Irreführende Werbung ist ein umstrittenes Thema, das immer wieder für Diskussionen und rechtliche Auseinandersetzungen sorgt. Die Verwendung von irreführenden und unzulässigen Werbepraktiken kann zu erheblichen rechtlichen Problemen für die Betreiber von Unternehmen führen. In diesem umfassenden Blog-Beitrag werden wir uns anhand von aktuellen Gerichtsurteilen, Beispielen und FAQs mit den verschiedenen Aspekten irreführender Werbung befassen.

Gesetzliche Grundlagen zu irreführender Werbung

Innerhalb der Europäischen Union ist die irreführende Werbung durch zahlreiche rechtliche Bestimmungen geregelt. Einige der bedeutendsten Gesetze und Verordnungen sind:

  • Richtlinie 2005/29/EG über unlautere Geschäftspraktiken (UGB-Richtlinie)
  • Richtlinie 2006/114/EG über irreführende und vergleichende Werbung
  • Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) in den jeweiligen Mitgliedsstaaten
  • Verordnung (EU) Nr. 1169/2011 über die Lebensmittelinformationsverordnung (LMIV)

Darüber hinaus gibt es auch spezielle Bestimmungen, die Werbung für spezifische Produkte betreffen, wie z. B.:

  • Tabakwerberichtlinie (Richtlinie 2003/33/EG)
  • Verordnung (EG) Nr. 1924/2006 über nährwert- und gesundheitsbezogene Angaben über Lebensmittel (Health Claims Verordnung)

Definition der irreführenden Werbung

Gemäß der UGB-Richtlinie und der Richtlinie über irreführende und vergleichende Werbung gilt eine Werbung als irreführend, wenn sie folgende Merkmale aufweist:

  1. Sie ist unrichtig oder täuschend
  2. Sie beeinflusst die wirtschaftliche Entscheidung des Verbrauchers
  3. Sie führt zu einer Beeinträchtigung des wirtschaftlichen Verhaltens des Verbrauchers

Des Weiteren gibt es laut UWG zusätzliche Aspekte, welche die Irreführung eines Werbeinhalts begründen können, beispielsweise:

  • Weglassen wesentlicher Informationen
  • Verwendung mehrdeutiger Formulierungen
  • Suggestive Beeinflussung der Verbraucher

Beispiele für irreführende Werbung

Um das Verständnis für irreführende Werbung zu vertiefen, werden im Folgenden einige Beispiele angeführt:

Beispiel 1: Falsche Preisangaben

Eine irreführende Preiswerbung kann die beworbene Vergleichspreise oder das Fehlen von Zusatzkosten (z. B. Versandkosten) betreffen. Wenn die Preisangabe offensichtlich nicht der Realität entspricht und der Verbraucher dadurch zum Kauf verleitet wird, liegt ein Verstoß gegen die gesetzlichen Bestimmungen vor.

Beispiel 2: Irreführende Gesundheitsangaben

Lebensmittelunternehmen geben manchmal irreführende oder unzulässige gesundheitsbezogene Angaben auf ihren Produkten an (z. B. „fördert die Konzentration“ oder „unterstützt das Immunsystem“). Wenn solche Angaben nicht wissenschaftlich fundiert oder sogar falsch sind, wird die Werbung als irreführend eingestuft.

Beispiel 3: Unzulässiger Vergleich mit Konkurrenzprodukten

Eine vergleichende Werbung, welche eine direkte oder indirekte Bezugnahme auf einen Mitbewerber oder die von ihm angebotenen Waren oder Dienstleistungen enthält, kann als irreführend gelten, wenn der Vergleich unangemessen oder unzutreffend ist.

Aktuelle Gerichtsurteile zu irreführender Werbung

Im Folgenden werden einige aktuelle Gerichtsurteile vorgestellt, die sich mit irreführender Werbung auseinandersetzen:

Fall 1: Irreführende Werbung für Mobilfunktarife

Ein Mobilfunkanbieter warb mit einem vermeintlich unbegrenzten Datenvolumen, schränkte jedoch die Übertragungsgeschwindigkeit nach Erreichen eines bestimmten Volumens ein. Das Gericht urteilte, dass dies eine irreführende Werbung darstelle, da die „unbegrenzte“ Nutzung des Datenvolumens in Wirklichkeit stark eingeschränkt ist. Als Konsequenz wurde der Anbieter zu einer Unterlassung der Werbeaussage verpflichtet.

Fall 2: Irreführende Angaben über den Energieverbrauch

Ein Online-Händler hatte in seiner Produktbeschreibung für einen Kühlschrank den Energieverbrauch mit einem falschen Wert angegeben. Das Gericht entschied, dass die falsche Angabe irreführend sei und zu einer Irreführung der Verbraucher und einer Beeinflussung ihrer Kaufentscheidung führen könne. Der Händler erhielt eine Abmahnung und eine Unterlassungsaufforderung.

Fall 3: Unzulässiger Gesundheitsbezug auf Lebensmittelverpackung

Ein Hersteller von Sportlernahrung hatte auf der Verpackung seines Produkts den Hinweis „zur Stärkung der Muskulatur“ abgedruckt. Das Gericht befand, dass diese Aussage irreführend sei, da sie einen unzulässigen Gesundheitsbezug darstelle. Hieraus resultierte eine Abmahnung und eine Unterlassungsaufforderung.

Rechtliche Folgen und Sanktionen bei irreführender Werbung

Bei Verstößen gegen die gesetzlichen Bestimmungen zur irreführenden Werbung können verschiedene rechtliche Konsequenzen und Sanktionen drohen. Einige der häufigsten Sanktionen sind:

  • Abmahnungen von Verbraucherschutzverbänden, Mitbewerbern oder anderen Vereinigungen
  • Gerichtliche Anordnung zur Unterlassung der irreführenden Werbung
  • Vertragsstrafe bei Verstoß gegen eine Unterlassungsverfügung
  • Schadensersatzforderungen von Verbrauchern oder Mitbewerbern
  • Ordnungs- und Bußgeldverfahren aufgrund von Verstößen gegen die spezifischen gesetzlichen Regelungen

FAQs: Häufig gestellte Fragen zur irreführenden Werbung

Wie kann ich mich gegen irreführende Werbung wehren?

Als Verbraucher können Sie irreführende Werbung direkt beim Unternehmen beanstanden und ggf. Schadensersatz oder Rückabwicklung des Geschäfts verlangen. Darüber hinaus können Sie sich an Verbraucherschutzverbände, die Wettbewerbszentrale oder die zuständige Aufsichtsbehörde wenden und eine Beschwerde einreichen.

Was sollte ich als Unternehmer beachten, um irreführende Werbung zu vermeiden?

Als Unternehmer sollten Sie prüfen, ob Ihre Werbeaussagen wahrheitsgemäß, vollständig und unmissverständlich sind. Stellen Sie sicher, dass alle wesentlichen Informationen enthalten sind und keine falschen Vergleiche oder unzulässigen Gesundheitsbezüge verwendet werden. Außerdem sollten Sie die geltenden Branchenvorschriften und gesetzlichen Bestimmungen berücksichtigen.

Kann eine kreative oder humorvolle Werbung als irreführend angesehen werden?

Grundsätzlich ist kreative oder humorvolle Werbung zulässig. Allerdings können auch solche Werbebotschaften als irreführend eingestuft werden, wenn sie Falschinformationen enthalten oder die Verbraucher in die Irre führen können. Es sollte daher darauf geachtet werden, dass trotz kreativer Gestaltung die zentralen Informationsinhalte korrekt sind und keine Irreführung entsteht.

Wie ist die Werbung auf sozialen Medien in Bezug auf irreführende Werbung geregelt?

Auch für die Werbung auf sozialen Medien gelten die gesetzlichen Bestimmungen zur irreführenden Werbung. Unternehmen müssen daher auch in diesem Bereich darauf achten, keine irreführenden Inhalte zu veröffentlichen. Influencer und andere Personen, die Werbung auf sozialen Medien betreiben, sind ebenfalls verpflichtet, die gesetzlichen Regelungen einzuhalten und die werbliche Absicht ihrer Beiträge klar zu kennzeichnen.

Fazit

Irreführende Werbung ist ein komplexes Thema, das Unternehmen und Werbetreibende gleichermaßen herausfordert. Die Einhaltung der geltenden gesetzlichen Bestimmungen ist für den langfristigen Erfolg unerlässlich und muss schon bei der Gestaltung von Werbeinhalten berücksichtigt werden. Die Kenntnis der Definition, Beispiele, Gesetze und aktuellen Gerichtsurteile ist ein unverzichtbarer Bestandteil dieses Prozesses.

Wenn Sie weitere Fragen oder Anliegen zu irreführender Werbung haben, empfiehlt es sich, die Dienste eines erfahrenen Rechtsanwalts in Anspruch zu nehmen. Dieser kann Sie bei der Einhaltung der gesetzlichen Regelungen unterstützen, um potenzielle rechtliche Probleme und Sanktionen zu vermeiden.

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