und besonnen zu handeln und den Forderungen des Täters – insbesondere bei Bedrohung mit einer Waffe – zunächst nachzukommen. Nach der Tat sollte unverzüglich die Polizei informiert werden, um die Fahndung nach dem Täter einzuleiten. Die Polizei ist auf eine möglichst detaillierte Beschreibung des Täters und des Tathergangs angewiesen. Darüber hinaus kann es hilfreich sein, sich nach möglichen Zeugen umzusehen und deren Kontaktdaten zu notieren.

Welche rechtlichen Ansprüche haben Opfer eines Raubüberfalls?

Opfer eines Raubüberfalls können grundsätzlich einen Anspruch auf Schadenersatz und Schmerzensgeld gegen den Täter geltend machen. Der Anspruch auf Schadenersatz umfasst die materiellen Schäden, die dem Opfer durch den Raub entstanden sind, wie zum Beispiel den Verlust von Geld oder Wertgegenständen. Schmerzensgeld kann hingegen bei körperlichen Verletzungen oder seelischen Schäden, die durch die Tat verursacht wurden, beansprucht werden. In einigen Fällen können Opfer auch Anspruch auf staatliche Entschädigungen im Rahmen des Opferentschädigungsgesetzes haben.

Ein Fazit zum Raub

Raub ist eine schwerwiegende Straftat, die mit erheblichen strafrechtlichen Konsequenzen sowie zivilrechtlichen Ansprüchen für die Opfer verbunden ist. Dieser Blogbeitrag hat Ihnen einen umfassenden Einblick in die juristischen Aspekte des Raubes gegeben, indem er die Gesetze, Gerichtsurteile, Strafen und häufig gestellte Fragen zum Thema erörtert hat. Wir hoffen, dass Ihnen dieser Artikel dabei hilft, die rechtlichen Zusammenhänge besser zu verstehen und informierte Entscheidungen über Ihre Rechte und Pflichten in Bezug auf Raubüberfälle zu treffen.

Sollten Sie weitere Fragen zum Raubrecht haben oder rechtliche Unterstützung bei einem konkreten Fall benötigen, zögern Sie bitte nicht, uns zu kontaktieren. Unsere erfahrenen und kompetenten Rechtsanwälte stehen Ihnen gerne zur Verfügung, um Sie in allen rechtlichen Belangen zum Thema Raub zu beraten und zu vertreten.

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