Der Planfeststellungsbeschluss ist ein zentrales Element im Planungs- und Zulassungsverfahren für viele Infrastruktur- und Bauprojekte in Deutschland. In diesem umfassenden Blog-Artikel erfahren Sie alles Wissenswerte über den Planfeststellungsbeschluss und seine Bedeutung für Bauvorhaben im Immobilienrecht. Wir beleuchten die gesetzlichen Grundlagen, zeigen anhand von Beispielen und aktuellen Gerichtsurteilen auf, wie der Planfeststellungsbeschluss die Planung und Durchführung von Bauvorhaben beeinflusst, und beantworten die häufigsten Fragen zum Thema.

Gesetzliche Grundlagen des Planfeststellungsbeschlusses

Die gesetzliche Grundlage für den Planfeststellungsbeschluss findet sich in verschiedenen Gesetzen und Verordnungen auf Bundes- und Landesebene. Im Folgenden werden die wichtigsten Gesetze und Regelungen in Bezug auf den Planfeststellungsbeschluss kurz erläutert.

Verwaltungsverfahrensgesetz (VwVfG)

Das Verwaltungsverfahrensgesetz (VwVfG) bildet die allgemeine Grundlage für das Verfahren zur Erteilung eines Planfeststellungsbeschlusses. Die §§ 72–78 VwVfG regeln das Planfeststellungsverfahren und enthalten Bestimmungen über das Anhörungsverfahren, die Einwendungen der Betroffenen, die Prüfung der Planunterlagen durch die zuständige Behörde und den Erlass des Planfeststellungsbeschlusses.

Fachgesetze und -verordnungen

Die konkreten Anforderungen an den Planfeststellungsbeschluss und das Planfeststellungsverfahren sind in verschiedenen Fachgesetzen und -verordnungen geregelt. Dazu gehören beispielsweise das Bundesfernstraßengesetz (FStrG) für den Bau von Bundesfernstraßen, das Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung (EBO) für den Bau von Eisenbahnen, das Wasserhaushaltsgesetz (WHG) für den Bau von Wasserstraßen und das Luftverkehrsgesetz (LuftVG) für den Bau von Flugplätzen.

Landesrechtliche Regelungen

Auf Landesebene gibt es ebenfalls Regelungen, die das Planfeststellungsverfahren und den Planfeststellungsbeschluss betreffen. Dazu gehören etwa das Landesstraßengesetz (LStrG) für den Bau von Landesstraßen, das Landeswassergesetz (LWG) für den Bau von Landeswasserstraßen und das Landesnaturschutzgesetz (LNatSchG) für den Bau von Naturschutzanlagen.

Der Planfeststellungsbeschluss im Überblick

Der Planfeststellungsbeschluss ist ein Verwaltungsakt, der nach Durchführung eines förmlichen Verfahrens von der zuständigen Behörde erlassen wird. Er stellt den Plan für ein bestimmtes Bauvorhaben fest, gibt ihm Rechtskraft und legt die Bedingungen und Auflagen für die Realisierung des Vorhabens fest. Der Planfeststellungsbeschluss hat folgende Hauptfunktionen:

  • Bündelungswirkung: Der Planfeststellungsbeschluss ersetzt alle sonst erforderlichen behördlichen Genehmigungen und Zustimmungen für das Bauvorhaben. Dadurch wird das Verfahren vereinfacht und beschleunigt.
  • Rechtsschutzfunktion: Der Planfeststellungsbeschluss ermöglicht den von dem Bauvorhaben Betroffenen, ihre Rechte im Rahmen des Anhörungsverfahrens und eines möglichen gerichtlichen Verfahrens geltend zu machen.
  • Planungssicherheit: Durch den Planfeststellungsbeschluss erhalten die am Bau beteiligten Unternehmen und Behörden Planungssicherheit, da der Plan rechtsverbindlich festgelegt ist und nur noch durch gerichtliche Entscheidungen geändert werden kann.

Das Planfeststellungsverfahren: Ablauf und Beteiligte

Das Planfeststellungsverfahren ist ein förmliches Verwaltungsverfahren, das in mehreren Schritten abläuft und bei dem verschiedene Beteiligte mitwirken. Im Folgenden werden die wichtigsten Phasen des Planfeststellungsverfahrens und die Beteiligten kurz dargestellt.

Antragstellung und Planunterlagen

Der Träger des Bauvorhabens (z.B. ein Unternehmen oder eine Behörde) stellt bei der zuständigen Planfeststellungsbehörde (z.B. das Regierungspräsidium oder eine Landesbehörde) einen Antrag auf Durchführung eines Planfeststellungsverfahrens. Dem Antrag müssen umfangreiche Planunterlagen beigefügt werden, die das Bauvorhaben in allen Einzelheiten darstellen und die Auswirkungen auf die Umwelt, die Anwohner und die betroffenen Grundstücke analysieren.

Prüfung der Planunterlagen

Die Planfeststellungsbehörde prüft die eingereichten Planunterlagen auf Vollständigkeit und Plausibilität. Sie kann Nachforderungen stellen und Änderungen verlangen, bevor sie die Planunterlagen zur öffentlichen Auslegung freigibt.

Öffentliche Auslegung und Anhörungsverfahren

Die Planunterlagen werden für einen bestimmten Zeitraum (meist vier Wochen) öffentlich ausgelegt, damit die Betroffenen (Anwohner, Grundstückseigentümer, Umweltverbände etc.) Einsicht nehmen und Einwendungen erheben können. Die Einwendungen müssen innerhalb einer bestimmten Frist bei der Planfeststellungsbehörde eingehen. Nach Ablauf der Frist findet ein Anhörungsverfahren statt, in dem die Einwendungen erörtert und gegebenenfalls abgewogen werden. Die Ergebnisse des Anhörungsverfahrens fließen in die Entscheidung über den Planfeststellungsbeschluss ein.

Erlass des Planfeststellungsbeschlusses

Nach Abschluss des Anhörungsverfahrens erlässt die Planfeststellungsbehörde den Planfeststellungsbeschluss. Dieser stellt den Plan für das Bauvorhaben fest, legt die Bedingungen und Auflagen für die Realisierung fest und ersetzt alle sonst erforderlichen behördlichen Genehmigungen und Zustimmungen. Der Planfeststellungsbeschluss wird den Beteiligten zugestellt und ist für sie bindend. Gegen den Planfeststellungsbeschluss kann innerhalb einer bestimmten Frist Klage beim zuständigen Verwaltungsgericht erhoben werden.

Beispiele für Planfeststellungsbeschlüsse und ihre Auswirkungen auf Bauvorhaben

Im Folgenden werden einige Beispiele und ihre Auswirkungen auf Bauvorhaben vorgestellt. Dabei wird deutlich, wie der Planfeststellungsbeschluss die Planung und Durchführung von Bauvorhaben beeinflusst und welche rechtlichen Aspekte dabei eine Rolle spielen.

Beispiel: Bau einer Bundesfernstraße

Der Bau einer Bundesfernstraße ist ein typisches Beispiel für ein Bauvorhaben, das einem Planfeststellungsverfahren unterliegt. Der Planfeststellungsbeschluss für eine Bundesfernstraße legt nicht nur den genauen Verlauf der Trasse fest, sondern auch die Ausgestaltung der Straße (z.B. Anzahl der Fahrstreifen, Standorte von Rastanlagen und Lärmschutzwänden) sowie die erforderlichen Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen für Eingriffe in Natur und Landschaft. Durch den Planfeststellungsbeschluss erhalten Anwohner und Umweltverbände Rechtsschutz, und das Bauvorhaben kann zügiger und effizienter umgesetzt werden.

Beispiel: Bau einer Eisenbahnstrecke

Auch der Bau einer Eisenbahnstrecke unterliegt dem Planfeststellungsverfahren. Im Planfeststellungsbeschluss werden neben der Trassenführung auch die technischen Anforderungen an die Strecke (z.B. Oberleitungsanlagen, Bahnübergänge) sowie die Auswirkungen auf die Umwelt und die Anwohner geregelt. Einwendungen der Betroffenen können im Rahmen des Anhörungsverfahrens berücksichtigt werden, und der Planfeststellungsbeschluss sorgt für Planungssicherheit für die am Bau beteiligten Unternehmen und Behörden.

Beispiel: Bau eines Flughafens

Der Bau eines Flughafens ist ein weiteres Beispiel für ein Bauvorhaben, das einem Planfeststellungsverfahren unterliegt. Im Planfeststellungsbeschluss werden die genaue Lage des Flughafens, die Ausgestaltung der Start- und Landebahnen sowie die Lärmschutzmaßnahmen für die Anwohner festgelegt. Durch den Planfeststellungsbeschluss werden die Interessen der Betroffenen gewahrt, und das Bauvorhaben kann unter Berücksichtigung aller relevanten Aspekte realisiert werden.

Aktuelle Gerichtsurteile zum Planfeststellungsbeschluss

Im Folgenden werden einige aktuelle Gerichtsurteile vorgestellt, die die rechtlichen Fragestellungen und die Bedeutung des Planfeststellungsbeschlusses für Bauvorhaben verdeutlichen.

Urteil: Bundesverwaltungsgericht zur Planfeststellung für den Fehmarnbelt-Tunnel (BVerwG 3 C 16.17)

Im Jahr 2018 hat das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig entschieden, dass der Planfeststellungsbeschluss für den Bau des Fehmarnbelt-Tunnels zwischen Deutschland und Dänemark teilweise rechtswidrig ist und nicht vollziehbar. Das Gericht bemängelte insbesondere unzureichende Lärmschutzmaßnahmen für die Anwohner und fehlerhafte Prognosen für den Güterverkehr. Die Planfeststellungsbehörde muss den Planfeststellungsbeschluss nun überarbeiten und die festgestellten Mängel beheben.

Urteil: Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg zur Planfeststellung für den Flughafen Stuttgart 21 (VGH 5 S 1858/17)

Im Jahr 2019 hat der Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg den Planfeststellungsbeschluss für den Bau des Flughafens Stuttgart 21 bestätigt und die Klagen von Anwohnern und Umweltverbänden abgewiesen. Das Gericht stellte fest, dass der Planfeststellungsbeschluss rechtmäßig ist und die Anforderungen an den Lärmschutz, den Naturschutz und die Raumordnung erfüllt. Damit konnte das Bauvorhaben fortgesetzt werden.

Urteil: Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen zur Planfeststellung für den Tagebau Garzweiler II (OVG 8 A 988/16)

Im Jahr 2017 hat das Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen entschieden, dass der Planfeststellungsbeschluss für den Tagebau Garzweiler II rechtmäßig ist und die Klagen von Anwohnern und Umweltverbänden abgewiesen. Das Gericht stellte fest, dass der Planfeststellungsbeschluss die Anforderungen an den Umweltschutz, die Raumordnung und die Belange der Betroffenen angemessen berücksichtigt. Die Entscheidung bestätigt die Bedeutung des Planfeststellungsbeschlusses für die Planung und Durchführung von Großprojekten im Bereich der Rohstoffgewinnung.

FAQ: Häufig gestellte Fragen zum Planfeststellungsbeschluss

Im Folgenden beantworten wir einige häufig gestellte Fragen zum Thema und dessen Bedeutung für Bauvorhaben.

Für welche Bauvorhaben ist ein Planfeststellungsbeschluss erforderlich?

Ein Planfeststellungsbeschluss ist erforderlich für Infrastrukturprojekte von überregionaler Bedeutung, die einem Fachgesetz unterliegen. Dazu gehören zum Beispiel der Bau von Bundesfernstraßen, Eisenbahnen, Wasserstraßen, Flughäfen, Hochspannungsleitungen oder Großprojekten im Bereich der Rohstoffgewinnung.

Welche Behörden sind für den Erlass eines Planfeststellungsbeschlusses zuständig?

Die Zuständigkeit für den Erlass eines Planfeststellungsbeschlusses liegt in der Regel bei den Landesbehörden, zum Beispiel bei den Regierungspräsidien oder den Landesämtern für Umwelt und Naturschutz. In einigen Fällen kann auch eine Bundesbehörde, wie zum Beispiel das Eisenbahn-Bundesamt, zuständig sein.

Wie lange dauert ein Planfeststellungsverfahren?

Die Dauer eines Planfeststellungsverfahrens ist abhängig von der Komplexität des Bauvorhabens, der Anzahl der betroffenen Grundstücke und der Beteiligten sowie von der Qualität der eingereichten Planunterlagen. In der Regel dauert ein Planfeststellungsverfahren mehrere Jahre, in Einzelfällen auch deutlich länger.

Können Bürger gegen einen Planfeststellungsbeschluss vorgehen?

Ja, Bürger, die von einem Bauvorhaben betroffen sind, können gegen einen Planfeststellungsbeschluss Klage beim zuständigen Verwaltungsgericht erheben. Die Klage muss innerhalb einer bestimmten Frist (meist einen Monat) nach Zustellung des Planfeststellungsbeschlusses eingereicht werden. Eine Klage hat jedoch keine aufschiebende Wirkung, das heißt, das Bauvorhaben kann trotz einer laufenden Klage fortgesetzt werden, sofern der Planfeststellungsbeschluss nicht ausdrücklich für nicht vollziehbar erklärt wurde.

Was passiert, wenn ein Planfeststellungsbeschluss gerichtlich aufgehoben wird?

Wird ein Planfeststellungsbeschluss gerichtlich aufgehoben, muss die Planfeststellungsbehörde den Beschluss überarbeiten und die festgestellten Mängel beheben. In der Regel kann das Bauvorhaben während dieser Zeit nicht fortgesetzt werden. Nach Erlass eines neuen, rechtmäßigen Planfeststellungsbeschlusses kann das Bauvorhaben jedoch wieder aufgenommen werden.

Inwieweit sind Umweltbelange im Planfeststellungsverfahren zu berücksichtigen?

Umweltbelange spielen im Planfeststellungsverfahren eine zentrale Rolle. Der Träger des Bauvorhabens muss in seinen Planunterlagen die Umweltauswirkungen des Vorhabens analysieren und geeignete Maßnahmen zur Vermeidung, Verminderung oder zum Ausgleich der Auswirkungen vorschlagen. Die Planfeststellungsbehörde prüft die Umweltverträglichkeit des Vorhabens und kann im Planfeststellungsbeschluss entsprechende Auflagen und Bedingungen festlegen. Umweltverbände haben im Anhörungsverfahren die Möglichkeit, ihre Einwendungen und Bedenken vorzutragen und in die Entscheidungsfindung einfließen zu lassen.

Fazit

Der Planfeststellungsbeschluss ist ein zentrales Instrument im Planungs- und Zulassungsverfahren für viele Infrastruktur- und Bauprojekte in Deutschland. Er gewährleistet die Bündelung der verschiedenen Genehmigungsverfahren, den Rechtsschutz der Betroffenen und die Planungssicherheit für die am Bau beteiligten Unternehmen und Behörden. Die gesetzlichen Grundlagen, Beispiele und aktuelle Gerichtsurteile verdeutlichen die Bedeutung des Beschlusses für die erfolgreiche Planung und Durchführung von Bauvorhaben. Durch den umfassenden Überblick und die Beantwortung der häufigsten Fragen zum Thema erhalten Bauherren, Anwohner und andere Interessierte ein fundiertes Verständnis für das Thema und seine Auswirkungen auf Bauvorhaben.

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