Illegales IPTV – Wie ein kriminelles Aktivität Millionen von Euro generierte, bis zu 20 Jahre Haft drohen, und die Geschichte eines Netzwerks von Betrügern, die sich hinter verschlüsselten TV-Signalen versteckten, kommt ans Licht.

Die Razzien und ihre Folgen

Nach intensiven Ermittlungen schlugen die Behörden im Frühjahr und Spätsommer 2023 zu: In einer beispiellosen Aktion wurden weit über 100 Durchsuchungsbeschlüsse in Kauf genommen, über 80 Verdächtige verhaftet und eine große Menge an Beweismaterial gesichert. Die mutmaßlichen Täter sind einer Vielzahl von Straftaten wie Betrug, Urheberrechtsverletzung, Steuerhinterziehung und gewerbsmäßigem Computerbetrug angeklagt.

Die Konsequenzen für die Verantwortlichen im Netzwerk sind dramatisch: Ihnen drohen Haftstrafen von bis zu 20 Jahren. Die Ermittlungen dauern weiter an, da nicht auszuschließen ist, dass sich das illegale IPTV-Netzwerk noch größer ausdehnt, als bisher angenommen.

Kunden im Visier der Ermittler

Die Konsequenzen betreffen allerdings nicht nur die Betreiber des Netzwerks: Auch die Kunden, die in den Genuss der günstigen, illegalen Dienste kamen, haben rechtliche Konsequenzen zu fürchten. Dazu zählen vorrangig Geldstrafen, die sich nach der Schwere der Vergehen und dem Umfang der Nutzung richten. Im schlimmsten Fall droht sogar eine Freiheitsstrafe.

In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu wissen, dass das reine Ansehen von illegalen IPTV-Streams – im Gegensatz zum Download oder Verbreiten von urheberrechtlich geschütztem Material – in vielen Ländern (noch) nicht strafbar ist. Dennoch ist es absolut empfehlenswert, sich dieser Praxis zu enthalten und ausschließlich auf legale Streaming-Angebote zurückzugreifen.

Wie schützt man sich vor illegalem IPTV?

Um nicht in die Fänge der Betrüger zu geraten und auf illegale IPTV-Angebote hereinzufallen, sollte man bei der Auswahl eines Streaming-Anbieters stets einige Punkte beachten:

  • Greifen Sie auf bekannte und seriöse Streaming-Dienste wie Netflix, Amazon Prime oder Sky zurück.
  • Bedienen Sie sich der offiziellen Websites der Anbieter und vermeiden Sie dubiose Drittanbieter.
  • Seien Sie misstrauisch bei auffällig niedrigen Preisen und vergleichen Sie diese mit den regulären Kosten.
  • Falls Sie in einem Onlineshop sind, achten Sie auf Kundenbewertungen und die gängigen Gütesiegel für Seriosität.
  • Verzichten Sie auf allen illegalen Angeboten, auch wenn diese vermeintlich ohne Risiko erscheinen.

Der juristische Hintergrund des illegalen IPTV

Um das Phänomen des illegalen IPTV besser einordnen zu können, lohnt es sich, einen genaueren Blick auf die rechtlichen Grundlagen zu werfen. Der Hauptvorwurf gegen die Betreiber von illegalen IPTV-Netzwerken betrifft die massive Verletzung von Urheberrechten. Sie ermöglichen den Nutzern den Zugang zu urheberrechtlich geschützten Inhalten, ohne dass die Rechteinhaber vergütet werden. Dies verstößt gegen das Urheberrechtsgesetz, das in vielen Ländern sehr streng ausgelegt wird.

Gesetzliche Grundlagen – Nationales und internationales Urheberrecht

Die Gesetze zum Schutz von Urheberrechten differieren von Land zu Land, doch grundsätzlich gelten einige gemeinsame Prinzipien. Im Zentrum steht das sogenannte ausschließliche Recht, das im deutschen Urheberrecht als Vervielfältigungsrecht definiert ist (§ 16 UrhG).

Es gestattet den Rechteinhabern, alleine über die Nutzung ihrer Werke zu entscheiden. Werden geschützte Inhalte ohne Zustimmung und Vergütung der Rechteinhaber zugänglich gemacht, liegt eine Verletzung vor.

Im internationalen Kontext ist das geistige Eigentum durch die Berner Übereinkunft zum Schutz von Werken der Literatur und Kunst und durch das Welturheberrechtsabkommen geschützt. Europaweit garantiert die Richtlinie 2001/29/EG (das sogenannte „InfoSoc-Gesetz“) einen einheitlichen Schutz von Urheberrecht und verwandten Schutzrechten in der Informationsgesellschaft.

Verantwortlichkeit bei der Nutzung von illegalem IPTV

Die strafrechtliche Verantwortlichkeit bei der Nutzung von illegalem IPTV ist mehrschichtig und kann verschiedene Akteure betreffen. In erster Linie sind die Betreiber der Netzwerke für die illegalen Handlungen verantwortlich, da sie die Infrastruktur und die Möglichkeit zum Zugriff auf die illegalen Inhalte bereitstellen. Im Zuge der Ermittlungen wird gegen sie wegen Betrugs, Urheberrechtsverletzungen und oftmals auch wegen Steuerhinterziehung vorgegangen.

Darüber hinaus stellt sich jedoch auch die Frage nach der Verantwortlichkeit der Endnutzer. Sie sind es letztlich, die die illegalen Dienste nutzen und somit auch den Verstoß gegen das Urheberrecht erst ermöglichen. Wie bereits erwähnt, ist das bloße Anschauen von illegalen IPTV-Streams in vielen Ländern (noch) nicht strafbar. Dennoch ist es ratsam, sich auch hier der rechtlichen Grauzone bewusst zu sein und ausschließlich auf legale Angebote zurückzugreifen.

IPTV-Anbieter im Visier der Urheberrechtsinhaber

Die Verfolgung von illegalen IPTV-Anbietern hat für die Urheberrechtsinhaber, die Verwertungsgesellschaften und die überwachenden Stellen eine hohe Priorität. In den letzten Jahren haben diese Organisationen vielen IPTV-Netzwerken das Handwerk gelegt. Dies geschieht auf strategischer Ebene, unter anderem durch die Zusammenarbeit mit internationalen Behörden wie der Europäischen Union.

Zu diesem Zweck haben sich die betroffenen Industrien, darunter Filmproduzenten, Sender und Pay-TV-Anbieter, zusammengeschlossen, um gemeinsam gegen diese Form der Urheberrechtsverletzung vorzugehen. Hierbei setzen sie auf die Schließung von illegalen Angeboten sowie auf Ermittlungen gegen deren Betreiber – mit dem Ziel, die Wirtschaftlichkeit der illegalen IPTV-Angebote durch die hohen Strafen für die Verantwortlichen sowie die Abschreckung von Nutzern zu untergraben.

Wie geht es weiter in der illegalen IPTV-Netzwerk-Affäre?

Die aktuelle Verhaftungswelle in Österreich ist sicherlich erst der Anfang im Kampf gegen illegale IPTV-Netzwerke. Es ist davon auszugehen, dass die Ermittlungen der Behörden weitergehen und möglicherweise weitere Täter aufgespürt werden. Zudem ist zu erwarten, dass auf internationaler Ebene stärker gegen illegales IPTV vorgegangen wird, auch angrenzende Länder wie Deutschland sind betroffen.

Rechtliche Beratung bei illegalen IPTV-Fällen

Wer Opfer eines illegalen IPTV-Anbieters geworden ist oder wer unsicher ist, ob der eigene Streaming-Dienst tatsächlich legal ist, sollte sich unbedingt rechtlichen Rat einholen. Unsere Kanzlei verfügt über umfassende Erfahrung im Bereich des Zwielicht zwischen Internet und geltendem Recht. Unser kompetentes Team aus Anwälten unterstützt Sie gerne bei allen Fragen rund um IPTV und Streaming.

In einem ersten, unverbindlichen Gespräch können wir herausfinden, ob auch in Ihrem Fall Handlungsbedarf besteht und ob die Nutzung eines illegalen IPTV-Angebots strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen könnte. Zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren – wir helfen Ihnen gerne weiter.

Fazit: Illegales IPTV – Ein kriminelles Katz-und-Maus-Spiel mit ernsten Folgen

Die Affäre um das illegale IPTV-Netzwerk in Österreich hat eindrucksvoll gezeigt, wie weit organisierte Kriminalität im Internet reichen kann. Die hohen Haftstrafen für die Haupttäter sowie die Geldstrafen für die Kunden sind ein deutliches Zeichen dafür, dass die Justiz solche Vergehen nicht auf die leichte Schulter nimmt.

Nutzer sollten daher stets auf legale Streaming-Angebote zurückgreifen, um nicht in Gefahr zu geraten, selbst strafrechtlich belangt zu werden.

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