Anwalt grob fahrlässig – Das Thema grobe Fahrlässigkeit ist nicht nur im Straßenverkehr oder bei Unfällen relevant, sondern auch im Bereich der Rechtsberatung und -vertretung durch Anwälte. In diesem Blog-Beitrag gehen wir auf die Frage ein, wann ein Anwalt grob fahrlässig handelt, was dies für Folgen haben kann und wie Mandanten davor geschützt sind.

Inhaltsverzeichnis:

  1. Diese Aktionen gelten als grob fahrlässiges Verhalten durch den Anwalt.
  2. Die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Anwaltshaftung
  3. Konkrete Beispielfälle von grob fahrlässigem Handeln bei Anwälten
  4. Folgen einer grob fahrlässigen Handlung für den Anwalt und den Mandanten
  5. Mögliche Maßnahmen zur Vorbeugung und Risikominderung
  6. Fragen rund um die grobe Fahrlässigkeit von Anwälten
  7. Zusammenfassung und Schlussgedanken

Diese Aktionen gelten als grob fahrlässiges Verhalten durch den Anwalt

Grobe Fahrlässigkeit liegt vor, wenn eine Person die im Verkehr erforderliche Sorgfalt in besonders schwerem Maße missachtet. Im Anwaltsrecht kann dies unter anderem bedeuten, dass ein Anwalt entweder bewusst oder unbewusst wesentliche Pflichten vernachlässigt, die ihm als Rechtsvertreter obliegen. Beispiele für grob fahrlässiges Verhalten sind unter anderem:

  • Nicht fristgerechtes Einreichen von Schriftsätzen oder Einspruchsfristen bei Gericht, obwohl dies zwingend erforderlich ist.
  • Die Verletzung von Datenschutzrechten, beispielsweise durch verschlüsselte E-Mails
  • Das Ausführen einer Tätigkeit in unzureichender Weise, da z.B. unbekannte oder ausstehende Stellungnahmen nicht recherchiert oder nicht korrekt abgewägt wurden.
  • Ein fehlerhaftes rechtliches Gutachten, das auf der Nichtbeachtung einschlägiger Rechtsprechung oder auf falschen oder veralteten Gesetzen beruht.

Die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Anwaltshaftung

Die Haftung eines Anwalts für grob fahrlässiges Handeln ergibt sich aus § 2 Abs. 1 Nr. 5 des Rechtsanwaltsvergütungsgesetzes (RVG) in Verbindung mit § 280 BGB. Dabei handelt es sich um eine deliktische Haftung, die das Verschulden des Anwalts als gegeben voraussetzt. Das bedeutet, dass der anwaltliche Schuldner dem Kontoinhaber auf Schadensersatz haftet, wenn er seine einer guten Sache geschuldete Sorgfalt (z.B. die ordnungsgemäße Fristwahrung) verletzt und dadurch dem Mandanten ein Schaden entsteht.

Konkrete Beispielfälle von grob fahrlässigem Handeln bei Anwälten

In der Praxis gibt es zahlreiche Fälle von grob fahrlässigem Handeln durch Anwälte. Einige Beispiele, die verschiedene Aspekte der Anwaltshaftung verdeutlichen, sind:

  • Ein Anwalt reicht ein vorsätzlich falsches Gutachten beim Familiengericht ein, um die Bedürftigkeit eines Elternteils in einem Unterhaltsstreit zu Gunsten seines Mandanten zu beeinflussen. Hierbei handelt der Anwalt wissentlich und vorsätzlich gegen seinen Berufskodex.
  • Ein Anwalt erarbeitet ein fehlerhaftes Testament, ohne die gesetzlichen Formvorschriften oder Bindungswirkungen der Verfügungen zu beachten. Der Erbe erleidet dadurch erhebliche finanzielle Einbußen, weil das Testament für unwirksam erklärt wird.
  • Ein Anwalt gibt seinem Mandanten eine falsche Fristsetzung für die Einreichung einer Klage an. Dadurch verstreicht die gesetzliche Frist und der Mandant verliert sämtliche Ansprüche, die er geltend machen wollte.

Folgen einer grob fahrlässigen Handlung für den Anwalt und den Mandanten

Sollte ein Anwalt grob fahrlässig handeln, können sowohl für ihn als auch für den Mandanten unangenehme Konsequenzen folgen:

  • Der Mandant erleidet einen Vermögensschaden, der von der verursachten Versäumnis abhängt. Im schlimmsten Fall kann dies zum Verlust des gesamten Prozesses oder zur Unwirksamkeit einer testamentarischen Verfügung führen.
  • Der Anwalt kann gemäß der berufsrechtlichen Normen disziplinarrechtlich belangt werden und eine Rüge, einen Verweis oder sogar ein Berufsverbot erhalten. Im Fall einer Haftung für Schadenersatzforderungen des Mandanten können zudem zivilrechtliche Schadenersatzansprüche geltend gemacht werden.
  • In besonders schweren Fällen, beispielsweise bei einer vorsätzlichen Verletzung seiner professionellen Sorgfaltspflicht, kann der Anwalt sogar strafrechtlich belangt werden.

Mögliche Maßnahmen zur Vorbeugung und Risikominderung

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie Anwälte und Mandanten einem fahrlässigen Handeln vorbeugen und das Risiko einer groben Fahrlässigkeit minimieren können:

  1. Anwälte sollten sich kontinuierlich weiterbilden, um immer auf dem neuesten Stand der Rechtsprechung und Gesetzgebung zu sein.
  2. Mandanten sollten sorgfältig darauf achten, welche Anwälte sie für ihre rechtlichen Belange heranziehen. Dabei können Onlinebewertungen und Empfehlungen helfen, einen seriösen und kompetenten Anwalt ausfindig zu machen.
  3. Anwälte können sich durch eine Berufshaftpflichtversicherung gegen die finanziellen Folgen einer Haftung absichern.
  4. Mandanten und Anwälte sollten eine vertrauensvolle Zusammenarbeit pflegen, die auf Transparenz und Kommunikation basiert.

Fragen rund um die grobe Fahrlässigkeit von Anwälten

Wie kann ich feststellen, ob mein Anwalt grob fahrlässig gehandelt hat?
Zunächst sollten Sie den Sachverhalt mit Ihrem Anwalt besprechen und um Stellungnahme bitten. Sollten Sie weiterhin Zweifel haben, suchen Sie den Rat eines unabhängigen Rechtsanwalts, der den Fall prüft und Ihnen weiterhelfen kann.

Wie sind die Erfolgsaussichten für Schadenersatzforderungen gegenüber einem Anwalt bei grober Fahrlässigkeit?
Die Erfolgsaussichten hängen vom Einzelfall und der konkreten Sachlage ab. In jedem Fall sollte hier jedoch ein Anwalt konsultiert werden.

Sind alle Anwälte gegen grobe Fahrlässigkeit versichert?
Die meisten Anwälte verfügen über eine Berufshaftpflichtversicherung, die auch einen Großteil der möglichen Fälle von grober Fahrlässigkeit abdeckt. Allerdings gibt es keine Pflicht zur Absicherung gegen jede Form der groben Fahrlässigkeit.

Zusammenfassung und Schlussgedanken

Grobe Fahrlässigkeit im Anwaltsbereich ist ein ernstzunehmendes Thema, das sowohl für Anwälte als auch für Mandanten gravierende Folgen haben kann. Durch eine kontinuierliche Weiterbildung, eine gute Kommunikation und sorgfältige Auftragsausführung kann das Risiko reduziert werden. Außerdem sollte jeder Mandant darauf achten, nur vertrauenswürdige und kompetente Anwälte zu beauftragen.

In schwierigen Fällen empfiehlt es sich, den Rat eines unabhängigen Rechtsanwalts zu suchen, um die Sachlage juristisch zu prüfen und gegebenenfalls rechtliche Schritte gegen die verantwortliche Anwaltskanzlei einzuleiten.

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