Die Verbotene Eigenmacht ist ein zentrales Thema im deutschen Recht, das sowohl für Juristen als auch für Laien interessant und relevant ist. In diesem Artikel erhalten Sie einen umfassenden Überblick über die verschiedenen Aspekte der verbotenen Eigenmacht. Wir werden die rechtlichen Grundlagen erläutern sowie Beispiele und Anwendungsfälle aufzeigen. Sie werden auch Antworten auf häufig gestellte Fragen (FAQs) finden.

Gliederung

  1. Gesetzliche Grundlagen der verbotenen Eigenmacht
  2. Anwendungsbereiche der verbotenen Eigenmacht
  3. Beispiele für verbotene Eigenmacht
  4. Rechtsfolgen und Ansprüche bei verbotener Eigenmacht
  5. Räumungsklage: Verfahren und Vorgehen
  6. FAQs: Häufig gestellte Fragen

Gesetzliche Grundlagen der verbotenen Eigenmacht

Die verbotene Eigenmacht ist im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) geregelt. Der zentrale Paragraph hierbei ist § 858 BGB. Die Vorschrift verbietet es, in das Besitzrecht einer anderen Person einzugreifen, ohne dass für diesen Eingriff eine rechtliche Grundlage besteht.

§ 858 BGB:

(1) Wer in den Besitz eines anderen ohne dessen Willen eingreift, handelt, außer im Falle der verjährungsrechtlichen Ersitzung, widerrechtlich und kann auf Beseitigung des Eingriffs in Anspruch genommen werden.
(2) Wer die durch den Eingriff verursachte Beeinträchtigung des Besitzes aufrechterhält, handelt, sofern er nicht im Falle der Ersitzung die Fortsetzung der Beeinträchtigung besitzrechtlich erlangt, widerrechtlich und kann auf Unterlassung in Anspruch genommen werden.

Die verbotene Eigenmacht ist also ein unerlaubter Eingriff in den Besitz eines anderen, der von dem Betroffenen abgewehrt werden kann. Der Besitzer hat hierbei verschiedene Ansprüche gegen den Eigentümer, wie zum Beispiel auf Beseitigung, Unterlassung oder Schadensersatz.

Anwendungsbereiche der verbotenen Eigenmacht

Der Anwendungsbereich der verbotenen Eigenmacht erstreckt sich auf verschiedene zivilrechtliche Rechtsgebiete. Insbesondere im Besitzschutzrecht, Mietrecht und Sachenrecht spielt sie eine zentrale Rolle. Nachfolgend einige Beispiele für Anwendungsbereiche:

  • Eingriffe in den Besitz von Grundstücken oder Gebäuden
  • Wegnahme oder Nutzung von Fahrzeugen, Fahrrädern oder anderen beweglichen Sachen
  • Eintritt in Mietwohnungen ohne Erlaubnis des Mieters

Wichtig ist dabei zu wissen, dass die verbotene Eigenmacht sowohl in Bezug auf den unmittelbaren Besitzer, also diejenige Person, die die tatsächliche Gewalt über die Sache ausübt, als auch in Bezug auf den mittelbaren Besitzer, zum Beispiel den Vermieter einer Wohnung, gelten kann.

Beispiele für verbotene Eigenmacht

Im Laufe der Zeit ist eine Vielzahl von unterschiedlichen Fällen aufgetreten, in denen die verbotene Eigenmacht eine Rolle gespielt hat. Hier einige Beispiele für verbotene Eigenmacht aus der Rechtsprechung:

  • Wegnahme von Gegenständen: Eine Person entwendet einem anderen das Fahrrad, ohne hierfür eine rechtliche Grundlage zu haben.
  • Parkplatzblockade: Ein Autofahrer parkt sein Fahrzeug auf dem privaten Parkplatz eines anderen und verhindert so dessen Nutzung.
  • Unerlaubte Wohnungsnutzung: Ein Vermieter betritt die Wohnung seines Mieters ohne dessen Erlaubnis und nimmt in der Wohnung liegende Gegenstände an sich.
  • Aufstellen von Schranken an einem Weg: Ein Eigentümer eines Grundstücks stellt ohne rechtliche Grundlage Schranken an einem öffentlichen Weg auf, der über sein Grundstück führt, und verhindert so die Nutzung des Weges durch andere Menschen.

Rechtsfolgen und Ansprüche bei verbotener Eigenmacht

Bei verbotener Eigenmacht stehen dem Besitzer verschiedene Ansprüche gegen den Störer zu. Diese sind insbesondere auf Beseitigung der Beeinträchtigung (§ 862 BGB), Unterlassung der Störung (§ 1004 BGB) und Schadensersatz (§ 823 BGB) gerichtet. Außerdem kann der Betroffene gegebenenfalls auch die Herausgabe der Sache (§ 985 BGB) oder die Zahlung einer Nutzungsentschädigung (§ 812 BGB) verlangen.

Häufig ist die verbotene Eigenmacht auch mit einer Zuwiderhandlung gegen ein Urteil oder eine einstweilige Verfügung verbunden. In diesen Fällen kann der Betroffene Ordnungsmittel, wie zum Beispiel ein Ordnungsgeld oder Ordnungshaft, beantragen (§ 890 ZPO).

Räumungsklage: Verfahren und Vorgehen

Bei verbotener Eigenmacht, die in Zusammenhang mit dem widerrechtlichen Besitz einer Wohnung oder eines Grundstücks steht, ist häufig eine Räumungsklage erforderlich. Hierbei handelt es sich um ein gerichtliches Verfahren, mit dem der rechtmäßige Besitzer die Räumung der Wohnung oder des Grundstücks durchsetzen kann. Die Räumungsklage ist insbesondere im Mietrecht von großer Bedeutung, wenn ein Mieter die Wohnung nicht freiwillig räumt, obwohl der Mietvertrag gekündigt wurde.

Der Ablauf einer Räumungsklage gliedert sich wie folgt:

  • Antrag auf Erlass eines Räumungstitels durch den Kläger (z.B. Vermieter)
  • Zustellung des Räumungstitels an den Beklagten (z.B. Mieter)
  • Widerspruch des Beklagten oder Anerkenntnis des Räumungsanspruchs
  • Gerichtliche Prüfung des Räumungsanspruchs
  • Erlass des Räumungsurteils
  • Vollstreckung des Räumungsurteils durch den Gerichtsvollzieher

FAQs: Häufig gestellte Fragen

Im Folgenden finden Sie Antworten auf häufig gestellte Fragen zum Thema verbotene Eigenmacht:

Was ist unter verbotener Eigenmacht zu verstehen?

Verbotene Eigenmacht ist ein Eingriff in jemandes Besitzrecht ohne rechtliche Grundlage. Eine Person handelt in verbotener Eigenmacht, wenn sie sich ohne rechtliche Befugnis im Besitz einer Sache befindet oder die Nutzung einer Sache verhindert.

Was sind die rechtlichen Grundlagen für die verbotene Eigenmacht?

Die gesetzlichen Grundlagen für die verbotene Eigenmacht finden sich im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB), insbesondere in § 858 BGB.

Welche Rechtsfolgen hat verbotene Eigenmacht?

Verbotene Eigenmacht kann zu verschiedenen Ansprüchen führen, wie etwa auf Beseitigung der Beeinträchtigung, Unterlassung der Störung, Herausgabe der Sache, Schadensersatz oder Nutzungsentschädigung.

Was ist der Unterschied zwischen Besitz und Eigentum?

Besitz bezieht sich auf die tatsächliche Kontrolle und Nutzung einer Sache (z.B. einer Wohnung), während Eigentum ein rechtliches Verhältnis zwischen einer Person und einer Sache darstellt. Eine Person kann im Besitz einer Sache sein, ohne deren Eigentümer zu sein.

Welche Rolle spielt die verbotene Eigenmacht im Mietrecht?

Im Mietrecht spielt verbotene Eigenmacht eine bedeutende Rolle, zum Beispiel wenn ein Vermieter ohne Erlaubnis des Mieters die Wohnung betritt oder wenn ein Mieter die Wohnung nach Beendigung des Mietverhältnisses nicht ordnungsgemäß räumt.

Wie kann man sich gegen verbotene Eigenmacht wehren?

Die Betroffenen können gegen verbotene Eigenmacht vorgehen, indem sie unter anderem gerichtliche Verfahren einleiten, um die Beseitigung der Beeinträchtigung, Unterlassung der Störung oder Schadensersatz zu erwirken. In bestimmten Fällen kann eine Räumungsklage erforderlich sein.

Fazit

Die verbotene Eigenmacht ist ein zentrales Thema im deutschen Zivilrecht. Sie betrifft eine Vielzahl von Lebensbereichen und kann weitreichende rechtliche Folgen haben. Daher ist es wichtig, sowohl für Juristen als auch für Laien, hierüber informiert zu sein.

Mit diesem Artikel haben Sie einen umfassenden Überblick über die verschiedenen Aspekte der verbotenen Eigenmacht erhalten, einschließlich der rechtlichen Grundlagen, aktuellen Rechtsprechung und Beantwortung der häufig gestellten Fragen. Sie sollten nun in der Lage sein, die Grundlagen der verbotenen Eigenmacht zu verstehen und in verschiedenen Lebenssituationen anzuwenden.

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