Sicherheitsdatenblätter – Sind Sie in Ihrem Beruf oder Alltag mit dem Umgang von Gefahrstoffen konfrontiert? Möchten Sie wissen, welche rechtlichen Voraussetzungen dafür gelten und wie Sie sicher und korrekt mit diesen Materialien umgehen können? Dann sind Sie hier genau richtig. In diesem Artikel erfahren Sie alles rund um juristische Grundlagen, die Bedeutung von Sicherheitsdatenblättern und wertvolle Tipps, die Ihnen Ihren Arbeitsalltag erleichtern können.

Warum Sicherheitsdatenblätter überhaupt existieren: eine kleine Geschichte der Chemikalien

Bevor wir tiefer in die Materie eintauchen, ist es interessant, sich die Frage zu stellen, warum Sicherheitsdatenblätter eigentlich notwendig sind. Die Antwort liegt zunächst einmal in der modernen Industrie und Chemie, wo täglich unzählige chemische Substanzen hergestellt, verarbeitet und transportiert werden.

Ohne geeignete Informationen über die Gefahren und den korrekten Umgang mit diesen Stoffen würden nicht nur Arbeiter, sondern auch die Umwelt gefährdet werden. Aus diesem Grund wurden Sicherheitsdatenblätter entwickelt: um genau zu informieren, welche Schutzmaßnahmen beim Umgang mit gefährlichen Chemikalien notwendig sind.

Die Welt des Rechts: Wer hat hier das Sagen?

Nun aber zur weniger spaßigen Seite des Themas: den Gesetzen und Vorschriften. Wie ist das mit den Sicherheitsdatenblättern rechtlich gesehen? Zunächst einmal ist es wichtig zu wissen, dass es eine Vielzahl von Gesetzen, Verordnungen und Richtlinien gibt, die von nationalen und internationalen Behörden erlassen werden, um den Umgang mit Gefahrstoffen kontrolliert und sicher zu gestalten.

Ein besonders wichtiges Regelwerk ist in diesem Zusammenhang die europäische Verordnung (EG) Nr. 1907/2006, auch REACH-Verordnung genannt (Registration, Evaluation, Authorisation and Restriction of Chemicals). Diese Verordnung hat das Ziel, den Schutz von Mensch und Umwelt vor chemischen Risiken sicherzustellen. Gemäß Artikel 31 der REACH-Verordnung sind Hersteller und Importeure von chemischen Stoffen verpflichtet, Sicherheitsdatenblätter zur Verfügung zu stellen, wenn die betreffenden Substanzen gefährlich eingestuft sind.

Und das in Deutschland? Da haben wir doch sicher noch ein Gesetz, oder?

Stimmt, in Deutschland gelten zusätzlich nationale Vorschriften, die zum Teil auch auf europäischen Richtlinien basieren. Hier spielt das Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) eine zentrale Rolle, welches die rechtliche Grundlage für den betrieblichen Arbeitsschutz darlegt. Das Ziel dieses Gesetzes ist es unter anderem, Gefährdungen für die Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten beim Umgang mit Gefahrstoffen möglichst zu vermeiden.

Ein weiteres wichtiges Gesetz ist das Chemikaliengesetz (ChemG), das den Schutz von Mensch, Tier und Umwelt vor schädlichen Stoffen und Zubereitungen sicherstellen soll. Hier finden sich auch Regelungen zur Kennzeichnung und Etikettierung von gefährlichen Stoffen, die eng mit dem Thema Sicherheitsdatenblätter verknüpft sind.

Die elementaren Bausteine eines Sicherheitsdatenblatts

Die Sicherheitsdatenblätter selbst sind in mehrere Abschnitte unterteilt, die jeweils unterschiedliche Informationen enthalten. Hier ist eine kleine Übersicht über die wichtigsten Abschnitte, die in jedem Sicherheitsdatenblatt enthalten sein müssen:

  • Abschnitt 1: Bezeichnung des Stoffs bzw. des Gemischs und des Unternehmens
  • Abschnitt 2: Mögliche Gefahren: Informationen zur Einstufung und Kennzeichnung des Stoffs
  • Abschnitt 3: Zusammensetzung oder Angaben zu den Bestandteilen
  • Abschnitt 4: Erste-Hilfe-Maßnahmen
  • Abschnitt 5: Maßnahmen zur Brandbekämpfung
  • Abschnitt 6: Maßnahmen bei unbeabsichtigter Freisetzung
  • Abschnitt 7: Handhabung und Lagerung
  • Abschnitt 8: Begrenzung und Überwachung der Exposition, persönliche Schutzausrüstung
  • Abschnitt 9: Physikalische und chemische Eigenschaften
  • Abschnitt 10: Stabilität und Reaktivität
  • Abschnitt 11: Toxikologische Informationen
  • Abschnitt 12: Umweltbezogene Angaben
  • Abschnitt 13: Entsorgungshinweise
  • Abschnitt 14: Angaben zum Transport
  • Abschnitt 15: Rechtsvorschriften
  • Abschnitt 16: Sonstige Angaben

Wie Sie sehen, wird hier wirklich alles abgedeckt, was für den sicheren Umgang mit einem gefährlichen Stoff relevant sein könnte.

Wie bekomme ich ein Sicherheitsdatenblatt und was muss ich damit tun?

Wie bereits erwähnt, liegt die Pflicht zur Bereitstellung von Sicherheitsdatenblättern bei den Herstellern und Importeuren. Als Anwender von chemischen Stoffen müssen Sie sicherstellen, dass Sie für alle gefährlichen Stoffe, die Sie verwenden, über ein aktuelles Sicherheitsdatenblatt (SDS) verfügen. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass Sicherheitsdatenblätter nicht unbegrenzt gültig sind. Bei Änderungen der gesetzlichen Vorgaben oder neuen Erkenntnissen zu den Gefährdungen eines Stoffes sollten Sie neue Sicherheitsdatenblätter anfordern.

Gemäß den rechtlichen Vorgaben müssen Sicherheitsdatenblätter in der Landessprache des Anwenders vorliegen. Achten Sie also darauf, dass das Sicherheitsdatenblatt auf Deutsch verfügbar ist, falls dies in Ihrem Land erforderlich ist.

Die Hersteller und Importeure sind verpflichtet, Ihnen das Sicherheitsdatenblatt unaufgefordert und kostenlos zur Verfügung zu stellen. Falls Sie kein Sicherheitsdatenblatt erhalten haben, sollten Sie unverzüglich Ihren Lieferanten kontaktieren und das SDS anfordern.

FAQs: Häufig gestellte Fragen zum Thema Sicherheitsdatenblätter und ihre Antworten

  • Frage: Muss ich die Inhalte des Sicherheitsdatenblatts meinen Mitarbeitern mitteilen?
  • Antwort: Ja, das ist sogar gesetzlich vorgeschrieben. Es ist Ihre Pflicht, Ihre Mitarbeiter über die Inhalte der Sicherheitsdatenblätter zu informieren, sie zu schulen und dafür zu sorgen, dass sie die erforderlichen Schutzmaßnahmen ergreifen.
  • Frage: Müssen Sicherheitsdatenblätter auch für ungefährliche Stoffe erstellt werden?
  • Antwort: Nein, grundsätzlich sind Sicherheitsdatenblätter nur für gefährliche Stoffe vorgeschrieben. Allerdings gibt es auch einige Ausnahmen, wo SDS für nicht gefährliche Stoffe verlangt werden können, z.B. wenn es besondere Vorschriften für die Verwendung des Stoffs gibt.
  • Frage: Gibt es eine vorgeschriebene Form für Sicherheitsdatenblätter?
  • Antwort: Ja, die Form und der Inhalt der Sicherheitsdatenblätter sind gesetzlich geregelt. Sicherheitsdatenblätter müssen einheitlich strukturiert sein und die Informationen in einer verständlichen und klaren Weise darstellen.

Checkliste: Worauf Sie beim Umgang mit Sicherheitsdatenblättern achten sollten

  • 1. Stellen Sie sicher, dass Sie für alle gefährlichen Stoffe in Ihrem Betrieb über ein aktuelles Sicherheitsdatenblatt verfügen.
  • 2. Achten Sie darauf, dass das Sicherheitsdatenblatt in der Landessprache des Anwenders vorliegt.
  • 3. Informieren Sie Ihre Mitarbeiter über die Inhalte der Sicherheitsdatenblätter und schulen Sie sie entsprechend.
  • 4. Stellen Sie die notwendige persönliche Schutzausrüstung für Ihre Mitarbeiter bereit, wie im Sicherheitsdatenblatt angegeben.
  • 5. Beachten Sie die vorgeschriebenen Lagerbedingungen für die jeweiligen Stoffe, um Unfälle und Gefahren zu vermeiden.
  • 6. Setzen Sie Maßnahmen zur Begrenzung und Überwachung der Exposition gegenüber gefährlichen Stoffen um.
  • 7. Befolgen Sie die Entsorgungshinweise für Chemikalien, um negative Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit zu minimieren.
  • 8. Bewahren Sie Sicherheitsdatenblätter an einem leicht zugänglichen Ort für Ihre Mitarbeiter auf und sorgen Sie dafür, dass sie immer griffbereit sind.
  • 9. Halten Sie sich über Gesetzesänderungen und neue Erkenntnisse im Bereich der Gefahrstoffe auf dem Laufenden, um stets gut informiert zu sein.
  • 10. Zögern Sie nicht, bei Unklarheiten oder Bedenken einen Anwalt oder die zuständigen Behörden zu kontaktieren.

Fallstudie: Ein brenzliges Beispiel aus der Praxis

Ein mittelständischer Betrieb, der mit der Herstellung von Kunststoffprodukten befasst ist, kommt täglich mit verschiedenen chemischen Stoffen und Lösungen in Berührung. Kürzlich wurde ein neues Reinigungsmittel eingeführt, um die Produktionsanlagen effektiv von klebrigen Rückständen zu befreien.

Der Produktionsleiter bestellte das neue Reinigungsmittel und ging davon aus, dass es sich hierbei um einen harmlosen Stoff handelt. Allerdings war er sich nicht im Klaren über die Eigenschaften des Reinigungsmittels und las das Sicherheitsdatenblatt nicht sorgfältig durch.

Einige Wochen später kam es zu einem Vorfall, bei dem ein Mitarbeiter das Reinigungsmittel versehentlich mit einem brennbaren Lösungsmittel vermischt hatte. Die beiden Stoffe reagierten miteinander und es entstand ein kleines Feuer, das glücklicherweise schnell gelöscht werden konnte.

Nach diesem Vorfall wurde der Betrieb von den zuständigen Behörden überprüft und man stellte fest, dass das Sicherheitsdatenblatt für das Reinigungsmittel nicht dem Personal zur Verfügung gestellt wurde. Darüber hinaus wurden auch keine Schulungen zum Umgang mit dem neuen Reinigungsmittel angeboten.

Die Konsequenzen für den Betrieb waren empfindliche Bußgelder. Zudem musste das Unternehmen in Schulungen und neue Sicherheitsmaßnahmen investieren, um zukünftige Vorfälle dieser Art zu verhindern.

Dieses Beispiel zeigt deutlich, wie wichtig es ist, sich mit den Sicherheitsdatenblättern der verwendeten Stoffe auseinanderzusetzen und seine Mitarbeiter über die jeweiligen Risiken und Vorsichtsmaßnahmen zu informieren.

Abschließende Worte zur den Sicherheitsdatenblättern

Die Welt der Sicherheitsdatenblätter mag für viele Laien trocken und vielleicht sogar langweilig erscheinen. Doch wie die geschilderten Beispiele und Informationen zeigen, ist es für den sicheren Umgang mit Gefahrstoffen von entscheidender Bedeutung, sich mit den rechtlichen Vorgaben und praktischen Hinweisen auseinanderzusetzen.

Indem Sie sich bemühen, die Inhalte der Sicherheitsdatenblätter zu verstehen und deren Empfehlungen zu befolgen, tragen Sie aktiv zum Schutz Ihrer Mitarbeiter, der Umwelt und natürlich auch Ihres Unternehmens bei. Die hier vermittelten Informationen sind nur ein kleiner Teil dessen, was in der Welt der Chemikalien und Stoffe vorzufinden ist. Wir hoffen jedoch, dass wir Ihnen einen guten Überblick über das Thema geben konnten und Ihr Interesse geweckt haben, sich weiterführend mit Sicherheitsdatenblättern auseinanderzusetzen.

Sollten Sie noch weitere Fragen oder Anliegen zum Thema haben, zögern Sie nicht, sich mit uns in Verbindung zu setzen. Unsere Anwälte stehen Ihnen gerne zur Verfügung, um Ihre Zweifel auszuräumen und Sie tatkräftig bei der Umsetzung von Sicherheitskonzepten zu unterstützen.

Unsere Rechtsanwälte stehen Ihnen bundesweit und im deutschsprachigen Ausland zur Verfügung.

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