Kind als Mieter – Die Vermietung von Wohnungen an junge Erwachsene birgt einige Besonderheiten, die sowohl Vermieter als auch Mieter beachten sollten. Diese Situation führt zu einem erhöhten Informationsbedarf auf beiden Seiten und oftmals herrscht Unklarheit über die rechtlichen Rahmenbedingungen.

Der vorliegende Blog-Beitrag widmet sich umfassend dem Thema der Vermietung an junge Erwachsene, sowohl aus Sicht des Vermieters als auch der Mieterseite. Hierdurch sollen sowohl Vermieter als auch Mieter für die rechtlichen Fallstricke und Besonderheiten beim Abschluss von Mietverträgen mit jungen Erwachsenen sensibilisiert werden.

Inhaltsverzeichnis:

Rechtliche Grundlagen für die Vermietung an junge Erwachsene

Vor dem Hintergrund der gesetzlichen Regelungen im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) sind sowohl für die Vermieter als auch die Mieter von Wohnungen verschiedene Anforderungen an den Abschluss von Mietverträgen mit jungen Erwachsenen zu beachten. Hierbei sind insbesondere die Regelungen zur Geschäftsfähigkeit von Bedeutung, die in den §§ 104 ff. BGB normiert sind.

Darüber hinaus sind für die Vermietung an junge Erwachsene auch andere allgemeine Regelungen des Mietrechts von Bedeutung, insbesondere die §§ 535 ff. BGB.

Vertragsabschluss: Volljährigkeit, Geschäftsfähigkeit und beschränkte Geschäftsfähigkeit

Die Fähigkeit, rechtswirksam Mietverträge abzuschließen, ist an die sogenannte Geschäftsfähigkeit gebunden. Grundsätzlich sind volljährige Personen, also ab 18 Jahren, uneingeschränkt geschäftsfähig und können selbstständig Mietverträge abschließen.

Jedoch können auch minderjährige Personen Mietverträge abschließen, sofern sie bereits 7 Jahre oder älter sind. Hier greift die Regelung der beschränkten Geschäftsfähigkeit gemäß § 104 BGB. In diesem Fall ist für einen wirksamen Vertragsabschluss die Zustimmung der gesetzlichen Vertreter (in der Regel die Eltern) erforderlich.

Diese sogenannte Genehmigung kann entweder vorab oder im Nachhinein erteilt werden. Wichtig ist, dass der Vertrag erst mit der Genehmigung der Vertreter wirksam wird.

Voraussetzungen für einen gültigen Mietvertrag

  • Einigung über die wesentlichen Vertragspunkte (Mietsache, Mietzins, Vertragsdauer)
  • Beidseitige Willenserklärungen (Angebot und Annahme)
  • Berechtigung des Vermieters zur Vermietung der Wohnung
  • Beachtung der Formvorschriften (schriftlich oder mündlich; bei befristeten Mietverträgen Schriftform erforderlich)

Daneben müssen selbstverständlich alle sonstigen Voraussetzungen für einen Vertragsschluss erfüllt sein, insbesondere die Geschäftsfähigkeit der beteiligten Parteien und das Fehlen von Willensmängeln (z.B. Irrtum, Täuschung, Drohung).

Eltern als Bürgen oder Mitmieter

In vielen Fällen verlangen Vermieter bei der Vermietung an junge Erwachsene zusätzliche Sicherheiten, insbesondere wenn diese noch keine eigene Bonität nachweisen können. Hierzu haben sich verschiedene Modelle etabliert:

  • Eltern als Bürgen: Die Eltern übernehmen in der Regel eine selbstschuldnerische Bürgschaft für die Mietschulden des Kindes. In diesem Fall haften die Eltern unmittelbar gegenüber dem Vermieter für sämtliche Forderungen aus dem Mietverhältnis.
  • Eltern als Mitmieter: Eine weitere Möglichkeit besteht darin, die Eltern gemeinsam mit dem Kind als Mieter in den Mietvertrag aufzunehmen. In diesem Fall haften sowohl das Kind als auch die Eltern als Gesamtschuldner gemeinsam für die Erfüllung der vertraglichen Pflichten und gegenüber dem Vermieter für sämtliche Forderungen aus dem Mietverhältnis.

Mietkaution und Jugendhilfeträger

Die Mietkaution dient dem Vermieter als Sicherheit für eventuelle Forderungen aus dem Mietverhältnis. Bei der Vermietung an junge Erwachsene, insbesondere an minderjährige oder finanziell schwache Mieter, können sich jedoch Schwierigkeiten bei der Finanzierung der Kaution ergeben.

In solchen Fällen besteht die Möglichkeit, dass der Jugendhilfeträger (z.B. das Jugendamt) die Kaution übernimmt oder eine Kautionsbürgschaft stellt. Hierzu sollte eine entsprechende Vereinbarung im Mietvertrag aufgenommen werden.

Regelungen zur Untervermietung

Gerade bei jungen Erwachsenen, die sich oftmals eine Wohnung teilen oder in einer Wohngemeinschaft leben, sind Regelungen zur Untervermietung von besonderer Relevanz. Vermieter können eine Zustimmung zur Untervermietung verlangen, sollten jedoch beachten, dass eine unangemessene Verweigerung der Zustimmung zur Untervermietung gemäß § 553 BGB zu einem außerordentlichen Kündigungsrecht des Mieters führen kann.

In vielen Fällen sieht der Mietvertrag bereits Regelungen zur Untervermietung vor, die an die jeweilige Situation angepasst werden können.

Kündigung und Kündigungsschutz

Auch bei jungen Erwachsenen gelten grundsätzlich die allgemeinen Regelungen zum Kündigungsschutz im Mietrecht. Insbesondere ist hier auf die Kündigungsfristen und die ordentliche Kündigung durch den Vermieter nach § 573 BGB sowie die außerordentliche fristlose Kündigung nach § 543 BGB zu achten.

Es ist jedoch zu beachten, dass bei minderjährigen Mietern eine Kündigung grundsätzlich der Zustimmung der gesetzlichen Vertreter bedarf. Diese Zustimmung sollte im Idealfall bereits in der Kündigungserklärung enthalten sein.

Bei jungen Erwachsenen in Ausbildung, Studium oder Arbeitslosigkeit können sich zusätzliche Kündigungshemmnisse ergeben, beispielsweise kann die Kündigung während des Studiums oder einer beruflichen Umschulung unzulässig sein, wenn keine angemessene Ersatzwohnung zur Verfügung steht.

Haftung und Schadensersatz

Die Haftung für Schäden, die während des Mietverhältnisses entstehen, richtet sich nach den allgemeinen Regelungen des Bürgerlichen Gesetzbuches. Insbesondere haftet der Mieter gemäß § 536a BGB für Schäden, die er schuldhaft verursacht hat. Für junge Erwachsene gelten hier grundsätzlich die gleichen Haftungsregeln wie für erwachsene Mieter.

Sofern die Eltern des jungen Erwachsenen jedoch als Bürgen oder Mitmieter im Mietvertrag aufgeführt sind, haften sie ebenfalls für eventuell entstandene Schäden.

Eine besondere Bedeutung kommt in diesem Zusammenhang der Haftung bei Minderjährigen zu. Grundsätzlich haften Minderjährige gemäß § 830 BGB nur, wenn sie bei Begehung einer rechtswidrigen Handlung die zur Erkenntnis der Rechtswidrigkeit erforderliche Einsicht hatten.

Im Einzelfall kann dies jedoch schwierig nachzuweisen sein. Daher ist es besonders wichtig, bei der Vermietung an minderjährige Mieter auf entsprechende Regelungen im Mietvertrag und auf eine Haftungsübernahme durch die Eltern zu achten.

Ausbildung, Studium und Jobcenter: Besonderheiten bei der Miete

Beim Abschluss von Mietverträgen mit jungen Erwachsenen sind insbesondere die finanziellen Gegebenheiten zu berücksichtigen, die sich durch Ausbildung, Studium oder Arbeitslosigkeit ergeben können. In vielen Fällen erhalten junge Erwachsene während dieser Lebensphasen finanzielle Unterstützung von den Eltern, dem Staat oder anderen Institutionen.

Hierdurch ergeben sich für Vermieter und Mieter besondere Anforderungen an den Abschluss von Mietverträgen:

  • BAföG (Bundesausbildungsförderungsgesetz) oder Berufsausbildungsbeihilfe: In diesen Fällen sollte im Mietvertrag ausdrücklich geregelt sein, dass der Mieter die Miete aus Mitteln des BAföG oder der Berufsausbildungsbeihilfe bestreitet.
  • Jobcenter: Bei jungen Erwachsenen, die Arbeitslosengeld II (Hartz IV) erhalten, kann die Miete direkt vom Jobcenter an den Vermieter gezahlt werden. Hierzu bedarf es einer entsprechenden Vereinbarung im Mietvertrag und der Zustimmung des Jobcenters.
  • Betreutes Wohnen: Bei einem betreuten Wohnen für junge Erwachsene, beispielsweise im Rahmen einer Jugendhilfemaßnahme oder einer betreuten Wohngemeinschaft, sollte der Mietvertrag zusätzlich die Regelungen zur Betreuungsleistung sowie gegebenenfalls die Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten von Betreuern und Sozialarbeitern enthalten.

FAQs – Häufig gestellte Fragen zum Thema Kind als Mieter

Im Folgenden haben wir die am häufigsten gestellten Fragen für Sie zusammengestellt.

Kann ein minderjähriges Kind einen Mietvertrag abschließen?

Ja, jedoch bedarf es in diesem Fall der Zustimmung der gesetzlichen Vertreter (in der Regel die Eltern). Diese Zustimmung kann entweder vorab oder im Nachhinein erfolgen. Der Mietvertrag gilt erst mit der Zustimmung der gesetzlichen Vertreter als wirksam geschlossen.

Wie kann ich mich als Vermieter absichern, wenn ich an ein minderjähriges Kind vermiete?

Um sich abzusichern, können Vermieter die Eltern des minderjährigen Kindes als Bürgen oder Mitmieter in den Mietvertrag aufnehmen. Dadurch haben sie zusätzliche Sicherheiten für den Fall, dass das Kind seinen Verpflichtungen nicht nachkommen kann.

Was muss ich bei der Kündigung eines Mietvertrages mit einem jungen Erwachsenen beachten?

Grundsätzlich gelten bei der Kündigung von Mietverträgen mit jungen Erwachsenen die allgemeinen Regelungen des Mietrechts. Bei minderjährigen Mietern ist jedoch die Zustimmung der gesetzlichen Vertreter zur Kündigung erforderlich. Zudem kann die Kündigung während des Studiums oder einer beruflichen Umschulung unzulässig sein, wenn keine angemessene Ersatzwohnung zur Verfügung steht.

Welche finanziellen Unterstützungsmöglichkeiten gibt es für junge Erwachsene bei der Miete?

Junge Erwachsene können unter Umständen BAföG, Berufsausbildungsbeihilfe oder Unterstützung vom Jobcenter erhalten. In einigen Fällen übernimmt auch der Jugendhilfeträger die Mietkaution. Entsprechende Regelungen sollten im Mietvertrag verankert werden.

Haftet das Kind als Mieter für Schäden?

Grundsätzlich haftet das Kind als Mieter für Schäden, die schuldhaft verursacht wurden. Bei minderjährigen Mietern hängt die Haftung jedoch von der Einsichtsfähigkeit ab. In der Praxis sollte auf geeignete Regelungen im Mietvertrag und auf eine Haftungsübernahme durch die Eltern geachtet werden.

Fazit: Vermietung an junge Erwachsene – Chancen und Herausforderungen

Die Vermietung von Wohnungen an junge Erwachsene, insbesondere an minderjährige und finanziell schwächere Mieter, birgt sowohl Chancen als auch Herausforderungen für Vermieter und Mieter gleichermaßen. Im Idealfall kann eine junge erwachsene Zielgruppe zur langfristigen Bindung von Mietern führen und für ein dynamisches und lebensfrohes Wohnumfeld sorgen.

Auf der anderen Seite sind jedoch sowohl Vermieter als auch Mieter bei der Vermietung an junge Erwachsene mit einer Vielzahl von rechtlichen Fragestellungen und Risiken konfrontiert. Um mögliche Probleme zu vermeiden und ein angenehmes Miteinander zu gewährleisten, ist es unabdingbar, sowohl auf rechtliche Grundlagen als auch auf individuelle Anforderungen der jungen Erwachsenen einzugehen.

Dies schließt die Berücksichtigung von Fragen der Geschäftsfähigkeit, finanziellen Unterstützungsmöglichkeiten, Haftung und Kündigungsschutz ebenso ein wie die Rolle der Eltern als Bürgen oder Mitmieter.

Eine umfassende Information, rechtliche Beratung und eine offene Kommunikation zwischen allen Beteiligten sind Schlüsselfaktoren, um den Prozess der Vermietung an junge Erwachsene erfolgreich und einvernehmlich zu gestalten.

Unter Berücksichtigung der hier aufgeführten Aspekte können sowohl Vermieter als auch Mieter zu einer zufriedenstellenden Lösung beitragen und den Grundstein für ein langfristiges, harmonisches Mietverhältnis legen.

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