Das Bauvorhaben ist geplant, die Finanzierung steht, doch bevor der erste Spatenstich erfolgen kann, benötigen Sie eine Baugenehmigung. Dieser Beitrag führt Sie Schritt für Schritt durch den Prozess der Beantragung und Erlangung einer Baugenehmigung. Dabei werden rechtliche Hintergründe, Beispiele, Gesetze und aktuelle Gerichtsurteile erläutert, um Ihnen einen fundierten Einblick in das Thema zu geben.

Inhaltsverzeichnis

  1. Gesetzliche Grundlagen
  2. Bauantrag erstellen
  3. Bauvorbescheid
  4. Baugenehmigungsverfahren
  5. Nachbesserungen und Widerspruch
  6. Genehmigungsfreie Vorhaben
  7. Baugenehmigung und Verjährung
  8. Schritt für Schritt: Der Prozess der Baugenehmigung
  9. FAQ
  10. Zusammenfassung zur Baugenehmigung

Gesetzliche Grundlagen

Die gesetzlichen Grundlagen für die Baugenehmigung sind in den Landesbauordnungen (LBO) der einzelnen Bundesländer geregelt. Grundlage ist das öffentliche Baurecht, das im Baugesetzbuch (BauGB) und in der Baunutzungsverordnung (BauNVO) festgelegt ist. Im öffentlichen Baurecht wird zwischen Bauplanungsrecht und Bauordnungsrecht unterschieden. Das Bauplanungsrecht regelt die Zulässigkeit von Bauvorhaben, während das Bauordnungsrecht die technischen Anforderungen an Bauwerke im Immobilienrecht festlegt.

Bauantrag erstellen

Der erste Schritt zur Erlangung einer Baugenehmigung ist die Erstellung eines Bauantrags. Dieser Antrag muss bei der zuständigen Bauaufsichtsbehörde eingereicht werden und folgende Unterlagen enthalten:

  • Bauantragsformular
  • Bauzeichnungen
  • Baubeschreibung
  • Nachweise über die Einhaltung bautechnischer Anforderungen (z.B. Statik, Wärmeschutz, Schallschutz)
  • Nachweis der Grundstückseigentümerschaft
  • Einverständniserklärung der Nachbarn (in einigen Bundesländern erforderlich)

Der Bauantrag sollte von einem erfahrenen Architekten oder Bauingenieur erstellt werden, da die Anforderungen an die Unterlagen sehr hoch sind und Fehler im Antrag zu Verzögerungen oder Ablehnungen führen können.

Bauvorbescheid

Bevor der eigentliche Bauantrag gestellt wird, kann ein Bauvorbescheid beantragt werden. Dieser gibt vorab Auskunft darüber, ob das geplante Bauvorhaben grundsätzlich zulässig ist und welche Anforderungen zu beachten sind. Der Bauvorbescheid ist kein Ersatz für die Baugenehmigung, sondern eine vorläufige Entscheidung der Bauaufsichtsbehörde. Ein Bauvorbescheid ist insbesondere dann sinnvoll, wenn:

  • es sich um ein komplexes Bauvorhaben handelt,
  • das Bauvorhaben von den Festsetzungen des Bebauungsplans abweicht,
  • das Grundstück in einem Sanierungsgebiet oder einem Überschwemmungsgebiet liegt.

Baugenehmigungsverfahren

Nachdem der Bauantrag bei der zuständigen Behörde eingereicht wurde, beginnt das Baugenehmigungsverfahren. Die Behörde prüft den Antrag auf Vollständigkeit und Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben. Hierbei werden insbesondere folgende Aspekte geprüft:

  • Übereinstimmung mit den Festsetzungen des Bebauungsplans
  • Einhaltung der Abstandsflächen und der baurechtlichen Vorgaben
  • Einbindung in die vorhandene Infrastruktur (z.B. Erschließung, Verkehrsanbindung)
  • Nachbarschutz (z.B. Lärmschutz, Sichtschutz)
  • Denkmalschutz und Umweltauflagen

Während des Baugenehmigungsverfahrens können auch Stellungnahmen von anderen Behörden (z.B. Umweltamt, Denkmalschutzbehörde) und Trägern öffentlicher Belange (z.B. Versorgungsunternehmen) eingeholt werden. Die Bauaufsichtsbehörde prüft diese Stellungnahmen und entscheidet dann über die Erteilung der Baugenehmigung. Die Bearbeitungszeit für einen Bauantrag beträgt in der Regel drei bis sechs Monate, kann aber in Einzelfällen auch länger dauern.

Nachbesserungen und Widerspruch

Wird der Bauantrag abgelehnt, kann die Bauaufsichtsbehörde Nachbesserungen verlangen oder Auflagen erteilen. In diesem Fall müssen die beanstandeten Punkte korrigiert oder die Auflagen erfüllt werden. Anschließend kann der Antrag erneut zur Prüfung eingereicht werden.

Im Falle einer Ablehnung des Bauantrags oder einer Auflage, die als unzumutbar empfunden wird, kann Widerspruch eingelegt werden. Der Widerspruch muss innerhalb eines Monats nach Zustellung des Bescheids schriftlich bei der Bauaufsichtsbehörde eingereicht werden. Wird der Widerspruch abgelehnt, kann Klage vor dem Verwaltungsgericht erhoben werden.

Genehmigungsfreie Vorhaben

Einige Bauvorhaben sind genehmigungsfrei und bedürfen keiner Baugenehmigung. In der Regel handelt es sich dabei um kleinere Vorhaben, wie z.B. Gartenhäuser, Carports oder Terrassenüberdachungen. Die genauen Regelungen für genehmigungsfreie Bauvorhaben sind in den Landesbauordnungen der einzelnen Bundesländer festgelegt und können variieren. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass auch für genehmigungsfreie Bauvorhaben die baurechtlichen Vorschriften einzuhalten sind.

Zudem kann es sein, dass für bestimmte genehmigungsfreie Bauvorhaben eine Bauanzeige bei der zuständigen Bauaufsichtsbehörde erforderlich ist.

Baugenehmigung und Verjährung

Eine erteilte Baugenehmigung ist nicht unbegrenzt gültig. Die Geltungsdauer ist in den jeweiligen Landesbauordnungen festgelegt und beträgt in der Regel zwei bis fünf Jahre. Innerhalb dieser Frist muss mit dem Bau begonnen werden, andernfalls verliert die Baugenehmigung ihre Gültigkeit. Eine Verlängerung der Baugenehmigung ist in begründeten Fällen und unter Einhaltung bestimmter Fristen möglich. Hierzu muss ein Antrag auf Verlängerung bei der zuständigen Bauaufsichtsbehörde gestellt werden.

Schritt für Schritt: Der Prozess der Baugenehmigung

Im Folgenden werden wir den Prozess der Baugenehmigung Schritt für Schritt erläutern, um Ihnen eine klare Vorstellung davon zu geben, was auf dem Weg zur Genehmigung Ihres Bauvorhabens zu erwarten ist.

Schritt 1: Prüfung der Bauplanung und Bauvoranfrage

Zu Beginn sollten Sie mit einem Architekten oder Bauingenieur Ihre Bauplanung durchgehen und prüfen, ob das geplante Bauvorhaben den geltenden Gesetzen und Vorschriften entspricht. In dieser Phase kann es sinnvoll sein, eine Bauvoranfrage (auch als Vorbescheid bezeichnet) bei der zuständigen Baubehörde zu stellen. Dies ist ein formloser Antrag, der dazu dient, die grundlegenden Rahmenbedingungen für Ihr Bauvorhaben abzuklären. Die Bauvoranfrage ist jedoch nicht verpflichtend und kann auch übergangen werden.

Schritt 2: Bauantrag und Einreichung der Unterlagen

Der nächste Schritt ist die Einreichung des Bauantrags bei der zuständigen Baubehörde. Der Bauantrag muss durch eine Bauvorlageberechtigte Person (z.B. Architekt oder Bauingenieur) erstellt und unterschrieben werden. Zu den einzureichenden Unterlagen gehören unter anderem:

  • Bauzeichnungen
  • Baubeschreibung
  • Standsicherheitsnachweis
  • Wärmeschutznachweis
  • Schallschutznachweis
  • Brandschutznachweis
  • Entwässerungsplan
  • Grundstücksnachweis (z.B. Grundbuchauszug oder Eigentumsurkunde)

Beachten Sie, dass die genauen Anforderungen an die einzureichenden Unterlagen je nach Bundesland und Art des Bauvorhabens variieren können.

Schritt 3: Prüfung des Bauantrags durch die Baubehörde

Nachdem der Bauantrag eingereicht wurde, prüft die Baubehörde die Unterlagen auf Vollständigkeit und Übereinstimmung mit den geltenden Gesetzen und Vorschriften. Dieser Prozess kann mehrere Wochen oder sogar Monate dauern, je nach Umfang und Komplexität des Bauvorhabens. In dieser Phase kann die Baubehörde auch Stellungnahmen von anderen Behörden (z.B. Denkmalschutzbehörde, Immissionsschutzbehörde) oder von Nachbarn einholen.

Schritt 4: Erteilung der Baugenehmigung oder Ablehnung des Bauantrags

Nach Prüfung des Bauantrags wird die Baubehörde entweder die Baugenehmigung erteilen oder den Bauantrag ablehnen. Bei einer Ablehnung müssen die Gründe für die Ablehnung schriftlich mitgeteilt werden, und es besteht die Möglichkeit, Widerspruch gegen die Entscheidung einzulegen. Bei einer Baugenehmigung können Auflagen oder Bedingungen an die Genehmigung geknüpft werden, die vor Baubeginn erfüllt werden müssen.

Schritt 5: Baubeginn und Bauüberwachung

Nach Erhalt der Baugenehmigung können Sie mit dem Bau beginnen. Beachten Sie jedoch, dass Sie die Baubehörde über den Baubeginn informieren müssen und dass während der Bauarbeiten Kontrollen durch die Baubehörde erfolgen können, um die Einhaltung der genehmigten Pläne und der geltenden Vorschriften zu überwachen.

Schritt 6: Bauabnahme und Nutzungsfreigabe

Nach Fertigstellung des Bauvorhabens ist in vielen Fällen eine Bauabnahme durch die Baubehörde erforderlich. Dabei wird geprüft, ob das Bauwerk gemäß der erteilten Baugenehmigung und den geltenden Vorschriften errichtet wurde. Wenn die Bauabnahme erfolgreich verläuft, wird die Nutzungsfreigabe erteilt, und das Bauwerk kann offiziell in Betrieb genommen werden.

FAQ

Wie lange dauert es, bis eine Baugenehmigung erteilt wird?

Die Bearbeitungszeit für einen Bauantrag beträgt in der Regel drei bis sechs Monate, kann aber in Einzelfällen auch länger dauern.

Was kostet eine Baugenehmigung?

Die Kosten für eine Baugenehmigung variieren je nach Bundesland und Größe des Bauvorhabens. Sie setzen sich aus Verwaltungsgebühren und Kosten für die Prüfung der Unterlagen zusammen. In der Regel liegen die Kosten im Bereich von mehreren hundert bis zu mehreren tausend Euro.

Muss ich eine Baugenehmigung für eine Garage beantragen?

Ob eine Baugenehmigung für eine Garage erforderlich ist, hängt von den Regelungen des jeweiligen Bundeslandes ab. In einigen Bundesländern sind Garagen bis zu einer bestimmten Größe genehmigungsfrei, während in anderen Bundesländern eine Baugenehmigung erforderlich ist. Es empfiehlt sich, diesbezüglich die Landesbauordnung zu konsultieren oder sich bei der zuständigen Bauaufsichtsbehörde zu informieren.

Wann verjährt eine Baugenehmigung?

Eine Baugenehmigung verjährt in der Regel nach zwei bis fünf Jahren, je nach Regelung des jeweiligen Bundeslandes. Innerhalb dieser Frist muss mit dem Bau begonnen werden, andernfalls verliert die Baugenehmigung ihre Gültigkeit. Eine Verlängerung der Baugenehmigung ist in begründeten Fällen und unter Einhaltung bestimmter Fristen möglich.

Was passiert, wenn ich ohne Baugenehmigung baue?

Das Bauen ohne Baugenehmigung stellt einen Verstoß gegen das öffentliche Baurecht dar und kann zu Bußgeldern, Beseitigungsanordnungen oder sogar zur Stilllegung des Bauvorhabens führen. In manchen Fällen kann eine nachträgliche Baugenehmigung beantragt werden, dies ist jedoch nicht garantiert und mit zusätzlichen Kosten verbunden.

Zusammenfassung zur Baugenehmigung

Die Erlangung einer Baugenehmigung ist ein komplexer Prozess, der viel Zeit, Mühe und Fachwissen erfordert. Um den Prozess zu erleichtern, ist es wichtig, sich mit den gesetzlichen Grundlagen vertraut zu machen, einen qualifizierten Architekten oder Bauingenieur hinzuzuziehen und sich über aktuelle Gerichtsurteile und Regelungen auf dem Laufenden zu halten.

Die eingehende Beschäftigung mit dem Thema Baugenehmigung trägt dazu bei, Fehler und Verzögerungen zu vermeiden und letztendlich eine erfolgreiche Genehmigung für das geplante Bauvorhaben zu erhalten.

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