Die Sterbegeldversicherung ist eine Form der Lebensversicherung, die im Zusammenhang mit den finanziellen Belastungen beim Tod eines Menschen steht. Doch was genau ist eine Sterbegeldversicherung? Welche rechtlichen Grundlagen gibt es? Wie unterscheidet sie sich von anderen Versicherungen? Und welche Vorteile hat sie?

Als erfahrener Rechtsanwalt möchte ich Ihnen in diesem Blog-Beitrag alle wichtigen Informationen zur Sterbegeldversicherung vermitteln – inklusive wesentlicher Gesetze, aktueller Gerichtsurteile und nützlichen FAQs. Ich werde Sie auf dem Weg zu einer fundierten Entscheidungsfindung begleiten.

Wir beginnen mit einer grundlegenden Definition der Sterbegeldversicherung.

Definition: Sterbegeldversicherung

Eine Sterbegeldversicherung ist eine Versicherung, die die finanzielle Absicherung der Hinterbliebenen im Trauerfall gewährleistet. Im Todesfall des Versicherungsnehmers wird eine im Vertrag festgelegte Versicherungssumme an die benannten Begünstigten ausgezahlt, um Bestattungskosten und weitere im Zusammenhang mit dem Tod entstehende Ausgaben abzudecken. Diese Versicherungsart gehört zur Kategorie der Risikolebensversicherungen und soll vor allem Personen mit eingeschränkter finanzieller Handlungsfähigkeit die Möglichkeit bieten, Vorsorge für den Todesfall zu treffen.

Rechtliche Grundlagen der Sterbegeldversicherung

Die Sterbegeldversicherung ist gesetzlich im Versicherungsvertragsgesetz (VVG), speziell in den §§ 178-209 VVG, geregelt. In den folgenden Abschnitten werde ich Ihnen die rechtlichen Grundlagen der Sterbegeldversicherung in Bezug auf das VVG und andere relevante Gesetze vorstellen.

§§ 178-185 VVG: Vertragsabschluss und -dauer

Vertragsabschluss: Der Vertrag über eine Sterbegeldversicherung kommt durch den Antrag des Versicherungsnehmers und die Annahme des Versicherers zustande. In der Regel handelt es sich um einen schriftlichen Vertrag.

Laufzeit: Die Vertragslaufzeit beträgt meist mehrere Jahre bis zur Erreichung des vertraglich festgelegten Endalters. Dieses liegt in der Regel zwischen 80 und 100 Jahren. Die Zahlung der Beiträge endet in der Regel vor dem Endalter oder bei Erreichen einer Mindestsumme durch Beitragszahlungen.

§§ 186-195 VVG: Leistungsumfang und -zeitpunkt

Die Leistung aus der Sterbegeldversicherung besteht in der Zahlung einer vereinbarten Geldsumme beim Tod des Versicherungsnehmers. Die Höhe der Versicherungsleistung sowie deren Auszahlungszeitpunkt sind im Versicherungsvertrag festzulegen.

  • Die Summe wird in der Regel innerhalb von 30 Tagen nach Eintritt des Versicherungsfalls und Vorlage der notwendigen Unterlagen (z.B. Sterbeurkunde des Versicherungsnehmers) gezahlt.
  • Die Leistungshöhe ist abhängig von den individuell vereinbarten Beiträgen und der Versicherungsdauer und kann während der Vertragslaufzeit angepasst werden, indem die Prämien erhöht oder reduziert werden.

§§ 196-202 VVG: Widerruf, Kündigung und Umwandlung

Widerrufsrecht: Innerhalb von 14 Tagen nach Vertragsschluss kann der Versicherungsnehmer den Vertrag ohne Angabe von Gründen widerrufen. Nach Widerruf und Rücksendung der Versicherungspolice erfolgt die Rückerstattung bereits gezahlter Beiträge.

Kündigung: Der Vertrag kann nach Ablauf einer Mindestlaufzeit von 12 oder 24 Monaten ordentlich gekündigt werden, wobei die Kündigungsfrist 3 Monate beträgt. Die Kündigung muss schriftlich erfolgen und richtet sich nach den individuellen Vertragsbedingungen.

Umwandlung: Zudem besteht die Option, eine Sterbegeldversicherung in eine Kapitallebensversicherung umzuwandeln oder sie in eine private Rentenversicherung einzubringen, wodurch sich der Charakter der Versicherung und die Leistungen ändern.

§ 209 VVG: Insolvenzsicherung und Versicherungsschutz

Die Insolvenzsicherung der Sterbegeldversicherung ist durch die gesetzliche Pflicht des Versicherers gewährleistet, Mitglied des Sicherungsfonds Protektor Lebensversicherungs-AG zu sein. Damit wird sichergestellt, dass im Falle einer Insolvenz des Versicherers der Versicherungsschutz fortbesteht und die Versicherungsverhältnisse von einem anderen Unternehmen weitergeführt werden.

Abgrenzung zu anderen Versicherungsarten

Im folgenden Abschnitt wird die Sterbegeldversicherung zu anderen Versicherungsarten abgegrenzt, um ein besseres Verständnis für ihre Besonderheiten zu legen.

Risikolebensversicherung

Die Risikolebensversicherung ist eine weitere Form der Lebensversicherung, die ausschließlich im Todesfall Leistungen für die Hinterbliebenen erbringt. Der Hauptunterschied zur Sterbegeldversicherung besteht jedoch in der Absicherungssumme.

  • Die Risikolebensversicherung zielt darauf ab, die finanziellen Verpflichtungen des Versicherungsnehmers gegenüber den Begünstigten, beispielsweise Partner, Kinder oder Geschäftspartner, abzudecken. Daher sind die Versicherungssummen meist erheblich höher als bei der Sterbegeldversicherung.
  • Die Sterbegeldversicherung dagegen deckt in der Regel nur die anfallenden Bestattungskosten und weitere Kosten im Zusammenhang mit dem Tod. Daher sind die Versicherungssummen vergleichsweise niedriger.
  • Während bei der Risikolebensversicherung keine Wartezeit besteht, kann bei der Sterbegeldversicherung eine solche vereinbart werden. Dies bedeutet, dass die vollständige Versicherungssumme erst nach Ablauf der Wartezeit im Todesfall gezahlt wird. Üblicherweise beträgt diese Wartezeit 1-3 Jahre.

Kapitallebensversicherung

Die Kapitallebensversicherung ist eine Versicherung, welche die Risikovorsorge für den Todesfall mit einer Sparleistung verbindet. Die Unterschiede zur Sterbegeldversicherung sind folgendermaßen:

  • Bei der Kapitallebensversicherung werden während der Vertragslaufzeit kontinuierlich Beiträge gezahlt, welche sich in der Summe der Versicherungsprämie und dem Sparanteil aufteilen.
  • Diese Versicherung erbringt eine entsprechende Leistung sowohl im Todesfall als auch am Ende der Vertragslaufzeit (Ablaufleistung), welche aufgrund des Sparanteils in der Regel höher ist als bei der Sterbegeldversicherung.
  • Der Schwerpunkt der Kapitallebensversicherung liegt in der Altersvorsorge, während die Sterbegeldversicherung primär die finanzielle Entlastung der Hinterbliebenen im Trauerfall im Fokus hat.

Vorteile der Sterbegeldversicherung

Entscheidet man sich für eine Sterbegeldversicherung, so ergeben sich daraus verschiedene Vorteile für Versicherungsnehmer und Begünstigte:

  • Finanzielle Absicherung der Hinterbliebenen: Die Versicherungsleistung wird im Todesfall direkt an die Begünstigten ausgezahlt und dient dazu, entstandene Bestattungskosten und allgemeine Kosten im Zusammenhang mit dem Tod des Versicherungsnehmers abzudecken.
  • Unkomplizierte Antragstellung: Der Abschluss einer Sterbegeldversicherung gestaltet sich meist einfacher und weniger zeitaufwändig als der Abschluss anderer Lebensversicherungen. In der Regel ist eine Gesundheitsprüfung nicht erforderlich.
  • Schutz vor Pfändungen: Die Sterbegeldversicherung ist bis zu einer gewissen Höhe (~8.000 Euro) vor Pfändungen geschützt. Dies bedeutet, dass im Falle von finanziellen Schwierigkeiten des Versicherungsnehmers die Leistung für die Hinterbliebenen dennoch gewährleistet ist.
  • Individuelle Vertragsgestaltung: Die Versicherungssumme, die Beiträge und die Laufzeit können in der Regel individuell an die Bedürfnisse des Versicherungsnehmers angepasst werden. Somit lässt sich eine für alle Beteiligten passende Lösung finden.

Aktuelle Gerichtsurteile zur Sterbegeldversicherung

Im Folgenden werde ich aktuelle Gerichtsurteile vorstellen, welche die Sterbegeldversicherung und ihre rechtliche Handhabung betreffen.

Bundesgerichtshof (BGH), Urteil vom 11. Dezember 2019 – IV ZR 235/18

In diesem Urteil bestätigte der BGH, dass ein Ausschluss von Alkohol- oder Rauschgiftfolgen als Leistungsausschluss in einer Sterbegeldversicherung grundsätzlich zulässig ist. Es gilt jedoch zu beachten, dass der konkrete Vertrag immer unter Berücksichtigung der geltenden Rechtsprechung und Vertragsklauseln bewertet werden muss.

Landgericht Koblenz, Urteil vom 25. April 2014 – 13 O 159/13

Das Landgericht Koblenz entschied, dass der Versicherer seine Leistungen nicht aufgrund einer Vertragsverlängerung verweigern kann, wenn die Verlängerung lediglich eine vorübergehende beitragsfreie Zeit grob überschritt und der Versicherungsnehmer eine schlüssige Begründung hierfür vorlegte.

FAQs zur Sterbegeldversicherung

Im Folgenden finden Sie Antworten auf häufig gestellte Fragen zur Sterbegeldversicherung.

Wofür kann die Versicherungsleistung verwendet werden?

Die Versicherungsleistung aus einer Sterbegeldversicherung dient in erster Linie dazu, die Bestattungskosten und weitere im Zusammenhang mit dem Tod entstehende Ausgaben zu decken. Dazu können unter anderem Trauerfeier, Grabstein oder Nachlassregelungen zählen. In der Regel gibt es jedoch keine konkreten Verwendungsauflagen für die ausgezahlte Summe, sodass die Begünstigten darüber frei verfügen können.

Ist eine Sterbegeldversicherung für jeden sinnvoll?

Ob eine Sterbegeldversicherung für eine Person sinnvoll ist oder nicht, hängt von den individuellen Bedürfnissen und den finanziellen Verhältnissen ab. Insbesondere für Personen mit eingeschränkter finanzieller Handlungsfähigkeit oder für solche, die ihren Hinterbliebenen eine finanzielle Entlastung im Trauerfall ermöglichen möchten, kann eine Sterbegeldversicherung eine passende Lösung sein. Es empfiehlt sich jedoch, vorab verschiedene Angebote zu vergleichen und die Vor- und Nachteile abzuwägen.

Welche Kosten kommen auf einen Sterbegeldversicherungsnehmer zu?

Die Kosten für eine Sterbegeldversicherung setzen sich aus den monatlichen Beiträgen zusammen, deren Höhe von der gewählten Versicherungssumme, der Vertragslaufzeit, dem Eintrittsalter und dem Geschlecht des Versicherungsnehmers abhängt. Zusätzliche Kosten können durch eventuelle Zuschläge für bestimmte Risiken oder Zusatzversicherungen entstehen.

Wie hoch sollte die Versicherungssumme sein?

Die Höhe der Versicherungssumme sollte so gewählt werden, dass sie die voraussichtlichen Kosten für die Bestattung und weitere im Zusammenhang mit dem Tod entstehende Ausgaben abdeckt. Dabei sollte auch der persönliche Wunsch nach einer bestimmten Art von Bestattung (z.B. Erdbestattung, Feuerbestattung) berücksichtigt werden. Da die Kosten für Bestattungen regional variieren können, ist es ratsam, sich im Vorfeld über die üblichen Bestattungskosten am Wohnort zu informieren.

Sind Sterbegeldversicherungen übertragbar?

Grundsätzlich können Sterbegeldversicherungen unter bestimmten Voraussetzungen auf eine andere Person übertragen werden. Dabei muss jedoch die Zustimmung des Versicherers eingeholt werden, der in der Regel ein Umschreiben der Versicherung gegen Zahlung einer Gebühr ermöglicht. Eine Übertragung kann z.B. in Betracht kommen, wenn der Versicherungsnehmer schwer erkrankt ist und sichergehen möchte, dass die Leistungen auch bei seinem Tod an die Hinterbliebenen fließen.

Kann ich einen laufenden Vertrag widerrufen oder kündigen?

Ja, einen laufenden Vertrag können Sie widerrufen oder kündigen. Das Widerrufsrecht besteht innerhalb von 14 Tagen nach Vertragsschluss und erfordert keine Angabe von Gründen. Bei einer ordentlichen Kündigung beträgt die Kündigungsfrist in der Regel 3 Monate und ist erst nach Ablauf einer Mindestlaufzeit von 12 oder 24 Monaten möglich. Die genauen Vertragsbedingungen variieren jedoch von Anbieter zu Anbieter und sollten in jedem Einzelfall geprüft werden.

Welche steuerlichen Aspekte müssen berücksichtigt werden?

Die Beiträge zu einer Sterbegeldversicherung sind grundsätzlich nicht steuerlich absetzbar, da sie nicht als Vorsorgeaufwand im Sinne des Einkommensteuergesetzes gelten. Die Auszahlung der Versicherungsleistung im Todesfall ist jedoch steuerfrei, solange der Vertrag bestimmten Bedingungen entspricht. Insbesondere muss die Versicherungssumme nicht zur Erbschaftssteuer hinzugerechnet werden, wenn sie lediglich zur Deckung der Bestattungskosten verwendet wird.

Welche Rolle spielen Lebensversicherungen in der Pflegeversicherung?

Lebensversicherungen wie die Sterbegeldversicherung können im Rahmen der Pflegeversicherung als zusätzliche private Altersvorsorge zur Absicherung von Pflegerisiken genutzt werden. So kann die Leistung aus einer Sterbegeldversicherung beispielsweise dazu verwendet werden, die finanzielle Belastung durch Pflegekosten im Todesfall zu verringern. Grundsätzlich ist jedoch zu beachten, dass Lebensversicherungen allein keine vollständige Absicherung des Pflegerisikos gewährleisten und gegebenenfalls weitere Vorsorgeinstrumente (z.B. Pflegezusatzversicherungen) in Betracht gezogen werden sollten.

Fazit zur Sterbegeldversicherung

Die Sterbegeldversicherung ist eine wichtige Form der Lebensversicherung, die insbesondere zur finanziellen Absicherung der Hinterbliebenen im Trauerfall beiträgt. Angesichts der vielfältigen Vertragsformen und der individuellen Gestaltungsmöglichkeiten sollte jedoch jeder potenzielle Versicherungsnehmer seinen Bedarf und die Kosten einer Sterbegeldversicherung sorgfältig prüfen und Vor- und Nachteile abwägen.

Die in diesem Blog-Beitrag dargelegten rechtlichen Grundlagen und Ausführungen sind lediglich allgemeiner Natur und können eine individuelle Rechtsberatung im Einzelfall nicht ersetzen. Als erfahrener Rechtsanwalt stehe ich Ihnen jedoch gerne für weiterführende Fragen zur Verfügung und unterstütze Sie bei der rechtssicheren Gestaltung Ihres Sterbegeldversicherungsvertrags.

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