Die Immobilienbewertung ist ein wesentlicher Bestandteil bei der Veräußerung oder dem Erwerb einer Immobilie. Die korrekte Ermittlung des Marktwertes einer Immobilie ist sowohl für den Verkäufer als auch für den Käufer von großer Bedeutung. In diesem umfassenden Blog-Beitrag werden wir die rechtlichen Grundlagen und Verfahren der Immobilienbewertung im Detail untersuchen.

Inhaltsverzeichnis

Rechtliche Grundlagen der Immobilienbewertung

Die rechtlichen Grundlagen der Immobilienbewertung in Deutschland sind im Baugesetzbuch (BauGB), in der Immobilienwertermittlungsverordnung (ImmoWertV) und in den Wertermittlungsrichtlinien (WertR) geregelt. Diese Gesetze und Verordnungen geben den Rahmen vor, innerhalb dessen sich die Immobilienbewertung bewegen muss.

Baugesetzbuch (BauGB)

Das Baugesetzbuch (BauGB) regelt in § 194 die Ermittlung des Verkehrswertes einer Immobilie. Der Verkehrswert wird definiert als der Preis, der im gewöhnlichen Geschäftsverkehr unter Berücksichtigung der rechtlichen Gegebenheiten und der tatsächlichen Eigenschaften, der sonstigen Beschaffenheit und Lage der Immobilie ohne Rücksicht auf ungewöhnliche oder persönliche Verhältnisse zu erzielen wäre.

Immobilienwertermittlungsverordnung (ImmoWertV)

Die ImmoWertV konkretisiert die Grundsätze der Wertermittlung von Grundstücken und deren Aufbauten. Sie legt die Verfahren fest, die bei der Ermittlung des Verkehrswertes einer Immobilie zugrunde gelegt werden müssen. Die ImmoWertV enthält zudem Regelungen zur Berücksichtigung von wertbeeinflussenden Faktoren, wie z. B. Lage, Größe, Art und Zustand der Immobilie.

Wertermittlungsrichtlinien (WertR)

Die Wertermittlungsrichtlinien (WertR) sind eine Sammlung von Empfehlungen und Richtlinien zur praktischen Umsetzung der ImmoWertV. Sie enthalten Hinweise und Erläuterungen zu den einzelnen Verfahren der Immobilienbewertung sowie Beispiele und Musterberechnungen. Die WertR sind nicht rechtsverbindlich, werden jedoch in der Praxis häufig als Orientierungshilfe herangezogen.

Immobilienbewertungsverfahren im Überblick

Im Folgenden werden die verschiedenen Immobilienbewertungsverfahren vorgestellt, die in Deutschland zur Ermittlung des Verkehrswertes einer Immobilie angewendet werden. Dabei wird zwischen dem Vergleichswertverfahren, dem Ertragswertverfahren und dem Sachwertverfahren unterschieden.

Vergleichswertverfahren

Das Vergleichswertverfahren ist ein marktorientiertes Verfahren, bei dem der Wert einer Immobilie auf Grundlage von Vergleichspreisen ähnlicher Immobilien ermittelt wird. Die Vergleichspreise werden aus einer Vergleichspreissammlung entnommen, die von den Gutachterausschüssen für Grundstückswerte erstellt wird. Das Vergleichswertverfahren eignet sich insbesondere für die Bewertung von Wohnimmobilien und Grundstücken.

Die wesentlichen Schritte des Vergleichswertverfahrens sind:

  1. Auswahl geeigneter Vergleichsobjekte
  2. Anpassung der Vergleichspreise an die zu bewertende Immobilie
  3. Ermittlung des marktüblichen Preises pro Quadratmeter
  4. Berechnung des Vergleichswertes

Ertragswertverfahren

Das Ertragswertverfahren ist ein wertorientiertes Verfahren, das den Wert einer Immobilie auf Grundlage der zu erwartenden zukünftigen Erträge ermittelt. Es eignet sich insbesondere für die Bewertung von Anlageimmobilien, wie z. B. Mehrfamilienhäusern, Geschäftshäusern oder Hotels. Das Ertragswertverfahren berücksichtigt sowohl die Mieterträge als auch die Bewirtschaftungskosten und den Liegenschaftszins.

Die wesentlichen Schritte des Ertragswertverfahrens sind:

  1. Ermittlung der Jahresrohmiete
  2. Berechnung der Bewirtschaftungskosten
  3. Ermittlung des Reinertrags
  4. Berechnung des Liegenschaftszinses
  5. Ermittlung des Ertragswertes

Sachwertverfahren

Das Sachwertverfahren ist ein kostenorientiertes Verfahren, das den Wert einer Immobilie auf Grundlage der Herstellungskosten ermittelt. Es eignet sich insbesondere für die Bewertung von selbstgenutzten Wohnimmobilien, für die keine ausreichenden Vergleichspreise oder Erträge ermittelt werden können. Das Sachwertverfahren berücksichtigt sowohl die Kosten für das Grundstück als auch die Kosten für die Errichtung des Gebäudes.

Die wesentlichen Schritte des Sachwertverfahrens sind:

  1. Ermittlung des Bodenwertes
  2. Berechnung der Herstellungskosten des Gebäudes
  3. Berücksichtigung von Wertminderungen
  4. Ermittlung des Sachwertes

Online-Immobilienbewertung: Digital und gesetzlich einwandfrei

Online-Immobilienbewertung – Heute präsentieren wir Ihnen ein Thema, das von entscheidender Bedeutung ist, sowohl für Immobilieneigentümer, die ihren materiellen Besitz bewertet sehen möchten, als auch für potenzielle Käufer, die eine klare Vorstellung vom Wert des Eigentums haben möchten, das sie erwerben möchten.

Online-Immobilienbewertung: wie funktioniert es? Ist es gesetzlich einwandfrei? Was sind die Vorteile und wie kann man sicherstellen, dass eine Online-Bewertung zuverlässig ist? Das sind einige der Fragen, auf die wir Antworten zu finden versuchen werden.

Die neue Ära der Online-Immobilienbewertung: Eine Einführung

Viele von uns sind es gewohnt, eine Immobilienevaluierung als einen manuellen, oft zeitaufwändigen Prozess anzusehen, der die physische Inspektion der Immobilie durch einen professionellen Gutachter umfasst. Die Evolution der Technologie hat jedoch die Landschaft grundlegend verändert. Online-Immobilienbewertungen sind nun eine gängige Praxis und werden von vielen Immobilienmaklern, -investoren und -käufern in Betracht gezogen.

Was ist eine Online-Immobilienbewertung?

Einfach formuliert, ist eine Online-Immobilienbewertung ein schneller und einfacher Weg, um einen angemessenen Marktwert für eine Immobilie zu ermitteln, ohne dass eine physische Inspektion durchgeführt werden muss. Sie basiert auf einer Vielzahl von Online-Informationen und Datenpunkten, einschließlich vergangener Verkäufe, aktueller Markttrends, der Lage der Immobilie und ihrer einzigartigen Merkmale.

Rechtliche Aspekte der Online-Immobilienbewertung

Die Online-Immobilienbewertung kann ein wertvolles Werkzeug sein, weist jedoch einige rechtliche Aspekte auf, die sowohl für Verkäufer als auch für Käufer von Interesse sind. Hier sind einige Schlüsselpunkte zu beachten.

Genauigkeit und Haftung

Die Online-Bewertung ist eine computergestützte Bewertung und kann daher hinsichtlich der Details der Immobilie, wie dem Zustand des Gebäudes, nicht so präzise sein wie eine physische Inspektion. Der Bewertungsbericht ist in der Regel mit einem Haftungsausschluss versehen, der darauf hinweist, dass die Bewertung auf den zur Verfügung gestellten Informationen beruht und daher nur eine ungefähre Schätzung darstellt.

Datenschutz

Der Datenschutz ist ein weiterer legaler Aspekt, der bei Online-Immobilienbewertungen von Bedeutung ist. Geschützte Informationen sollten nicht ohne die Einwilligung der Beteiligten freigegeben werden. Da Online-Bewertungen davon abhängen, eine große Menge an Daten zu sammeln und zu analysieren, ist es wichtig, dass Anbieter sicherstellen, dass sie sich an die Datenschutzgesetze halten.

Vorteile einer Online-Immobilienbewertung

Neben einigen rechtlichen Aspekten bietet die Online-Immobilienbewertung eine Reihe von Vorteilen, die sie für viele Menschen zu einer attraktiven Option machen.

Geschwindigkeit und Bequemlichkeit

Eine Online-Bewertung kann oft viel schneller durchgeführt werden als eine physische Inspektion. Sie erfordert weniger menschliche Ressourcen und kann datengestützte Informationen in Echtzeit liefern. Darüber hinaus ist es bequemer, da Sie keine Vor-Ort-Termine vereinbaren oder auf den Bericht des Gutachters warten müssen.

Erschwinglichkeit

Da Online-Bewertungen weniger Ressourcen erfordern, sind sie oft auch kostengünstiger als traditionelle Methoden. Sie können Kosten sparen, ohne auf wertvolle Informationen zu verzichten.

Anleitung zur Auswahl eines zuverlässigen Online-Immobilienbewerters

Die Qualität und Genauigkeit der Online-Immobilienbewertung hängt von der Qualität des Anbieters selbst ab. Hier sind einige Faktoren, die Sie berücksichtigen sollten, um den richtigen Anbieter zu finden.

Bewertungen und Empfehlungen

Sehen Sie sich die Bewertungen und Empfehlungen des Anbieters an. Was sagen andere Kunden? Haben sie eine positive Erfahrung gemacht? Hat der Anbieter einen guten Ruf?

Transparenz des Bewertungsprozesses

Ein seriöser Bewertungsanbieter sollte transparent in Bezug auf seinen Bewertungsprozess sein. Sie sollten in der Lage sein, Ihnen klar zu erklären, wie sie auf den endgültigen Wert kommen und welche Daten sie verwenden.

Beherrschung gesetzlicher Anforderungen

Stellen Sie sicher, dass der Anbieter die gesetzlichen Anforderungen und Datenschutzrichtlinien beherrscht. Dies kann dazu beitragen, sicherzustellen, dass die Online-Bewertung legal und zuverlässig ist.

Aktuelle Gerichtsurteile und deren Auswirkungen

In diesem Abschnitt werden wir einige aktuelle Gerichtsurteile vorstellen, die sich mit Fragen der Immobilienbewertung beschäftigen und deren Auswirkungen auf die Bewertungspraxis erläutern.

Bundesgerichtshof: Urteil vom 21.02.2018 – XII ZR 104/17

In diesem Urteil hat der Bundesgerichtshof entschieden, dass bei der Ermittlung des Verkehrswertes einer Immobilie die tatsächlich erzielbare Nettomiete zugrunde zu legen ist, wenn diese von der ortsüblichen Marktmiete abweicht. Im konkreten Fall hatte der Kläger die Mieterträge für die Bewertung der Immobilie zu niedrig angesetzt, weil er sich auf die ortsübliche Marktmiete gestützt hatte. Das Gericht wies darauf hin, dass auch höhere Mieterträge bei der Wertermittlung zu berücksichtigen sind, wenn diese tatsächlich erzielt werden können.

Bundesgerichtshof: Urteil vom 05.12.2018 – XII ZB 181/17

In diesem Urteil hat der Bundesgerichtshof klargestellt, dass bei der Ermittlung des Verkehrswertes einer Immobilie im Rahmen eines Erbschaftsteuerbescheids das Sachwertverfahren zur Anwendung kommen kann, wenn keine ausreichenden Vergleichspreise oder Erträge ermittelt werden können. Das Gericht betonte, dass das Sachwertverfahren nicht generell unzulässig ist, sondern lediglich subsidiär zu den anderen Verfahren angewendet werden sollte. In dem konkreten Fall hatte das Finanzamt den Verkehrswert der Immobilie auf Grundlage des Ertragswertverfahrens ermittelt, obwohl keine aussagekräftigen Ertragsdaten vorlagen. Das Gericht entschied, dass in solchen Fällen das Sachwertverfahren zur Anwendung kommen kann.

Oberlandesgericht Frankfurt am Main: Urteil vom 27.11.2019 – 29 U 154/18

In diesem Urteil hat das Oberlandesgericht Frankfurt am Main entschieden, dass bei der Ermittlung des Verkehrswertes einer Immobilie im Rahmen einer Zwangsversteigerung auch ein negatives Bauvorbescheid berücksichtigt werden muss. Im konkreten Fall hatte der Kläger argumentiert, dass der Verkehrswert der Immobilie aufgrund eines negativen Bauvorbescheids zu niedrig angesetzt worden sei. Das Gericht stellte klar, dass ein negatives Bauvorbescheid einen negativen Einfluss auf den Verkehrswert der Immobilie haben kann, da es die Bebaubarkeit des Grundstücks einschränkt.

FAQs zur Immobilienbewertung

Die gängigsten Fragen und Antworten haben wir im Folgenden für Sie aufgeführt.

Welche Faktoren beeinflussen den Wert einer Immobilie?

Der Wert einer Immobilie wird von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst, unter anderem:

  • Lage und Größe des Grundstücks
  • Bauweise, Zustand und Ausstattung des Gebäudes
  • Nutzungsmöglichkeiten und Bebaubarkeit des Grundstücks
  • Erträge aus Vermietung und Verpachtung
  • Marktsituation und Angebot und Nachfrage am Immobilienmarkt
  • Rechtliche Rahmenbedingungen (z. B. Mietrecht, Baurecht, Denkmalschutz)

Warum ist eine professionelle Immobilienbewertung wichtig?

Eine professionelle Immobilienbewertung ist aus verschiedenen Gründen wichtig:

  • Sie ermöglicht dem Verkäufer, einen realistischen Verkaufspreis für die Immobilie zu ermitteln und damit einen schnellen und erfolgreichen Verkaufsabschluss zu erreichen.
  • Sie gibt dem Käufer Sicherheit über den tatsächlichen Wert der Immobilie und verhindert, dass er zu viel für die Immobilie bezahlt.
  • Sie ist für die Ermittlung des Verkehrswertes im Rahmen von Erbschafts- und Schenkungsangelegenheiten, bei der Vermögensauseinandersetzung im Falle einer Scheidung oder für die Kreditvergabe von Banken erforderlich.
  • Sie kann bei Streitigkeiten vor Gericht als objektiver Nachweis für den Wert der Immobilie dienen.

Wer darf eine Immobilienbewertung durchführen?

Die Durchführung einer Immobilienbewertung ist grundsätzlich nicht gesetzlich geregelt. Allerdings empfiehlt es sich, einen qualifizierten Sachverständigen oder Gutachter mit der Bewertung der Immobilie zu beauftragen. Diese verfügen über die notwendige Expertise und Erfahrung, um den Wert der Immobilie korrekt zu ermitteln. Sachverständige und Gutachter können z. B. Architekten, Bauingenieure, Immobilienkaufleute oder öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige sein.

Wie lange ist eine Immobilienbewertung gültig?

Eine Immobilienbewertung hat grundsätzlich keine festgelegte Gültigkeitsdauer. Allerdings können sich die zugrunde liegenden Faktoren, wie z. B. die Marktsituation oder rechtliche Rahmenbedingungen, im Laufe der Zeit ändern. Daher sollte eine Immobilienbewertung regelmäßig aktualisiert werden, insbesondere wenn sich wesentliche Veränderungen ergeben haben. Als Faustregel gilt, dass eine Immobilienbewertung in der Regel für einen Zeitraum von etwa zwei bis drei Jahren als aktuell angesehen werden kann.

Was kostet eine Immobilienbewertung?

Die Kosten für eine Immobilienbewertung können je nach Umfang und Komplexität der Bewertung sowie nach dem Sachverständigen oder Gutachter variieren. In der Regel orientieren sich die Kosten an der Höhe des ermittelten Verkehrswertes der Immobilie oder an den anfallenden Arbeitsstunden des Sachverständigen. Es empfiehlt sich, im Vorfeld mehrere Angebote einzuholen und die Kosten und Leistungen der verschiedenen Anbieter miteinander zu vergleichen.

Welches Verfahren wird bei der Immobilienbewertung angewendet?

Das Verfahren, das bei der Immobilienbewertung angewendet wird, hängt von der Art und Beschaffenheit der Immobilie sowie von den verfügbaren Daten ab:

  • Das Vergleichswertverfahren wird bevorzugt bei der Bewertung von Wohnimmobilien und Grundstücken angewendet, für die ausreichend Vergleichspreise vorliegen.
  • Das Ertragswertverfahren wird bei der Bewertung von Anlageimmobilien eingesetzt, bei denen die Erträge aus Vermietung und Verpachtung im Vordergrund stehen.
  • Das Sachwertverfahren wird bei der Bewertung von selbstgenutzten Wohnimmobilien oder in Fällen angewendet, in denen keine ausreichenden Vergleichspreise oder Erträge vorliegen.

Die Wahl des richtigen Verfahrens hängt von der konkreten Situation ab und sollte von einem qualifizierten Sachverständigen oder Gutachter getroffen werden.

Fazit

Die Immobilienbewertung ist ein komplexer Vorgang, der von vielen verschiedenen Faktoren beeinflusst wird. Die rechtlichen Grundlagen und die verschiedenen Bewertungsverfahren bieten einen Rahmen, um den Verkehrswert einer Immobilie korrekt zu ermitteln. Aktuelle Gerichtsurteile zeigen, dass die Immobilienbewertung immer wieder Gegenstand von rechtlichen Auseinandersetzungen ist und daher eine hohe Relevanz hat.

Um eine korrekte Immobilienbewertung sicherzustellen, ist es ratsam, einen qualifizierten Sachverständigen oder Gutachter zu beauftragen, der über die notwendige Expertise und Erfahrung verfügt.

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