Ärztliche Bescheinigung gefälscht: Gehen Sie dagegen vor!

Ärztliche Bescheinigung gefälscht – Ein ernstzunehmendes Problem im Arbeitsrecht. Es ist ein Phänomen, das in der Arbeitswelt immer häufiger auftritt: Mitarbeiter, die eine ärztliche Bescheinigung fälschen, um sich unberechtigt krank zu melden.

Das kann sowohl für Arbeitnehmer als auch für Arbeitgeber gravierende Konsequenzen haben und stellt eine Herausforderung für das betriebliche Zusammenleben dar. In diesem umfangreichen Artikel gehen wir detailliert auf das Thema ein, informieren über die rechtlichen Aspekte und geben praktische Tipps, wie Unternehmen und Betroffene sich verhalten sollten.

Inhalt

  1. Fälschung von ärztlichen Bescheinigungen: Zahlen und Fakten
  2. Rechtliche Grundlagen für den Umgang mit gefälschten Attesten
  3. Wie Arbeitgeber gefälschte Bescheinigungen erkennen können
  4. Der richtige Umgang mit einem Verdacht: Schritte für Arbeitgeber
  5. Mögliche Konsequenzen für Arbeitnehmer
  6. Fehlerhafte Bescheinigungen: Vorsicht ist geboten
  7. Fallstudien: Realitätsnaher Einblick in die Praxis
  8. FAQs zur Thematik ärztliche Bescheinigung gefälscht
  9. Checkliste zur Prävention und Aufdeckung von Attestfälschungen
  10. Abschließende Gedanken

Fälschung von ärztlichen Bescheinigungen: Zahlen und Fakten

Die Fälschung einer ärztlichen Bescheinigung ist kein Kavaliersdelikt. Dennoch ist es ein immer öfter auftretendes Phänomen in der Arbeitswelt. Die Gründe dafür können vielfältig sein: Leistungsdruck, private Belange oder schlichtweg Unzufriedenheit mit der Arbeitssituation.

Ein gefälschtes Attest kann vorübergehend als vermeintlich einfache Lösung erscheinen – doch die rechtlichen und persönlichen Risiken sind enorm.

  • Der Anteil gefälschter Krankschreibungen hat in den letzten Jahren zugenommen – Schätzungen zufolge liegt er bei etwa 5 bis 10 Prozent aller vorgelegten Atteste.
  • Das Phänomen beschränkt sich nicht auf bestimmte Branchen oder Beschäftigungsgruppen.
  • Die Dunkelziffer liegt vermutlich noch weitaus höher.

Rechtliche Grundlagen für den Umgang mit gefälschten Attesten

Die rechtlichen Grundlagen zum Umgang mit gefälschten ärztlichen Bescheinigungen finden sich im deutschen Arbeits-, Sozial- und Strafrecht:

  • § 7 Entgeltfortzahlungsgesetz (EFZG): Darin ist die Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall geregelt. Arbeitnehmer sind verpflichtet, ihrem Arbeitgeber die Arbeitsunfähigkeit unverzüglich mitzuteilen und eine ärztliche Bescheinigung vorzulegen.
  • § 206 Strafgesetzbuch (StGB): Er bestraft den Gebrauch unrichtiger Gesundheitszeugnisse, etwa wenn jemand eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung als wahr ausgibt, obwohl sie von einem gefälschten Attest stammt.
  • § 263 StGB: Der Betrugstatbestand ist erfüllt, wenn ein Arbeitnehmer durch die Vorlage einer gefälschten Bescheinigung Lohnfortzahlungen erschleicht.
  • § 267 StGB: Die Urkundenfälschung liegt vor, wenn das Attest z. B. selbst hergestellt wurde.
  • § 242, 246 Bürgerliches Gesetzbuch (BGB): Je nach Einzelfall kann der Arbeitgeber den Anspruch auf Arbeitsvergütung oder Entgeltfortzahlung ablehnen bzw. geleistete Zahlungen zurückfordern.

Wie Arbeitgeber gefälschte Bescheinigungen erkennen können

Die Entdeckung einer gefälschten ärztlichen Bescheinigung ist oft schwierig. Es gibt jedoch gewisse Anzeichen, die auf eine mögliche Fälschung hindeuten. Diese umfassen:

  • Auffällige Schriftbilder oder Logos
  • Ungewöhnliche Schreibweisen und Fehler
  • Inkorrekter Einsatz medizinischer Fachbegriffe
  • Mögliche Doppelungen von Krankheiten bei unterschiedlichen Ärzten
  • Auffällige Krankheitsmuster (z. B. regelmäßige Montagskrankheiten)

Der richtige Umgang mit einem Verdacht: Schritte für Arbeitgeber

Bei einem begründeten Verdacht auf eine gefälschte ärztliche Bescheinigung sollte der Arbeitgeber folgende Schritte vornehmen:

  1. Umfassende Dokumentation des Vorfalls einschließlich der auffälligen Merkmale des Attests.
  2. Einleitung einer internen Überprüfung: Erfassung der Krankenstände des betroffenen Mitarbeiters und mögliche Auffälligkeiten.
  3. Austausch mit der zuständigen Krankenkasse: Diese kann eine erneute ärztliche Untersuchung veranlassen und dementsprechend Stellung beziehen.
  4. Gespräch mit dem betroffenen Mitarbeiter: Führung einer offenen Aussprache und Möglichkeit zur Stellungnahme.
  5. Je nach Ergebnis der Untersuchungen: Einleitung arbeitsrechtlicher Konsequenzen.

Mögliche Konsequenzen für Arbeitnehmer

Für Arbeitnehmer, die eine gefälschte ärztliche Bescheinigung vorlegen, können sich folgende Konsequenzen ergeben:

  • Kündigung: Der Arbeitgeber kann sowohl eine ordentliche als auch eine außerordentliche fristlose Kündigung aussprechen.
  • Strafrechtliche Folgen: Abhängig von der Art der Fälschung, kann sich der Arbeitnehmer strafbar machen (vgl. § 206, 263 oder 267 StGB).
  • Zivilrechtliche Ansprüche: Der Arbeitgeber kann Schadensersatzansprüche wegen Arbeitsausfällen oder zurückgezahlten Lohnansprüchen geltend machen.
  • Reputationsschäden: Das Image des Arbeitnehmers in der Arbeitswelt und darüber hinaus kann schweren Schaden nehmen.

Fehlerhafte Bescheinigungen: Vorsicht ist geboten

Nicht jede unvollständige oder inhaltlich fehlerhafte Bescheinigung ist gleich eine Fälschung. Es kann auch vorkommen, dass Ärzte oder medizinisches Personal Fehler bei der Ausstellung des Attestes machen.

Hierbei sollten Arbeitnehmer und Arbeitgeber gleichermaßen darauf achten, die Bescheinigung auf ihre Richtigkeit zu überprüfen und fehlerhafte Angaben rechtzeitig korrigieren zu lassen.

Fallstudien: Realitätsnaher Einblick in die Praxis

Im Folgenden stellen wir anonymisierte Mandantengeschichten vor, um einen realitätsnahen Einblick in die Praxis zu geben und die Komplexität der Materie zu verdeutlichen.

  1. Fall A: Ein Mitarbeiter legt ein Attest vor, dessen Stempel unsauber gedruckt ist und bei dem die Schrift der Diagnose untypisch erscheint. Eine Recherche ergibt, dass das Attest nicht von dem angegebenen Arzt stammt. Die Fälschung führt zur fristlosen Kündigung und strafrechtlichen Konsequenzen für den Arbeitnehmer.
  2. Fall B: Eine Arbeitnehmerin legt immer wieder Atteste von verschiedenen Ärzten vor. Zudem fällt auf, dass sie krankheitsbedingt immer um Feiertage und Urlaubszeiten herum ausfällt. Der Arbeitgeber stellt Nachforschungen an und findet heraus, dass zumindest einige Atteste gefälscht sind. Die Arbeitnehmerin wird nach einer Abmahnung fristlos gekündigt.

FAQs zur Thematik ärztliche Bescheinigung gefälscht

Hier sind die gängigsten Fragen und Antworten auf einen Blick.

Kann ein Arbeitgeber rechtlich ein Attest überprüfen lassen?
Ja, bei einem begründeten Verdacht kann der Arbeitgeber die Krankenkasse des Mitarbeiters kontaktieren und diese um eine erneute ärztliche Untersuchung bitten.

Wie verhält sich ein Arbeitnehmer am besten, wenn er eine fehlerhafte Bescheinigung erhalten hat?
Der Arbeitnehmer sollte umgehend seinen Arzt kontaktieren und um eine Korrektur oder Ausstellung einer neuen Bescheinigung bitten. Dem Arbeitgeber sollte mitgeteilt werden, dass eine Korrektur der Bescheinigung vorgenommen wurde, um Missverständnisse zu vermeiden.

Gibt es für den Arbeitgeber Möglichkeiten, der Fälschungsproblematik vorzubeugen?
Präventive Maßnahmen können zum Beispiel in der Verbesserung des Arbeitsklimas bestehen, z. B. durch regelmäßige Mitarbeitergespräche oder in der Einführung einer besseren Work-Life-Balance. Zudem können transparente Regelungen zur Krankmeldung und ein respektvoller Umgang damit beitragen, das Risiko zu minimieren.

Checkliste zur Prävention und Aufdeckung von Attestfälschungen

Die folgende Checkliste soll Arbeitgebern dabei helfen, der Problematik der gefälschten ärztlichen Bescheinigungen entgegenzuwirken:

  1. Transparenz bei Krankmeldungen schaffen und klare Regeln für das Vorgehen bei Arbeitsunfähigkeit festlegen.
  2. Regelmäßige Überprüfung der Krankmeldungen auf mögliche Auffälligkeiten.
  3. Offene und ehrliche Kommunikation mit den Mitarbeitern fördern.
  4. Bei begründetem Verdacht einer Fälschung sorgfältig und umfassend dokumentieren.
  5. Austausch mit der zuständigen Krankenkasse und unter Umständen eine erneute ärztliche Untersuchung anregen.
  6. Gespräch mit dem betroffenen Mitarbeiter führen und Stellungnahme abwarten.
  7. Je nach Situation angemessene arbeitsrechtliche und/oder zivilrechtliche Konsequenzen einleiten.
  8. Anwenden präventiver Maßnahmen, z.B. durch gezielte Mitarbeiterbindung und Förderung eines positiven Arbeitsklimas.

Abschließende Gedanken

Die Fälschung ärztlicher Bescheinigungen stellt in der Arbeitswelt eine erhebliche Herausforderung dar. Die rechtlichen Konsequenzen für den Arbeitnehmer sind gravierend und können im Extremfall zu einer fristlosen Kündigung und strafrechtlichen Folgen führen.

Arbeitgeber sind daher gut beraten, mögliche Anzeichen von gefälschten Attesten ernst zu nehmen und bei begründetem Verdacht entsprechende Schritte einzuleiten.

Zugleich spielt die Prävention eine wichtige Rolle: Offene Kommunikation, Transparenz bei Krankmeldungen und die Förderung eines positiven Arbeitsklimas können dazu beitragen, dass weniger Mitarbeiter auf gefälschte Bescheinigungen zurückgreifen.

Insgesamt ist es entscheidend, bei diesem Thema sowohl für Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer aufmerksam und besonnen zu agieren. Jeder Einzelfall ist verschieden und erfordert individuelle Lösungen. Im Zweifelsfall sollte immer juristischer Rat eingeholt werden, um langfristig tragbare Entscheidungen treffen zu können.

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