Künstliche Intelligenz (KI) ist eine Schlüsseltechnologie, die in vielen Bereichen Anwendung findet und große Potenziale für Innovation und Wachstum bietet. Gleichzeitig wirft KI auch ethische, rechtliche und soziale Fragen auf, die eine angemessene Regulierung von KI-Systemen erfordern. In diesem Text werden die wichtigsten Herausforderungen und Ziele einer Regulierung erläutert und einige Beispiele für bestehende und geplante Initiativen auf nationaler und internationaler Ebene vorgestellt.

Inhaltsverzeichnis

  1. Rechtliche Grundlagen und Rahmenbedingungen
  2. Datenschutz und KI: DSGVO und KI-Anwendungen
  3. Haftungsfragen bei KI-Systemen
  4. Künstliche Intelligenz und Urheberrecht
  5. Ethik und Regulierung von KI-Systemen: Ethische Richtlinien
  6. Branchenspezifische Regulierungen: Beispiele aus verschiedenen Industrien
  7. Internationale Perspektiven: KI-Regulierung in verschiedenen Ländern
  8. Aktuelle Gerichtsurteile und ihre Auswirkungen auf KI-Regulierung
  9. Zukünftige Entwicklungen und Trends in der KI-Regulierung
  10. Kurz zusammengefasst

Rechtliche Grundlagen und Rahmenbedingungen

Die Regulierung von Künstlicher Intelligenz (KI) ist ein aktuelles und wichtiges Thema, das sowohl die Entwicklung als auch die Nutzung von KI-Anwendungen betrifft. Die Europäische Union hat im April 2021 einen Vorschlag für eine Verordnung zur Festlegung harmonisierter Vorschriften für KI vorgelegt, der auf einem risikobasierten Ansatz beruht.

Je nach Risikoklasse der KI-Systeme gelten unterschiedliche Anforderungen und Pflichten für die Anbieter und Nutzer der Systeme. Zudem müssen die Grundrechte der betroffenen Personen und die geltenden Datenschutzbestimmungen beachtet werden.

Einige Beispiele für die rechtlichen Grundlagen und Rahmenbedingungen der Regulierung von KI-Systemen sind:

  • Das Verbot von KI-Anwendungen, die ein unannehmbares Risiko für die Grundwerte der EU darstellen, wie z.B. Social Scoring oder Echtzeit-Gesichtserkennung im öffentlichen Raum (Art. 5 KI-VO-E).
  • Die Einhaltung von Mindeststandards für KI-Anwendungen, die ein hohes Risiko bergen, wie z.B. Sicherheit, Genauigkeit, Robustheit, Transparenz oder menschliche Aufsicht (Art. 8 ff. KI-VO-E).
  • Die Erfüllung von Konformitätsbewertungsverfahren und Zertifizierungsanforderungen für hochriskante KI-Anwendungen, bevor sie in der EU in Verkehr gebracht oder in Betrieb genommen werden können (Art. 16 ff. KI-VO-E).
  • Die Einrichtung eines behördlichen Aufsichtsrahmens mit nationalen Marktüberwachungsbehörden und einer europäischen Koordinierungsstelle für Künstliche Intelligenz (Art. 59 ff. KI-VO-E).
  • Die Wahrung des Rechts auf informationelle Selbstbestimmung und des Schutzes personenbezogener Daten bei der Verarbeitung von Daten durch KI-Anwendungen, insbesondere bei automatisierten Entscheidungen oder Profiling (Art. 22 DSGVO).

Datenschutz und KI: DSGVO und KI-Anwendungen

Datenschutz und KI sind zwei wichtige Themen, die eng miteinander verknüpft sind. KI-Anwendungen basieren oft auf der Verarbeitung von personenbezogenen Daten, die dem Schutz der Europäischen Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) unterliegen.

Die DSGVO enthält verschiedene Vorgaben für den Einsatz von KI, die sowohl die Rechte der betroffenen Personen als auch die Pflichten der Verantwortlichen und Auftragsverarbeiter berücksichtigen. Einige dieser Vorgaben sind:

I. Transparenz: Die betroffenen Personen müssen über die Verwendung ihrer Daten für KI-Zwecke informiert werden und das Recht haben, eine menschliche Überprüfung oder Intervention zu verlangen, wenn die KI automatisierte Entscheidungen trifft, die sie rechtlich oder erheblich beeinträchtigen.

II. Zweckbindung: Die personenbezogenen Daten dürfen nur für den Zweck verwendet werden, für den sie erhoben wurden, oder für einen mit diesem vereinbarten Zweck. Eine Weiterverarbeitung für andere Zwecke ist nur zulässig, wenn eine gesetzliche Grundlage dafür besteht oder die betroffene Person ihre Einwilligung erteilt hat.

III. Datensicherheit: Die personenbezogenen Daten müssen vor unbefugtem Zugriff, Verlust oder Zerstörung geschützt werden. Dazu müssen geeignete technische und organisatorische Maßnahmen ergriffen werden, wie z.B. Verschlüsselung, Anonymisierung oder Pseudonymisierung.

IV. Datenminimierung: Die personenbezogenen Daten müssen auf das notwendige Maß beschränkt werden, das für die Erreichung des Zwecks erforderlich ist. Es dürfen nicht mehr Daten verarbeitet werden, als unbedingt nötig.

V. Rechenschaftspflicht: Die Verantwortlichen und Auftragsverarbeiter müssen nachweisen können, dass sie die DSGVO einhalten und die Grundsätze der Datenverarbeitung beachten. Dazu müssen sie Dokumentationen führen, Risikobewertungen durchführen und Datenschutz-Folgenabschätzungen erstellen.

Beispiele für KI-Anwendungen, die der DSGVO unterliegen, sind z.B. Gesichtserkennungssysteme, Sprachassistenten oder personalisierte Werbung. Bei diesen Anwendungen müssen die betroffenen Personen über die Funktionsweise und die möglichen Folgen der KI informiert werden und ihre Einwilligung geben, wenn ihre Daten verarbeitet werden sollen. Außerdem müssen sie das Recht haben, ihre Einwilligung jederzeit zu widerrufen, ihre Daten zu berichtigen oder zu löschen.

Aktuelle Gerichtsurteile und Gesetze zeigen, dass der Datenschutz bei KI-Anwendungen ein wichtiges Thema ist, das ständig weiterentwickelt wird. So hat z.B. der Europäische Gerichtshof (EuGH) im Oktober 2020 entschieden, dass die Mitgliedstaaten keine nationalen Gesetze erlassen dürfen, die eine umfassende und anlasslose Speicherung von Telekommunikationsdaten erlauben. Dies würde gegen das Grundrecht auf Datenschutz verstoßen.

Auch die Europäische Kommission hat im April 2021 einen Vorschlag für eine Verordnung über künstliche Intelligenz vorgelegt, die einen rechtlichen Rahmen für den Einsatz von KI in der EU schaffen soll. Der Vorschlag sieht u.a. vor, dass bestimmte KI-Anwendungen mit hohem Risiko für die Grundrechte verboten oder streng reguliert werden sollen.

Haftungsfragen bei KI-Systemen

Wer haftet, wenn ein KI-System einen Schaden verursacht? Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten, da es verschiedene Rechtsgrundlagen und Haftungsszenarien gibt.

Produkthaftung, Verschuldenshaftung und Vertragshaftung sind drei Arten von Haftung, die bei der Anwendung von KI-Systemen relevant sein können. Die EU-Kommission hat im September 2022 Vorschläge für neue Rechtsvorschriften gemacht, die die Haftungsregeln für KI-Systeme anpassen und klären sollen.

Diese Vorschläge sollen den Schutz der Verbraucher und der Grundrechte gewährleisten und gleichzeitig die Innovation und das Vertrauen in die KI fördern.

Die Haftungsfragen bei KI-Systemen sind komplex und erfordern eine professionelle Rechtsberatung. Es ist wichtig, sich über die Risiken und Pflichten zu informieren und geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um Schäden zu vermeiden oder zu minimieren.

Künstliche Intelligenz und Urheberrecht

Künstliche Intelligenz (KI) ist eine Technologie, die immer mehr Anwendungsbereiche erobert und auch kreative Leistungen hervorbringen kann. Doch wer ist der Urheber von KI-generierten Werken, wie Texten, Bildern oder Musik? Und wie ist das Urheberrecht von KI selbst geregelt?

Das deutsche Urheberrecht schützt nur persönliche geistige Schöpfungen, die eine individuelle Prägung aufweisen. Das bedeutet, dass der Urheber ein menschliches Wesen sein muss, das eine eigene schöpferische Leistung erbracht hat. KI-generierte Werke, die ohne menschlichen Einfluss entstehen, fallen daher nicht unter den urheberrechtlichen Schutz.

Allerdings kann es sein, dass der Mensch, der die KI programmiert oder trainiert hat, oder der die KI mit einem bestimmten Auftrag oder einer Anweisung versehen hat, als Miturheber angesehen werden kann, wenn er einen wesentlichen Beitrag zu dem Werk geleistet hat. Dies ist jedoch eine Frage des Einzelfalls und hängt von der Art und dem Grad der menschlichen Beteiligung ab.

Außerdem kann die KI selbst nicht als Urheber anerkannt werden, da sie kein Rechtssubjekt ist und keine eigene Persönlichkeit besitzt. Die KI ist lediglich ein Werkzeug, das vom Menschen eingesetzt wird. Daher kann die KI auch keine Rechte oder Pflichten aus dem Urheberrecht haben.

Das Urheberrecht von KI selbst ist ebenfalls nicht eindeutig geregelt. Die KI kann als Software angesehen werden, die als Computerprogramm urheberrechtlich geschützt ist. Allerdings gilt dieser Schutz nur für den Quellcode und nicht für die Funktionsweise oder das Ergebnis der KI. Zudem kann sich die KI durch maschinelles Lernen selbst verändern und weiterentwickeln, was zu Fragen der Abgrenzung und Zurechnung führt.

Das Thema Künstliche Intelligenz und Urheberrecht wirft also viele rechtliche Herausforderungen auf, die noch nicht abschließend geklärt sind. Es bedarf einer Anpassung des bestehenden Rechtsrahmens an die neuen technologischen Entwicklungen und eine Abwägung der Interessen der verschiedenen beteiligten Akteure.

Einige Beispiele für KI-generierte Werke sind:

  • Das Porträt eines fiktiven Edmond de Belamy, das aus einem Datensatz von 15.000 Porträts entstanden ist und 2018 bei Christie’s versteigert wurde.
  • Die Vervollständigung von Beethovens 10. Symphonie durch eine KI, die auf den Stilelementen des Komponisten basiert.
  • Die Erstellung von Texten durch den Textgenerator ChatGPT, der auf einem tiefen neuronalen Netzwerk beruht und Sprachmuster und Zusammenhänge erkennt.

Ethik und Regulierung von KI-Systemen: Ethische Richtlinien

Die Entwicklung und Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) wirft eine Reihe von ethischen Fragen auf, die sowohl die Werte als auch die Rechte der Menschen betreffen. Um eine verantwortungsvolle und menschenzentrierte KI zu fördern, haben verschiedene internationale Organisationen und Institutionen ethische Leitlinien und Empfehlungen erarbeitet, die Orientierung für die Gestaltung und Anwendung von KI-Systemen bieten sollen. Einige Beispiele sind:

Die UNESCO-Empfehlung zur Ethik der Künstlichen Intelligenz

Sie wurde im November 2021 von den 193 UNESCO-Mitgliedstaaten verabschiedet. Sie setzt einen global gültigen Völkerrechtstext zur ethischen Entwicklung und Nutzung von KI und gibt klare Handlungsaufträge für die Regierungen der UNESCO-Mitgliedstaaten in elf Politikfeldern, darunter Bildung, Kultur, Kommunikation, Arbeit und Gesundheit.

Die Ethischen Leitlinien für eine vertrauenswürdige Künstliche Intelligenz der Europäischen Kommission

Sie wurde im April 2019 veröffentlicht. Sie definieren sieben Schlüsselanforderungen für eine vertrauenswürdige KI, wie zum Beispiel Respekt für die menschliche Autonomie, Vermeidung von Schäden, Fairness und Transparenz.

Der Kodex für Smart Living des BMWK-geförderten Projekts ForeSight

Er wurde im September 2021 vorgestellt. Dabei richtet sich der Kodex an Entwicklerinnen und Entwickler von KI-Methoden für Smart-Living-Anwendungen und gibt ihnen sieben Kern-Indikatoren vor, die bei der Entwicklung zu überprüfen sind, wie zum Beispiel Nutzerfreundlichkeit, Datenschutz und Nachhaltigkeit.

Den Regelwerken haben gemein, dass sie auf ethische Grundsätze zielen, die von KI-Systemen eingehalten werden müssen: Achtung der menschlichen Autonomie, Schadensverhütung sowie Fairness und Erklärbarkeit. Diese Grundsätze sollen sicherstellen, dass KI dem Wohl der Menschen und der Gesellschaft dient und nicht zu Diskriminierung, Manipulation oder Verletzung von Menschenrechten führt.

Branchenspezifische Regulierungen: Beispiele aus verschiedenen Industrien

Die die zunehmende Verbreitung von KI-Systemen auch branchenspezifische Regulierungen, um mögliche Risiken und Haftungsfragen zu adressieren. In diesem Text werden einige Beispiele für branchenspezifische KI-Regulierungen aus verschiedenen Industrien vorgestellt.

1. Automobilindustrie: Im Bereich der autonomen Fahrzeuge sind KI-Systeme essenziell für die Steuerung und Navigation. Die Regulierung von KI konzentriert sich auf Sicherheitsstandards und Haftungsfragen.

In den USA hat die National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA) Leitlinien für autonome Fahrzeuge veröffentlicht, die technische Anforderungen und Testverfahren enthalten. In Europa hat die Wiener Straßenverkehrskonvention von 1968 im Jahr 2016 eine Änderung erfahren, um autonome Fahrzeuge in den rechtlichen Rahmen einzubinden.

2. Gesundheitswesen: KI-Anwendungen im Gesundheitswesen, wie Diagnoseunterstützungssysteme oder medizinische Bildgebung, müssen strenge Datenschutz- und Sicherheitsanforderungen erfüllen. Die EU-Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) und die US-amerikanische Health Insurance Portability and Accountability Act (HIPAA) sind Beispiele für Gesetze, die den Umgang mit sensiblen Patientendaten regeln.

3. Finanzdienstleistungen: KI-Systeme werden im Finanzsektor eingesetzt, um Risikobewertungen, Kreditvergabeentscheidungen und Betrugserkennung zu optimieren. Regulierungsbehörden wie die Europäische Bankenaufsicht (EBA) und die US-amerikanische Securities and Exchange Commission (SEC) veröffentlichen Leitlinien und Anforderungen für den Einsatz von KI in diesem Sektor, um Fairness, Transparenz und Datenschutz zu gewährleisten.

4. Telekommunikation: In der Telekommunikationsbranche ermöglichen KI-Systeme verbesserte Netzwerk- und Ressourcenverwaltung. Die Federal Communications Commission (FCC) in den USA und die Body of European Regulators for Electronic Communications (BEREC) in Europa sind Beispiele für Regulierungsbehörden, die Leitlinien für den Einsatz von KI in dieser Branche erlassen.

5. Energie und Umwelt: KI-Anwendungen in der Energie- und Umweltbranche, wie Smart Grids oder Klimamodellierung, unterliegen ebenfalls spezifischen Regulierungen. Beispielsweise hat die Europäische Kommission im Rahmen des European Green Deal eine KI-Strategie vorgestellt, die den nachhaltigen Einsatz von KI-Systemen in diesem Sektor fördern soll.

Diese Beispiele zeigen, dass branchenspezifische Regulierung von KI-Systemen notwendig sind, um den sicheren und verantwortungsvollen Einsatz von KI-Technologien in verschiedenen Industrien zu gewährleisten. Dabei ist es wichtig, dass Gesetzgeber und Regulierungsbehörden sowohl die Chancen als auch die Herausforderungen von KI berücksichtigen, um einen ausgewogenen und zukunftsorientierten rechtlichen Rahmen zu schaffen.

Internationale Perspektiven: KI-Regulierung in verschiedenen Ländern

Künstliche Intelligenz  ist ein globales Phänomen, das Länder auf der ganzen Welt dazu veranlasst, ihre rechtlichen Rahmenbedingungen für den Einsatz von KI-Systemen anzupassen. In diesem Abschnitt werden einige internationale Perspektiven zur Regulierung von KI-Systemen in verschiedenen Ländern vorgestellt.

Europäische Union (EU): Die EU hat im April 2021 einen Vorschlag für eine KI-Regulierung veröffentlicht, der ein rechtliches Rahmenwerk für KI-Systeme in den Mitgliedstaaten schaffen soll. Der Vorschlag konzentriert sich auf die Einstufung von KI-Systemen nach ihrem Risikopotenzial und legt Anforderungen an Transparenz, Sicherheit und Datenschutz fest. Die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) ist ein weiteres wichtiges Werkzeug in der EU.

Vereinigte Staaten (USA): In den USA gibt es derzeit keine umfassende Bundesgesetzgebung zur Regulierung von KI. Allerdings haben mehrere Bundesbehörden, wie die Federal Trade Commission (FTC) und die National Institute of Standards and Technology (NIST), Leitlinien und Empfehlungen für den Einsatz von KI veröffentlicht. Auf Bundesebene haben einige US-Bundesstaaten eigene Gesetze und Vorschriften zur KI-Regulierung erlassen, beispielsweise im Bereich der Gesichtserkennungstechnologie.

China: China hat in den letzten Jahren umfangreiche Investitionen in KI-Technologien getätigt und strebt an, bis 2030 Weltmarktführer in diesem Bereich zu werden. Die chinesische Regierung hat im Juni 2021 Leitlinien für die Entwicklung von KI veröffentlicht, die Grundsätze wie Fairness, Transparenz und Sicherheit betonen. Zudem wurden im Januar 2021 neue Datenschutzgesetze erlassen, die den Umgang mit persönlichen Informationen bei KI-Anwendungen regeln.

Vereinigtes Königreich (UK): Trotz des Brexits orientiert sich das Vereinigte Königreich weiterhin an der EU-Regulierung und hat im Mai 2021 einen KI-Strategieentwurf vorgestellt, der sich auf ethische und gesellschaftliche Aspekte von KI konzentriert. Das britische Information Commissioner’s Office (ICO) hat außerdem Leitlinien zur Einhaltung der Datenschutzgesetze im Zusammenhang mit KI veröffentlicht.

Kanada: Kanada hat im Juni 2017 eine nationale KI-Strategie ins Leben gerufen und sich auf die Förderung von KI-Forschung und -Entwicklung konzentriert. Die kanadische Regierung hat zudem Leitlinien für den verantwortungsvollen Einsatz von KI in der öffentlichen Verwaltung veröffentlicht und arbeitet an der Entwicklung von Datenschutzregeln für KI-Anwendungen.

Diese internationalen Perspektiven zeigen, dass Länder weltweit bemüht sind, die Herausforderungen und Chancen von KI-Technologien zu erkennen und entsprechende Regulierungen zu entwickeln. Ein koordinierter und kohärenter internationaler Ansatz zur Regulierung von KI-Systemen könnte dabei helfen, einheitliche Standards zu etablieren und grenzüberschreitende Zusammenarbeit zu fördern.

Aktuelle Gerichtsurteile und ihre Auswirkungen auf KI-Regulierung

Obwohl es bisher nur wenige Gerichtsurteile gibt, die sich direkt auf Künstliche Intelligenz beziehen, haben einige Fälle dennoch Auswirkungen auf die KI-Regulierung und -Gesetzgebung. Im Folgenden werden einige Beispiele für solche Gerichtsentscheidungen und ihre Implikationen vorgestellt:

1. Google Spain v. AEPD und Mario Costeja González (2014): Dieser Fall, der vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) verhandelt wurde, etablierte das „Recht auf Vergessenwerden“ als Teil des europäischen Datenschutzrechts.

Obwohl der Fall nicht direkt KI-bezogen war, hat er Auswirkungen auf KI-Systeme, die personenbezogene Daten verarbeiten. KI-Anwendungen müssen nun sicherstellen, dass sie das Recht auf Vergessenwerden einhalten, indem sie personenbezogene Daten löschen, wenn dies von den betroffenen Personen gefordert wird.

2. Wirtschaftsakademie Schleswig-Holstein v. ULD (2018): In diesem Fall entschied der EuGH, dass Betreiber von Facebook-Seiten gemeinsam mit Facebook für die Verarbeitung von personenbezogenen Daten verantwortlich sind. Dieses Urteil hat Implikationen für KI-Anwendungen, die auf Plattformen wie Facebook betrieben werden, indem es die Verantwortung für Datenschutz und Einhaltung gesetzlicher Vorgaben auf die Betreiber solcher Anwendungen ausdehnt.

3. Loomis v. Wisconsin (2016): In diesem US-amerikanischen Fall ging es um den Einsatz eines KI-gestützten Risikobewertungssystems bei der Strafzumessung. Das Urteil des Bundesgerichts von Wisconsin bestätigte die Verwendung solcher Systeme, solange die Ergebnisse transparent sind und die Angeklagten die Möglichkeit haben, die Validität der verwendeten Algorithmen zu hinterfragen.

4. Bridging the Gap between Algorithmic Decision Making and Ethics (2020): In diesem Fall entschied das Verwaltungsgericht von Amsterdam, dass der Einsatz eines KI-Systems zur automatisierten Erkennung von Sozialleistungsbetrug gegen die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) verstößt. Dieses Urteil hat wichtige Implikationen für die Regulierung von KI-Systemen, insbesondere in Bezug auf Fairness, Diskriminierung und Datenschutz.

Diese Gerichtsurteile zeigen, dass die Rechtsprechung begonnen hat, sich mit den Herausforderungen und Fragestellungen im Zusammenhang mit KI-Systemen auseinanderzusetzen. Sie verdeutlichen auch, dass die Regulierung und Gesetzgebung in diesem Bereich weiterhin angepasst und erweitert werden muss, um den sich entwickelnden Technologien und ihren Auswirkungen auf die Gesellschaft gerecht zu werden.

Zukünftige Entwicklungen und Trends in der KI-Regulierung

Was die Zukunft für die KI-Regulierung bereithält, zeigt der Verordnungsentwurf der EU-Kommission vom 21. April 2021. Dieser sieht einen risikobasierten Ansatz vor, der je nach Gefährdungspotenzial von KI-Systemen unterschiedliche Anforderungen und Pflichten bietet. Dabei werden vier Risikostufen unterschieden:

Verbotene KI: Dies sind KI-Systeme, die eine klare Gefahr für die Sicherheit, die Lebensgrundlagen oder die Rechte der Menschen darstellen, wie z.B. KI zur Manipulation menschlichen Verhaltens oder zur Bewertung sozialen Verhaltens durch Behörden (Social Scoring).

KI mit hohem Risiko: Dazu gehören KI-Systeme, die mit einem Produktsicherheitsrisiko oder einem hohen Einfluss auf das Leben oder die Grundrechte der Menschen verbunden sind, wie z.B. KI für autonomes Fahren, Drohnen oder Medizintechnik. Für diese KI-Systeme gelten strenge Anforderungen an die Qualität der Daten, die Genauigkeit und Robustheit der KI sowie an die Dokumentation, Rückverfolgbarkeit, Transparenz und menschliche Aufsicht.

KI mit geringem Risiko: Darunter fallen KI-Systeme, die zwar nicht mit einem hohen Risiko verbunden sind, aber dennoch eine gewisse Transparenz erfordern, wie z.B. Chatbots oder Deepfakes. Diese KI-Systeme müssen so gestaltet sein, dass natürliche Personen darüber informiert werden, dass sie mit einem KI-System interagieren.

KI mit minimalem Risiko: Bei diesen KI-Systemen handelt es sich um Angebote, die keine wesentlichen Auswirkungen auf die Rechte oder Sicherheit der Menschen haben, wie z.B. Spiele oder Spamfilter. Für diese KI-Systeme sieht der Verordnungsentwurf keine zusätzlichen regulatorischen Vorgaben vor.

Der Verordnungsentwurf ist ein wichtiger Schritt zur Schaffung eines einheitlichen und verlässlichen Rechtsrahmens für KI in der EU. Er soll sowohl den Schutz der Grundrechte und Werte als auch die Förderung von Innovation und Wettbewerbsfähigkeit gewährleisten.

Allerdings wirft der Verordnungsentwurf auch einige offene Fragen auf, wie z.B. die Abgrenzung und Einordnung von KI-Systemen nach Risikostufen, die praktische Umsetzung und Überwachung der Anforderungen und Pflichten sowie die Koordination mit anderen Rechtsbereichen wie dem Datenschutzrecht oder dem Urheberrecht. Diese Fragen werden voraussichtlich Gegenstand des weiteren Gesetzgebungsprozesses sein, an dem das Europäische Parlament und der Rat beteiligt werden.

Kurz zusammengefasst

Die Regulierung von KI-Systemen ist ein aktuelles und wichtiges Thema, das sowohl die Entwicklung als auch die Nutzung von KI-Anwendungen in der EU beeinflussen wird. Die Regulierung von KI wird somit sowohl Chancen als auch Herausforderungen für Anbieter und Nutzer von KI-Systemen mit sich bringen. Es ist daher ratsam, sich frühzeitig mit den möglichen Auswirkungen des Legislativvorschlags auseinanderzusetzen und sich auf die künftigen Anforderungen vorzubereiten.

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